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Saison 1970/71: Trainerentlassung von Aki Schmidt bei Kickers Offenbach
Als Spieler avancierte Alfred „Aki“ Schmidt bei Borussia Dortmund zur Legende. Doch seine Laufbahn als Trainer verlief weniger erfolgreich und spektakulär. Das lässt sich mit seinem kurzen Trainer-Gastspiel bei den Kickers Offenbach in der Saison 1970/71 belegen. Zwar räumte er mit dem OFC sensationell den DFB-Pokal ab und schaffte Historisches, doch schon nach zwei Monaten reichte er seinen Rücktritt ein. Sport-90 erinnert an die Trainerentlassung von Aki Schmidt bei den Kickers Offenbach.
Bereits im Januar 1970 hatten die Kickers Offenbach, die damals noch in der zweitklassigen Regionalliga Südwest spielten, die Verpflichtung von Aki Schmidt als neuen Trainer zur kommenden Spielzeit eingetütet. Der gerade erst 34-Jährige, der als Spieler mit dem BVB mehrere Meisterschaften feierte und den DFB-Pokal gewann, wurde von OFC-Präsident Horst-Gregorio Canellas erfolgreich vom Ligakonkurrenten SSV Jahn Regensburg abgeworben.
Wegen Autounfall: Verspäteter Trainerstart von Aki Schmidt beim OFC
In Offenbach sollte Schmidt die Nachfolge von Trainer Paul Oßwald antreten, der bei den Kickers zuvor krankheitsbedingt von seinem Amt zurückgetreten war. Da die Regensburger dem abwanderungswilligen Aki Schmidt allerdings nicht die vorzeitige Freigabe für einen Trainerwechsel erteilten, konnte er erst zur nächsten Saison seinen Dienst beim Traditionsklub antreten. Der OFC holte als Übergangslösung Zlatko „Tschick“ Cajkovski. Dieser schafften mit den Kickers Offenbach erfolgreich den Aufstieg in die Bundesliga.
Als dann endlich Aki Schmidt bei den Rot-Weißen im Juli 1970 als neuer Trainer loslegen sollte und wollte, wurde die ehemalige Fußballlegende von einem schweren Autounfall ausgebremst. Er erlitt einige Verletzungen und konnte daher erst verspätet den Trainerposten antreten. Die Liaison zwischen Aki Schmidt und Kickers Offenbach stand unter keinem guten Stern.
Kickers Offenbach: Aki Schmidt startet mit DFB-Pokalsieg im Sommer
Der OFC setzte übergangsweise auf Jugendtrainer Kurt Schreiner, der die Saisonvorbereitung übernahm und die Mannschaft auch im DFB-Pokal betreute. Hintergrund: Aufgrund der WM in Mexiko wurde der Pokalwettbewerb 1969/70 ab dem Achtelfinale erst im Juli/August der Saison 1970/71 ausgetragen.
Als die Kickers Offenbach am 29. August 1970 sensationell das DFB-Pokal-Finale gegen den turmhohen Favoriten 1. FC Köln mit 2:1 für sich entscheiden konnten, saß zwar Aki Schmidt auf der Trainerbank. Doch es war Schreiner, der die Mannschaft taktisch einstellte und vorbereitete. Sodass der Name Kurt Schreiner mit Pokaltriumph 1970 - bis heute der größte Erfolg der Kickers-Historie - eng in Verbindung gebracht wird.
Aki Schmidt schafft Historisches in Offenbach
Zugleich konnte sich aber selbstverständlich auch Aki Schmidt den Titelgewinn anheften und der Ex-Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 1958 war damit der erste Fußballer in Deutschland, der den DFB-Pokal sowohl als Aktiver (1965 mit Borussia Dortmund) und als Trainer gewann! Durch den Pokaltriumph war Offenbach für die Saison 1970/71 erstmals auch international vertreten - im ehemaligen Europapokal der Pokalsieger qualifiziert.
Man kann durchaus behaupten, dass Alfred „Aki“ Schmidt in Offenbach die Früchte seiner direkten Trainer-Vorgänger erntete. Ob das nun der Bundesliga-Aufstieg oder der Pokalsieg war. Er selbst hatte aber nicht sonderlich viel Fortune auf dem OFC-Stuhl - zumindest im Bundesliga-Alltag.
