Deutsche Legionäre: Max Meyer im Porträt – „Weltklassespieler“ in Türkei gestrandet
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Was macht eigentlich Max Meyer? Der Ex-Schalker zählte als großes Versprechen für die deutsche Fußballzukunft und bekam von seinem Spielerberater einst das Prädikat „Weltklasse“ verpasst. Der Blick in die Gegenwart zeichnet jedoch ein trübes Bild. Der Spielgestalter ist mittlerweile in der Türkei gelandet, doch auch bei Fenerbahçe will es nicht laufen. Sport-90 stellt den Fußball-Legionär vor und verrät, wie es Meyer derzeit ergeht.
Als 17-Jähriger schaffte Max Meyer den Sprung zu den Profis des FC Schalke. Das war in der Winterpause der Saison 2012/13, als das Knappen-Juwel den S04-Tross ins Trainingslager nach Katar begleiten durfte. Zuvor durchlief der zentral-offensive Mittelfeldspieler die legendäre Knappenschmiede, der er sich 2009 vom MSV Duisburg kommend anschloss, und wurde 2012 mit der U19 Deutscher A-Jugend-Meister.
Max Meyer: Rasanter Aufstieg beim FC Schalke
Auf Schalke sollte der Stern des Youngsters schnell aufgehen. Bundesligadebüt am 16. Februar 2013 nach Einwechslung gegen den 1. FSV Mainz 05 (2:2), vier Wochen später durfte der damalige Teenager auch erstmals im Duell gegen Galatasaray Istanbul (2:3) Champions League-Luft schnuppern.
In der Saison 2013/14 eroberte sich der junge Max Meyer prompt einen Stammplatz im Schalker-Team. Mit zehn Torbeteiligungen (6 Tore, 4 Vorlagen) leistete der gebürtige Oberhausener einen beachtlichen Beitrag zum 3. Platz des FC Schalke in der Meisterschaft. Auch in den nächsten drei Jahren gehörte Meyer, der im Mai 2014 sein erstes von vier Länderspielen für die deutsche A-Nationalmannschaft bestritt, zum Stammpersonal.
2018: Trennung - Schalkes Vertragspoker mit Max Meyer endet im Streit
Mit dem FC Schalke mischte Max Meyer in der Spitzengruppe der Bundesliga mit. Der Höhepunkt war die Vizemeisterschaft 2018. Unter Trainer Domenico Tedesco glänzte der technisch versierte Meyer im defensiven Mittelfeld. Doch beim Saisonende war das Tischtuch zwischen Meyer und den Knappen bereits zerschnitten. Anfang April wurde bekannt, dass Meyer seinen auslaufenden Vertrag beim Revierklub nicht verlängern wird.
Es kam zum Disput. Meyer wurde vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt und der damals 22-Jährige verließ die Veltins Arena im Streit. Auch, weil die Meyer-Seite in den Vertragsverhandlungen ein utopisches Gehalt forderte. Der damalige Schalke-Manager Christian Heidel gab aus den Gesprächen mit Meyers Spielerberater Roger Wittmann pikante Details bekannt.
Crystal Palace schnappt sich „Weltklassespieler“ Max Meyer
Demnach habe Wittmann Heidel gesagt: „Ich rede von dem Weltklassespieler Max Meyer, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird und aller Voraussicht nach zur Weltmeisterschaft nach Russland fährt.“ Diese berühmte Aussage haftet Meyer bis heute an und wird ihn wohl auch für den Rest seiner Karriere begleiten.
Diese setzte der Rechtsfuß in der Premier League fort. Crystal Palace machte damals überraschend das Rennen auf dem Transfermarkt um den ablösefreien Profi. Die Londoner köderten Meyer mit einem lukrativen Gehalt auf die Insel. Laut der „Daily Mail“ kassierte Meyer pro Woche 140.000 Euro - inklusive Boni sollen es gar 190.000 gewesen sein.
