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Porträt über Frank Shamrock - einer der ersten kompletten MMA-Fighter
Die noch junge Geschichte der MMA hat in den 90ern und frühen 2000ern einige Pioniere hervorgebracht, deren sportliche Andenken noch heute in Ehren gehalten werden. Doch einer, der dabei gerne übersehen wird, ist Frank Shamrock. Es scheint oft, als ob er etwas im Schatten seines großen Stiefbruders, Ken Shamrock, steht. Dieser wurde mit seinem Captain America Look und als erster ernst zu nehmender Rivale von Royce Gracie zum ersten amerikanischen Aushängeschild der MMA in Nordamerika, ehe sein Run bei der WWE ihn und “Ultimate Fighting“ noch bekannter machten.
Dabei könnte man durchaus argumentieren, dass Frank Shamrock der technisch vielseitigere der beiden war und überdies eine Karriere vollbringen konnte, die ungleich würdiger endete als jene von Stiefbruder Ken (der viel zu lange über seinen Zenit weiterkämpfte).
Überdies war Frank Shamrock einer der Pioniere unter den etwas leichter geratenen MMA-Fightern. Und das zu einem Zeitpunkt, als sich die ersten Gewichtsklassen unter 200 Pfund gerade erst formten. In dieser Hinsicht ist er historistisch kaum minder signifikant als Kazushi Sakuraba oder BJ Penn, wird aber auch diesbezüglich gerne übersehen.
Frank Shamrock war einer der frühen echten Mixed Martial Artists! Ein Champion in fast allen frühen MMA-Promotions von Rang und Namen (außer PRIDE) und er errang Siege über Gegner wie Bas Rutten, Masakatsu Funaki, Minoru Suzuki, "Tiger" Vernon White, Enson Inoue, Jeremy Horn und Tito Ortiz.
Bob Shamrock – Patriarch von Hunderten
Frank Shamrock hieß ursprünglich Frank Alisio Juarez und kam aus sehr schwierigen Verhältnissen. Geboren in einer armen, mexikanischen Familie, durchlief Frank Alisio Juarez bereits von Kindesbeinen an mehrere Waisenheime und ähnliche Einrichtungen. Oftmals waren es Institutionen mit dem Fokus auf “schwer erziehbaren“ Problemfällen. Phasenweise war er als Kind in so schlechten Situationen, dass er sich Essen aus Mülltonnen besorgen musste.
Doch eine glückliche Fügung brachte ihn zu Bob Shamrock. Bob Shamrock und seine Frau Dede konnten keine eigenen Kinder haben. Daher entschieden sie sich, Kinder (speziell Jungen) bei sich aufzunehmen. Und zwar jene, die sonst keiner haben wollte. Im Laufe der Jahre durchliefen wohl Hunderte von schwierigen Jungen die Ranch der Shamrocks. Bob Shamrock offenbarte sich dabei als herzhafter Pragmatiker, der schnell einen Draht zu den verstoßenen Rüpeln etablieren konnte. Er wusste, dass sie jemanden brauchten, den sie als Autorität anerkannten. Nicht jemanden, der sie wegschloss.
In diesem Sinne kanalisierte Shamrock die Energien seiner Schützlinge. Ihn interessierte nicht, was sie getan hatten, sondern was sie in Zukunft tun wollten. Harte Farmarbeit wurde belohnt. So konnten die “Shamrock-Jungen“ (die alle eine eigene Jacke bekamen, die sie als ebensolche auswies) sich durchaus Freiheiten gönnen, sofern sie ihre Arbeit erledigten und keine Probleme machten. Dies beinhaltete sogar, dass Bob Shamrock ihnen einen seiner alten, klassischen Wagen auslieh. Doch wer nicht spurte, konnte sich anderweitig abreagieren, in dem ihm und einem anderen “Delinquenten“ die Boxhandschuhe übergezogen wurden. Eine harte jedoch herzliche Linie, mit der Bob Shamrock zahlreichen Leben eine neue, bessere Bahn geben konnte. Im Alter von 21 Jahren wurden Frank Shamrock sowie auch Ken Shamrock von Bob Shamrock adoptiert.
