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Ernie Ladd – Ein Vorreiter in mehr als einer Hinsicht
Ernie Ladd erlangte bereits abseits des Rings Bekanntheit und sportliche Meriten. Der 206 cm große Afroamerikaner kam durch ein Basketball-Stipendium an die Grambling State University. Jedoch wandte er sich später einem anderen Sport zu – und zwar dem American Football. Hier ging er als einer der körperlich größten Defensive Tackles aller Zeiten in die Geschichte der AFL (American Football League) ein.
Ladd debütierte 1961 als Profi für die San Diego Chargers, mit denen er viermal die Meisterschaft um die AFL Championship erreichte und diese einmal gewann. Später spielte er noch für die Houston Oilers und die Kansas City Chiefs, konnte dort jedoch nicht mehr an seine Glanzzeiten anknüpfen.
1969 zwang ihn eine Knieverletzung, die ihn schon zuvor beeinträchtigt hatte, dem Football den Rücken zu kehren. Er sattelte zum Pro-Wrestling um, wo er schon seit 1961 immer wieder mal vereinzelte Auftritte gehabt hatte. Was er in den Jahren zuvor eher als gelegentliche Attraktion mitmachte (oftmals, um Geld in der langen Off-Season zu verdienen) wurde nun zu Ernie Ladds neuem Vollzeitjob, den er für rund 17 Jahre ausüben sollte.
Ladd durchbricht Barrieren und etabliert sich als Top-Heel
Für Ernie Ladd war der Übergang zum Wrestling eine wirtschaftlich naheliegende Entscheidung. Eingedenk seiner Knie konnte er nicht mehr auf dem nötigen Level im Football mithalten und auch nicht mehr wirklich trainieren. Im Wrestling hingegen war er insbesondere im Territorium um Los Angeles bereits eine etablierte Größe und konnte weit mehr Geld verdienen. Unterwiesen und trainiert wurde Ernie Ladd von Bobo Brazil, einem wahren afroamerikanischen Pionier des Wrestlings, der als einer der ersten schwarzen Heavyweight Champions und Main Eventer in die Geschichtsbücher einging. Und auch Ladd sollte ein hoch dekorierter Pro Wrestler werden.
In Anbetracht seiner Popularität als erfolgreicher Footballspieler wurde Ladd zunächst als Babyface, dem die Fans zujubelten, gebucht. Doch durch seine gewaltige Präsenz und sein scharfzüngiges Redetalent entdeckt Ladd bald, dass ihm die Rolle des Heels, der über Kontrahenten wie Zuschauer gleichermaßen mit seinen Triaden herzog, weit besser lag. So wurde Ernie Ladd im Laufe der 70er Jahre zu einem der Top Heels in den USA, da er es verstand, den Hass der Fans auf sich zu ziehen wie kaum ein Zweiter. Er trat in Main Event Programmen gegen Wrestler wie Andre the Giant, Mr. Wrestling, Wahoo McDaniel, Dusty Rhodes, Pedro Morales, Bruno Sammartino, die mexikanische Legende Mil Mascaras, Bob Backlund, den Junkyard Dog und seinen Mentor Bobo Brazil an.
Ernie Ladd setzt neue Standards
Ernie Ladd machte in den 70ern die gesamten USA als Top Heel unsicher. Er wrestelte in den unterschiedlichsten Territorien der NWA. Jenem Dachverband, der früher die größten amerikanischen Wrestling Promotions einte. Auch für die damalige WWE, damals noch bezeichnet als WWWF (World Wide Wrestling Federation) trat er im Madison Square Garden auf, wo er um den Titel kämpfte. Im Laufe seiner Karriere konnte Ladd etliche territoriale Gürtel erobern. Sowohl im Singles als auch im Tag Team Bereich.
Gleichwohl seine Popularität Ladd einen Blitzstart im Wrestling bescherte, ruhte er sich keineswegs auf seinen Lorbeeren aus. Im Gegenteil! Mehr als eines der Werkzeuge, derer sich Heels bis heute bedienen, wurde durch Ernie Ladd etabliert. So ist es bis heute eine beliebte Taktik von Heels, Heat zu ziehen, indem sie die lokalen Fans gezielt verbal angreifen. Etwas, was Ernie Ladd routiniert tat und was eingedenk seiner Hautfarbe und der Zeit, in der er es tat, nicht unbedingt unbedenklich war … und deswegen umso effektiver! Ein anderer Ernie Ladd Klassiker ist die vermeintliche Verletzung. So bandagierte Ladd sich unter dem Vorwand einer “alten Football Verletzung“ stets den Daumen, um ihn unfair in seinen Matches einzusetzen.
“Pulling an Ernie Ladd“
Doch die wohl bedeutendste Innovation Ladds als Heel bestand wohl darin, sich einfach von Matches zu verabschieden und den Ring zu verlassen, wenn es mal nicht so lief. Dies ist heute ein absolutes Heel-Klischee, das man immer wieder mal zu sehen bekommt. Tatsächlich war jedoch Ernie Ladd der Erste, der dies routiniert tat. Teilweise ging das soweit, dass er Matches, in denen er zu viel kassierte, einfach den Rücken kehrte. Sehr zur Rage der Fans. Viele Jahre sprach man von “Pulling an Ernie Ladd“ (“einen auf Ernie Ladd machen“), wenn ein Heel mal wieder einfach davon spazieren wollte, um seiner gerechten Strafe zu entgehen.
Ladd sollte dem Wrestling bis 1986 erhalten bleiben. Doch dann war es abermals das leidige Knie, das seinen Tribut forderte und Ladd zum Aufhören zwang. Ladd war eingedenk seines Status als Dauer-Heel zwar nie der ganz große Champion. Dafür war er aber derjenige, der mit so ziemlich allen Champions seiner Zeit den Ring teilte und durchaus einige Siege davonstehlen konnte. Ein weiteres historisches Alleinstellungsmerkmal sollte ihm nach seinem Karriereende zuteilwerden.
So wurde Ernie Ladd 1994 in die WCW Hall of Fame aufgenommen (die WCW sah sich natürlich als Erbe der NWA). Die WWF wiederum nahm ihn 1995 auf. So wurde Ernie Ladd historisch zum ersten (und für mehrere Jahre einzigen) Wrestler, der in beiden Hall of Fames vertreten war. 2007 verstarb Ernie Ladd im Alter von 68 Jahren nach einem mehrjährigen Kampf gegen den Darmkrebs. Noch heute genießen Fans der alten Schule seine Matches und verbalen Triaden auf YouTube und Co.