Bericht zu Bellator 207 - Ryan Bader holt Sieg über Matt Mitrione

Heute Nacht gab es ab 3.00 Uhr an einem von zwei aufeinanderfolgenden UFC freien Wochenenden die Main Card von Bellator 207 für alle jene, die ihre regelmäßige Dosis MMA nicht missen wollten. Im Hauptkampf standen sich im Halbfinale des Bellator Heavyweight Grand Prix Turniers Ryan Bader und Matt Mitrione gegenüber.

Bader, seines Zeichens Halbschwergewichts Champion von Bellator, würde mit dem Sieg des Turniers zum ersten simultanen Titelträger zweier Gürtel der Promotion werden. Und gemessen am betagten Teilnehmerfeld und Baders Beständigkeit über die letzten Jahre stehen seine Chancen alles Andere als schlecht. Vorausgesetzt er kann den Gewichtsnachteil kompensieren. Los ging es im Leichtgewicht Carrington Banks (7-1) gegen Mandel Nallo (6-0). Eine intensive erste Runde, in der beide hart arbeiteten, gab sogleich das Tempo vor.

Banks mit ringerischer Offensive verlangte dem favorisierten, ungeschlagenen Nallo, der in sechs Kämpfen immer vorzeitig gewinnen konnte, viel ab. Der Amerikaner setzte Nallo kontinuierlich mit seinen ringerischen Qualitäten unter Druck, arbeitete eng am Mann und zwang ihn so in die Defensive. Allerdings konnte Mandel Nallo, der auch unter Feuer gute Reaktionen zeigte und stets die Übersicht behielt, zwischenzeitig mit einem Anaconda Choke drohen. Banks jedoch blieb ruhig und zeigte auch eine gute Resilienz, um diesem Griff noch geradeso zu entgehen. Er konnte sich in der Folge die Top Control sichern, womit er die Punktrichter wohl für die erste Runde auf seine Seite zog. Soweit ein anspruchsvoller Test für Nallo, der dann aber in der zweiten Runde zeigte, warum manch einer viel von ihm hält.

Beide belauerten sich und es entwickelte sich ein angespannter Faustkampf. Eine schlampige Führhand von Banks, bei der sich zu weit hinein lehnte und den Kopf etwas nach unten nahm, wurde hervorragend von Nallo erkannt und knallhart bestraft. Im wahrsten Sinne des Wortes! Denn sein aufwärts schnellendes Knie traf den entgegentretenden Banks und sofort waren alle Lichter aus! Ärgerlich für Banks, der in diesem Kampf auf Augenhöhe bis dahin gut aussah. Hier wurde ein Lapsus in der Konzentration bzw. Strategie sofort gnadenlos bestraft. Auch in seinem siebten Kampf bleibt Nallo somit siegreich und wartet immer noch auf seine erste dritte Runde!

Kevin Ferguson Jr. ganz wie sein alter Herr

Auch der nächste Kampf wieder eine Angelegenheit zwischen zwei Leichtgewichten. Corey Browning (3-2) gegen Kevin Ferguson Jr. (3-1) im Leichtgewicht. Kevin Ferguson Jr., genannt Baby Slice, ist der Sohn des leider vorzeitig verstorbenen Kimbo Slice. Dieser war ein erfolgreicher Freak Show Act im MMA, da er auf YouTube mit selbst arrangierten Straßenkämpfen zur Sensation wurde und schließlich von Elite XC (die gar ihre Promotion um ihn aufbauen wollten), der UFC und schließlich von Bellator promotet wurde. Kimbo Slice war jedoch nie ein wirklicher MMA-Kämpfer und eigentlich schon viel zu alt, um professionell zu kämpfen. Entsprechend wurde er in “Gimme-Fights“ gegen jedes Glaskinn und jeden altersschwachen Veteranen gebucht, derer man habhaft werden konnte.

Zum Kampf: Es war direkt ein hektischer Beginn. Ein erster Schlagabtausch in der Ringmitte resultierte sehr schnell in einer Rechten von Ferguson, die Browning gegen den Käfig sendete. Von da an wechselte der Kampf für den Rest der Ersten direkt auf den Boden. Baby Slice dort zunächst der Aggressor und mit sichtbar mehr Kraft, aber technisch sehr krude. Browning definitiv mit besserer Technik im Bodenkampf, ohne jetzt aber selber bemerkenswert gut zu sein. Es war einfach nur der Kontrast zu Ferguson, der ihn ungleich besser aussehen ließ! Die meiste Zeit behielt Ferguson die Top Control auf dem Boden, fand sich dann aber am Ende der Runde defensiv in einer Kruzifix-Position wieder, in die er sich törichterweise selber manövrierte hatte, als er sich Browning vom Rücken schälen wollte. Zu Fergusons Glück lagen die Beiden nah am Käfig, sodass Browning, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen Cut eingehandelt hatte, sich nicht voll durchstrecken und somit keine wirkungsvollen Schläge generieren konnte (Ferguson wäre im Kruzifix weitgehend ungeschützt gewesen!). Dennoch bracht Browning aus kurzer Distanz viele Ellbogen durch. Ferguson brauchte am Ende der Runde eine ganze Weile, um sich wieder zu seiner Ecke zurückzubewegen. Offensichtlich hat er den porösen Gastank seines alten Herren geerbt.

