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Saison 1975/76: Trainerentlassung von Otto Rehhagel bei Kickers Offenbach

Fristlose Entlassung der Kickers Offenbach von Rehagel

Bildquelle: Rob Mieremet / Anefo CC BY-SA 0 [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die Offenbacher Kickers waren für Otto Rehhagel die erste Trainerstation in der Bundesliga, die er von April 1974 bis Dezember 1975 betreute. Doch wie kam es zum Rehhagel-Rauswurf auf dem Bieberer Berg? Sportliche Gründe waren nicht der Anlass. Vielmehr wurde der junge Rehhagel Opfer seines eigenen Temperaments und verbaler Entgleisungen. Nachdem er vom DFB jeweils nach Derbys gegen Eintracht Frankfurt zwei Sperren aufgebrummt bekam, zog der OFC die Reißleine. Sport-90 mit einem Rückblick auf die Trainerentlassung von Otto Rehhagel bei Kickers Offenbach.

Otto Rehhagel ist einer der größten Fußballtrainer, die Deutschland jemals vorgebracht hat. Er schaffte vor allem in den 1980er und 1990er Jahren während seiner Tätigkeiten bei Werder Bremen und dem 1. FC Kaiserslautern Erfolge für die Ewigkeit. Ganz zu schweigen vom sensationellen EM-Titel, den „Rehakles“ 2004 mit Griechenland holte.

So landete Otto Rehhagel bei Kickers Offenbach

Die ersten Schritte seiner langen und erfolgreichen Trainerlaufbahn in der Bundesliga machte Otto Rehhagel allerdings in Offenbach. Bei den Kickers wurde er im Sommer 1973 erst Assistent von Cheftrainer Gyula Lorant. Den kauzigen Ungarn kannte Rehhagel bestens aus gemeinsamen Zeiten beim 1. FC Kaiserslautern, wo er unter Lorant spielte.

Nach der Trainerentlassung von Gyula Lorant, der sich auch mit der OFC-Führung um Präsident Hans-Leo Böhm überworfen hatte, übernahm Rehhagel den Trainerposten bei den Kickers Offenbach am 1. April 1974. Gleich am nächsten Tag feierte Rehhagel sein Trainer-Debüt in der Bundesliga, welches im heimischen Stadion am Bieberer Berg mit einem 2:2 gegen den VfL Bochum endete. In den insgesamt sechs verbleibenden Partien der Saison 1973/74 führte „Otto“ Offenbach vom 12. auf den 10. Platz und somit ins gesicherte Mittelfeld.

Rehhagel als „demokratischer Diktator“ bei OFC-Team beliebt

Nach seinem guten Einstand bekam OFC-Trainer Rehhagel auch für die neue Saison das Vertrauen von den Klubverantwortlichen ausgesprochen und unterzeichnete einen neuen Vertrag. Zwar agierte Rehhagel als Trainer als „demokratischer Diktator“, wie er selbst einmal sagte. Doch seine Mischung aus Autorität und Väterlichkeit gepaart mit reichlich Fußball-Fachwissen kam bei den Spielern gut an, die außerdem unter Rehhagel mehr Freiheiten als unter Vorgänger und „Schleifer“ Gyula Lorant genossen. Insgesamt herrschte im OFC-Team unter dem beliebten Neu-Trainer eine gute Stimmung.

Der damals 36 Jahre alte Otto Rehhagel, der vor seiner OFC-Zeit den zweitklassigen 1. FC Saarbrücken als seine erste Anstellung im höherklassigen Fußball trainierte, zählte zu jener Zeit wie Erich Ribbeck, Sepp Piontek, Willibert Kremer oder Heinz Höher zur Riege der jungen, aufstrebenden Cheftrainer im Oberhaus.

6:0! Rehhagel blamiert mit Kickers den FC Bayern

Die Kickers Offenbach hatten sich in der Bundesliga nach dem Aufstieg 1972 etabliert und verfügten über eine junge, talentierte Mannschaft zu der Akteure wie Nationalspieler Sigi Held, Erwin Kostedde, Josef Hickersberger, Manfred Ritschel oder auch der aus dem eigenen Nachwuchs stammende Winfried Schäfer gehörten.

In die Saison 1974/75 startete die Elf von Otto Rehhagel furios und der 24. August 1974 sollte auch für den Übungsleiter in ewiger Erinnerung bleiben. Denn Offenbach feierte gegen den amtierenden deutschen Meister und Europapokalsieger der Landesmeister FC Bayern München gleich am 1. Spieltag einen 6:0-Kantersieg im Frankfurter Waldstadion. Der OFC blamierte die Bayern, von denen sechs Spieler (u.a. Sep Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller) kurz zuvor Weltmeister im eigenen Land wurden, bis auf die Knochen.

