Alfredo Di Stéfano im Porträt - Treffsichere Real-Ikone & erster Galactico

Alfredo Di Stefano Infos

Bildquelle: Benedetto Percuomo / El Gráfico (credited) [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Er war einer der besten Fußballer aller Zeiten, dessen Name in einem Atemzug mit Diego Maradona oder Pelé genannt wird. Die Rede ist von Stürmer-Legende Alfredo Di Stéfano, der Real Madrid in den 1950er Jahre auf den Olymp führte und zum wichtigsten Team der Geschichte machte. Zudem ist Di Stéfano und ein kurioser Transfer für die erbitterte Rivalität zwischen den Königlichen und Barça mittverantwortlich. Sport-90 mit einem Porträt über die Fußballlegende Alfredo Di Stéfano.

Es war Alfredo Di Stéfano, der den Mythos Real Madrid begründete. Als Kopf des berühmten „weißen Balletts“ schrieb er mit dem spanischen Hauptstadtklub Geschichte und führte diesen in neue Sphären. Der geniale Di Stéfano gewann mit Real Madrid von 1956 bis 1960 fünf Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister, räumte zudem mit den Königlichen acht Meisterschaften in zehn Jahren ab und schoss 307 Tore in 396 Spielen. Bis heute und in alle Zeit wird der Ausnahmekönner Di Stéfano als „Heiliger“ bei Real Madrid verehrt.

Alfredo Di Stéfano: Erfolgreiche Anfänge in Argentinien & Kolumbien

Die einzigartige Alfredo Di Stéfano Karriere begann allerdings in Argentinien. Hier wurde der Wunderstürmer am 4. Juli 1926 als Alfredo Stéfano Di Stéfano Laulhé in Buenos Aires geboren und feierte mit River Plate seine ersten Erfolge als Profi-Fußballer - Meister 1945 und 1947. Aufgrund eines Spielerstreiks in der argentinischen Primera División landete „der blonde Pfeil“, der diesen Spitznamen wegen seiner blonden Haarpracht und enormen Schnelligkeit verpasst bekam, 1949 in Kolumbien.

Di Stéfano heuerte bei den CD Los Millonarios in der Hauptstadt Bogota an. Beim schwerreichen Klub, die zu jener Zeit eines der besten Klubteams der Welt stellten, setzte Di Stéfano seine Titeljagd u.a. mit vier kolumbianischen Meistertiteln (1949, 1951, 1952, 1953) fort. Bei einem Turnier zum 50-jährigen Bestehen von Real Madrid im Jahre 1952 überzeugte der damals 26-jährige Di Stéfano auch die europäischen Klubs und entfachte einen kuriosen wie historischen Transferstreit zwischen Real und dem FC Barcelona.

Real Madrid vs. FC Barcelona: Erbitterter Transferstreit um Di Stéfano

Der FC Barcelona überwies umgerechnet rund 217.000 Euro Ablöse an Di Stéfanos alten Klub River Plate, da die Argentinier angeblich weiterhin im Besitz der Transferrechte waren. Real Madrid zahlte hingegen eine Ablöse (rd. 81.000 Euro) an seinen neuen Klub, die Millonarios. Zudem signalisierten die Königlichen im Di Stéfano Transferstreit Bereitschaft, auch River Plate finanziell zu entschädigen.

Letztendlich musste der spanische Verband entscheiden, zu welchem Klub Alfredo Di Stéfano nun wechseln soll. Der Kompromiss: Der Argentinier sollte zwei Saisons für Barça und zwei Saisons für Real spielen. Der Legende nach, nahm der Fußballstar daraufhin die Dinge selbst in die Hand. Im Barça-Trikot agierte Di Stéfano, der bei den Katalanen bereits trainierte und erste Freundschaftsspiele bestritt, aufreizend locker und lustlos, sodass die Blaugrana auf eine Verpflichtung verzichtete. Somit war der Weg zu Real Madrid frei und der Wechsel 1953 von Di Stéfano zu den Königlichen sollte sich als wahrer Glücksgriff erweisen.

Torjäger Di Stefano begründet Mythos Real Madrid

Denn mit der Ankunft von Alfredo Di Stéfano wurde die erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte eingeläutet und der Mythos Real Madrid begründet. Direkt in seiner Debütsaison für die Königlichen wurde Di Stéfano mit 27 Treffern in 28 Partien La Liga Torschützenkönig und führte Real nach 21 Jahren Wartezeit zur lang ersehnten dritten Meisterschaft.

 

 

Alfredo Di Stéfano - laut 66er-Weltmeister Bobby Charlton der „klügste Spieler, den ich je gesehen habe“, transformierte das Spiel der Blancos. Di Stéfano war nicht nur extrem lauf- und sprintstark, sondern zudem ein unglaublicher Techniker mit einem außergewöhnlichen Torriecher. Der frühere Bundestrainer Sepp Herberger würdigte Di Stéfano als „komplettesten Spieler“. Mit seiner spielerischen Leichtigkeit und Eleganz stach er bei Real Madrid trotz einer Ansammlung hochkarätiger Einzelkönner wie etwa Ferenc Puskas oder Francisco Gento heraus. Di Stéfano war der unumstrittene Kopf der Mannschaft, die als weißes Ballett nicht nur Spanien, sondern auch Fußball-Europa dominieren sollte. Und wie!