Runde zwei fing fast identisch an. Allerdings mit vertauschten Rollen. Der prompte und abermals nur Sekunden währende Schlagabtausch in der Mitte brachte diesmal das bessere Ende für Browning, der Ferguson direkt mit der rechten Klebe auf die Matte schickte und mit Ground and Pound nachsetzte. Doch Kevin Ferguson Jr. konnte sich im anschließenden Bodenkampf (vor allem durch den schieren Kraftvorteil) die Top Position sichern. Er drohte danach mit einem Head and Arm Choke, doch Browning drehte sich heraus. Allerdings auf Kosten dessen, dass er Ferguson den Rücken preisgeben musste. Dieser versuchte von da aus den Rear Naked Choke, der ihn in vorangegangenen Kämpfen bereits zweimal zum Sieg geführt hatte. Doch als er den Choke nicht voll zu Ende bringen konnte, rollte er einfach vom Rücken von Browning herunter. Er wurde von seiner eigenen mangelnden Kondition besiegt! Browning konnte sein Glück nicht fassen und sicherte sich mit einigen Hammerfäusten den TKO! Sieht so aus, als ob Baby Slice nicht nur den Nachnamen vom Vater geerbt hat.

Lorenz Larkin behält Fuß in der Tür

Zunächst stand ein Kampf im Weltergewicht zwischen Ioan Pascu (18-8) und Lorenz Larkin (19-7) an. Der Kampf diente dazu, einen startberechtigten Ersatzmann zu ermitteln, der im Weltergewicht GP um Bellators Weltergewicht Krone antreten darf, wenn einer der regulären Teilnehmer ausfallen sollte. Larkin war mit Pauken und Trompeten von der UFC zu Bellator gewechselt, da er dort eine Siegesserie genoss und seither als kommender Mann im Weltergewicht hoch gehandelt wurde. Doch zwei Niederlagen haben seinem Standing seither empfindlichen Abbruch getan. Andernfalls wäre er wohl selber im Turnier gesetzt gewesen.

Pascu, ein Kraftpaket, suchte sein Heil im Wrestling. Doch trotz zum Teil guter Takedown Versuche fand Pascu keinen Weg vorbei an der soliden Takedown Abwehr und starken Balance von Larkin. Im Stand lagen die Vorteile klar beim US-Amerikaner, der wesentlich sattelfester wirkte und sich dort mehr Anteile sichern konnte. In Runde zwei änderte sich diese Konstellation nicht. Im Gegenteil: Sie versteifte sich eher! Pascu fand keinen Weg vorbei an der Takedown Defensive von Larkin. Larkin dominierte den Rumänen nahezu nach Belieben auf den Beinen. Diesem sah man überdeutlich an, dass er hier abseits des Takedowns kein Rezept hatte. Larkin hatte einfach die wesentlich besseren Hände und die weit technischere und vielseitigere Schlagoffensive. Der Rumäne fast nur mit Heumachern und Haken, die nahezu allesamt zu kurz kamen. Keine gute Präzision in seinen Schlägen! Das wirkte alles extrem verkrampft, was er hier anbot. Einzig und allein am Ende der Zweiten kam er noch mal nah ran an einen Takedown, als Larkin leichtsinnig aus viel zu großer Distanz einen Ellbogenstoß anbringen wollte und in einen Konter Takedown lief. Doch auch diesen wehrte Larkin ab und landete zwischendrin sogar noch einen Aufwärtshaken (auf einem Bein hüpfend), der nicht spurlos an Pascu vorbeiging.

In der Dritten war Pascu dann klar, dass er unweigerlich zwei Runden hinten lag. Entsprechend agierte er mit Vorwärtsdruck. Doch Zwingendes kam dabei wenig rum, da Lorenzo Larkin auch in der Rückwärtsbewegung einfach der bessere Faustkämpfer blieb. Lediglich die letzten rund zwei Minuten gelang es Pascu, endlich den heiß ersehnten Takedown zu landen. Doch wirklich Signifikantes konnte er in der Top Position dann auch nicht mehr erreichen, da Larkin sich wirkungsvoll verteidigen konnte. Wenn auch auf Kosten dessen, dass er den Rest der Runde auf dem Rücken verbrachte. Ein ungefährdeter Sieg über die Distanz!

Nelson mit klarer Niederlage – winkt bald der Ruhestand?

Im Co-Main Event des Abends ging es für Roy Nelson (23-15) gegen Sergei Kharitonov (28-7). Zwei altgediente Haudegen. Insbesondere Kharitonov hat dieser Autor hier zuletzt zu Pride Zeiten gesehen. Dachte nicht, dass es denn noch gibt!

