Kelly Kelly – Die Konzept WWE Diva

Was macht Kelly Kelly heute?

Bildquelle: felipe bascuñan from santiago, Chile [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Heute wird WWE Wrestlerinnen wohl mehr Anteil am WWE-Produkt zugebilligt als je zuvor. Sowohl die Größe des Frauen-Rosters in der WWE als auch die Screentime, die sie anteilig an den Shows haben, nahm signifikant zu. Im Allgemeinen werden sie als Wrestlerinnen viel ernster genommen, was sich insbesondere bei WrestleMania 35 in Form des ersten von Frauen ausgetragenen WrestleMania Main Events gezeigt hat. Jedoch war das nicht immer so. Es ist noch keine zehn Jahre her, da wurde Frauen Wrestling in der WWE eher in Manier einer beflissenen Pflichterfüllung abgearbeitet.

Zwar vergrößerte sich das Frauen-Roster nach der Jahrtausendwende laufend. Jedoch waren dabei gerade zu Beginn die Übergänge zwischen Valet und Wrestlerin extrem fließend. Sprich: Im Grunde genommen interessierte es niemanden, ob sie wresteln konnten. Sie mussten einfach nur gut aussehen und freizügig sein. Letzteres war vor allem dem Geist der Attitude Ära geschuldet. Doch auch darüber hinaus, als die WWE sich wieder familienfreundlicher ausrichtete, spielten die "WWE Divas", wie sie phasenweise genannt wurden, nur eine stark untergeordnete Rolle. Ihre Matches gingen, selbst bei PPVs, selten viel länger als fünf Minuten. Gleichwohl es immer mehr Damen gab, die im Ring durchaus gute Fähigkeiten hatten (wie bspw. Gail Kim, Mickie James, Beth Phoenix, Natalya oder Victoria).

Vom Badekatalog zur WWE

Allerdings war es auch genau dieses vernachlässigte Umfeld, das auch einigen im Ring extrem untalentierten Akteurinnen über-gebührlichen Raum gab. Was dem Fortschritt des Frauen Wrestling nicht gerade weiterhalf. Die Zeit vor der "Women's Revolution" in der WWE war in puncto Frauen Wrestling eine sonderbare Melange. Einerseits gab es ganz klar eine Handvoll gute Wrestlerinnen in der WWE. Auf der anderen Seite diente das WWE Diven Roster jedoch auch als Durchlauf für talentfreie Modells, die in einem WWE Ring eigentlich wenig bis nichts verloren hatten.

Kelly Kelly, (bürgerlicher Name: Barbara Jean Blank) kann hierfür als Paradebeispiel dienen. Sie wurde von der WWE buchstäblich aus dem Bademoden-Katalog gescoutet. Zwar war sie wohl zeitlebens ein Wrestling-Fan, doch ihr Run in der WWE wurde ihr buchstäblich nur wegen ihres Aussehens zu Füßen gelegt. Selbst hatte sie zuvor keinerlei Ambitionen gezeigt, Wrestlerin zu werden. Dadurch musste Kelly Kelly "on the Job" das Wrestling-Handwerk erlernen.

Der gute Look als Eintrittskarte

Barbara Jean Blank wurde 2006 von der WWE unter Vertrag genommen und musste sich zunächst bei OVW (Ohio Valley Wrestling), einer damaligen Farm-Liga der WWE, erste Sporen verdienen. Auch als sie wenig später bei der WWE selbst in den Shows auftrat, reiste sie immer noch regelmäßig zur OVW, um weiter an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Folglich wurde "Kelly Kelly" zunächst eher als Valet eingesetzt. Vor allem aber als Augenschmaus. Bei ECW, dem ehemaligen Extreme Championship Wrestling Brand, der damals als C-Show der WWE fungierte, zog Kelly Kelly regelmäßig blank.

