Crown Jewel 2019 Ergebnisse - Erstes Frauen-Match der WWE in Saudi-Arabien
Bildquelle: Miguel Discart CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)
Es kam gestern Abend zur 2. Auflage von WWE Crown Jewel aus dem King Saud University Stadium. Somit stand eine weitere Exkursion der WWE nach Saudi-Arabien an. Nach wie vor ein heißes Eisen, dem Promoter-Fuchs Vince McMahon aber nun ein schweres Pfund entgegensetzte: das erste Frauen-Match auf dem Boden Saudi-Arabiens! Ferner gab sich auch der lineare Boxweltmeister im Schwergewicht die Ehre.
Im Opener ging es sogleich für den WWE-Champion Brock Lesnar gegen WWE-Neuzugang Cain Velasquez – jenen Mann, der ihm in der UFC die Schwergewichtsmeisterschaft entrissen hatte. Nun trafen die beiden im WWE-Ring aufeinander. Velasquez, seines Zeichens zweifacher UFC Champion und der Mann mit der bislang höchsten KO-Rate im UFC-Schwergewicht, kam in Begleitung von Rey Mysterio zum Ring. Es wurde wieder mal ein Brock Lesnar Squash. Die beiden simulierten im Ring quasi einen MMA-Kampf, wobei Cain Velasquez als Striker und Lesnar als Ringer auftrat.
Lesnar verdient seine Kohle abermals in Minuten
Gerade als es schien, dass Cain Velasquez Lesnar vor Probleme stellte, erwischte dieser ihn mit einem Kimura Lock vom Rücken aus. Velasquez musste abklopfen. Doch Brock Lesnar weigerte sich den Griff zu lösen, woraufhin Rey Mysterio in zwei verzweifelten Attacken mit Stühlen auf Lesnar losging, der aber zwischenzeitig noch einen F-5 gegen den wehrlosen Velasquez unterbringen konnte. Alles in allem ein Match, das wieder mal viel zu kurz ausfiel und Velasquez wohl jedes Quantum an Momentum aus den Segeln genommen hat.
Anschließend kam es zu einem interessanten Format: Dem WWE Tag Team World Cup. Zwei Teams starteten im Ring. Wann immer eines bezwungen wurde, würde ein neues Team in Aktion treten. Das letzte stehende Team würde siegreich sein und den "World Cup" für sich entscheiden. Wer hier das späteste Los gezogen hatte, würde naheliegenderweise einen klaren Vorteil haben. Los ging es im WWE Ring mit Robert Roode und Dolph Ziggler, die mit der Lucha House Party (vertreten durch Lince Dorado und Gran Metalik) die Klingen kreuzten. Eine umkämpfe Angelegenheit, aus der die Heels, Roode und Ziggler, erst durch Ablenkung des Ringrichters siegreich hervorgehen konnten, dabei jedoch vorher auch einiges an Federn lassen mussten, da sie die agilen Mexikaner nur phasenweise kontrollieren konnten. Doch ein ungesehener, illegaler Super Kick von Ziggler besiegelte das Weiterkommen für Roode und Ziggler. Roode musste nur noch mit einem Glorious DDT den Deckel drauf machen.
Roode und Ziggler scheitern an Heavy Machinery
Umgehend danach kamen Zack Ryder und Curt Hawkins zum Ring, die als Nächstes in Aktion traten. Doch die beiden Jobber sollten nicht viel davon haben. Ihre kurze Anfangsoffensive verpuffte recht schnell an weiteren Super Kicks von Dolph Ziggler. Einen Double Team Finisher gegen Ryder später konnten er und Hawkins auch schon wieder einpacken. Da hat sich das Umziehen kaum gelohnt!
Doch die Freude sollte nicht lange währen, denn als Nächstes kam mit Heavy Machinery (Tucker und Otis) ein buchstäblich schweres Los zum Ring. Hier sollte Roode und Ziggler ihr Glück verlassen. Zwar verstanden sie es eine Weile gut, durch schnelle Wechsel und ruppige Manöver Tucker zu isolieren. Doch der agile Big Man kam mit einer wuchtigen Konter-Aktion schließlich seinerseits zum Wechsel, der das Ende für Robert Roode und Ziggler einleiten sollte. Diese waren anschließend nur noch am Überleben, was aber nur noch kurz währte. Nachdem Roode den Double Team Finisher von Heavy Machinery kassierte (Ziggler war nach einer steifen Clothesline außerhalb des Rings ausgeschaltet), war der Bart ab!
