Union Berlin nach Feuerzeugwurf gegen Bochum noch tiefer in der Krise
Bildquelle: Harleypaul on Tour (Bild bearbeitet)
Union Berlin schlittert immer tiefer in die Krise. Dabei rückt das 1:1 gegen den VfL Bochum zuhause im Stadion An der Alten Försterei in den Hintergrund, als das Spiel fast vor dem Abbruch stand, nachdem ein „Union-Fan“ VfL-Torhüter Patrick Drewes mit einem Feuerzeug bewarf. Eine Opfer-Täter-Umkehr soll und wird hier nicht stattfinden, denn wer sich zu solch einer Tat hinreißen lässt, hat in keinem Stadion etwas zu suchen.
Der Täter konnte schnell identifiziert und der Polizei übergeben werden. Wenigstens eine gute Sache, die am vergangenen Samstag geschah, denn auf und neben dem Platz haben sich die Eisernen wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Der Klub kommt gegen den Tabellenletzten nicht über ein 1:1-Remis hinaus, obwohl man seit der 13. Spielminute in Überzahl agierte.
Union Berlin nutzt seine Chancen nicht
Schlimmer noch: In Überzahl kassierten die Köpenicker nur 10 Minuten später das Gegentor durch Sissoko. Es dauerte abermals 10 Spielminuten, bis der FC Union durch Benedict Hollerbach zum Ausgleich kam. In der Folge tat man sich schwer und trotz 22:13 Torschüssen konnte man das Spiel nicht für sich entscheiden.
Eigentlich sprachen fast alle Statistiken aus dem Spiel heraus für einen Sieg der Unioner, doch am Ende muss man sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass selbst der eine Punkt am Ende abgezogen werden könnte. Die Verantwortlichen des VfL Bochum wollen gegen die Wertung des Spiels Protest einlegen. Bisher gab es in der Bundesliga noch keinen ähnlichen Fall.
Tat sich der VfL Bochum einen Gefallen?
Patrick Drewes fühlte sich nicht in der Lage weiterzuspielen und musste zwischen den Pfosten durch einen Feldspieler ersetzt werden. Nur unter Protest betraten die Bochumer nach 28-minütiger Unterbrechung das Spielfeld, wobei beide Mannschaften einen „Nichtangriffspakt“ beschlossen. Die Frage ist allerdings, ob sich der VfL Bochum damit einen Gefallen getan hatte, denn das Regelwerk sieht keine Fortführung „unter Protest“ vor.
Soll heißen: Wenn es ganz blöd für den VfL Bochum läuft, bleibt es bei der Punkteteilung. Union Berlin muss in jedem Fall mit einer empfindliche Strafe rechnen. Fraglich ist allerdings, wie sehr VfL-Keeper Drewes nach dem Feuerzeugwurf beeinträchtigt war und ob er nicht hätte weiterspielen können?
Oscar-verdächtigte Darbietung Drewes´
Drewes wurde noch am gleichen Tag ins Krankenhaus eingeliefert und unterzog sich ein paar Untersuchungen, dessen Ergebnisse nichts Auffälliges zutage brachten. Den Unmut der Union-Fans hatte sich der 31-jährige dennoch auf sich gezogen, nachdem er sich theatralisch zu Boden warf und sich minutenlang behandeln ließ.
Seine Darbietung hätte bei den Oscar-Preisverleihungen sicherlich eine Würdigung erhalten. Der Feuerzeugwurf ist das eine – die übertriebene Einlage von Drewes ist das andere. Es soll keine Täter-Opfer-Umkehr darstellen. Man muss sich jedoch fragen, ob diese schauspielerische Einlage im Sinne des Fairnessgedankens ist oder eben nicht.
Oliver Kahn hinterfragt Drewes´ Verhalten
Gerade in dieser Situation, wo die Verantwortlichen des VfL Bochum Fairness wahrscheinlich am „Grünen Tisch“ erfahren wollen, verhielt sich Drewes komplett konträr. Auch später im Krankenhaus wurden keine Verletzungen etc. attestiert. Ebenso wenig hatten die behandelnden Ärzte wohl eine weitere Untersuchung abgelehnt, da die Zeichen jedweder Verletzung nicht vorlagen.
Oliver Kahn, der ein Lied davon singen kann, wie es ist, mit Gegenständen beworfen zu werden, äußerte sich zu den Geschehnissen. Zweimal wurde der einstige Nationalspieler schwer am Kopf getroffen und somit kann er sich in die Lage von Drewes hineinversetzen. Gegenüber der „Bild“ gab der Titan seine Meinung kund: „Ich hätte es besser gefunden, wenn der Torwart versucht hätte, weiterzuspielen. Und sich erst dann hätte auswechseln lassen, wenn es nicht mehr gegangen wäre“.
„Schmierentheater“ – Gräfe rechnet mit Drewes ab
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Ex-Schiri Manuel Gräfe geht bei „X“ (vormals Twitter) sogar noch weiter: „Aber das Schmierentheater von Drewes auch! Aus gut informierten Kreisen hier in B: Untersuchung UKB: weitere Diagnostik bei fehlenden Zeichen einer Verletzung abgelehnt! Kein Hämatom, keine Hautverletzung, keine Schramme.“
Patrick Drewes muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht zu viel aus der Sache gemacht hatte. Der Feuerzeugwurf ist inakzeptabel und der „Union-Fan“ hat seinem Verein massiven Schaden zugefügt. Das steht außer Frage und dennoch ist Gräfe nicht der Einzige, der das theatralische Verhalten von Drewes als sehr unwürdig einschätzt.