Saison 1970/71: Durchwachsener Liga-Start für OFC unter Trainer Aki Schmidt
Direkt am 1. Spieltag kassierte der Aufsteiger eine zu erwartende 0:2-Pleite beim amtierenden Meister Borussia Mönchengladbach. Erschwerend kam hinzu, dass die Kickers Offenbach direkt zu Saisonbeginn der Doppelbelastung mit dem DFB-Pokal ausgesetzt waren, was die Arbeit für Trainer Schmidt nicht leichter machte.
Zwar konnte der OFC am 2. Spieltag der Bundesliga - der zwischen dem Pokalhalb- und -finale stattfand - einen 2:1-Sieg gegen Werder Bremen im heimischen Fußballstadion Bieberer Berg einfahren. Doch in den nächsten beiden Meisterschaftsspielen musste sich Aki Schmidt mit den Offenbachern mit einer 1:2-Heimpleite gegen Eintracht Braunschweig und einem 1:1-Remis bei Hannover 96 begnügen. Braunschweig und Hannover waren zu jener Zeit direkte Abstiegskonkurrenten vom Aufsteiger OFC.
Nach nur 87 Tagen: Aki Schmidt wirft in Offenbach schnell das Handtuch
Der durchwachsene Saisonstart in der Bundesliga sollte sich fortsetzen und Aki Schmidt erlebte eine kleine Achterbahnfahrt. Am 6. Spieltag behielten die Kickers Offenbach mit 2:0 über den MSV Duisburg die Oberhand. Es folgte eine 0:2-Schlappe bei Arminia Bielefeld und ein munteres 3:3-Unentschieden daheim gegen den VfB Stuttgart.
Der OFC nistete sich im unteren Tabellendrittel ein, was für Aki Schmidt Grund genug war, seinen Rücktritt einzureichen. Es war demnach keine klassische Bundesliga Trainerentlassung. Der junge Übungsleiter war insgesamt nur 87 Tage Trainer in Offenbach. Unter Schmid konnten die Kickers in sieben Ligaspielen dennoch eine für einen Aufsteiger ordentliche Bilanz von zwei Siegen, zwei Unentschieden und drei Niederlagen bei 8:11 Toren vorweisen.
Historisch: Aki Schmidt feiert mit Kickers Sieg bei Europapokal-Premiere
Für Aki Schmidt sollte die Saison 1970/71 bei den Kickers Offenbach das erste und einzige Trainer-Engagement in der Bundesliga bleiben. Doch in den knapp drei Monaten am Bieberer Berg erlebte die BVB-Legende und 25-fache DFB-Spieler eine abenteuerliche Reise - inklusive verzögerten Dienstantritt oder dem DFB-Pokalsieg als absoluten Höhepunkt.
Doch es gab noch ein weiteres besonderes sportlich Vorkommnis, dass die Kickers Offenbach auf ewig mit dem im November 2016 verstorbenen Aki Schmidt verbindet. Denn es war eben jener Aki Schmidt, der die Hessen im ersten Europapokalspiel betreute. Gegen den FC Brügge gab es in der 1. Runde des Pokals der Pokalsieger Mitte September 1970 einen 2:1-Erfolg. Bis heute nicht nur die einzige internationale Teilnahme des Kultklubs, sondern auch der einzige Sieg.
Trainerwechsel in Offenbach: Gutendorf folgt auf Aki Schmidt
Denn das Rückspiel in Brügge verlor der OFC mit 0:2 und schied somit direkt aus. Damals saß mit Rudi Gutendorf bereits der neue Trainer und Nachfolger von Aki Schmidt auf der Trainerbank der Kickers. Gutendorf wurde seinerseits erst drei Wochen zuvor beim FC Schalke 04 entlassen.
Und Alfred „Aki“ Schmidt? Er arbeitete weiter als Trainer, war aber ausschließlich beim unterklassigen SSV Jahn Regensburg tätig. Beim Jahn, den er während seiner vier Amtszeiten u.a. in die 2. Liga führte, wurde Schmidt allerdings eine große Ehre zuteil und zum „Jahrhunderttrainer“ gewählt.
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