Saison 1968/69: Trainerentlassung von Max Merkel beim 1. FC Nürnberg

Rückblick Trainerentlassung Max Merkel 1. FC Nürnberg

Bildquelle: Anefo / CC0 CC BY-SA 0 [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Der 1. FC Nürnberg ging als Titelverteidiger und erklärter Favorit auf die deutsche Meisterschaft in die Saison 1968/69, doch die Mannschaft von Max Merkel erlebte einen historischen Absturz, der den Trainer den Job kosten sollte. Ende März kam es zum Trainerwechsel, der aber nicht fruchten sollte und so stieg der 1. FC Nürnberg sensationell ab!

Es kam einer Sensation gleich, als der 1. FC Nürnberg Max Merkel, der zuvor beim TSV 1860 München entlassen wurde, am 1. Januar 1967 als neuen Trainer verpflichtete. Und der österreichische Erfolgstrainer konnte die abstiegsbedrohten Franken noch vom 14. auf den 10. Platz führen. In der Folgesaison ging es mit dem Club weiter bergauf, und zwar so weit, dass am Ende der Spielzeit 1967/68 der 1. FC Nürnberg überraschend Deutscher Meister wurde. Der Titelgewinn wurde zu großen Teilen auf den FCN-Trainer Max Merkel zurückgeführt, der seine Mannschaft immer besonders motivieren konnte.

Großer Personalwechsel unter FCN-Trainer Max Merkel

Alles schien perfekt und beim 1. FC Nürnberg hoffte man auf eine erfolgreiche Zukunft. Vor der Saison 1968/69 wurden die Franken als amtierender Meister auch wieder zum heißen Titelfavoriten erklärt und Merkel verkündete, dass „wir wieder vorne mitspielen wollen“. Damit dieses Vorhaben auch in die Tat umgesetzt werden kann und die Mannschaft auch im Europapokal konkurrenzfähig wird, hat der Trainer zum großen Spielerumbruch geblasen.

Gleich zehn Spieler, darunter auch Leistungsträger wie Ferschl, Starek oder Torjäger Brungs, wurden von Merkel aussortiert und abgegeben, während auf der anderen Seite 13 Neuzugänge verbucht wurden. Schließlich wollte der 1. FC Nürnberg-Trainer aus „der Bauernkapelle“, die erst gerade den Meistertitel gewann, ein „Sinfonieorchester“ machen. Das sorgte vor allem unter den Nürnberg-Fans für Unverständnis und heftige Diskussionen.

1968/69: 1. FC Nürnberg mit Trainer Merkel im freien Fall

Die Kritiker sollten Recht behalten, denn in der Saison 1968/69 erlebte der 1. FC Nürnberg unter Max Merkel ein reines Fiasko. Neben einem Fehlstart in der Bundesliga mit zwei Pleiten zum Auftakt schied der amtierende Meister auch gleich in der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister aus, wo man überraschend gegen Ajax Amsterdam den Kürzeren zog. Immerhin schaffte es Merkel, den 1. FCN am 5. Spieltag noch bis auf den 7. Platz in der Bundesliga zu führen, doch danach folgte der langsame Absturz.

 

 

Bis zum Ende der Hinrunde konnte der 1. FC Nürnberg nur noch zwei Spiele gewinnen und wurde in der Tabelle auf den 16. Platz durchgereicht, wo man auch überwinterte. Zum Rückrundenauftakt setzte es gegen Alemannia Aachen gleich die nächste Niederlage und die Franken rutschten auf den letzten Tabellenplatz ab. Die Stimmung im Team und die Beziehung zwischen Trainer Max Merkel und den Spielern wurde immer schlechter, bis sie endgültig zerbrach.

