Georg Totschnig – besser spät als nie

Georg Totschnig im Porträt

Bildquelle: Diane Krauss (DianeAnna) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Gleichwohl Österreich die geografischen Bedingungen aufweist, die eigentlich wie gemacht für geborene Klassementfahrer sein sollten, spielt die Alpen-Republik bei den Grand Tours im Radsport bemerkenswerterweise historisch kaum eine Rolle. So gelang es bislang noch keinem Österreicher, bei einer Grand Tour ein Trikot zu gewinnen. Einzige Ausnahme ist technisch gesehen Bernhard Kohl, der bei der Tour de France 2008 das gepunktet Bergtrikot gewinnen konnte, diesen Erfolg aber aufgrund positiver Dopingbefunde kurz nach dem Wettbewerb wieder aberkannt bekam.

Doch in den frühen 90ern brachte der österreichische Radsport ein Talent in Gestalt von Georg Totschnig hervor, bei dem nicht wenige geglaubt haben dürften, dass er das Zeug zum Grand Tour Aspiranten haben könnte. Denn die Schlüsselqualitäten waren da. So war Georg Totschnig ein guter Bergfahrer und ebenso ein recht guter Zeitfahrer. Auf nationaler Ebene räumte er ordentlich ab und wurde siebenfacher Landesmeister in Österreich (zweimal im Straßenrennen, fünfmal im Zeitfahren). Doch der große Wurf sollte nie gelingen. Dennoch gab es ein kleines Happy End für Georg Totschnig.

Hoffnungsvoller Start

Gleich in seinem ersten Profijahr konnte Georg Totschnig die Österreich-Rundfahrt gewinnen. Ein Erfolg, den er im Jahr 2000, in Diensten von Team Telekom, wiederholen sollte. Bei seiner ersten Teilnahme am Giro d‘Italia 1994 konnte er bereits Rang 13 belegen. Ein Jahr später gar Rang 9. Bei späteren Versuchen konnte er sich auf Rang 7 und 5 vorarbeiten, doch das Siegertreppchen sollte er nie erreichen.

Auch bei der Tour de France, wo er 2004 mit Rang sieben sein bestes Ergebnis einfuhr, war ihm kein Podiumsplatz vergönnt. Gleichwohl Totschnig die theoretischen Anlagen eines echten Klassement-Fahrers hatte, sollte es nie so ganz reichen. Auch weil Totschnig lange Zeit in seiner Karriere eher in Helfer-Rollen gefangen war.

Steckbrief zu Georg Totschnig

Nationalität: Österreich

Spitzname : -

Teams

1993 Lampre – Polti

1994 Polti

1995 Polti - Granarolo – Santini

1996 Polti

1997–2000 Team Telekom

2001–2006 Gerolsteiner

 

 

Die größten Erfolge von Georg Totschnig

 

  • 1 Etappensieg bei der Tour de France (2005)
  • 2x Österreich-Rundfahrt (1993, 2000)
  • 2x Österreichs Landesmeister im Straßenrennen (1997, 2003)
  • 5x Österreichs Landesmeister im Zeitfahren (1996, 1997, 2001, 2002, 2004)

 

Erster Etappensieger seit 74 Jahren

Doch ausgerechnet im Spätherbst seiner Karriere sollte Georg Totschnig einen kleinen, aber bewegenden Erfolg feiern. Bei der Tour de France 2005 (seiner vorletzten Grand Tour) fuhr Georg Totschnig für Team Gerolsteiner und war wohl schon drauf und dran, die Tour zu verlassen, da er sich den Favoriten zu unterlegen fühlte. Auch war seine Vorbereitung krankheitsbedingt nicht wie gewünscht verlaufen. Doch Georg Totschnig ließ sich überreden, am Ball zu bleiben.

In der 14. Etappe (einer Bergetappe in den Alpen) war er in der Fluchtgruppe, was ihn letztendlich zu einem unverhofften Etappensieg führen sollte. Nachdem er die Ausreißergruppe beim vorletzten Aufstieg des Tages hinter sich ließ, konnte er beim finalen Aufstieg zu Axe 3 Domaines vor dem gelben Trikot Lance Armstrong bleiben und mit 56 Sekunden den Etappengewinn festmachen. Dies machte Georg Totschnig zum ersten Österreicher seit Max Bulla (1931), der eine Etappe bei der Tour de France gewinnen konnte. In der Zieleinfahrt ging der völlig abgekämpfte und von Tränen übermannte Georg Totschnig zu Boden. Im selben Jahr wurde er zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt und war somit der erst zweite Radrennfahrer, dem diese Anerkennung zu Teil wurde.


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