Di Stefano: Titelhamster mit Real & zuverlässiger Finaltorschütze

In der Primera Division räumte Di Stéfano mit Real Madrid zwischen 1954 bis 1964 acht Meisterschaften ab und wurde einmal Pokalsieger (1962). Doch besonders großen Ruhm heimste die Fußballlegende mit den Königlichen im neu ins Leben gerufenen Europapokal der Landesmeister (der heutigen Champions League) ein. Der Argentinier, der seit 1956 auch im Besitz der spanischen Staatsbürgerschaft war, gewann den begehrten Pokal mit den Königlichen bei den ersten fünf Auflagen des Wettbewerbs. Bis heute ein unerreichter Meilenstein in der Liste aller Champions League Sieger.

Bemerkenswert: Di Stéfano brachte das Kunststück fertig, in allen fünf Endspielen gegen Stade Reims (1956 und 1959), den AC Florenz (1957), AC Mailand (1958) und Eintracht Frankfurt (1960) mindestens ein Tor zu erzielen! Frankfurt schenkte der Ausnahmekönner beim legendären 7:3-Triumph sogar drei Tore ein, die restlichen vier Treffer besorgte sein kongenialer Sturmpartner Ferenc Puskas.

Di Stefano - Karriereende bei Espanyol „mit Glatze und kurzen Hosen“

1957 und 1959 wurde Fußball-Idol Alfredo Di Stéfano mit dem Ballon d’Or als Europas „Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet und bei der FIFA-Wahl zum „Weltfußballer des Jahrhunderts“ hinter Pelé, Johan Cruyff und Franz Beckenbauer Vierter. 1960 konnte Di Stéfano dann seine Titelsammlung mit dem Gewinn des Weltpokals 1960 vervollständigen.

 

 

Vier Jahre später kehrte Di Stéfano Real Madrid dann den Rücken. Mit fast 38 Jahre wechselte er 1964 zu Espanyol Barcelona, wo er nach zwei Jahren dann endgültig seine Spielerkarriere beendete. „Ich habe mit 40 aufgehört, weil meine Töchter mich eines Tages anschauten und sagten: „Papa, mit Glatze und kurzen Hosen, das steht dir nicht“, sagte Di Stéfano, der auch für flotte Sprüche bekannt war, einst über seine Karriereende.

Alfredo Di Stéfano spielte für Länder, aber nie bei einer WM

„Don Alfredo“ konnte als Spieler insgesamt 14 nationale Meisterschaften bejubeln, wurde zudem zehnmal in verschiedenen Ligen und Wettbewerben Torschützenkönig. Doch auf Nationalmannschaftseben fielen seine Erfolge überschaubar aus. Obwohl er für gleich drei verschiedenen Nationen auflief - was damals aufgrund weniger strenger FIFA-Regularien noch möglich war.

Mit Argentinien triumphierte Alfredo Di Stéfano 1947 bei der Copa América, hatte mit sechs Toren in sechs Einsätzen maßgeblichen Anteil. Es sollte sein einziger Erfolg werden. 1949 bestritt Di Stéfano noch vier (inoffizielle) Länderspiele für Kolumbien, ab 1956 schnürte er für die Nationalmannschaft von Spanien die Schuhe, für die er in 31 Länderspielen 23 Tore schoss. Für eine WM-Teilnahme reichte es aber nicht. 1958 verpasste Spanien überraschend die Qualifikation, 1962 musste der Star-Stürmer wegen einer Muskelverletzung passen.

Di Stéfano: Trainer-Erfolge mit FC Valencia & mit Föhn auf Kriegsfuß

Dafür konnte Alfredo Di Stéfano als Trainer einige Erfolge vorweisen. Mit den Boca Juniors und River Plate wurde er Meister in Argentinien. Außerdem gewann er mit dem FC Valencia Silberware - 1971 spanischer Meister, 1980 holte er den Europapokal der Pokalsieger. Während seiner Trainerlaufbahn, in der er zweimal bei Real Madrid auf der Bank saß, blieb Di Stéfano aber vor bitteren Reinfällen nicht verschont. Sporting Lissabon sprach etwa nur 40 Tage nach seiner Verpflichtung die Trainerentlassung aus.

Als Trainer prägte Alfredo Di Stéfano auch einen Kultspruch: „Der wahre Fußball war zu Ende, als der erste Föhn in den Umkleidekabinen Einzug hielt.“ Am 7. Juli 2014 und somit nur drei Tage nach seinem 88. Geburtstag ist Alfredo Di Stéfano, der ab 2000 bis zu seinem Tod Ehrenpräsident von Real war, in Madrid an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben.


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