Nürnberg-Abstieg nach Merkel-Entlassung

Am 24. März 1969 kam es zur Trennung und gleichzeitig zur Trainerentlassung von Max Merkel als 1. FC Nürnberg Trainer. Im letzten Spiel unter seiner Regie gab es zwar noch einen 1:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt, doch das angespannte Verhältnis war nicht mehr zu retten. Nachfolger von Max Merkel wurde Robert Körner, der aber bereits nach wenigen Wochen durch Kuno Klötzer abgelöst wurde. In den verbleibenden Spielen konnte aber auch er den 1. FC Nürnberg nicht mehr vor dem Abstieg bewahren.

 

 

Somit stiegen die Franken als bis dato mit der ersten und einzigen deutschen Meisterschaft nach der Gründung der Bundesliga direkt nach dem Titelgewinn ab, was aber auch einer beispiellosen Leistungsdichte in der Bundesliga der Saison 1968/69 geschuldet werden darf. Denn am Ende lagen zwischen Vizemeister Aachen und Absteiger Nürnberg gerade einmal neun Punkte. Max Merkel setzte seine Trainerkarriere erfolgreich in Spanien fort, bevor der kauzige Wiener zur Saison 1974/75 nach Deutschland zurückkehrte und später sein Comeback als Bundesligatrainer feiern sollte.

Meister mit Atlético Madrid

Erwähnen sollte man an dieser Stelle allerdings auch, dass er nach seiner Trainerentlassung beim 1. FC Nürnberg zunächst beim FC Sevilla als Trainer weitermacht und dann bei Atlético Madrid anheuerte. Den Klub führte Max Merkel zur spanischen Meisterschaft führte. Max Merkel wäre nicht Max Merkel, wenn er nicht auch in der spanischen Hauptstadt für Aufsehen gesorgt hätte.

Und so war er ein wenig selbst schuld, als der Vorstand von Atlético Madrid den gebürtigen Wiener trotz des Meistertitels feuerte. Gegenüber der Boulevardzeitung „BILD“ meinte Merkel nämlich, dass es in Spanien ganz schön wäre, wenn es dort bloß keine Spanier gäbe. Diese Aussage wollte man sich bei Atlético Madrid nicht gefallen lassen und ersetzte Merkel durch Luis Aragonés, der Spanien bekanntlich bei der EM 2008 zum EM-Titel führte!

Rückkehr zum TSV 1860 München - Provokante Sprüche auf Schalke

Seine Zeit in Spanien war nun also vorüber und es ging zurück nach Deutschland, wo Max Merkel erneut Trainer bei 1860 München wurde. Eine Saison sollte das Bündnis andauern, eher er sich dem FC Schalke 04 anschloss. Und auch bei den Knappen eckte der Österreicher immer wieder an. Nicht nur, dass er sich mit dem FC Schalke 04 nicht identifizieren konnte, er wusste durchaus zu provozieren.

 

 

Das Schönste an Gelsenkirchen ist die Autobahn nach München.“ – konnte er sich mit diesem Spruch noch unbeliebter machen? Über den 19-fachen Nationalspieler Rüdiger Abramczik sagte Merkel zu seiner Zeit: „Er wird nie Kopfweh bekommen, weil er seinen Kopf nie zum Denken benutzen wird. Ehe er Nationalspieler wird, werde ich Sänger an der Metropolitan Opera.“. Beim FC Schalke 04 sollte er dann auch entlassen werden.

FC Augsburg und die Sache mit dem ÖFB

Lange sollte Max Merkel nicht ohne Trainerjob dastehen, denn es winkte ein Engagement beim FC Augsburg (1976 – 1977). Sonderlich erfolgreich war er dort auch nicht, sodass er ebenfalls seine Trainerentlassung akzeptieren musste.

Weiter ging es in seinem Heimatland, wo er den Posten des Sportdirektors beim ÖFB einnahm. Sein Engagement stieß aber nicht bei allen Beteiligten auf Gegenliebe, denn er hatte auch beim ÖFB Gegenspieler, die mit Merkel nicht wirklich etwas zu tun haben wollten. Das Ziel sollte jedoch sein, Österreich unter dem Sportdirektor die Weltmeisterschaft in Argentinien erreichen, was auch gelang. Merkel wollten viele dennoch nicht mehr an Bord haben.