Union Berlin fehlen die spielerischen Mittel
Wie geht es nun weiter? Der VfL Bochum will Protest einlegen und hofft auf wertvolle drei Punkte, die dem Verein im Abstiegskampf helfen sollen. Union Berlin würde im Fall der Fälle einen Zähler weniger haben und muss sich zugleich die Frage stellen, wie es sportlich weitergehen soll?! Gegen den Tabellenletzten war ein Sieg Pflicht und dass dieser trotz Überzahl nicht eingetütet werden konnte, zeigt auf, wie limitiert das Spiel unter Trainer Bo Svensson ist.
Dem 1. FC Union Berlin fehlt ein echter Knipser und doch darf dies nicht als alleiniger Grund für die Spielweise der Mannschaft hinzugezogen werden. Der VfL Bochum gehört zu den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Wenn man zuhause in Überzahl seine Chancen nicht nutzt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sich beim FC Union erneut im direkten Abstiegskampf vorfinden wird.
Horst Held sucht neuen Stürmer
Der Saisonstart war vielversprechend und es schien so, dass man die vergangene Horror-Saison hinter sich gelassen hat. Mittlerweile befindet man sich allerdings auf dem direkten Weg in die untere Tabellenregion und die Erinnerungen an die vergangene Spielzeit, wo man nur knapp dem Abstieg in die 2. Liga entkam, werden wach.
Dringend wird ein neuer Stürmer benötigt, doch ob dieser in der Winterpause verpflichtet werden kann, ist fraglich. Er müsste eine Sofortverstärkung sein und in solchen Fällen müsste man das entsprechende Kleingeld hinlegen. Die Aufgabe von FCU-Manager Horst Heldt wird sein, eine intelligente Lösung auf dem Transfermarkt zu finden.
Werder Bremen & Heidenheim warten auf FCU
Am Samstag geht es derweil für den 1. FC Union Berlin auswärts bei Werder Bremen um die nächste Bewährungsprobe. Genau mit jenem Klub muss man sich messen, was in der aktuellen Verfassung der Eisernen recht schwer werden könnte. Die Hanseaten gewannen am Samstag ihr Nord-Derby gegen den FC St. Pauli recht souverän mit 2:0 am Millerntor. SVW-Keeper Michael Zetterer konnte zudem seit drei Pflichtspielen seinen Kasten sauber halten. Wird also auch für Union Berlin kein Selbstläufer, gegen Werder Bremen zu bestehen.
Für die Mannschaft von Bo Svensson gilt nichts anderes als ein Dreier im Weserstadion. Danach geht es in die kurze Winterpause, denn am 11. Januar müssen die Köpenicker bereits wieder ran. Abermals wird man auswärts antreten müssen und mit dem 1. FC Heidenheim hat man den nächsten direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt vor der Brust. Auch hier ist ein Sieg im Grunde Pflicht.
FC Union mit Offenbarungseid – Nicht bundesligatauglich
Schwer vorzustellen, dass gegen den 1. FC Heidenheim bereits ein neuer Stürmer für Tore sorgen wird. Auf die Verantwortlichen des 1. FC Union Berlin kommen also schwierige Zeiten zu, denn in den nächsten Spielen wird sich zeigen, wohin der Weg führen wird. Die anvisierten 40 Punkte sind noch lange nicht erreicht und es scheint so, als wäre es ein steiniger Weg, diese einzufahren. Hält man sich zudem vor Augen, dass sich die Mannschaft unter Svensson spielerisch nicht weiterentwickelt, kann einem schon etwas angst und bange werden.
Die Ereignisse im Spiel gegen den VfL Bochum haben jedenfalls nicht dazu beigetragen, dass Ruhe einkehrt und man sich mit voller Konzentration auf die bevorstehende Aufgabe beim SV Werder Bremen vorbereiten kann. Hierzu wird es noch Konsequenzen geben. Eine Niederlage am „Grünen Tisch“ ist durchaus möglich. Darüber hinaus muss angemerkt werden, dass die Mannschaft gegen den VfL Bochum spielerisch einen Offenbarungseid ablegte. Im Grunde war das keine bundesligataugliche Leistung.
Svensson könnte bald wackeln
Fakt ist allerdings auch, dass das System von Bo Svensson von den meisten Gegnern entschlüsselt wurde. Der Winter dürfte zeigen, ob sich der Däne dann noch länger im Amt halten kann oder ob er seine Trainerentlassung hinnehmen muss. Spiele der Wahrheit – Svensson kämpft jetzt schon um seinen Job.
Kein Wunder, denn ein Abstieg wäre fatal, auch wenn Liebe keine Liga kennt. Dennoch sieht das nicht jeder so romantisch, denn eines ist klar, sollte der Verein am Ende absteigen, sind auch Arbeitsplätze in Köpenick in Gefahr. Um dieses Szenario zu vermeiden, muss Svensson einen Weg finden, wie er die Eisernen zu Siegen führt. Zur Erinnerung: der letzte Sieg stammt vom 20. Oktober.