The Bushwhackers – Von eisenharten Brawlern zum Comedy Act

Bildquelle: Miguel Discart from Bruxelles, Belgique [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Viele Wrestling Fans sind durch die goldene Ära der WWF (der aggressiven Expansionsphase in den mittleren bis späten 80ern) überhaupt erst zu Wrestling Fans geworden. Entsprechend prägend war diese Phase für das Wrestling insgesamt, sodass selbst die Undercard und Midcard Acts aus jener Zeit vielen heutigen wie ehemaligen Wrestling Fans noch in lebhafter Erinnerung sind. Darunter mit Sicherheit auch das Team der Bushwhackers: ein sympathisches Comedy Duo, das in alberner Manier zum Ring kam, sich und die Fans gegenseitig im Gesicht ableckte und dabei allerhand zusammen grimassierte.

Gleichwohl die Bushwhackers in der WWF niemals auch nur einen Titel erstreiten sollten und im Laufe ihres Runs dort sukzessive an Bedeutung verloren, so konnten sie dennoch für sieben bis acht Jahre gutes Geld in der WWF verdienen. Als grundsympathisches Babyface Tag Team standen sie dennoch immer hoch in der Gunst der Fans. Auch wenn die Bushwhackers in TV Matches mit der Zeit nur noch dazu herhalten mussten, andere Teams zu etablieren.

Zeit vor den Bushwhackers

Was jedoch selbst viele WWF Fans nicht wissen: Die Bushwhackers waren unter Wrestling Fans, vor dem großen WWF-Boom, schon lange ein bekanntes Tag Team. Denn Butch und Luke, aus denen sich die Bushwhackers zusammensetzten, waren bereits seit über zwei Jahrzehnten im Business (überwiegend als Tag Team) aktiv gewesen. Und nicht nur das. Im krassen Gegensatz zu dem belustigend albernen und sympathischen Comedy Act in der WWF waren diese beiden als eisenharte Kanten im Ring bekannt und berüchtigt. Einige ihrer Matches waren echte Blutbäder!

Denn ehe sie als Bushwhackers in der WWF untergekommen waren, firmierten die beiden Neuseeländer unter den Namen „The Kiwis“ und später „The Sheepherders“ und erwarben sich im Laufe der Jahre einen Ruf als knallharte Brawler. Sprich: Ein Match der Sheepherders war nicht selten eine blutige Angelegenheit, die an eine ausgedehnte Kneipenschlägerei erinnerte.

Entsprechend kontrovers wurde auch der radikale Wandel des Teams in der WWF gedeutet. Einerseits ließ sich (zumindest mit der Zeit) nicht leugnen, dass die „Bushwhackers“ als Gimmick gut funktionierten. Gleichwohl das Team nie über die Midcard hinauskam und später im Grunde genommen fast nur noch bei House Shows Siege feiern konnte, erwiesen sie sich doch als langlebige Formation in der WWF, die von 1988 bis 1996 überdauern konnte. Demgegenüber war der alberne Comedy Act aber gerade für langjährige Wrestling Fans, welche die Sheepherders als intensive Schläger kannten, ein extrem krasser Bruch, der fast nur wie vergeudetes Potenzial gedeutet werden konnte.

Über 30 Tag Team Titel!

Bereits 1966 formierte sich das Team, das in der heimatlichen NWA New Zealand sogleich zum gefeierten Duo wurde. In der Folge bekamen die Kiwis Auftritte in den Nachbarländern bis hinauf nach Japan. Ein erster größerer Durchbruch folgte, als sie Anfang der 70er Engagements in Kanada bekamen, wo sie für die Vachon Familie und später für Stu Harts Stampede Wrestling antraten. Fortan wurden die Kiwis, die kurz darauf zu den Sheepherders umbenannt wurden, zu einem prominenten Tag Team, wo auch immer sie hingingen. Sei es in den US-Territorien, in Japan oder in Puerto Rico – überall winkten Programme mit den größten Talenten und eine erhebliche Anzahl an Titelgewinnen.

