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Saison 1973/74: Trainerentlassung von Willi Holdorf bei Fortuna Köln

F. Köln entlässt Holdorf 1974

Bildquelle: T.D.Rostock CC BY-SA 1.0 [CC BY-SA 1.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Fortuna Köln spielte in seiner langen Vereinshistorie nur eine einzige Saison in der Fußball-Bundesliga. Das war in der Saison 1973/74. Ein Jahr nach dem Aufstieg ging es für die Fortunen aber direkt wieder runter. Im Abstiegskampf ergriffen die Kölner eine ungewöhnliche Maßnahme und installierten mit dem legendären Olympiasieger Willi Holdorf einen unerfahrenen Fußballtrainer. Den Abstieg konnte Holdorf nicht verhindern, dennoch keimte mit ihm Hoffnung auf. Sport-90 erinnert an die Trainerentlassung von Willi Holdorf bei Fortuna Köln.

Bevor Willi Holdorf im Januar 1974 durchaus überraschend den Trainerposten bei Fortuna Köln übernahm, wurden die Rot-Weißen zuvor von Volker Kottmann und kurzfristig von Klub-Präsident Jean Löring betreut.

Kottmann & Präsident Löring als Trainer-Vorgänger von Willi Holdorf

Kottmann, der Fortuna Köln 1973 zum ersten und bis heute letzten Mal in die Bundesliga führte, ereilte die Trainerentlassung nach der Hinrunde. Die Domstädter überwinterten nach gerade einmal drei Siegen in 17 Spielen (7 Remis, 7 Niederlagen) erwartungsgemäß im Tabellenkeller. Lagen aber als 16. knapp über der Abstiegszone.

Bis ein neuer Fortuna Köln Trainer gefunden wurde, übernahm Jean Löring kurzzeitig als Interimstrainer. Unter dem Präsidenten hagelte es für die Rheinländer jedoch nach der Winterpause gleich drei derbe Klatschen gegen die beiden Top-Klubs Gladbach (3:5), FC Bayern (1:5) sowie dem Rhein-Rivalen Fortuna Düsseldorf (1:5).

1974: Fortuna Köln vertraute im Abstiegskampf auf Olympiasieger Holdorf

Fortuna Köln stürzte ans Tabellenende und fasste den Entschluss, im verbleibenden Abstiegskampf der Saison 1973/74 auf die Dienste von Willi Holdorf an der Seitenlinie zu setzen. Der 33-Jährige war eine große Sportpersönlichkeit. Schließlich sorgte Holdorf 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio für Aufsehen, als er als erster Deutscher Gold im Zehnkampf gewann. Doch seine Erfahrung als Fußballtrainer waren gleich Null.

Willi Holdorf, der nach seinem Olympia-Gold im Alter von 24 Jahren seine aktive Karriere beendete und zunächst als Sportlehrer arbeitete, konnte jedoch als Leichtathletik-Trainer Erfolge vorweisen. So führte er Claus Schiprowski 1968 bei den Spielen in Mexiko zu Silber im Stabhochsprung. Außerdem war der emsige Holdorf auch als Sportartikel- und Immobilienhändler sowie Schuhvertreter tätig und bewies von 1971 bis 1973 sein sportliches Multi-Talent als Bremser im Bobsport (EM-Bronze 1973).

Fortuna-Trainer Willi Holdorf - Wille & Disziplin als Markenzeichen

Darüber hinaus ließ sich Willi Holdorf zum Fußball-Lehrer ausbilden und bekam nun bei Fortuna Köln gleich eine Bewährungschance in der Bundesliga. Die Klub-Verantwortlichen gingen zweifelsohne ein Wagnis und großes Risiko ein, inmitten der Saison und bis zum Hals im Abstiegssumpf steckend auf einen unerfahrenen Trainer ohne nennenswerten Fußball-Background zu setzen.

Doch Willi Holdorf war für seine außergewöhnliche Willensstärke bekannt. Das bewies er bei seinem Olympia-Gold, als er beim abschließenden 1.500-Meter-Lauf mit letzter Kraft und halb bewusstlos ins Ziel taumelte. Zudem galt er als Disziplinfanatiker. Und da auch im Abstiegskampf Wille, Einsatz und Disziplin enorm wichtige Tugenden sind, waren die Beweggründe für das Holdorf-Experiment von Fortuna Köln durchaus einleuchtend.

