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Siegemunds mutiger Auftritt unterbrochen – Kohlschreiber gegen Underdog ohne Chance
Das mit großem Abstand erfreulichste Spiel am vierten Tag der French Open 2019 aus deutscher Sicht hat zunächst kein Endergebnis. Beim Stand von 4:4 im entscheidenden dritten Satz wurde die Zweitrundenpartie zwischen Laura Siegemund und der favorisierten Nummer 15 der Setzliste, Belinda Bencic (Schweiz), wegen der eingekehrten Dunkelheit unterbrochen. Somit wird die Finalphase am Donnerstag ausgetragen. Dass das Match noch nicht beendet ist, dürfte indes beide gleichfalls ärgern und freuen, hatten sie doch die ersehnte Ziellinie in unterschiedlichen Momenten bereits vor Augen.
Für drei deutsche Herren war am Mittwoch hingegen nichts zu holen. Weder von Oscar Otte gegen Rekord-Grand-Slam-Sieger Roger Federer noch von Yannick Maden gegen Rekord-French-Open-Sieger Rafael Nadal war ein großer Coup zuvor zu erwarten. Dass jedoch Philipp Kohlschreiber als klarer Favorit gegen den 37-jährigen Franzosen Nicolas Mahut (252. der Weltrangliste Herren) ebenfalls klar in drei Sätzen scheitern würde, hatte man in den Reihen des DTB sicher nicht einkalkuliert. Beim dreifachen 3:6 blieb Kohlschreiber vieles schuldig, vor allem den sichtbaren Versuch, sich taktisch auf den Scharfschützen auf der anderen Seite des Netzes einzustellen.
Achterbahnfahrt mit aggressiver Laura Siegemund und zweifelnder Bencic
Was hingegen Laura Siegemund als 95. der Weltrangliste der Damen lange Zeit auf den Philippe-Chatrier-Court in Paris wuchtete, hatte nicht nur die deutliche Favoritin Belinda Bencic beeindruckt. 6:4, 4:6 und 4:4 stand es nach etwa zwei Stunden und 15 Minuten, bevor die Partie wegen Dunkelheit unterbrochen werden musste. Siegemund selbst hatte nach anderthalb sehr starken Sätzen bereits mit 4:2 geführt, ehe sich der Fehlerteufel zu häufig in ihr Spiel schlich. Ganz zum Glück ihrer lange zweifelnden Gegnerin, die deutlich weniger Winner markierte – zum Zeitpunkt der Unterbrechung 41:9 (!) für Siegemund –, entsprechend aber sicherer spielte. Unforced Errors: 50:24 Siegemund.
Die Deutsche streute nun die Bälle mit vermutlich etwas nachlassender Kondition weiter als zuvor, Belinda Bencic holte sich von den folgenden neun Spielen satte acht – somit auch den Satzausgleich. Nun wiederum sah die Schweizerin wie die sichere Siegerin aus, führte im entscheidenden Durchgang mit zwei Breaks im Vorteil 4:1. Dann wiederum begann die unwiderstehliche Aufholjagd der nun erneut einen direkten Punkt nach dem nächsten erzielenden Deutschen. Von den 14 gespielten Punkten der Spiele sechs bis acht im dritten Abschnitt gewann Siegemund 12.
Erst zu dunkel, Minuten später hell genug?
Minuten zuvor im Satz noch um eine Vertagung wegen der Lichtverhältnisse bittend (1:3), hielt Siegemund den Zeitpunkt der tatsächlichen Unterbrechung (4:4) nun für keinen besonders günstigen. Mut für die Fortsetzung sollte ihr dennoch ihr offensiver Auftritt geben, mit dem sie die Siegerin den Premier-5-Turniers in Dubai vom Frühjahr hinter der Grundlinie fesselte. Auch in der letztlich nicht ausschlaggebenden Gesamtpunktzahl liegt Siegemund klar vorn: 94:82. Zudem waren von vierzehn Netzangriffen der Deutschen zwölf erfolgreich.
Nichts schenkten sich die beiden hingegen mit kleinen Mätzchen, um sich gegenseitig aus dem Konzept zu bringen. Etliche Aufschläge wurden wegen schlechter Ballwürfe abgebrochen, wenngleich wohl noch unbeabsichtigt. Doch die ungewöhnlich langen und kurzen Pausen, je nach Spielsituation, das Gestikulieren und Diskussionen mit der Stuhlschiedsrichterin ließen vermuten, dass beide wohl nicht die dicksten Freundinnen auf der WTA-Tour sind.
Serve and Volley mit dem zweiten Aufschlag auf Sand: Kohlschreiber konnte es nicht verhindern
Von ähnlichen Kopfspielchen waren Philipp Kohlschreiber und Nicolas Mahut am Nachmittag weit entfernt – von einer auch nur annähernd knappen sportlichen Veranstaltung allerdings ebenso. Das hatten etwa die Buchmacher auch vor der Begegnung erwartet, jedoch zugunsten des Deutschen. Dass der Franzose mit Unterstützung seines Publikums in drei Sätzen gewinnen würde, hatten wohl die Wenigsten auf dem Schirm. Das Schlimmste für Kohlschreiber: Die Niederlage gegen den schussgewaltigen Mahut ging auch in der Klarheit vollauf in Ordnung.
Gegen die brettstarken Returns und Angriffe des fast 200 Plätze in der Weltrangliste hinter ihm platzierten Kontrahenten fand er zu selten die passenden Aufschläge. Gegen die Feldüberlegenheit – nicht nur im Fußball existiert sie – ebenso wenig. Während Nicolas Mahut oft schon zwischen T-Linie und Grundlinie die meist kurzen Ballwechsel mit seinen Geschossen dominieren konnte, spielte Kohlschreiber zu passiv weit hinter seiner Grundlinie. Von seiner Taktik, für den zweiten Aufschlag des Franzosen extra noch ein paar Schritte gen Platzabsperrung zurückzugehen, wich er bis zum Feststehen der Niederlage nicht ab – sodass Mahut mit seinem zweiten Service eine gar noch bessere Punktquote erzielte als mit dem Ersten. Serve and Volley mit dem zweiten Aufschlag – auf Sand!
DTB nur noch mit Quartett vertreten – und noch keinem Profi in Runde 3
Letztlich wurde Kohlschreiber so auch das schwache Rückschlagspiel zum Verhängnis. Lediglich beim Spielstand von 1:5 im letzten Satz konnte er seinem Gegenüber einmal den Aufschlag abnehmen. Seine insgesamt neun gewonnenen Spiele stellte gar Oscar Otte gegen Rekordspieler Roger Federer (elf) in den Schatten, wenngleich es an Ottes 4:6, 3:6 und 4:6-Niederlage nichts änderte. Der ebenfalls haushohe Außenseiter Yannick Maden verkaufte sich gegen den Turnierfavoriten Rafael Nadal beim 1:6, 2:6 und 4:6 ordentlich.
Derweil befinden sich neben Laura Siegemund nur noch drei deutsche Tennisprofis im Turnier. Bei den Damen Andrea Petkovic, bei den Herren die wohl größten Hoffnungsträger Jan-Lennard Struff und Alexander Zverev. Indes: Für die dritte der sieben Runden hat sich noch kein DTB-Akteur qualifiziert.
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