Virgil – Michael Jones Internet-Meme und ewiger Jobber

Was macht Michael Jones alias Virgil heute?

Bildquelle: Brandon I. [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Michael Jones hatte über die Jahre viele Gimmicks. Doch den meisten Fans dürfte er wohl noch als Virgil aus der WWF in Erinnerung sein. Virgil, der zunächst als Lakai die Drecksarbeit für den Million Dollar Man Ted DiBiase machte und später gegen diesen aufbegehrte, dürfte ein Angle sein, an den sich noch viele Wrestling-Fans aus jener Zeit erinnern. Doch wirklich erfolgreich war Jones nie. Stattdessen gab er zumeist den Jobber, sowohl bei der WWF als auch später bei der WCW.

Nicht nur das, den Jones musste oft auch als Punchline und Insider-Joke herhalten. So war sein WWF-Name "Virgil" eine unverhohlene Anspielung auf den bürgerlichen Namen von Dusty Rhodes, der damals bei der konkurrierenden WCW Chef-Booker und ein wichtiger Star war. Dass die WWF Jones als Virgil vorstellte, der im Wesentlichen nur Prügel an Stelle des Million Dollar Man bezog (oder gleich von diesem selbst gedemütigt wurde), war ein klarer Seitenhieb. Als Jones später in der WCW unterkam, trat er als Prügelknabe und Spürsoldat für die NWO an und wurde zunächst Vincent und später Shane genannt. Halbwegs interessierte Wrestling-Fans werden schnell erraten, wem wiederum diese Anspielungen galten.

Jones begann seine Karriere als Soul Train Jones, ein im Memphis-Territorium sehr erfolgreiches Apollo Creed Gimmick. Dabei machte er genug von sich Reden, dass die WWF alsbald auf ihn aufmerksam wurde. Dort wurde er wie gesagt als Virgil an die Seite vom Million Dollar Man Ted DiBiase gestellt, dem er als Bodyguard und Lakai diente. Dabei musste Virgil meist die Prügel kassieren, sodass DiBiase dem Zorn der Babyfaces fluchtartig entgehen konnte. Überdies wurde Virgil über die Jahre immer mehr von DiBiase gedemütigt.

Moment an der Sonne wird schnell getrübt

Dies sollte schließlich wohl im Karriere-Highlight von Virgil gipfeln. Als dieser im Ring vom Million Dollar Man wieder einmal rund gemacht wurde, hatte er endlich genug und donnerte dem verhassten Millionär mit dessen eigenem Million Dollar Gürtel eins über. Endlich begehrte das ewige Opfer auf und die Fans waren sogleich voll dahinter. Danach folgte eine Fehde gegen den Million Dollar Man, bei der Virgil die Resultate bekam. So konnte er seinen ehemaligen Boss in zwei wichtigen Matches besiegen, jedoch sah er dabei selten gut aus, da die WWF diesen Angle mit sonderbaren Booking-Entscheidungen an die Wand fuhr (so gewann Virgil das erste Aufeinandertreffen bei WrestleMania nur glücklich durch Count-Out).

In der Folgezeit blieb Virgil zwar als erstaunlich beliebtes Undercard-Face erhalten, wurde aber von den meisten Kontrahenten besiegt. Virgil profitierte dabei von der Grund-Sympathie, die ihm der von langer Hand vorbereitete Angle mit dem Million Dollar Man eingebracht hatte. Auch hatte er keine schlechte Ausstrahlung für ein Babyface. Doch seine hölzernen Promos und oft sehr unglaubwürdige Arbeit im Ring sowie das inkonsequente Booking seitens der WWF sorgten dafür, dass sein Babyface-Run ihn ziemlich schnell in die Undercard führte, wo er sich für nahezu alles und jeden hinlegen musste. 1994 wurde Jones entlassen.

