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Saison 1969/70: Trainerentlassung von Helmuth Johannsen bei Eintracht Braunschweig
Der Name Helmuth Johannsen genießt bei Eintracht Braunschweig Kultstatus. Denn er war nicht nur der erste Bundesligatrainer der Niedersachsen, sondern schaffte 1967 mit Eintracht Braunschweig die große Sensation und gewann die Deutsche Meisterschaft. Doch nach der Saison 1969/70 trennten sich die Wege, wobei Johannsen aber nicht entlassen wurde.
Helmuth Johannsen hatte am 1. Juli 1963 den Trainerposten bei Eintracht Braunschweig übernommen. Für den gebürtigen Hamburger sollte es der Beginn seines erfolgreichsten Kapitels seiner Trainerkarriere werden. Denn Johannsen, der als Vertreter der „alten Schule“ galt und ein Mann mit Prinzipien war, konnte bei der Eintracht ohne großen Erfolgsdruck und in einem ruhigen Umfeld kontinuierliche Aufbauarbeit betreiben. Das Ergebnis war, dass Eintracht Braunschweig unter Trainer Helmuth Johannsen 1967 völlig überraschend die Meisterschaft gewann. Überraschend deswegen, weil sich die Mannschaft aus Nobodys zusammensetze.
Eintracht Braunschweig startete mit Fehlstart die Saison 1969/70
Nachdem Eintracht Braunschweig in den folgenden beiden Spielzeiten den 9. (1968) und 4. Platz (1969) belegte, ging es mit den Löwen in der Saison 1969/70 bergab. Das zeichnete sich gleich zum Saisonstart ab, als die Niedersachsen keines der ersten sieben Ligaspiele gewinnen konnten (drei Unentschieden, vier Niederlagen) und auf den letzten Tabellenplatz durchgereicht wurden.
Helmuth Johannsen schaffte es aber, seine Mannschaft für den Rest der Hinrunde wieder in erfolgreichere Gewässer zu führen und so konnte man sich nach 17 Spieltagen immerhin auf den 13. Platz vorarbeiten. Das war vor allem der wiedergefundenen Heimstärke zu verdanken, denn bis zur Winterpause blieb die Eintracht in den verbleibenden sechs Heimspielen ohne Niederlage und konnte vier Partien vor heimischer Kulisse für sich entscheiden.
Braunschweig mit Trainer Johannsen im Tabellenkeller
Mit der leicht aufsteigenden Tendenz sollte es in der Rückrunde vorerst weitergehen, wobei sich Siege, Niederlagen und auch Unentschieden regelmäßig abwechselten. Doch so richtig konnte sich die Elf von Eintracht Braunschweig Trainer Helmuth Johannsen, der ein gewiefter Taktiker, guter Psychologe und ein Coach mit profunden Fachkenntnissen war, nicht aus dem Abstiegssumpf befreien und langsam, aber sicher mehrten sich die Zweifler an Johannsen.
Ab Mitte März begann dann eine Durststrecke von insgesamt acht Spielen, in denen Braunschweig keinen einzigen Sieg in der Bundesliga holte. Stattdessen gab es vier Niederlagen und vier Unentschieden und das Abstiegsgespenst konnte nicht vom Stadion an der Hamburger Straße vertrieben werden.
Trainer Helmuth Johannsen und Eintracht beenden Zusammenarbeit
Erst am 33. Spieltag war der Klassenerhalt perfekt. Zwar kassierten die Löwen eine 1:2-Pleite gegen Hertha, doch da auch die Löwen von 1860 München gegen den MSV Duisburg verloren, standen die Münchener zusammen mit Alemannia Aachen vorzeitig als Absteiger der Saison 1969/70 fest.
Nach der enttäuschenden Saison entschlossen sich Trainer Helmuth Johannsen und Eintracht Braunschweig nach dem 30. Juni 1970 getrennte Wege zu gehen, wobei es sich aber nicht um eine klassische Trainerentlassung handelte. Während Otto Knefler den Trainerposten in Braunschweig übernahm, blieb Johannsen Niedersachsen treu und wechselte ausgerechnet zu Eintrachts Dauerrivalen Hannover 96.
Nach Braunschweig folgte die Meisterschaft in der Schweiz
Während es also bei Eintracht Braunschweig mit Otto Knefler als Trainer weitergehen sollte, blieb Helmuth Johannsen bis Ende November 1971 bei Hannover 96 als Coach tätig. Weitere Stationen sollten auch nach seinem Aus beim Braunschweiger Rivalen folgen. So übernahm er für rund drei Jahre den SV Röchling, ging dann zu Tennis Borussia Berlin, wechselte im Sommer 1976 in die Schweiz, wo er in der Saison 1977/78 mit dem Grasshopper Club Zürich Meister wurde.
Nach drei Jahren in der Schweiz zog es ihn für 2 Jahre zum VfL Bochum, ehe er erneut in der Schweiz aufschlug. Dieses Mal übernahm er gleich zweimal den Trainerposten beim FC St. Gallen. Legendär dürfte dabei das Weiterkommen im UEFA-Cup gegen Eintracht Frankfurt gewesen sein. Später schied man nur wegen der Auswärtstorregel im Halbfinale aus.
Sohn Walter Johannsen für NDR tätig
Helmuth Johannsen wurde nach seiner Trainerkarriere Kassenprüfer bei seinem Heimatverein dem FC St. Pauli! Dort wählte man ihn gar zum Vizepräsidenten, aber nachdem er „unsaubere Machenschaften“ des damaligen Präsidenten Dr. Otto Paulick ahnte, trat er von seinem Amt zurück. Später ging die ganze Sache vor Gericht, wo Johannsen den Prozess gewann und nun ganz offiziell behaupten durfte, dass Paulick die Bücher des Klubs frisierte.
Privat sollte es später vor allem gesundheitlich mit Johannsen nicht gut bestellt sein, denn er erkrankte an den Folgen einer Krebserkrankung, woran er schlussendlich auch verstarb. Mit 78 Jahren ging er viel zu früh. Der deutsche Fußball hat eine Trainer-Ikone des Sports verloren. Zurückgelassen hat er seine Frau und zwei Söhne. Walter Johannsen war als Sportjournalist des NDR bekannt. Über seine Ehefrau und seinem zweiten Sohn ist nicht viel bekannt.
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