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Olaf Ludwig – Deutschlands Top-Fahrer diesseits und jenseits der Wende
Es gibt wohl kaum andere deutsche Radrennfahrer, die als Amateure so bemerkenswert erfolgreich waren wie Olaf Ludwig. Seine Amateurkarriere verlief so erfolgreich, dass er sich um ein Haar gar nicht entschieden hätte, überhaupt zu den Profis umzusatteln. Dieser Umstand war seinem Hintergrund als DDR-Sportler geschuldet, wo es Profisport schlicht und ergreifend nicht gab. Umso erfolgreicher war jedoch der Amateursport, der auch von staatlicher Seite – hauptsächlich aus Prestige-Gründen – stark gefördert wurde.
Olaf Ludwig konnte als Amateur zweimal die internationale Friedensfahrt gewinnen. Bei dieser handelte es sich um den bedeutendsten Wettbewerb im Amateur-Radsport. Sie umfasste meist um ein Dutzend Etappen und war somit irgendwo zwischen Grand Tour und kleineren, einwöchigen Rundfahrten anzusiedeln. Auch kleinere Rundfahrten, wie die Niedersachsen-Rundfahrt oder die französische Tour de l‘ Avenir, konnte Olaf Ludwig gewinnen. Vor allem aber ist er ein deutscher Olympiasieger (Seoul 1988) und gewann überdies auch Silber bei Olympia.
Sportförderung bei Wismut Gera
Bereits als Kind war Olaf Ludwig wohl sportbegeistert, spielte Fußball und übte Leichtathletik aus. Doch sein eigentliches Talent sollte sich erst auf dem Rennfahrrad offenbaren. Als sein Heimatort Gera Etappenort der internationalen Friedensfahrt, die Olaf Ludwig später selbst zweimal gewinnen sollte, wurde, zeigte sich der Junge derart beeindruckt, dass er fortan auf diesen Sport umsattelte. Früh fiel sein außerordentliches Talent auf, sodass zeitweise sogar daran gedacht wurde, ihn zwecks Sportförderung nach Berlin zu schicken. Doch die Eltern waren dagegen. Stattdessen kam Ludwig beim SG Wismut Gera unter, wo er seine gesamte Amateurkarriere bis zur Wende zubringen sollte. Werner Marschner, selbst ehemaliger Radsportler und später ein erfolgreicher Trainer, diente Ludwig als wichtiger Mentor.
Olaf Ludwig stellte sich als recht vielseitiger Fahrertyp heraus. So war einerseits ein starker Sprinter, der sich legendäre Sprintduelle mit dem Usbeken Dschamolidin Abduschaparow liefern sollte. Doch anders als viele reine bzw. überwiegende Sprinter war Ludwig auch relativ bergfest. Ferner war er ein anständiger Zeitfahrer. Durch diese vielseitigen Qualitäten konnte er sowohl in Eintagesrennen als auch in kleineren Rundfahrten erfolgreich sein. Und abseits seiner zwei Siege bei der internationalen Friedensrundfahrt konnte er bei diesem Etappenrennen (dass in puncto Länge nur den Grand Tours nachstand) auch noch weitere respektable Platzierungen unter den Top Fünf einfahren. 1988 folgte einer seiner wohl größten Triumphe, als er in Seoul die Goldmedaille im Straßenrennen eroberte.
Steckbrief zu Olaf Ludwig
Nationalität: Deutschland
Spitzname: -
Teams
1979–1989 SG Wismut Gera (Als Amateur in der DDR)
1990–1992 Panasonic
1993–1997 Team Telekom
Die größten Erfolge von Olaf Ludwig
- Punktwertung (grünes Trikot) bei der Tour de France (1990)
- 2 Etappensiege bei der Tour de France
- 2 Gesamtsiege bei der Internationalen Friedensrundfahrt (1982, 1986)
- Gesamtsieger Niedersachsen-Rundfahrt (1981)
- Gesamtsieger Tour de l'Avenir (1983)
- Gesamtsieg bei den vier Tagen von Dünkirchen (1992)
- UCI Welt Cup Sieger (1992) (eine über die Saison laufende Punktewertung)
- Amstel Gold Race (1992)
- E3 Harelbeke (1991)
- Rund um den Henninger Turm (1994) (heute bekannt als Eschborn - Frankfurt)
- Goldmedaille im Straßenrennen bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988
- Silbermedaille im Mannschaftszeitfahren bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980
- Bronzemedaille im Straßenrennen bei der Radsport WM in Oslo 1993
Weitere Erfolge als Profi
Um ein Haar wäre Olaf Ludwig niemals Profi geworden, denn nachdem das Jahr 1989 sportlich verletzungsbedingt eher enttäuschend verlaufen war, erwog Ludwig wohl ernsthaft seinen Rückzug aus dem aktiven Geschehen. Doch dann kam die Wende und mit ihr eröffnete sich die Möglichkeit, sich bei den Profis zu messen. Etwas, was Olaf Ludwig bis 1997 tun sollte. Sogleich konnte er 1990 das grüne Trikot bei der Tour de France erobern und nach Paris bringen. Das Ganze in Diensten von Team Panasonic. Später sattelte Olaf Ludwig dann zum Team Telekom um, dem er 1993 den ersten Tour de France Etappensieg in der Team Geschichte bescherte.
Olaf Ludwig konnte noch weitere Achtungserfolge erzielen – insbesondere bei den klassischen Eintagesrennen. So gewann er das Amstel Gold Race sowie den E3 Preis von Flandern (heute bekannt als E3 BinkBank Classic). Auch das Rennen „Rund um den Henninger Turm“ (heute: Eschborn-Frankfurt) konnte er einmal für sich entscheiden. Bei mehreren Gelegenheiten hätte er sich auch fast unter die historistischen Gewinner des renommierten Eintages-Monuments Paris-Roubaix eintragen können. In diesem Radrennen belegte er bei drei aufeinanderfolgenden Teilnahmen (1992 bis 1994) Rang zwei, drei und vier. Es gelang ihm jedoch niemals, den Wettbewerb zu gewinnen. Allerdings sollte ihm sein zweiter Rang von 1992 die entscheidenden Punkte sichern, um in diesem Jahr die Welt Cup Wertung der UCI Profis für sich zu entscheiden.