Es entpuppte sich als reine Angelegenheit im Stand (was zu erwarten war) und als Kampf zwischen zwei Führhänden. Der Kampf wurde schon früh kontrovers, als Kharitonov mit einem illegalem Knie den Kopf von Nelson traf, der zu diesem Zeitpunkt die Hände am Boden hatte. Der Russe wohl mit alten Angewohnheiten aus Pride Tagen (wo diese Knie zumeist erlaubt waren). Punktabzug (1 Punkt) gegen Kharitonov! Vollkommen zurecht! Aber der Kampf ging weiter. Kharitonov, mit einem erheblichen Reichweitenvorteil, brachte seine Führhand wesentlich häufiger unter. Nelson hielt zunächst mit den üblichen Nehmerqualitäten, für die man ihn kennt, wacker dagegen. Aber im Verlauf der ersten Runde nahm er immer wieder empfindliche Treffer hin und wurde schließlich kurz vor Schluss ausgeknockt. Er knickte im Angesicht des Volumens von Kharitonov einfach ein.

Sergei Kharitonov bei Bellator 207

Bildquelle: By Vtbr [Public domain], from Wikimedia Commons [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Natürlich muss man Nelson einräumen, dass er dieses illegale Knie gegen den Kopf hinnehmen musste. Fakt ist aber, dass er von seinen letzten zehn Kämpfen nur drei gewinnen konnte. Auf dem obersten Niveau spielt “Big Country“ keine Rolle mehr. Und auch das Märchen vom großen Kinn Nelsons muss langsam hinterfragt werden. Was er noch hat, ist das Herz und die Zähigkeit. Aber gegen Sergei Kharitonov sah er schon lange, bevor er schließlich zu Boden ging, angeschlagen aus. Und das lag keineswegs nur am illegalen Kniestoß des Russen, der Nelson wesentlich häufiger traf. Auch in der Offensive nichts Neues von Nelson, der mittlerweile extrem leicht auszurechnen scheint, weil er immer denselben Kampf kämpft. Es scheint an der Zeit für Nelson, laut über ein Karriereende nachzudenken oder wenigstens seine Herangehensweise ernsthaft zu verändern. Denn wenn er so weiter kämpft, vor allem als zu klein geratener Schwergewichtler, wird er nur noch mehr Schaden nehmen! Insbesondere weil Nelson dieses Image des toughen Kloppers anhängt, der als solcher gerne gegen starke Faustkämpfer gebucht wird (die fast immer größer sind als er). Kharitonov hingegen scheint in Würde gealtert zu sein, ist aber auch wohl zu schlau, um noch gegen viele junge Killer zu kämpfen.

Bader siegt mit wehenden Fahnen!

Der Hauptkampf des Abends, Ryan Bader (25-5) gegen Matt Mitrione (13-5), stand an! Es war ein Schwergewichts-Grand-Prix-Halbfinale. Das andere Halbfinale wird tags drauf bei Bellator 208 (Chael Sonnen gegen Fedor Emelianenko) ausgefochten. Halbschwergewichts Champion Bader hatte sich in der ersten Runde gegen Mo Lawal (ebenfalls eigentlich ein Halbschwergewicht) mit einem Blitz-K.O. durchgesetzt. Mitrione konnte Roy Nelson nach knapper Punktentscheidung besiegen. Ein pikanter Kampf, der hier anstand, da beide Kämpfer befreundet sind. Doch so waren die Würfel nun mal im Turnierverlauf gefallen.

Der Kampf ist schnell zusammengefasst. Bader, der zwar (als eigentliches Halbschwergewicht) sichtbar kleiner war, dominierte alle drei Runden deutlich. Seine weit überlegenen ringerischen Fähigkeiten gestatteten es ihm, Mitrione nach Belieben runter zu nehmen und diesen über nahezu den ganzen Kampf am Boden zu bearbeiten. Wann immer Mitrione wieder hochzukommen drohte, rang Bader ihn abermals nieder. Was sehr zulasten der Moral und der Kondition Mitriones ging. Das war zwar nicht der Wild-West-Schlagabtausch, auf den die ungeduldigen Fans in der Halle scheinbar spekulierten. Doch war es eine technisch grundsolide Vorstellung von Bader, der seine ringerischen Qualitäten erneut unter Beweis stellte und einen größeren Mann mit scheinbarer Leichtigkeit am Boden hielt. Alle drei Runden wurden 10 zu 8 für Bader gewertet. Eingedenk seiner Dominanz auch durchaus berechtigt.

Bader wird im Finale des GP entweder auf Chael Sonnen oder Fedor Emelianenko treffen. Beides Kämpfer, die realistisch betrachtet zu weit über ihren Zenit sind. Bader hat hier wirklich alle Chancen, um zu Bellators erstem simultanen Träger zweier Titel zu werden, wenn er seinen Halbschwergewichtsgürtel bis dahin behalten kann!


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