 

 

Fortuna Köln: Erste Erfolge unter Hoffnungsträger Holdorf

Und siehe da: Willi Holdorf führte die Rot-Weißen schnell in erfolgreichere Bahnen. Sein Debüt als Fortuna-Trainer am 26. Januar 1974 in der heimischen Müngersdorfer Radrennbahn, in der die Kölner aufgrund der Neubauphase des Müngersdorfer Stadions ihre Heimspiele in der Bundesliga austrugen, ging zwar mit 1:3 verloren.

Doch es folgten ein 1:1 gegen Hertha BSC und am 9. Februar 1974 ein wichtiger 2:1-Heimerfolg im Kellerduell gegen den Wuppertaler SV. Verbuchte Fortuna Köln vor Holdorf in 20 Ligapartien nur drei Siege, bescherte er dem Aufsteiger in seinem dritten Spiel Saisonsieg Nummer vier. Und es sollte nicht der letzte sein.

Holdorf impft SC Fortuna Heimstärke ein - auswärts aber weiter schwach

Unter ihrem Trainer Willi Holdorf entwickelte Fortuna Köln eine beachtliche Heimstärke. So konnten die Domstädter auch gegen Eintracht Frankfurt (3:2), den MSV Duisburg (3:0), VfB Stuttgart (1:0) und Hamburger SV (3:0) Siege bejubeln. Unterm Strich las sich die Heimbilanz des Liga-Neulings unter Holdorf mit fünf Siegen und zwei Pleiten sehr positiv.

Die Auswärtsauftritte bildeten jedoch ein krasses Kontrastprogramm. In sieben Gastspielen konnte die Holdorf-Elf nur im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC sowie bei Hannover 96 mit jeweils 1:1 einen Punkt entführen. Die restlichen fünf Auswärtsspiele gingen allesamt verloren. Beim FC Schalke (1:6), im Derby beim 1. FC Köln (0:5) sowie am letzten Spieltag auf dem Bieberer Berg gegen Kickers Offenbach (0:4) gab es für die Fortuna sogar richtig auf die Mütze.

Fortuna Köln: Bitterer Bundesliga-Abstieg wegen schlechterem Torverhältnis

Letztendlich war es auch der Auswärtsschwäche geschuldet, dass Willi Holdorf Fortuna Köln nicht vor dem sofortigen Abstieg retten konnte. Als Tabellen-17. mussten die Rot-Weißen den Gang in die 2. Liga antreten. Besonders bitter: In der Endabrechnung besiegelte einzig das schlechtere Torverhältnis der Fortunen gegenüber dem punktgleichen Wuppertaler SV (beide 25:43 Punkte) den Abstieg. Die Kölner hatten das um 10 Treffer schlechtere Torverhältnis (-33 vs. -23).

Die Flut an Gegentoren in den sieben Auswärtspartien (21 Gegentore) sollte Holdorf und der SC Fortuna zum Verhängnis werden. Dennoch blickte der einstige König der Athleten durchaus positiv auf sein Wirken bei Fortuna Köln zurück: „Als ich Fortuna übernommen habe, war sie Tabellenletzter und am Ende Vorletzter. Das war nur ein kleiner Erfolg. Es habt aber Spaß gemacht.“

Holdorf vom Fußball zum Handball

Für Olympiasieger Willi Holdorf sollte es auch der letzte Trainer-Ausflug in den Profi-Fußball gewesen sein. Nach fünf Monaten und 14 Bundesligaspielen gingen die Fortuna Köln und Holdorf wieder getrennte Wege. Ob es sich dabei aber um eine klassische Trainerentlassung handelt oder man sich im beiderseitigen Einvernehmen trennte, ist unbekannt. Wahrscheinlich ist jedoch letzteres Szenario. Als Holdorf-Nachfolger kam Martin Luppen.

Willi Holdorf war danach viele Jahre bis 2016 als Vertreter und Repräsentant des Sportartikelherstellers Adidas tätig. Zudem engagierte sich der Sportexperte u.a. auch im Handball, wo er es 2005 bis zum Aufsichtsrat der Handball-Bundesliga schaffte sowie als Mitgesellschafter des THW Kiel fungierte. Am 6. Juli 2020 verstarb Willi Holdorf, der 2011 in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen wurde, im Alter von 80 Jahren in seiner schleswig-holsteinischen Heimat in der Nähe von Kiel. Fortuna Köln sollte nach dem einjährigen Bundesliga-Intermezzo etliche Jahre in der 2. Liga kleben bleiben. Seit der Jahrtausendwende pendeln die Rheinländer zwischen der 3. Liga und Regionalliga.



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