Transferflop Max Meyer erlebt Karriereknick bei Crystal Palace
Für Palace war die Verpflichtung von Max Meyer, dessen Marktwert zu jener Zeit bei 18 Millionen Euro lag (Höchstwert 20 Mio.), ein Transfercoup. Wenngleich man den deutschen Jung-Nationalspieler auf der vereinseigenen Homepage mit dem Foto von Joshua Kimmich vorstellte. Es passt ins Bild, denn Max Meyer und Crystal Palace entpuppte sich als ein großes Missverständnis.
Zwar kam Meyer in seiner ersten Premier-League-Saison 2018/19 auf 29 Einsätze (1 Tor, 3 Vorlagen), doch danach wurde die Spielzeit schnell immer weniger. Bei den Eagles konnte der deutsche Legionär auch nur selten auf seiner angestammten Position im Mittelfeldzentrum agieren. Trainer Roy Hodgson bevorzugte für die Schaltzentrale wuchtigere, physisch-stärkere Akteure. Der nur 1,73 Meter große Meyer musste - wenn er denn spielte - meist mit einer Rolle auf den Flügeln Vorlieb nehmen.
Vertragsauflösung mit Eagles - Erfolgloses Intermezzo beim 1. FC Köln
Max Meyer landete bei Crystal Palace schnell auf dem Abstellgleis. Besonders bitter verlief die Hinrunde der Saison 2020/21, in der er nicht einmal mehr in den Spieltagskader nominiert wurde. Sportlich waren die zweieinhalb Jahre in London für Meyer ein absoluter Reinfall, ein Desaster. Einzig finanziell hat sich sein Engagement bei Palace angesichts eins Jahresgehaltes von 10 Millionen Euro ausgezahlt.
Im Januar 2021 wurde der Kontrakt von Meyer im beidseitigen Einvernehmen aufgelöst. Die Rückrunde verbrachte der Zehner beim 1. FC Köln. Doch auch bei den Geißböcken konnte sich der Spielgestalter nicht für ein längerfristige Anstellung empfehlen. In der Rückrunde sammelte er insgesamt nur 371 Bundeligaminuten, die sich inklusive Relegation auf elf Einsätze verteilten.
Sommer 2021: Max Meyer heuert bei Fenerbahçe an
So stand Max Meyer im Sommer 2021 ohne Verein da. Nachdem sich einige Transfergerüchte um seine Person rankten, heuerte er im September kurz vor seinem 26. Geburtstag bei Fenerbahçe Istanbul an. Meyer kam mit der Absicht, seiner sich im Sinkflug befindlichen Karriere neuen Auftrieb zu verpassen, an den Bosporus an. Doch auch beim türkischen Spitzenklub will es für den ehemaligen DFB-Kicker bislang noch nicht rund laufen.
Für Fener, wo auch Mesut Özil zu seinen Teamkollegen zählt, lief er zwar nur eine Woche nach seiner Verpflichtung in der Süper Lig auf und stand direkt danach in der Startelf. Doch nach der 0:2-Niederlage gegen Basaksehir sah sich Max Meyer großer Kritik ausgesetzt. Vor allem eine zu risikoarme Spielweise (Alibipässe) und mangelnde (Match-) Fitness wurden ihm vorgeworfen.
Findet Meyer wieder in die Spur?
Die Folge: Max Meyer schmorte während des Ligabetriebs erstmal zwei Monaten auf der Bank, lediglich in der Europa League durfte er vereinzelt mitmischen. Dort glückte im beim 3:0-Auswärtssieg gegen Royal Antwerpen auch sein Tor-Debüt für die Kanarienvögel.
Im November sollte es dann auch in der Süper Lig zumindest wieder besser laufen und Trainer Vítor Pereira beorderte den Mittelfeldmann zweimal in die Startelf. Aktuell pendelt Max Meyer bei Fenerbahçe Istanbul zwischen Bank und Rasen. Man darf gespannt sein, ob er wieder dauerhaft besser in die Spur findet. Hoffnung besteht. Doch ob Meyer, dessen Marktwert auf 1,2 Millionen Euro abgestürzt ist, jemals das Prädikat „Weltklasse“ wirklich verdient, ist angesichts seines bisherigen Karriereverlaufs nicht zu erwarten.