Jan-Lennard Struff im Viertelfinale von Stuttgart - Zverev steig noch ein

Zverev steigt noch ein - Struff im Viertelfinale von Stuttgart

Bildquelle: MacKrys CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Der deutsche Tennisprofi Jan-Lennard Struff (Warstein) hat beim Mercedes-Cup auf der Anlage des TC Weissenhof in Stuttgart seine starke Form der letzten Monate bestätigt und ohne Satzverlust das Viertelfinale erreicht. Nachdem der Achtelfinalist der kürzlich zu Ende gegangenen French Open wie in Paris den jungen kanadischen Hoffnungsträger Denis Shapovalov nun auch auf Rasen besiegt hatte, machte Struff mit dem Serben Miomir Kecmanovic beim 6:2, 6:2 in der Runde der letzten 16 kurzen Prozess und trifft nun auf 2017-Sieger Lucas Pouille aus Frankreich.

Da die Veranstaltung der ATP Tour 250 in Stuttgart seit 2015 auf Rasen und somit als weiteres Vorbereitungsturnier für die Wimbledon Championships stattfindet, hat sich auch die deutsche Nummer 1 Alexander Zverev noch eine Last-Second-Wildcard ausstellen lassen, womit er als Bester der Setzliste die erste Runde hatte überspringen dürfen. Am Donnerstag trifft er dafür auf einen der interessantesten und gefährlichsten Rasenplatzspieler überhaupt: seinen Landsmann Dustin Brown. Der sieht nicht nur wie ein Reggae-Boy aus, sondern lehrt mit seinem gleichfalls außergewöhnlichen Spielstil selbst den Besten mitunter das Fürchten.

Browns unorthodoxer Stil nötigt Zverev Respekt ab

So wie 2015 Weltklasse-Spieler Rafael Nadal in der zweiten Runde von Wimbledon. In einem Match mit für Rasenplatztennis vollends unüblichen und das Publikum euphorisierenden Ballwechseln siegte der krasse Außenseiter damals. 2019 in Stuttgart erwischte er den Australier John Millman. Wiederum streute Brown seine vielen Stoppbälle ein, brachte sein Gegenüber mit seinem unorthodoxen Spielstil ein ums andere Mal zum Kopfschütteln und siegte mit 6:4 und 7:6.

Somit bleibt Zverev, Fünfter der Weltrangliste der Herren, zwar Millman als Gegner erspart, gegen den er schon im Fünfsatzmatch in Paris in der Auftaktrunde heftige Probleme hatte. Doch weiß Zverev gleichwohl um den unkonventionellen Spielstil seines tatsächlichen Kontrahenten Brown. „Dustin ist einer der gefährlichsten Spieler auf Rasen. Vor allem, wenn man vorher selbst noch kein Match gespielt hat“, sagt Zverev mit der gebotenen Portion Respekt vor der stets kurzen, aber prickelnden Rasenplatzsaison.

Struff im Weltrang hoch wie nie

Zwei Matches ist diese derweil für Jan-Lennard Struff alt. Und dieser setzt dort quasi ausnahmslos fort, was er in der starken gesamten Saison bereits angefangen hatte: seinen Erfolgsmarsch durch die Weltrangliste. Im ATP Live Ranking hat sich Struff nunmehr auf Rang 36 geschoben, seine beste jemals erzielte Einzelplatzierung. Aufgrund seiner Auftritte gegen Shapovalov und Kecmanovic muss das indes noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, wenngleich es im Viertelfinale gegen Lucas Pouille geht, den Stuttgart-Gewinner vom vorletzten Jahr.

Struff beeindruckte im Achtelfinale gegen den 19-jährigen Serben erneut mit seinem starken ersten Aufschlag. 15 Asse, mehr als 80 Prozent Erfolg, wenn das Service kam. Probleme jedoch hatte der Warsteiner weiterhin mit dem zweiten Aufschlag – Punktquote 7 von 19: Da ist noch Luft nach oben. So gewährte er Kecmanovic auch insgesamt zwei Breakchancen. Gerade die Weltklassespieler nutzen die sich ihnen bietenden Möglichkeiten oft eiskalt. Selbst jedoch verwandelte Struff vier seiner acht Breakbälle – ein guter Wert für Rasentennnis.

 

 

Rasentennis: Wenn ein einziger Passierschlag über Gewinnen und Verlieren entscheidet

Wie eng es derweil bei den aufschlagstarken Spielern zugeht, belegte das Achtelfinalmatch des Vorjahresfinalisten Milos Raonic (Kanada) gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. 6:4, 6:7 (5:7), 7:6 (7:1) siegte der Nordamerikaner, musste jedoch beim Spielstand von 4:4 im dritten Satz einen Breakball abwehren. Der missglückte Rückhandpassierschlag von Tsonga – in den Volley Raonics hinein anstatt longline am Kanadier vorbei – war der Knackpunkt.

Ein einziger Schlag in einem Match, das letztlich mehr als zweieinhalb Stunden ging. Es wäre in einer Partie, in der es ein einziges Break gleich zum Auftakt gab, sehr wahrscheinlich die Entscheidung zugunsten des Franzosen gewesen. So lief der Tiebreak dann aber für Raonic: Ein Netzkantenball fiel auf der Seite von Tsonga ins Feld, ein Return des Kanadiers landete genau auf der Linie. Glück und Pech nah beieinander, ähnlich wie beim Elfmeterschießen – die Rasenplatzsaison ist eröffnet.

Kein deutscher Turniersieg in Stuttgart seit 28 Jahren

Zu einem der besten Aufschlagspieler auf der Tour indes zählt Alexander Zverev mit Services weit jenseits der 200 Kilometer pro Stunde allemal. Und wenn er ähnlich konstant aufschlägt, wie zuletzt bei den French Open, dann liegen starke Ergebnisse im Bereich seiner Möglichkeiten. Zum Beispiel ein Titelgewinn in Stuttgart beim TC Weissenhof. Es wäre der erste eines deutschen Spielers seit 28 Jahren! Damals siegte Michael Stich in Stuttgart.

Da indes auch Jan-Lennard Struff ein regelrechtes Leistungshoch verzeichnet, könnte sogar er als großer Herausforderer der Nummer 1 der Setzliste gelten. Indes: Im Wege stünden sich die beiden Deutschen auf einem Weg zum Titel vorerst nicht. Erst im Finale könnte es zum Aufeinandertreffen dieser beiden Deutschen kommen.


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