 

 

Auch in der WCW blieb nur die Undercard

Zunächst konnte sich Jones mit Wrestling-Auftritten bei kleineren Shows nicht wirklich über Wasser halten und kehrte daher teilweise zu seinem Job als Mathelehrer zurück. 1996 konnte er dann bei der WCW anheuern. Dies sicherte ihm zwar wieder ein Einkommen, doch während sein Booking in der WWF teilweise fragwürdig war, so wurde es in der WCW einfach nur noch zum Treppenwitz auf seine Kosten. Als „Vincent“ wurde er der „Sicherheitsbeauftragte“ der NWO. Im Grunde genommen spielte er fast wieder dieselbe Rolle, die er auch als Virgil in der WWF bedienen musste. Nur dass er nun nicht mehr der Prügelknabe eines einzelnen Heels, sondern gleich einer ganzen Fraktion war.

Nichtsdestotrotz konnte sich Vincent eine ganze Weile in der WCW halten, auch wenn er dabei meistens den Jobber geben musste. Nun jedoch als Heel und nicht mehr als Babyface. Gegen Ende seines WCW-Runs trat er dann unter seinem bürgerlichen Namen an, wurde deswegen aber auch nicht großartig besser eingesetzt. Nach dem Niedergang der WCW tingelte Jones durch die Indies und verschwand lange Zeit von der Bildfläche, ehe er 2010 kurzzeitig zur WWE zurückkehrte. Diesmal als Sidekick vom recht erfolglosen Ted DiBiase Jr., den man dummerweise versuchte, als Gimmick-Kopie seines ungleich charismatischeren Vaters zu positionieren. Das Engagement währte jedoch nur kurz.

Jeder Cent wird rausgeholt!

Fragwürdige Bekanntheit erlangte Jones indes in den Augen der Internet-Community der Wrestling-Fans. Bilder von Virgil, der allein an einem Merchandising Tisch im Nirgendwo saß, gingen immer wieder als „Einsamer Virgil“ Internet-Meme über den Äther. Dazu kam, dass Jones bei den Wrestling-Fans, die Conventions und Co. besuchten sowie bei entsprechenden Autogrammjägern einen eher schlechten Ruf hat.

 

 

So ist Jones dafür berüchtigt, seine eigenen Meriten gegenüber uneingeweihten Veranstaltern immer weit über Wert anzupreisen (um so, mehr Geld zu verdienen). So behauptete er beispielsweise, bei weit über einem Dutzend WrestleMania Events gebucht oder der jüngste WWE-Debütant aller Zeiten gewesen zu sein. Ferner nimmt er bisweilen gar fürs Händeschütteln Geld! Auch nicht von schlechten Eltern: Jones alias Virgil, kündigte sich selbst und Ted DiBiase immer wieder für mehrere Veranstaltungen an (meist für Meet & Greet Events am Rande von Wrestling-Shows und Conventions), nur um dann allein zu erscheinen! Ted DiBiase wusste indes nichts davon und musste sich mehrfach entschuldigen, dass er bei Shows nicht erschien, bei denen er seinerseits nie eingeplant gewesen war.

Parodiert Jones letztlich nur sich selbst?

Michael Jones ist aufgrund seiner Jobber-Karriere und seines fragwürdigen Wrestling-Ruhms heute so etwas wie der am längsten währenden Treppenwitz der nordamerikanischen Wrestling-Geschichte. Bis auf wenige Ausnahmen war er als ewiger Jobber gebrandmarkt und wurde zum Spielball der Promoter, die sich über ihn mit Anspielungen in die Pfanne hauen wollten. Dass Jones aber dennoch solange im Wrestling-Geschäft Geld verdienen konnte (von den 80ern bis heute!) spricht zumindest für sein Arbeitsethos – und seine Bereitschaft, Leute über den wenig besuchten Merchandising-Tisch zu ziehen.

Dabei scheint Jones aber entweder genug Humor (oder Geschäftssinn?) zu haben, dass er sich seines Rufes vollkommen bewusst ist, den er mittlerweile auch als überdreht schmieriger Wrestling-Charakter mehr und mehr über die sozialen Medien bedient. Es scheint, als ob der ehemalige Prügelknabe nun endlich eine Rolle gefunden hat, die allein seiner eigenen Agenda entspricht. 2019 war er gar wieder als Soul Train Jones bei All Elite Wrestling zu sehen. Der Mann ist einfach nicht kleinzukriegen!


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