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Hulk Hogan heute - Wie ist der Mythos vom Hulkster heute einzuschätzen?

Bildquelle: Miguel Discart from Bruxelles, Belgique CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Es gibt viele berühmte Wrestler, doch nur einen Hulk Hogan! Was immer man von ihm halten mag: Keiner kann leugnen, dass jeder, der Wrestling kennt, auch Hulk Hogan kennt. Dabei haben viele mit dem Wrestling erst durch Hulk Hogan Bekanntschaft gemacht. Trotz dessen, dass seine Glanzzeiten heute weit zurückliegen, ist er immer noch das Gesicht des Wrestlings. Oder viel mehr das Gesicht des Aufstiegs der WWE (damals noch WWF).

Die Zeit hat fraglos noch andere bekannte Wrestler bis hin zu Wrestling-Legenden, wie „Stone Cold“ Steve Austin, Dwayne „The Rock“ Johnson oder John Cena hervorgebracht. Doch Hulk Hogan kommt eine historische Dimension zugute, die so kein Anderer nachweisen kann. Er war das Zugpferd der goldenen Ära der WWF. Eben jener Zeit, als die WWF quasi im Alleingang die nordamerikanische Wrestling-Landschaft unter sich vereinte.

Mit Hulk Hogan als Galionsfigur. Er war der erste Superstar einer Ära, in der Wrestling durch das aufkommende Kabelfernsehen eine landes- und später weltweite sowie leicht zugängliche Bühne erhielt. Mit seinem patriotischen Pathos und seinem “Larger Than Life“-Auftreten traf er genau den Zeitgeist der 80er. Er war und ist für Wrestling, was Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone für Actionfilme waren und sind. Oder Michael Jackson für die Musik. Er war der Mann der Stunde. Der Stunde Null der WWF und dem explosionsartigen Erfolg, der sich daran anschloss.

Doch wie ist das Erbe von Hulk Hogan heute, eingedenk seiner späteren Eskapaden und bekannt gewordenen Machtspielchen, aus historischer Perspektive zu bewerten?

Historische Überhöhung und Ernüchterung gehen Hand in Hand

Wer sagt, dass der Hulkster die definitive Wrestling-Legende schlechthin sei, dem kann man diese Bewertung nicht wirklich krummnehmen. Selbst die Leute, die mit Wrestling bzw. der WWE einen feuchten Kehricht am Hut haben, wissen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wer Hulk Hogan heute ist. Kein anderer Wrestler hat jemals so viel popkulturellen Crossover erfahren, wie der “Hulkster“. Dazu ist er historisch einfach viel zu einzigartig positioniert. Selbst eine letztlich gefloppte Schauspiel-Karriere konnte dem keinen Abbruch tun. Niemand kann seinen historischen Ausnahmestatus ernsthaft infrage stellen!

Jedoch ist eben dieser Ausnahmestatus gleichermaßen ein Kern dessen, warum Hulk Hogan hoffnungslos überbewertet wird. Ihm bot sich eine historisch einzigartige Bühne, die es so weder davor geben konnte, noch jemals wieder geben wird. Die Wrestling-Landschaft in den USA erfuhr ihre wohl radikalste Veränderung. Durch die Einführung des nationalen Kabelfernsehens und die rasch schwindende Bedeutung regionaler Sendestationen wurde ein zuvor nie da gewesener Konkurrenzkampf vom Zaun gebrochen. Die WWF war mit ihren tiefen Taschen, den New Yorker Fernsehstationen und dem Madison Square Garden besser aufgestellt als irgendwer sonst, diesen Kampf um die nationale (und später internationale) Bühne für sich zu entscheiden. Vince McMahon hatte dabei genau null Skrupel, seine Konkurrenz invasiv beiseite zu wischen.

Erstmalig gab es eine so große und vor allem in ihrer Größe beständige Bühne für die WWF sowie für Wrestling insgesamt: Kabelfernsehen – der neue Goldstandard in Sachen Heim-TV! Zudem war die WWF durch die halb tote Konkurrenz mit Stars der Szene gespickt. All diese geschichtlichen Entwicklungen (nie da gewesene mediale Möglichkeiten und die Rostertiefe), die sich so kaum wiederholen lassen, haben Hogan in eine einzigartige Position gehievt, ohne die der Hype um ihn niemals möglich geworden wäre. Hulk Hogan hat diese historisch einmalige Chance fraglos genutzt! Aber dass er diese Chance bekommen hat, war Umständen geschuldet, die über sein Wirken – und auch seine Qualitäten – weit hinausgingen.

Mehr Entertainer als Wrestler – Hulk Hogan heute ohne Chance?

