Saison 1971/72: Trainerentlassung von Gyula Lorant beim 1. FC Köln - Lorant sorgt für Skandal

1. FC Köln entlässt Gyula Lorant 1971/72

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Die Trainerentlassung von Gyula Lorant beim 1. FC Köln in der Saison 1971/72 ist nicht nur historisch, sondern auch legendär. Denn der Ungar, der für seine schroffe Art bekannt war, wurde im April 1972 wegen eines verbalen Aussetzers gegenüber FC-Präsident Oskar Maaß fristlos gekündigt. „Halt das Maul, du fette alte Sau“, schimpfte Lorant in Richtung seines Vorgesetzten, was ihn wenig überraschend den Job kostete. Sport-90 blickt auf die denkwürdige Trainerentlassung zurück.

Zwischen 1965 bis 1980 war Gyula Lorant ein äußerst gefragter Trainer in der Bundesliga. Acht Vereine trainierte der einstige Weltklasseverteidiger, der zur goldenen Generation der Ungarn gehörte, in dieser Zeit im deutschen Fußball-Oberhaus. Selbst beim FC Bayern leitete Lorant ein Jahr (von Ende 1977 bis Ende 1978) die Geschicke.

1. FC Köln: 1971 - Gyula Lorant wird neuer Trainer & Ocwirk-Nachfolger

Doch zuvor war Gyula Lorant auch als Trainer des 1. FC Köln tätig. Die Domstädter verpflichteten den Übungsleiter, der den Ruf als „harter Hund“ genoss und für einen rauen Umgangston bekannt war, im Sommer 1971. In Köln trat Lorant das Trainer-Erbe von Ernst Ocwirk an, dessen Kontrakt nach der Saison 1970/71 endete und nicht verlängert wurde.

Der Österreicher führte den 1. FC Köln zwar ins DFB-Pokal Finale 1971 (1:2 n.V. gegen FC Bayern) und in der letzten Ausgabe des Messepokals, dem Vorgänger des UEFA-Cups (heutige Europa League), bis ins Halbfinale. Doch in der Meisterschaft reichte es nach einem starken 4. Platz in der Vorsaison nur zu Rang elf.

Ungarische Schleifer: Gyula Lorant heizt FC-Stars Overath & Co. ein

Nach seiner Trainerentlassung beim 1. FC Kaiserslautern im März 1971 wurde Gyula Lorant wenige Monate später beim 1. FC Köln auf der Trainerbank inthronisiert und sollte die Rheinländer in der Bundesliga wieder nach oben führen. Die Freude beim FC-Starensemble um Kapitän und Fußballlegende Wolfgang Overath oder Hannes Löhr über die Lorant-Verpflichtung hielt sich in Grenzen.

Denn der ungarische Schleifer, der als Erfinder der Raumdeckung gilt, erwies seinem Ruf alle Ehre. Mit intensiven Trainingseinheiten, wie man sie aus der jüngeren Vergangenheit von Felix Magath („Quälix“) kennt, heizte er den Geißböcken mit langen Waldläufen oder Training auf knochenhartem Boden ordentlich. Erst als der damals 27-jährigen FC-Star Overath seinen Unmut über das harte Training kundtat, passte Lorant seine Methoden an.

Nach Fehlstart: 1. FC Köln überwintert unter Trainer Lorant als Vierter

Der Trainer reagierte wohl auch auf den äußerst durchwachsenen Saisonstart, den er mit dem 1. FC Köln hinlegte. In der Bundesliga glückte unter Neu-Coach Gyula Lorant nur ein Sieg (2:1 gegen Borussia Dortmund) in den ersten sechs Partien und am 4. Spieltag setzte es eine heftige 2:6-Klatsche beim FC Schalke.

Doch nachdem die Kölner zwischenzeitlich auf den 15. Platz in der Bundesliga Tabelle abrutschten, konnte Lorant den Effzeh aber schnell wieder in erfolgreiche Gewässer führen. Bis zum Ende der Hinrunde gewann der 1. FC Köln sieben seiner elf Ligaspiele (3 Unentschieden, 1 Niederlage). Die Lorant-Elf überwinterte hinter Herbstmeister Schalke, Bayern München und Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach auf dem 4. Platz.