Wie Frank Shamrock zum Sport kam
Zu den frühen MMA fand Frank Shamrock, indem er von Ken Shamrock im Submission Wrestling/Catch Wrestling unterweisen wurde. Ken Shamrock, dessen athletisches Potenzial von seinem Ziehvater früh erkannt wurde, verdiente sich bereits seit einigen Jahren als Wrestler gutes Geld in Japan. Doch 1993 entschieden Ken Shamrock, Minoru Suzuki und Masakatsu Funaki, eine Wrestling-Show mit adaptierten Regeln zu veranstalten. Nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Kämpfe hier nicht länger fingiert, sondern echt waren. Es entstand (einige Monate vor UFC 1) eine Form von echtem Shootfighting – im Grunde genommen MMA ohne geschlossene Fäuste und ohne Ground and Pound. Pancrase war geboren!
Eben hier verdiente sich Frank Shamrock die ersten Sporen. Auch wenn es ein zunächst holpriger Start war. Doch konnte Frank Shamrock den damals selbst noch sehr ungeschulten Bas Rutten besiegen, der später selbst zur Pancrase-Legende schlechthin werden sollte. Es folgten durchwachsene Ergebnisse. Nacht acht Kämpfen in Pancrase hatte Frank Shamrock eine Bilanz von 4-3-1 vorzuweisen. Wenn auch mit einem Sieg über Minoru Suzuki. Doch im Anschluss daran folgte eine Serie von sechs Siegen. Bei einem weiteren Sieg über Minoru Suzuki (nach über 22 ununterbrochenen Minuten) wurde Frank Shamrock zum “King of Pancrase“. Erst in einem Titelvereinigungs-Match gegen Bas Rutten sollte Frank Shamrock wieder eine Niederlage erfahren.
Es folgten zunächst wieder durchwachsene Ergebnisse, ehe Frank Shamrock seinen besten Run hinlegte. In zwölf aufeinanderfolgenden Kämpfen blieb er ungeschlagen (elf Siege, ein Unentschieden)! In dieser Zeit wurde er der erste UFC-Mittelgewichtschampion (entspricht dem heutigen Halbschwergewicht). Sensationell besiegte er den hoch gehandelten Olympia-Ringer Kevin Jackson in nur 16 Sekunden! Shamrock verteidigte den Titel viermal. Da er sich im Disput von der UFC trennte, verlor er diesen Titel niemals im Kampf. Des Weiteren konnte er diese Phase mit dem Sieg des WEC-Titels im Halbschwergewicht krönen. Ferner erstreckte sich seine ungeschlagene Serie über Kämpfe in der japanischen Organisation RINGS, Vale Tudo Japan und sogar einen Kampf bei K-1. Anschließend konnte Frank Shamrock von seinen letzten vier Kämpfen nur noch einen gewinnen. Aber selbst in diesem sicherte er sich Gold. Und zwar den StrikeForce Mittelgewichtstitel!
Einer der ersten echten MMA-Fighter
Frank Shamrock trainierte die meiste Zeit im Lion‘s Den. Dem Fight-Camp seines Stiefbruders Ken. Die Lion‘s Den Kämpfer waren meist durch große Athletik ausgezeichnet. Die Besonderheit der Fight-Camps und Gyms aus jener Pionierzeit war, dass es im Grunde genommen noch keine so hoch spezialisierten Trainerstäbe gab, wie man sie heute kennt. Die Kämpfer trainierten sich größtenteils selbst bzw. gegenseitig. MMA war absolutes Neuland! Hier trainierte Frank Shamrock besonders viel mit Maurice Smith, einem erfolgreichen Kickboxer, der historisch zu einem der ersten Striker werden sollte, der ein UFC-Turnier gewinnen konnte (in der Anfangsphase waren die reinen Striker den Ringern und Bodenkämpfern hoffnungslos unterlegen).
Frank Shamrock zeigte Maurice Smith, wie dieser sich gut am Boden verteidigen konnte. Shamrock, der selber bereits ein guter Submission-Wrestler und Bodenkämpfer war, lernte im Gegenzug, seine Schlagtechniken zu verbessern und effektives Ausdauertraining. Dies machte Shamrock zu einem der komplettesten frühen MMA-Kämpfer. Mehrere Magazine aus jener Zeit (wie der Wrestling Observer und das Black Belt Magazin) wählten Shamrock zum Kämpfer des Jahres 1998 und 1999. Der Wrestling Observer sah in ihm gar den Kämpfer des Jahrzehnts. Diese Meriten fielen allesamt in jene Phase, in der Frank Shamrock unaufhaltsam schien. Später blieb er dem Sport noch eine Weile als Kommentator und Botschafter (vor allem bei StrikeForce) treu.
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