The OC gewinnen Tag Team Trophäe
Heavy Machinery durften dann The New Day (repräsentiert durch Kofi Kingston und Big E) im Ring empfangen. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Babyface Tag Teams wurde natürlich zu einem Fest, bei dem beide (sehr zur Freude der Fans) ihre Trademarks abbrennen konnten. Insbesondere die Anfangssequenz zwischen Tucker und Big E, zwei der agilsten Big Men in der WWE, wusste zu gefallen. Hier setzte sich The New Day nach einem hin-und herwogenden Schlagabtausch durch. Danach frühstückten sie noch schnell das B-Team (Bo Dallas und Curtis Axel) ab, die ihrem Team-Namen mittlerweile alle Ehre machen und von ehemaligen Tag Team Champions zu Mitgliedern der WWE-Jobber-Hölle geworden sind.
Doch danach wurde es ein ungleich pikanteres Los für The New Day, als Dash Wilder und Scott Dawson, alias The Revival, zum Ring kamen. Die Smackdown Tag Team Champions sind mittlerweile so etwas wie die Intim-Rivalen von The New Day. The Revival verstanden es wie üblich gut, einen Mann im Ring zu isolieren. In dem Fall den ehemaligen WWE-Champion Kofi Kingston. Doch sie bekamen ihn einfach nicht klein. Sehr zu ihrer Verblüffung schaffte es Kingston gar, mit einem Roll-Up Pin im Konter den Sieg festzumachen, nachdem er fast die meiste Zeit nur kassiert hatte.
Doch Wilder und Dawson wollten nicht gehen, ohne ihren baldigen Titelherausforderern eine Hypothek mit auf den Weg zu geben. Sie attackierten nach dem Match weiter, sodass insbesondere Kingston den nächsten beiden Kontrahenten von The OC (Luke Gallows und Karl Anderson) nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Nach kurzem Aufbäumen mussten The New Day die Segel streichen, da das möglicherweise rettende Tag zu Big E nicht mehr gelang.
Als Letzte betraten dann die RAW Tag Team Champions, die Viking Raiders (Eric und Ivar) den Ring, die es auch in der Vergangenheit schon mit The OC zu tun gehabt hatten. Eric gelangen zunächst einige beeindruckende Power Moves und der massive Ivar konnte mit einigen akrobatischen Einlagen verblüffen, die für einen Mann seiner Größe außergewöhnlich erscheinen. Dennoch konnte The OC hier überraschend flott den Sieg und somit die Trophäe festmachen. Gemessen daran, dass beide Teams noch sehr frisch waren, war die Zeit für diese letzte Ansetzung sehr knausrig bemessen.
Cesaro gibt wieder mal das Arbeitstier
Es folgte ein Match zwischen Cesaro und dem Lokal-Matador Mansoor. Eine Ansetzung, die ihr eigenes Ergebnis quasi vorwegnahm. Wieder einmal wollte man mit Cesaro auf Nummer sicher gehen, dass er jemanden over bringt. Und das tat er! Mansoor gewann ein recht langes aber auch sehr gutes Match. Cesaro wie immer technisch eine Augenweide. Aber auch Mansoor keineswegs ein Schlechter. So war es ein richtig gutes Match! Es ist wirklich beeindruckend, wie bedeutungslos Niederlagen an Cesaro abperlen. Die Leute sehen ihn einfach so gerne im Ring, dass er den Rest seiner Karriere verlieren könnte und wahrscheinlich immer noch ein respektierter Midcard Heel wäre.
Doch solange ihn die WWE auch nur annähernd so einsetzt, wie sie es ja ständig tut, wird ihm Größeres wohl verwehrt bleiben. Nichtsdestotrotz war dies das Match des Abends, bei dem die Fans voll dabei waren und bei dem eine so klassische Heel-/Babyface-Aufteilung wahrzunehmen war, wie man sie auf amerikanischem Boden (in puncto Fan-Rezeption) nur noch selten zu hören bekommt. Ja, das Match war das, was man von Anfang an erwarten konnte. Ein Hometown-Sieg für Mansoor. Aber es war locker die beste Version davon. Cesaro ist eine Maschine und Mansoor ist weit besser, als es ihm zugestanden wird!