Er erfüllte zwar seinen Vertrag, eckte aber auch beim ÖFB mit markigen Sprüchen an. So sagte er einst, dass er als Trainer im Ausland täglich mehr Geld verdienen könne. Anders als beim ÖFB in der Funktion des Sportdirektors. Merkel selbst hatte anscheinend auch keine Lust mehr, beim ÖFB tätig zu sein. Spätestens als Karl Stotz verpflichtet wurde, war die Zeit von Max Merkel beim ÖFB beendet!

Max Merkel Trainer bei Bayern, ohne gecoacht zu haben!

1979 sollte er wieder zurück nach Deutschland kehren, wo er als Trainer des FC Bayern München engagiert werden sollte. Blöd nur, dass es sich dabei um einen Alleingang des damaligen Präsidenten des Klubs, Wilhelm Neudecker, handelte. Die Spieler waren nämlich mit der Trainerauswahl des alles andere als einverstanden und weigerten sich, ihn als neuen Trainer zu akzeptieren.

 

 

Neudecker trat zurück und Merkel coachte nicht eine Trainingseinheit beim heutigen deutschen Rekordmeister. Welch ein Farce, die sich in München abspielte. Als Anekdote sicherlich für viele in der heutigen Zeit etwas zum Schmunzeln.

Letzte Station Karlsruher SC

Es schien so, als wäre Max Merkel als Bundesligatrainer ausrangiert. Aber weit gefehlt, denn Ende November des Jahres 1981 übernahm er überraschend die Trainerstelle des Karlsruher SC. Der Empfang der Karlsruher Fans fiel ernüchternd aus, auch wenn rund 30.000 Zuschauer im Stadion waren. Also 10.000 mehr als sonst!

Auf Bannern begrüßte man Max Merkel nicht gerade freundlich. „Merkel, go home“ war hierbei zu lesen. Er ging nicht, sondern blieb bis zum Saisonende beim KSC! Dies sollte aber auch seine letzte Station als Trainer sein. Er beendete danach seine Trainerkarriere.

Merkel nach seiner Trainerkarriere

Aber auch nach seiner recht erfolgreichen Trainerkarriere sollte es um ihn nicht ruhiger werden. Zu seiner Zeit war er als einer der schärfsten Kritiker des damaligen Bundestrainers Jupp Derwall bekannt. Und auch die „BILD“ wollte von seiner spitzen Zunge profitieren und so gewann man ihn für die Kolumne „Max merkelt wieder“!

Hierbei ging es darum, zu Saisonbeginn die Chancen der Bundesligisten unter die Lupe zu nehmen. Fachlich ging es dabei kaum um Analysen, sondern eher um Unterhaltung. Später kam heraus, dass Bernd Stubmann (Redakteur der BILD) als Ghostwriter Merkels Kolumne schrieb.

Verstorben mit 87 Jahren – Merkel der Familienmensch

Es wurde mit der Zeit immer ruhiger um Max Merkel, der verheiratet war und eine Tochter hatte. In den letzten Jahren bis zu seinem Tod, lebte er zurückgezogen in der Nähe von München (Putzbrunn), wo er auch am 28. November 2006 im Alter von 87 Jahren verstarb. Bestattet wurde Merkel in einer Nachbargemeinde seines Wohnortes (Hohenbrunn).

Rückblickend muss man sagen, dass Max Merkel einige interessante Trainerstationen in seiner Vita aufweisen konnte. So war er auch Nationaltrainer der Niederlande, Trainer bei Rapid Wien, beim BVB und bei vielen anderen bekannten Traditionsklubs! In Erinnerung sind aber auch seine Sprüche geblieben, die Ihr gerne in unserem Artikel über seine Trainerentlassung bei der TSV 1860 München nachlesen könnt. Max Merkel



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