Saison 1970/71: Trainerentlassung von Ernst Ocwirk beim 1. FC Köln
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In der Saison 1970/71 bekleidete mit Ernst Ocwirk erstmals ein Österreicher den Trainerposten beim 1. FC Köln. Lange halten konnte er sich nicht. Nach einem enttäuschenden 11. Platz in der Bundesliga trennten sich die Wege schnell wieder. Trotz seiner kurzen Amtszeit konnte „Ossi“ Ocwirk aber durchaus Erfolge vorweisen. Er führte die Domstädter ins Endspiel des Messestädte-Pokals und konnte kurioserweise gleich zwei Endspiele im DFB-Pokal bestreiten. Sport-90 blickt zurück und erinnert an die Trainerentlassung von Ernst Ocwirk beim 1. FC Köln.
Der 1. FC Köln verpflichtete zur Saison 1970/71 Ernst Ocwirk als neuen Übungsleiter und sorgte damit für ein Novum bei den Geißböcken. Denn damit wanderte das Trainerzepter erstmals in die Hände eines Österreichers. Ocwirk war aber nicht „irgendein“ Österreicher.
1970: Österreich-Legende Ocwirk als Nachfolger von Trainer Merkle
Vielmehr war der ehemalige Mittelfeldspieler eine echte Fußballlegende der Alpenrepublik. Mit Austria Wien wurde Ocwirk fünfmal Meister und dreimal Pokalsieger in Österreich. Zudem landete er mit der ÖFB-Truppe auf dem 3. Platz bei der WM 1954. Nun sollte Ocwirk den 1. FC Köln, wo er in die Fußstapfen von Hans Merkle trat, als Spitzenklub in der Bundesliga etablieren.
Für „Ossi“, wie er liebevoll genannt wurde, war es zugleich die erste Trainerstation in der Bundesliga und dritte seiner Karriere. Zuvor konnte er Erfolge als Coach seines Ex-Klubs Austria Wien feiern, mit denen er u.a. 1969 und 1970 Meister wurde und wo er fünf Jahre tätig war. Seiner Trainerkarriere begann Ocwirk in der Serie A bei Sampdoria Genua, für die ebenfalls einst als aktiver Spieler auflief.
Ossi Ocwirk: 1. FC Köln Trainer im Clinch mit Wolfgang Overath
Doch allzu „liebevoll“ war der charmante Wiener nicht. Zumindest als Trainer. "Ossi" Ocwirk war für seine harten Trainingsmethoden bekannt, führte seine Mannschaften stets mit strenger Hand und achtete sehr auf Disziplin und Harmonie. Aufgrund dieser Eigenschaften war Ocwirk auch nicht bei allen Kölner sehr beliebt. Vor allem mit dem damaligen FC-Star Wolfgang Overath gab es immer wieder Reibereien. Auch das Verhältnis zum Präsidium des 1. FC Köln war durchaus angespannt.
Dennoch verlief der Start von Ossi Ocwirk auf der Kölner Trainerbank in der Saison 1970/71 durchaus vielversprechend. Nach zwei Spieltagen grüßte der 1. FC Köln, der die Spielzeit zuvor auf Rang vier beendete, von der Tabellenspitze der Bundesliga. Bereits sein drittes Spiel als neuer Köln-Trainer war für Ocwirk das Finale im DFB-Pokal. Es handelte sich um das Endspiel der Vorsaison (1969/70), welches aufgrund von Terminengpässen im Zuge eines heftigen Winters in den August verschoben wurde.
0:7 gegen Bayern: Ocwirk kassiert mit 1. FC Köln historische Pleite
Doch die frühe Gelegenheit auf einen ersten Titelgewinn mit dem 1. FC Köln konnte Ocwirk nicht beim Schopfe packen. Die Kölner verloren überraschend das Pokalfinale gegen die Kickers Offenbach 1:2. Damit hatten die Kickers gleich doppelten Grund zur Freude, waren sie doch 1970 auch in die Bundesliga aufgestiegen.