 

 

Die damals 19-jährige Kelly Kelly (was sie zur jüngsten debütierenden WWE Diva aller Zeiten machte) veranstaltete wöchentlich ein Striptease Segment bei ECW – genannt "Kelly's Exposé". Sehr zu Freuden des Publikums. Und sehr zum Zorn ihres (laut WWE-Storyline) eifersüchtigen Freundes Mike Knox, der sie schließlich nicht mehr von seiner Seite weichen ließ – womit Kelly Kelly als Valet Widerwillen eingeführt wurde. Später erfuhren ihre kleinen Striptease-Einlagen Verstärkung in Form von Layla und Brooke. Doch dann kam die große PG Wende in der WWE. Eine Entwicklung, bei der strippende Diven nicht mehr so recht ins Bild passen wollten.

„Stets bemüht“

Kelly Kellys Gimmick erfuhr im Zuge der Rückkehr zum familienfreundlichen PG-Standard eine radikale Kur. Statt der freizügigen Exhibitionistin wurde sie zur Schönheit von nebenan. Immer lächelnd und den Fans zuwinkend wurde und blieb sie Zeit ihrer Karriere ein lupenreines Babyface. Und in der Tat ging diese Rechnung gut auf, denn Kelly Kelly mauserte sich zu einem der Publikumslieblinge in der WWE Diva Division. Eine verblüffende, aber auch vielsagende Entwicklung insofern, da Kelly Kelly auch einige Jahre nach ihrem WWE-Wrestling Debüt immer noch extrem grün im Ring war.

Die WWE Diva Division jener Tage beherbergte so einige Damen von fragwürdigem Talent. Doch Kelly Kelly entwickelte sich diesbezüglich wirklich nur im Schneckentempo und einige unübersehbare Schwächen sollte sie zu keinem Zeitpunkt ablegen. So wirkte sie physisch immer noch wie das Model aus dem Badekatalog, als welches die WWE sie vorgefunden hatte und strahlte kein bisschen Physis aus. Kelly Kellys gesamte Offensive wirkte dadurch immer so bedrohlich wie ein nasses Streichholz. Ferner neigte sie mit alarmierender Regelmäßigkeit zu vermasselten Aktionen. Alles, was sie tat, wirkte zaghaft und übervorsichtig – selbst das Rennen in die Seile. Dadurch entstand nie eine wirkliche Bindung zum Geschehen im Ring. Ihre Gegnerinnen flogen quasi wie von Zauberhand um sie herum, um ihre Wattebausch-artige Offensive zu verkaufen. Lediglich ein bisweilen gutes Babyface-Selling und eine Bereitschaft für akrobatische Einlagen konnte man Kelly Kelly im Laufe der Zeit bescheinigen.

 

 

Babyface Appeal sticht alles andere aus

Dennoch sollte es für einen Title-Run reichen. 2011 gewann Kelly Kelly die WWE Divas Championship, nachdem ein Votum unter den Fans sie zur nächsten Herausforderin kürte. Kelly Kelly war ehedem bereits mehrfach um den Frauentitel der WWE angetreten, hatte ihn aber nie erstreiten können. Doch diesmal sollte es gegen Brie Bella funktionieren. Es folgten drei Titelverteidigungen – eine gegen Brie Bella und zwei gegen Beth Phoenix, die daraufhin im dritten Anlauf Kelly Kelly die WWE Divas Championship nach 104 Tagen entreißen konnte.

Es ist schon bezeichnend, dass Kelly Kelly nur einen einzigen Titel-Run in der WWE hatte, gleichwohl sie oft als Siegerin gebucht wurde und bei den Fans scheinbar immer ankam. Aber sie war wohl zu fehleranfällig und unglaubwürdig im WWE Ring, um als Champion zu taugen. Denn allein gemessen an ihrer Popularität wäre wohl mehr drin gewesen. Wobei man aber zu ihrer Ehrenrettung sagen kann, dass ihre Matches mit Beth Phoenix während ihres Title-Runs wohl zu ihren besten Matches gehörten. Vor allem wohl wegen der David gegen Goliath Dynamik, die sich dabei gegen die kraftvolle Beth Phoenix von ganz allein ergab.

Kelly Kelly verließ 2012 die WWE, um einige Verletzungen auszukurieren. Seitdem kehrte sie immer nur sporadisch wieder zurück – zuletzt beim Royal Rumble Match der Frauen (Stand 2020). Nachdem sie der WWE den Rücken kehrte, arbeitet Kelly Kelly als Model.


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