Kurt Stöpel – Deutschlands frühester Klassement-Fahrer

Kurt Stöpel im Porträt

Bildquelle: Agence de presse Mondial Photo-Presse / Public domain [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Kurt Stöpel war der erste große deutsche Klassementfahrer, der bei Grand Tours eine prominente Rolle spielen konnte. Ihm gelang dabei nicht nur als erster deutscher Radrennfahrer überhaupt ein Etappensieg bei der Tour de France. Er war auch der erste deutsche Radsportler, der in das gelbe Trikot fahren und die Tour de France mit einem Podiumsplatz (Rang zwei) beenden konnte.

All dies gelang ihm 1932. Im selben Jahr wurde er beim Giro d‘ Italia Fünfter – die beste Platzierung, die bis heute (Stand: März/2020) ein Deutscher erringen konnte! Lediglich Didi Thurau gelang es 1983, diesen Erfolg zu wiederholen.

Da war gutes Rad teuer

In jungen Jahren hegte Kurt Stöpel den Wunsch, Reporter zu werden und arbeitete als Office Boy bei der United Press of America in Berlin – seiner Heimatstadt. Mit dem Geld, das er durch diese Lehre verdiente, finanzierte er sein erstes Fahrrad und war alsbald Feuer und Flamme. Er trainierte vor der Arbeit und nahm zunehmend an regionalen bis überregionalen Rennen teil. Schließlich entschied er sich, seine Bemühungen Vollzeit dem Sport zu widmen und wurde Radrennfahrer. Er kündigte.

Es folgten bemerkenswerte Erfolge als Amateur. Dabei war kein Triumph süßer als der Sieg beim über 600 Kilometer langen Rennen Köln-Berlin. Ein Erfolg, der Kurt Stöpel schließlich ins Profilager trug. Dort sollte er es schließlich zu Ruhm und Anerkennung als Grand Tour Fahrer bringen und auch eine deutsche Meisterschaft erringen. Phasenweise fuhr er gemeinsam mit anderen damaligen Größen des deutschen Radsports, wie Hermann Buse, in einer Mannschaft.

Steckbrief zu Kurt Stöpel

Nationalität: Deutschland

Spitzname: Der Professor

Teams

Diamant (1930-31)

Atala (1932)

Legnano (1933)

Phänomen (1934)

 

 

Die größten Erfolge von Kurt Stöpel

 

  • Bedeutende Amateurrennen:
  • Berlin–Stettin–Berlin (1927)
  • Berlin–Cottbus–Berlin (1928)
  • Köln–Berlin (1929)

Als Profi:

  • Zweitplatzierter bei der Deutschland-Rundfahrt (1930)
  • Zweitplatzierter und Etappensieger bei der Tour de France (1932)
  • Fünftplatzierter beim Giro d'Italia (1932)
  • Rund um Köln (1934)
  • Rund um Berlin (1934)
  • Deutscher Meister im Straßenrennen (1934) *dies wurde damals noch nach Saison-Punkten entschieden

 

Verhinderte nur Pech den Tour de France Sieg?

1932 war zweifelsohne das stärkste Jahr von Kurt Stöpel. Er gewann als erster Deutscher eine Etappe bei der Tour de France, als er die zweite Etappe der Tour de France 1932 für sich entscheiden konnte. Dabei rückte er im Gesamt-Klassement auf Rang eins und wurde erster deutscher Träger des gelben Trikots. Doch am Folgetag hatte er großes Pech, als ihn mechanische Defekte ganze siebenmal vom Rennfahrrad zwangen, was damals noch mit viel zeitraubenderen Reparaturen einherging, als heute. André Leducq, ein französischer Topfahrer der damaligen Zeit, konnte ihn dadurch im Klassement überholen und sollte von da an seinerseits zu seinem insgesamt zweiten Tour de France Sieg eilen.

Kurt Stöpel schaffte es indes immerhin dennoch, seinen zweiten Platz bei der Tour de France zu verteidigen und brachte diesen bis über das Ziel nach Paris – mit 4.520 Kilometern in den Knochen und 30 Pfund leichter! Ein Ergebnis, das erst 64 Jahre später von Jan Ullrich erreicht und im Folgejahr übertroffen wurde, als dieser als erster deutscher Radrennfahrer die Tour de France gewinnen konnte.

Ein echter Allrounder

Kurt Stöpel galt als Allrounder auf hohem Niveau. Eine Qualität, die man ihm auch abseits des Sports attestieren konnte, wo er später als Dolmetscher, als Reiseführer, als Taxiunternehmer, als Sportreporter und einiges mehr sein Geld verdiente. Dem Radsport blieb er einige Zeit noch als Berichterstatter treu.

Er verstarb am 11. Juni 1997 unter unklaren Umständen – nur drei Wochen vor der Tour de France 1997, die Jan Ullrich gewinnen sollte. Im Altersheim trank Kurt Stöpel aus einer Flasche Reinigungsmittel, woran er schließlich verstarb. Umstritten ist, ob er aus Verwirrung oder absichtlich so gehandelt hatte, um seiner Frau Charlotte zu folgen, die zwei Jahre zuvor verstorben war. Ein Verlust, über den Kurt Stöpel laut Angehörigen nie hinweggekommen ist.


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