Bildquelle: John McKeon from Lawrence, KS, United States) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Marty Jannetty – Der entgleiste Midnight Rocker
Fredrick Martin Jannetty, bekannt unter seinem Wrestler Namen Marty Jannetty, ist seit 1984 im Wrestling aktiv, tritt jedoch seit 2018 allem Anschein nach nicht mehr aktiv an – was man ihm im Alter von 60 Jahren aber auch gerne nachsehen darf. Er trat für nahezu alle nordamerikanischen Promotions von Rang und Namen an, darunter die World Wrestling Federation / Entertainment (WWF / WWE), die American Wrestling Association (AWA), World Championship Wrestling (WCW) und Extreme Championship Wrestling (ECW). Dabei konnte er insgesamt 20 Titel gewinnen.
Trotz dieses zweifelsohne respektablen Resümees sehen viele in Marty Jannetty immer den erfolgloseren der beiden Midnight Rockers bzw. Rockers, denn sein Partner war ein gewisser Shawn Michaels, der nach dem initialen Run als Tag Team im Singles Bereich Wrestling Geschichte schrieb – wenn auch beschränkt auf die WWE. Jannettys Stern sank hingegen ab Mitte der 90er deutlich.
Rockers nur inoffizielle Tag Team Champions in der WWF
Bereits zu seiner Schulzeit tat sich Jannetty sportlich hervor. Er war ein Amateur-Wrestler im Bundesstaat Georgia, der sich in seinen letzten drei High-School-Jahren für das staatliche Meisterschaftsturnier qualifizieren konnte. Er boxte auch während der High School und gewann diverse Golden Gloves Events (renommierte Veranstaltungen des US-Amateurboxens). Nach der High School rang er am Chattahoochee Valley Community College in Alabama, wo er zweimal NJCAA-Qualifikant war. Er ging dann zur Auburn University, um zu ringen, aber die Schule ließ ihr Wrestling-Programm fallen. Er dachte darüber nach, Football zu spielen, wurde aber stattdessen von seinem Trainer Jerry Oates zum professionellen Wrestling überredet.
Dort sollte er schnell an der Seite eines anderen Debütanten ein prägendes Tag Team formen: Die Midnight Rockers (später nur noch als Rockers bekannt)! Das Duo hatte ursprünglich Mitte bis Ende der 1980er Jahre unter dem Namen The Midnight Rockers Erfolg. Jannetty und Michaels wurden zweimalige AWA World Tag Team Champions und gewannen verschiedene regionale Titel. Als dynamisches Tag Team erfuhren sie viel Beachtung und schlossen sich alsbald dem Exodus zahlreicher AWA-Wrestler an, die zur alles an sich reißenden WWF abwanderten. Dort avancierten sie zwar einem der populärsten Tag Teams des "Goldenen Zeitalters" der WWF und waren bei mehreren Veranstaltungen Headliner. Doch ein Tag Team Titel in der WWF sollte ihnen nie vergönnt sein, gleichwohl es eine kurze (jedoch nie offiziell anerkannte) Titel-Regentschaft gab.
Jannetty nach dem Split mit dem schlechteren Ende für sich
1992 trennten sich die Rockers mit dem Heelturn von Shawn Michaels, der seinen unvorbereiteten Partner während eines Interview-Segments durch die Scheiben einer Kulisse kickte. Damit profilierte sich Shawn Michaels als frisch gebackener Bösewicht und nahm sein Boy Toy Gimmick an. Doch gereichte das Marty Jannetty zunächst nicht zwingend zum Nachteil, da er natürlich der logische Rivale seines verräterischen Partners wurde und so durchaus noch in der WWF prominent eingesetzt wurde. Zumal Jannetty seinem Partner zumindest was die Technik und Dynamik im WWE Ring anbelangte, kaum nachstand. Allein die rednerischen Fähigkeiten und das Charisma gingen ihm vergleichsweise ab, was wohl auch den Hauptgrund für die unterschiedlichen Wege der beiden ehemaligen Partner von da an darstellte.
Später konnte Jannetty einmaliger WWF Intercontinental Champion werden und sich sogar die überfällige WWF World Tag Team Championship (gemeinsam mit dem 1-2-3 Kid) sichern. Später kam es zu einer Neuauflage der Rockers in Form der New Rockers, als sich Marty Jannetty mit Leif Kassidy (später besser bekannt als Al Snow) zusammentat. Jedoch sollte diese Formation weder so beständig noch so erfolgreich sein wie das Original.
