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Saison 1973/74: Trainerentlassung von Gyula Lorant bei Kickers Offenbach
In den 1970er Jahre erlebten die Kickers Offenbach ihr goldene Ära. Auch ein Verdienst von Trainer Gyula Lorant, der sich mit der besten Bundesliga-Platzierung des OFC in der Vereinshistorie verewigte. Trotzdem: Im April 1974 und in seiner zweiten Saison als Kickers-Trainer wurde der Ungar beurlaubt. Warum? Sport-90 blickt auf die Trainerentlassung von Gyula Lorant in Offenbach 1974 zurück.
Auf dem Bieberer Berg wird man sich bis heute noch gut an Gyula Lorant erinnern. Zwar war der Fußballlehrer als Schleifer und für seine harten Trainingsmethoden gefürchtet und nicht unbedingt ein Sympathieträger. Aber es war eben Lorant, der die Kickers Offenbach nach dem Aufstieg auf Anhieb in der Bundesliga etablierte. Und unter Lorant schafften die Hessen als Siebter der Saison 1972/73 die beste Platzierung in insgesamt sieben Spielzeiten im deutschen Oberhaus.
1972: Nach Aufstieg - Gyula Lorant wird OFC-Trainer & Klötzer-Nachfolger
Dabei war es eine große Überraschung, dass Gyula Lorant überhaupt im Sommer 1972 bei den Offenbacher Kickers anheuerte. Denn es war Trainer Kuno Klötzer, der die Kickers in der Saison 1971/72 mit einer bemerkenswerten Erfolgsserie zum dritten Mal in die Bundesliga führte. Doch Klötzer durfte nach dem geglückten Sofortaufstieg nach dem Abstieg 1971 seine Arbeit in Offenbach nicht fortsetzen. OFC-Manager Willi Konrad wollte mit Gyula Lorant in die Bundesliga starten.
Die Klubverantwortlichen wollten tunlichst vermeiden, dass die Kickers wie bei ihren ersten beiden Aufstiegen nach nur einem einjährigen Gastspiel prompt wieder eine Etage runter mussten. Auch wenn die Trainerentlassung von Klötzer viele OFC-Spieler fassungslos machte, erwies sich die Verpflichtung von Lorant durchaus als guter Griff.
Offenbacher Kickers als 4. Bundesliga-Station für Gyula Lorant
Die Offenbacher Kickers waren für Gyula Lorant, der als Mittelfeldspieler 1954 das WM-Finale mit Ungarn sensationell gegen Deutschland verlor, bis dahin die vierte Trainerstation in der Bundesliga. Zuvor schwang er zweimal beim 1. FC Kaiserslautern (1965-1967 und 1969-1971), dem MSV Duisburg (1967/68) und dem 1. FC Köln (1971/72) das Zepter.
In Köln wurde Lorant im April 1972 unrühmlich entlassen, nachdem er FC-Präsident Oskar Maaß „Halt das Maul, du fette alte Sau“ an den Kopf warf. Somit konnte Gyula Lorant die Herausforderung auf dem Bieberer Berg beim Aufsteiger antreten. Und beim OFC sollte Lorant fulminant loslegen.
Unter Lorant: Kickers mit bester Bundesliga-Saison & 2 Derby-Siegen gegen SGE
Die Offenbacher Kickers gewannen zu Beginn der Spielzeit 1972/73 drei der ersten vier Spiele. Der Auftakt der erfolgreichsten Bundesligazeit des hessischen Traditionsvereins. Selbst von einer 1:6-Klatsche beim FC Schalke am 5. Spieltag ließ sich die Lorant-Elf nicht aus der Bahn werfen und biss sich im oberen Tabellendrittel fest.
Die starke Aufstiegself der Kickers um Legenden wie Siggi Held, Winfried Schäfer oder Erwin Kostedde wurde mit Neuzugängen wie Josef Hickersberger, Manfred Ritschel oder Amand Theis weiter sehr gut verstärkt. Die OFC-Truppe konnte mit Platz sieben (35:33 Punkte) erstmals den Klassenerhalt bejubeln und durfte sich darüber hinaus über zwei Siege im Main-Derby gegen den großen Erzrivalen Eintracht Frankfurt (3:2, 3:0) freuen, die die Kickers wie den Gewinn der deutschen Meisterschaft feierten.