Tyson Fury hat Spaß im WWE-Ring
Anschließend kam es zur Attraktion des Abends: der lineare Champion im Boxen Schwergewicht, Tyson Fury, gegen Braun Strowman. Dieses Match war zwar, wie zu erwarten war, technisch nicht hochwertig. Aber es gab dennoch überraschend ambitioniertes WWE Wrestling von Fury zu sehen. Konventionelle Weisheit hätte eher vermuten lassen, dass das hier nach einem schnellen Faustkampf vorbei gewesen wäre. Aber Tyson Fury wollte scheinbar Spaß haben und zeigte sich für einen Wrestling-Novizen erstaunlich sicher im Ring. Das hätte weit schlechter sein können! Und ja, das ist ein Kompliment! Natürlich gewann Fury letztlich durch Count Out, nachdem er Strowman via Faustschlag von der Ringkante knockte.
Anschließend kam es zu einem Match um die WWE US Championship: Humberto Carrillo gegen den amtierenden Champion, AJ Styles. Ein solides Match mit einem noch sehr unverbrauchten, neuen Gesicht im WWE Main Roster als Herausforderer. Humberto Carrillo hatte sich durch einen Sieg bei einem Battle Royal während der Pre-Show das Anrecht auf diese Herausforderung verdient. Doch hatte der agile Luchador nicht mehr genug im Tank, um AJ Styles den Titel zu entreißen. AJ Styles wird weiterhin als recht starker US-Champ dargestellt. Immer gut zu sehen, wenn die Midcard-Titel ein wenig Liebe bekommen. Anschließend feierten er und seine beiden OC-Kollegen, als frischgebackene Tag Team Weltmeister, sich noch eine Weile im Ring.
Lacey Evans und Natalya schreiben Geschichte
Danach kam es zu einem wahrhaft historischen Match: Lacey Evans und Natalya konnten sich beide in die Geschichtsbücher eintragen. Sie bestritten das erste Frauen-Match in der Geschichte Saudi-Arabiens. Dazu mussten sie sich zwar etwas sittsamer kleiden als sonst. Das tat aber den super Reaktionen vom Publikum, dem die Besonderheit dieses Matches wohl voll bewusst war (es waren auch weibliche Fans anwesend), keinen Abbruch! Ein absolut historisches Match mit Gänsehaut-Faktor, das auch die beiden Kontrahentinnen sichtbar berührte. Der prägende Moment dieser Show! Natalya siegte via Sharp Shooter. Rein handwerklich war es sicher nicht das beste Match des Abends. Aber von der Bedeutung her war es mindestens ein Match des Jahres!
Als Nächstes Stand ein Fünf-gegen-Fünf Tag Team Match an: Team Flair (Drew McIntyre, Shinsuke Nakamura, Bobby Lashley, King Corbin und Randy Orton als Team Kapitän) gegen Team Hogan (Rusev, Ricochet, Shorty G, Ali und Team Kapitän Roman Reigns). Das Ganze natürlich vor allem ein Vorwand, um Ric Flair und Hulk Hogan, die beide ringside anwesend sein sollten und ihre jeweiligen Auswahlen anfeuerten, noch einmal einmarschieren zu lassen. Ali und Ricochet wurden phasenweise isoliert, was Team Flair eine gehörige Portion Dominanz einbrachte. Die Stimmung während des Matches war weiterhin hervorragend – insbesondere als das Hot Tag an Roman Reigns gelang und auch später, als Rusev Lashley, der ihn während des ganzen Matches gemieden hatte, in die Finger bekam. Letztlich ging der Sieg an die Babyfaces, nachdem Roman Reigns Randy Orton mit einem Spear erwischte.
Zeit für den Main Event! Seth Rollins musste seine WWE Universal Championship gegen "The Fiend" Bray Wyatt aufs Spiel setzen. Wieder war es ein in rotes Licht gehülltes Match gegen den neuen Erzfeind von Seth Rollins. Diesmal sollte es ein Falls Count Anywhere Match sein, in dem Pinfalls überall zählten. Überdies konnte das Match unter keinen Umständen beendet werden. Damit setzte diese Auseinandersetzung thematisch nahtlos da an, wo sie bei Hell in a Cell 2019 geendet hatte: Seth Rollins versuchte alles Erdenkliche und nahm sich alle Freiheiten, um Bray Wyatt für drei auf den Boden zu bringen. Doch wieder war jegliche Brutalität vergebens. Bray Wyatt war nicht unten zu halten. Selbst als Rollins ihn von der Bühne ins daraufhin „explodierende“ Equipment warf, kam “The Fiend“ wie ein Wiedergänger zum Vorschein, um Seth Rollins schlussendlich den Titel, pünktlich zu Halloween, zu entreißen. Kein schlechtes Match, aber dummerweise eins, was man so schon bei Hell in a Cell 2019 gesehen hatte.