Verbauten anhaltende Drogenprobleme den weiteren Karriereweg?
Von 1995 bis 1996 tingelte Marty Jannetty zwischen der ECW und der WWF. Doch Jannettys Stern verblasste sukzessive und er wurde spätestens während seines Runs in der WCW Ende der 90er Jahre größtenteils als Undercarder eingesetzt. In der zweiten Hälfte der 2000er Jahre trat er sporadisch für die WWE auf (einschließlich eines kurzen Wiedersehens mit Michaels im Jahr 2005). Doch abseits davon war er eigentlich nur noch ein großer Fisch im kleinen Indy-Teich, wo er nach wie vor Titelgold sammeln konnte.
Daran hatten vor allem wiederkehrende Drogenprobleme sowie auch Probleme mit dem Gesetz Anteil. So wurde zum Beispiel ein Intermezzo bei der WWE 2006 phasenweise unterbrochen, da Jannetty nicht reisen konnte, weil er sich aufgrund eines laufenden Verfahrens nicht aus Florida entfernen durfte. Jannetty war überdies bereits mehrfach wegen Alkoholsucht in Therapie.
Marty Jannetty und ein ominöses Mord-Geständnis
Erst vor kurzem machte Marty Jannetty mit einem rätselhaften und mittlerweile gelöschten Facebook Post von sich Reden, in dem er einen Totschlag seinerseits implizierte, den er als junger Jugendlicher an einem angeblichen Päderasten verübt haben will. Diesen habe er (laut eigener, impliziter Aussage) in einem Fluss „verschwinden lassen“.
Wie Marty Jannetty einige Tage nach dem besagten Post in einem Interview aussagte, habe ihn der Mann sexuell belästigt. Jannetty habe wohl Marihuana von ihm gekauft und war mit den Mann bekannt gewesen. Dieser habe ihm im Auto, wo der Handel vollzogen wurde, plötzlich in den Schritt gegriffen, woraufhin sich Jannetty aus dem Auto zurückgezogen habe. Der erzürnte Mann sei ihm gefolgt und habe versucht, ihn zu vergewaltigen. Bis Marty Jannetty ihm eins mit einem Ziegelstein verpasst habe, der in Reichweite lag.
Das Ganze soll sich nahe einer Bowling-Halle abgespielt haben, in der Jannetty damals wohl gearbeitet hatte. Anschließend habe Marty Jannetty den bewusstlosen (oder möglicherweise schon in Lebensgefahr schwebenden) Mann in den Chattahoochee Fluss geworfen und einige Tage später in den lokalen Nachrichten erfahren, dass der Mann vermisst werde, was ihn selbst sehr „beeinträchtigt“ hätte. Wobei man sich fragen muss, was zum Geier er erwartet hat, wenn er einen (bestenfalls) bewusstlosen Mann in einen Fluss wirft.
Eine schwere, aber auch obskure Selbstbezichtigung
Was von diesem Statement, das vollkommen aus dem Nichts kam, zu halten ist, ist derzeit noch sehr ungewiss. Schon in der Vergangenheit fiel Marty Jannetty durch homophobe und recht wirre Aussagen in sozialen Medien auf. Zumal dieser Post wohl während eines online ausgetragenen Zwistes mit einer Exfreundin aufkam. Also ein denkbar sonderbarer Kontext, um so was öffentlich zu äußern. Doch eingedenk dessen, dass Marty Jannetty im Post sowie im Interview einige Tage später sehr spezifische Aussagen getroffen hat, müsste sich das behördlich, selbst eingedenk der langen Zeitspanne, noch recht gut überprüfen lassen.
Denn wie viele Bowling-Hallen wird es in Columbus nahe des Chattahoochee Flusses schon geben? Und gemessen an den Aussagen Jannettys liegt nahe, dass der besagte Mann (so er tatsächlich existiert hat), wohl ein regelmäßiger Kunde in der Bowling-Halle war. Auch müssen er und Jannetty möglicherweise öfters zusammen gesehen worden sein, da Jannetty den Mann laut eigener Aussage kannte. Und sein Verschwinden hat angeblich genug Wellen verursacht, dass (laut Jannetty) die Medien darüber berichteten. Wenn all das stimmt, müssten die Behörden definitiv auf etwas stoßen können. Doch selbst wenn ein passender Vermissten-Fall gefunden wird, so dürfte sich der Hergang seines Todes kaum noch forensisch beweisen lassen. Sport-90 bleibt in dieser Angelegenheit am Ball!