Fakt ist, dass die Kiwis/Sheepherders, wenn man alle Konstellationen zusammenzählt, in denen dieses Tag Team existiert hat, über 30 Titel gewinnen konnten! Die unterschiedlichen Konstellationen ergaben sich dadurch, dass Butch Miller zwischenzeitig (von 1981 bis 1985) nach Australien und Neuseeland zurückkehrte, um seiner Familie näher zu sein. Luke Williams bleib hingegen in den USA und Jonathan Boyd wurde für diese Zeit sein Partner. Diese Formation der Sheepherders war besonders brutal und lieferte sich eine knallharte Fehde mit dem Tag Team der Fabolus Ones (Stan Lane und Steve Keirn). Die beiden Schönlinge waren quasi der ideale Gegenpol für die zwei ruppigen Brawler und die Fehde resultierte in mehreren Titelwechseln über mehrere US-Territorien hinweg. Nicht selten diente die Fehde als Headliner und zog die Zuschauer in die Stadien.

Als Butch Miller später wieder zurückkehrte, formierte Boyd kurzerhand ein weiteres Sheepherders Tag Team („New Sheepherders“) gemeinsam mit Rip Morgan. So kam es, dass manche verwirrte Wrestling Fans in bestimmten Territorien drei Konstellationen an Sheepherder Teams zu sehen bekamen. Doch das eigentliche Team waren natürlich immer Butch und Luke, welche mit Abstand die meiste Zeit miteinander verbrachten. Die Kombination Boyd und Morgan bestand nur rund ein Jahr, konnte selbst aber 5 Mal die Southern Tag Team Titel der AWA erobern.

Die Bushwhackers in der WWF

Diese Reputation als international hoch dekoriertes und als Brawler berüchtigtes Tag Team erklärt auch, warum der Wandel zu den Bushwhackers ein so radikaler war. 1988 unterzeichneten sie in der WWF, die damals alle großen Namen und Talente verpflichtete, derer sie habhaft werden konnte. Anfang 1989 folgte dann das Debüt der Bushwhackers. Diese wurden mit ihrer herzhaft albernen Attitüde sogleich von den Fans ins Herz geschlossen. Fans weltweit imitierten den Bushwhacker Walk. Doch über die Midcard sollte es nie wirklich hinausgehen. Gleichwohl das Team bei seinem ersten und wichtigsten WrestleMania Auftritt (WrestleMania V) einen Sieg gegen die Rogeau Brothers feiern konnte. Doch sollte dies das höchste aller Gefühle bleiben.

In den Jahren danach wurden die Bushwhackers mehr und mehr zu Jobbern, die zwar gegen Undercard Heel Teams gewinnen konnten (aber auch das meist nur in nicht übertragenen Dark Matches oder bei House Shows). Im Fernsehen hingegen mussten sie sich meist für neue Heel Tag Teams hinlegen. Auch nahm die Anzahl der Angles und Programme, in denen die Bushwhackers irgendeine Rolle spielten, immer mehr ab. Meist hatten ihre Matches demnach kaum eine Bedeutung, sondern dienten nur als temporärer Comedy Act. Umso erstaunlicher, dass das Team sich so lange in der WWF halten konnte.

Zeit als Bushwhackers ist nicht repräsentativ

Doch als die in Geldnot geratene WWF Mitte der 90er dann die House Shows stark reduzierte, war den Bushwhackers eine der wenigen Bühnen genommen, auf der sie noch recht regelmäßig glänzen konnten. Sie verließen die WWF 1996 und traten noch als (teilweise wieder als Sheepherders) in einigen ihrer alten Wirkungsstätten wieder auf. Doch auch die waren im Zuge der aggressiven WWF-Expansion oft nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Das letzte Mal im WWF-TV waren die Bushwhackers zu sehen, als sei beim WrestleMania 17 Gimmick Battle Royal beide mit von der Partie waren. Nur wenige Indy-Auftritte später beendeten sie ihre Karriere. 2015 wurden beide in die WWE Hall of Fame aufgenommen. Vollkommen zu Recht! Denn wer sie nur als Bushwhackers kennen sollte, der kennt wirklich nur einen Bruchteil der Geschichte dieses wahrhaft historischen Tag Teams.