Für den 1. FC Köln ging es derweil im Ligaalltag mit Ocwirk nach dem verlorenen Pokalfinale bergab. Die Mannschaft blieb fünf Spiele in Folge sieglos und rutschte in der Tabelle ins obere Mittelfeld ab. Dort sollten die Rheinländer, bei den neben Wolfgang Overath auch noch Spieler wie Wolfgang Weber und Heinz Flohe herausstachen, den restlichen Saisonverlauf verweilen. Die Kölner pendelten zwischen Platz sechs bis neun. Besonders bitter wurde es dann im Saison-Endspurt. Am 31. Spieltag kassierte der FC eine heftige 0:7-Klatsche beim FC Bayern. Eine Niederlage mit historischem Ausmaß, ist es doch bis heute die höchste Pleite des 1. FC Köln in der Bundesliga-Geschichte.
Nur Elfter: Ocwirk kann Erwartungen beim 1. FC Köln nicht erfüllen
Am Ende der Saison 1970/71 wurden die Kölner unter Ossi Ocwirk mit 33:35 Punkten und einem Torverhältnis von -10 nur Tabellenelfter. Die Bilanz war mit je elf Siegen und Unentschieden sowie zwölf Niederlagen zwar ausgeglichen, aber entsprach bei weitem nicht den Erwartungen der FC-Bosse. Zumal der 1. FC Köln in seinen acht Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit zuvor nur einmal schlechter abschnitt (1969 als Tabellen-14.)
Doch auch wenn die Bundesligasaison für Köln und Trainer Ocwirk enttäuschend verlief, konnten die Domstädter umso mehr auf internationaler Bühne auftrumpfen. Im Messestädte-Pokal, der 1970/71 letztmals ausgetragen wurde und als Vorläufer des UEFA-Cup (heute Europa League) gilt, konnte der 1. FC Köln bis ins Halbfinale vordringen.
1. FC Köln sorgt international für Aufsehen – auch im DFB-Pokal erfolgreich
Auf dem Weg dorthin eliminierte die Ocwirk-Elf erst den französischen Vertreter CS Sedan Ardennes (5:1, 0:1), dann den AC Florenz (2:1, 1:0) aus Italien und Spartak TAZ Trnava (1:0, 3:0) aus der damaligen Tschechoslowakei. Im Viertelfinale wurde der FC Arsenal (1:2; 1:0) ausgeschaltet. Gegner im anschließenden Halbfinale war Juventus Turin. Dem italienischen Top-Klub mussten sich die Kölner knapp mit 1:1 und 0:2 nach Hin- und Rückspiel beugen.
Auch auf nationaler Ebene lief es zumindest im DFB-Pokal rund für Ossi Ocwirk und seine Geißböcke. Die Kölner zogen nach Siegen gegen Eintracht Frankfurt (4:1), Hamburger SV (2:0) und den FC Schalke (3:2) erneut ins Endspiel ein. Welches aber wieder verloren ging. Dem FC Bayern unterlagen die Köln 1:2 n.V. Bernd Rupp brachte die Domstädter in Führung, doch Franz Beckenbauer und Edgar Schneider drehten die Partie zugunsten der Münchner.
1. FC Köln: Vertrag mit Ossi Ocwirk wurde nicht verlängert
Letztendlich war das gute Abschneiden in den Pokalwettbewerben aber auch mit einem enormen Kraftaufwand verbunden, worunter die Leistungen in der Bundesliga litten. Natürlich wirkte auch das verlorene DFB-Pokalfinale mit Hinblick auf die Trennung von Ernst Ocwirk nach, sodass der 1. FC Köln den auf ein Jahr befristeten Vertrag mit dem Trainer nicht verlängerte und es im Sommer 1971 zur Trainerentlassung kam.
Neuer 1. FC Köln Trainer im Juli 1971 wurde Gyula Lorant. Ocwirk, der ohnehin von Heimweh geplagt war, kehrte indessen in seine österreichische Heimat zurück, wo er noch als Trainer von Admira Wacker arbeitete. Im Januar 1980 verstarb Ossi Ocwirk, der an Multipler Sklerose litt, im Alter von nur 53 Jahren. Seine Ehefrau Martha pflegte ihren „Ernstl“ bis zum letzten Atemzug!