Frühes Aus im UEFA-Pokal

Im erstmals ausgetragenen UEFA-Pokal war hingegen in der 2. Runde Endstation. Nachdem der 1. FC Köln zunächst noch die französische Auftakthürde AS St. Étienne erfolgreich meisterte (1:1, 2:1), zog die Lorant-Elf anschließend gegen den FC Dundee den Kürzeren. Nach einem 2:1-Hinsepielsieg in Köln musste sich die Domstädter bei den Schotten im Rückspiel mit 2:4 geschlagen geben.

 

 

Dennoch waren die FC-Verantwortlichen mit dem Erreichten nach der Hinrunde der Saison 1971/72 unter ihrem neuen Übungsleiter durchaus zufrieden. Wenngleich das Verhältnis zu Gyula Lorant nicht unbedingt das beste war, was auch für die Mannschaft galt.

Gyula Lorant: Köln-Trainer sorgt für Skandal während Bayern-Spiel

Sportlich lieferte der Köln-Trainer trotz einiger Schwächephasen nur wenig Angriffspunkte, die eine Trainerentlassung rechtfertigen würden. In den acht Ligaspielen zwischen dem 18. bis 25. Spieltag kassierte der 1. FC Köln bei drei Siegen und vier Unentschieden nur eine Pleite. Die Kölner konnten sich in der obersten Tabellenregion festbeißen.

Aber hinter den Kulissen wurde die Luft zwischen den FC-Bossen und dem kauzigen Lorant zunehmend dicker. Zum großen Knall kam es dann Anfang April 1972. Köln war ihm Rahmen des DFB-Pokals, der bedingt durch eine Modusänderung in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde, zum Viertelfinal-Hinspiels beim FC Bayern im Münchner Olympiastadion zu Gast.

Lorant beschimpft Präsident Maaß: „Halt das Maul, du fette alte Sau“

Während der Partie, die die Kölner 0:3 verloren, gab FC-Präsident Oskar Maaß dem Trainer ein paar taktische Ratschläge. Das kam beim gereizten Gyula Lorant überhaupt nicht gut an, der daraufhin die Nerven verlor und Maaß laut dem Fanzine „effzeh.com“ wüst anraunzte: „Halt das Maul, du fette alte Sau!“ Ein handfester Skandal, der natürlich nicht ohne Folgen blieb.

Drei Tage später, am 4. April 1972, kam es zur Trainerentlassung von Gyula Lorant beim 1. FC Köln. Während seiner neunmonatigen Amtszeit betreute Lorant die Kölner in 35 Pflichtspielen, wobei seine Bilanz mit 16 Siegen, elf Remis und acht Pleiten positiv ausfiel. Bei seinem Rauswurf waren die Geißböcke Vierter der Bundesliga.

Gyula Lorant: Erster gefeuerter Köln-Trainer in Bundesliga

Gyula Lorant war der allererste Trainer, den der 1. FC Köln in der Bundesliga vorzeitig vor die Tür setzte. Wie Medienberichten zu entnehmen, soll Lorant eine Abfindung in Höhe von 25.000 DM kassiert haben. Trotz seiner verbalen Entgleisung blieb Gyula Lorant weiterhin ein begehrte Bundesligatrainer. Seine nächste Station nach seinem unrühmlichen Köln-Aus waren die Kickers Offenbach, wo Lorant das Zepter zur Saison 1972/73 übernahm.

Beim 1. FC Köln wurde nach der Trainerentlassung von Lorant indes Rolf Herings interimsmäßig zum neuen Cheftrainer befördert. Der damals 32-Jährige war bis dato als Konditionstrainer im Klub tätig. Unter Herings beendete der 1. FC Köln die Saison auf einem guten 4. Platz. Zudem führte der unerfahrene Übungsleiter die Mannschaft bis ins Pokal-Halbfinale. Zur neuen Saison übernahm dann Rudi Schlott den Trainerposten in Köln.



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