Trainer Gyula Lorant etablierte OFC in Bundesliga
Auch in der Folgesaison lief es im Stadion am Bieberer Berg durchaus rund für Gyula Lorant und den OFC, der seine Leistungsträger an Bord halten konnte. Zwar blieben die Kickers an den ersten drei Spieltagen sieglos (2 Unentschieden, 1 Niederlage), doch danach reihten die Offenbacher vier Ligasiege aneinander. Darunter auch ein 5:2-Kantersieg am 23. Oktober 1973 gegen die Eintracht aus Frankfurt, der dem OFC-Anhang besonders süß schmeckte.
Nach dieser Erfolgsserie grüßten die Kickers sogar vom 3. Platz in der Bundesliga Tabelle. Bis zur Winterpause 1973/74 sollte es mit den Rot-Weißen zwar leicht bergab gehen, was vor allem der Auswärtsschwäche geschuldet war. Vier der fünf verbleibenden Gastspiele der Hinrunde gingen verloren. Dennoch überwinterte die Kickers Offenbach auf einem grundsoliden 9. Rang, fernab jeglicher Abstiegssorgen. Gyula Lorant saß entsprechend fest im Sattel.
Offenbacher Kickers mit gutem Start ins Jahr 1973
Daran sollte sich auch nach dem Jahreswechsel nichts ändern. Die Kickers waren unter Lorant, der vornehmlich ein 4-3-3-System spielen ließ, weiter stabil unterwegs und punkteten fleißig. So wurde nur eine der ersten sieben Partien der Rückrunde 73/74 verloren (1:2 gegen Schalke), denen je drei Siege und Unentschieden gegenüberstanden. Die Mannschaft lag voll im Soll.
Außerdem überstand Lorant mit Offenbach im DFB-Pokal das Viertelfinale. Nach einem 2:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern setzten sich die Kickers im fälligen Entscheidungsspiel am 6. März 1974 auf dem Betzenberg mit 3:2 durch und lösten das Halbfinalticket. Es sollte jedoch der letzte Sieg für Gyula Lorant als OFC-Trainer werden.
Kickers: Lorant nach Präsidenten-Zwist entlassen - Rehhagel übernimmt
Denn in der Bundesliga kassierten die Kickers vier Pleiten in Folge, in denen die Lorant-Auswahl 13 Gegentore schlucken musste. Die Durststrecke hätten die Offenbacher Gyula Lorant wohl zugestanden, auch wenn es in der Tabelle runter auf den 12. Platz ging und der Vorsprung auf die Abstiegsränge auf fünf Zähler schmolz. Doch der extrovertierte Trainer hatte es sich mal wieder mit seinen Vorgesetzten verscherzt. Der Ungar überwarf sich mit OFC-Präsident Hans-Leo Böhm. Am 1. April 1974 und zwei Tage nach der 0:4-Schlappe beim VfB Stuttgart kam es zur Trainerentlassung von Gyula Lorant.
Lorant-Nachfolger wurde ein gewisser Otto Rehhagel. Der damals 35-Jährige war zuvor Assistent von Leutnant Gyula Lorant und leitete damit seine unglaubliche lange und erfolgreiche Trainerkarriere in der Bundesliga ein. Unter Rehhagel, der Lorant genau wie sich selbst als „demokratischen Diktator“ bezeichnete, beendeten die Offenbacher Kickers die Saison 1973/74 als Zehnter. Gyula Lorant setzte seine Trainerkarriere nach dem Aus beim OFC zunächst bei PAOK Saloniki in Griechenland fort, war aber bis Ende der 1970er Jahre aber noch dreimal als Bundesligatrainer tätig - in Frankfurt, beim FC Bayern und auf Schalke.
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