Fakt ist, dass Hulk Hogan heute, würde er bei der WWE anfangen, kaum einen Fuß auf den Boden bringen würde. Im Ring war er gleichermaßen extrem limitiert und schablonenhaft. Am Mikrofon war er auf eine cartooneske Art mitreißend und spontan, die heute so jedoch nicht mehr funktionieren würde. Hulk Hogan war, zumindest mit Blick auf sein Gimmick und Micwork, so etwas wie ein idealer Konzept-Wrestler für das von der Reagan-Ära geprägte, erste Massenpublikum, das es im Wrestling in dieser Größenordnung jemals gegeben hat. Nicht trotz dessen, sondern eben weil er so albern war wie ein Charakter aus “American Gladiators“! Er war ein definitives 80er Jahre Gimmick. Allein mit dem Ultimate Warrior hat jemals ein noch beschränkterer Wrestler mehr von diesem Zeitgeist profitiert als Hulk Hogan.

Was heute gerne vergessen wird: Hulk Hogan hat schon ab Beginn der frühen 90er massive Abnutzungserscheinungen gezeigt. Die Fans wurden ihm ab den frühen bis mittleren 90ern zunehmend überdrüssig. Zu mechanisch und zu langweilig waren seine In-Ring Performance und sein Charakter. Die Fanbasis erwärmte sich stattdessen für aufregendere, dynamischere Performer, wie Shawn Michaels oder Bret Hart. Hogan war ein One-Trick-Pony und als solches langweilte er die Fans einfach nur noch! Wie wenig willens oder fähig die WWE zunächst war, auf diese Veränderung einzugehen, zeigte sich nirgends offenkundiger als beim Royal Rumble 1992. Dort wurde Hulk Hogan spät von Sid Justice eliminiert. Das Ganze sehr zum Jubel der Fans, trotz dessen dass Hogan immer noch ein Babyface war. Die WWE überspielte jedoch die Tonspur des Events so, als ob die Halle gebuht hätte, als Hogan eliminiert wurde. Dabei waren die Fans heilfroh!

Hulk Hogan wird zu einer zentralen Figur der WCW

Eigentlich möchte man meinen, dass ein Wrestler ausgedient hat, wenn er solcherart limitiert, nicht mehr der Jüngste und derart abgeschmiert ist in der Gunst der Fans. Doch Hulk Hogan, der 1994 für ein fürstliches Gehalt zur mit externen Geldern gepushten WCW umgesattelt war (etliche andere WWF Stars sollten ihm folgen) tat dann anno 1996 das Einzige, was ihm blieb. Er wurde zum ersten Mal seit seinen Anfangstagen zu einem Bösewicht! Mit diesem Turn brachte er der WCW alle Aufmerksamkeit, die sie für Jahre brauchte, um nicht nur über Wasser zu bleiben, sondern der damaligen WWF Selbiges abzugraben. Doch gleichzeitig sorgte Hulk Hogan mit seiner Backstage-Politik und den kreativen Freiheiten, die ihm sein Vertrag törichterweise einräumte, dafür, dass außer ihm und seinen NWO-Buddies kaum jemand einen Fuß auf den Boden bekam.

Auch in der WCW zerrte er mehr von seinem Namen als von irgendwas Anderem. Heute gehen viele ehemalige WCW-Fans sogar soweit, Hulk Hogan eine konkrete bis hauptsächliche Mitschuld am Tod der WCW zu geben. Eine grundsätzlich nachvollziehbare, wenn auch oftmals etwas reduktive Einschätzung. Aber auch daraus speist sich der Mythos Hulk Hogan: War er doch Geburtshelfer und Totengräber der kommerziell erfolgreichsten Version der WCW! Zumindest in den Augen vieler Fans. Auch so schreibt man Wrestling-Geschichte. Ob man darin der definitive Protagonist oder Antagonist ist, tut wenig Abbruch.

Affären, Rassismus-Skandal und ein Sex Tape

Der Hulkster blieb dem Ring zwar über die WCW hinaus noch erhalten. Jedoch wurden seine Auftritte, eingedenk seines Alters, immer sporadischer. Auch dies begünstigte zunehmend die zum Teil pseudo-nostalgische Überhöhung durch Fans, die seine aktive Zeit damals nie wirklich mitbekommen haben. Eine Reality Show und ein folglich stark publiziertes Scheidungsdrama, mehrere Affären zu Zeiten seiner nun mehr zwei Ehen und rassistische Anmerkungen, die man ausgerechnet auf einem Sex Tape zu hören bekam, haben Hogans Status als Patriotismus und Vitamine predigender Superman schwer beschädigt. Dass viele seiner damaligen Weggefährten ihn als hinterhältig und manipulativ betrachten, gehört unter Wrestling-Fans heute quasi zur Allgemeinbildung.

Wie man letztlich zu Hulk Hogan heute steht, ist potenziell so ambivalent, wie der Mann (den man nie so ganz von der Kunstfigur trennen kann) selbst. Denn egal ob man ihn als größte Legende oder größten Selbstdarsteller des Sports hinstellt: Für beide Einschätzungen fehlt es nicht an Argumenten. Hulk Hogan doesn‘t bother, brother!

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