Saison 1974/75: Otto Rehhagel verpasst mit Kickers knapp Europapokal

Von diesem famosen Auftaktsieg sollten die Offenbacher Kickers noch lange Zeit zehren und mischten ganz oben in der Bundesliga Tabelle mit. An insgesamt fünf Spieltagen der Saison 74/75 war der OFC sogar Tabellenführer und die Herbstmeisterschaft, die sich Borussia Mönchengladbach sicherte, verpasste Rehhagel mit den Kickers nur ganz knapp (um 1 Punkt).

 

 

Insbesondere die beiden Angreifer Erwin Kostedde, dem 18 Tore in der Spielzeit glückten, und Manfred Ritschel machten unter Trainer Otto Rehhagel einen enormen Sprung und wurde deutsche Nationalspieler. Zum Ende der Saison, in der die Kickers Offenbach teilweise über ihren Verhältnissen spielten, wurde die Rehhagel-Auswahl Achter. Unterm sogar etwas enttäuschend, da der OFC die letzten vier Spiele verlor und somit auf der Zielgeraden aus den UEFA-Cup-Plätzen rutschte.

Saison 1975/76: Rehhagel-Elf nach Aderlass Abstiegskandidat

Im Sommer 1975 verlor Otto Rehhagel allerdings gleich zwei seiner wichtigsten Spieler. Torjäger Kostedde wechselte nach einigen Hertha BSC Transfergerüchten zur Alten Dame, Winfried Schäfer zog es zum Karlsruher SC in den Wildpark. Offenbach musste das Duo, für das man über 1 Million D-Mark Ablöse kassierte, und weitere Leistungsträger aus finanziellen Gründen verkaufen.

Nach dem personellen Aderlass kämpften die Offenbacher Kickers in der Saison 1975/76 von Beginn an gegen den Abstieg. Nach drei heftigen Pleiten in Folge gegen den MSV Duisburg (2:6), Rot-Weiss Essen (0:4) und VfL Bochum (1:5) waren die Kickers nach fünf Spieltagen Tabellenletzter. Beim anschließenden Hessen-Derby gegen Eintracht Frankfurt konnte der OFC dank eines 2:1-Erfolgs die Gelegenheit zur Wiedergutmachung nutzen.

In Derbys gegen Eintracht: OFC-Trainer Rehhagel mit verbalen Aussetzern

Allerdings leistete sich Otto Rehhagel einen folgenschweren Aussetzer. Denn in einer hitzigen Atmosphäre auf dem Bieberer Berg warf der OFC-Trainer dem Schiedsrichter Walter Eschweiler Bestechlichkeit vor. Eschweiler, der in der 6. Minute Manfred Ritschel mit Rot vom Platz stellte, meldete den Vorfall dem DFB.

Erschwerend kam hinzu, dass Trainer Rehhagel schon im April 1975 im Derby gegen die Eintracht seinen Spieler Amand Theis zu einem Foul gegen Frankfurts Bernd Hölzenbein aufforderte - „Tritt dem Hölzenbein doch in die Knochen“ - und dafür für einen Monat gesperrt wurde und 1.5000 Euro Strafe zahlen musste.

OFC feuert Otto Rehhagel nach erneuter Sperre

Nach dem „Eschweiler-Prozess“, der im November 1975 verhandelt wurde, bekam Otto Rehhagel vom DFB die nächste Sperre aufgebrummt. Diesmal wurde er vom Verband zu einer dreimonatigen Sperre plus 2.500 Euro Strafzahlung verdonnert. In der Zeit bis zur Verhandlung hielt der OFC an Rehhagel fest, zumal auch die Mannschaft hinter dem Übungsleiter stand. Auch wenn die Kickers weiter tief im Abstiegssumpf der Bundesliga steckten.

Doch einen Tag nach der Urteilsverkündung zu Ungunsten von Otto Rehhagel und der erneuten Sperre gegen den Trainer, kam es zur fristlosen Trainerentlassung. Als Rehhagel-Nachfolger verpflichteten die Offenbacher Kickers Zlatko „Tschick“ Cajkovski. Aber auch der ehemalige Bayern-Trainer konnte den Abstieg am Saisonende nicht verhindern. Für Rehhagel ging es nach dem Ablauf seiner Sperre Ende Februar 1976 beruflich bei Werder Bremen weiter, wo er später sein Glück finden sollte.



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