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Streikende Profis - Ausgehandelte Verträge heutzutage ohne Wert?

Bildquelle: By Кирилл Венедиктов (https://www.soccer.ru/galery/1057186/photo/735754) CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Zählen Profiverträge zwischen Spielern und Klubs heutzutage nichts mehr? Der Verdacht könnte einen beschleichen und der normale Fußballfan versteht die Welt nicht mehr. Die Klubs werfen zum Teil mit Geld nur so um sich und zahlen ihren Spielern horrende Gehälter. Wo viel Geld erwirtschaftet wird, wird auch viel ausgegeben. Natürlich ist das auch verständlich, allerdings steigt einigen Profis der schnelle Reichtum zu Kopf.

Sie werden von ihren Beratern und von der Presse gehyped, dabei haben sich die Jungprofis noch nicht unbedingt zur absoluten Elite aufschwingen können. Eine herausragende Saison macht aus einem Youngster noch keine Legende, aber genau so wollen sie in vielen Fällen gesehen und behandelt werden. Die Liste derer, die seit Jahren erfolgreich spielen und ihren Vereinen treu bleiben, wird immer kürzer.

 

Für Fußballromantiker ist immer weniger Platz vorhanden. Kein Wunder, denn die Sponsoren, ganze Unternehmerfamilien oder die betuchten Scheichs aus dem Nahen Osten krallen sich einen Klub nach dem Nächsten. In der Bundesliga ist das dank der 50+1 Regel nicht umsetzbar, auch wenn es vereinzelt Funktionäre gibt, die diese Regel gerne kippen möchten. Für die Bundesliga bedeutet das aber, dass weniger Geld in den jeweiligen Verein gepumpt werden kann. Am Beispiel RB Leipzig sieht man jedoch, dass man die 50+1 Regel im Grunde mit Füßen tritt.

Zwar hat das österreichische Unternehmen die Red Bull GmbH über Jahre RB Leipzig finanziell unterstützt und jeder weiß, dass mit Herrn Mateschitz gefühlt ein Alleinherrscher das Sagen im Klub hat. Nebenbei bemerkt sollte Herr Mateschitz irgendwann den Stecker ziehen, dann stünde der Klub mit einem immensen Berg an Schulden dar. Die Red Bull GmbH deklarierte einen Großteil ihrer finanziellen Bemühungen als Darlehen. Einzig die Abtretung der Forderungen könnte dann den Verein retten.

RB Leipzig setzte Zeichen Sachen Keita - Keita verhielt sich vorbildlich

Zurück zum Thema, denn auch bei RB Leipzig spielte das noch nicht eingetretene Szenario eines Streikprofis eine kleine Rolle. So äußerte sich oliver Mintzlaff in einem Interview gegenüber der „BILD“ wie folgt: „Falls sich ein Spieler bei uns aus dem Vertrag streiken wollte, würden wir sicherlich hart durchgreifen.“ Ferner sagte er auch: „Ihn würden wir knallhart auf die Tribüne setzen. Auch wenn es sportlich wehtut. Aber dann verkaufe ich lieber ein Tribünen-Ticket weniger.“

In diesem Zusammenhang muss man Naby Keita erwähnen, der mittlerweile beim FC Liverpool unter Vertrag steht. Er wollte vorzeitig aus seinem Vertrag bei RB Leipzig entlassen werden, um sich auf die Insel transferieren zu lassen. Der Klub handelte und teilte dem Spieler schriftlich mit, dass dies nicht akzeptiert wird. Keita blieb bei den „Bullen“ und auch sein Berater akzeptierte die Entscheidung des Vereins. Dieses Verhalten gehört jedoch nicht zum Alltag, wenn man sich mit anderen Personalien befasst.

Dembélé wollte sich Traum nicht zerstören lassen - Streik & Wechsel zu Barca

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Ousmane Dembélé ist ein Paradebeispiel, wie sich ein Spieler von seinem Verein wegstreiken konnte. Der mittlerweile 21-jährige wurde im Sommer 2016 für 15 Millionen Euro von Stades Rennes nach Dortmund gelotst und avancierte zum absoluten Leistungsträger der Borussen. Seine Leistungen weckten Begehrlichkeiten im Ausland und am Ende sollte es der FC Barcelona sein, der bekanntlich 105 Millionen Euro für den Flügelstürmer auf den Tisch packen sollte.

Der Weg zu seinem Wechsel ist beschämend. Wohl wissend, dass er im Falle eines Streiks sehr wahrscheinlich „abgeschoben“ werden könnte, nahm er jedoch auch in Kauf, dass er aus dem Kader verbannt und auf der Tribüne Platz nehmen dürfe. Der Verein ließ ihn dennoch auflaufen, gerade weil man auf seine Dribbelkünste angewiesen war. Auf der anderen Seite hätte wohl fast jeder verstanden, wenn man Dembélé nicht spielen gelassen hätte.

Vertrag bis 2021 beim BVB ohne Wert

Es begann mit dem Interesse des FC Barcelona, Dembélé in ihren Reihen wissen zu wollen. Ab diesem Zeitpunkt war im Grunde für den Youngster klar, dass er nach Spanien wechseln möchte. Die Art und Weise, wie er seinen Wechsel forcierte gehört sich nicht und darüber dürften alle im Klaren sein. Er fehlte beim Training und wurde zunächst suspendiert. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings noch bis 2021 an Borussia Dortmund gebunden.

Dies war schlichtweg egal, denn er wollte „seinen Traum“ verwirklichen, wie er gegenüber den Medien aussagte. Am Ende floss die Ablöse von Barcelona in Richtung Dortmund und beide Seiten zogen einen Schlussstrich. Allerdings blieb ein fader Beigeschmack, denn solchen Spielern ist dieses Verhalten immer wieder zuzutrauen. Als Arbeitgeber möchte man im Optimalfall loyale Angestellte in seinen Reihen wissen. Als Arbeitnehmer möchte man auf der anderen Seite fair behandelt und pünktlich bezahlt werden. Beides dürfte beim BVB der Fall gewesen sein.

Selbst nach seinem Wechsel zum FC Barcelona zeigte er auch dort sein wahres Gesicht. Immer wieder ist von Verspätungen zu hören. Er würde sich nicht diszipliniert verhalten und eher auf Junkfood stehen, als die Tipps und Vorgaben des Vereins anzunehmen. Beim FC Barcelona macht man sich daher auch Gedanken, den 21-jährigen zu verkaufen. Trainer Ernesto Valverde baut jedoch auf seinen Spieler, aber ob das die Vereinsbosse überzeugen wird, bleibt abzuwarten.

Demba Ba erschien nicht im Trainingslager der TSG 1899 Hoffenheim

Aber Dembélé ist nicht der einzige Profi, der sich aus seinem Vertrag streikte. Auch bei der TSG 1899 Hoffenheim gab es in der Vergangenheit einen Fall, bei dem Demba Ba wegstreiken wollte. Zugegeben, der Wechsel zu West Ham United ist nun einige Jahre her, aber auch dieses Beispiel zeigt, dass ein Profi, der wechselwillig ist, meist die Oberhand behält, wenn er einen Verein findet, der sich auf das Spielchen einlässt. In diesem Fall erschien Demba Ba einfach nicht im Trainingslager der Kraichgauer und erzwang so, dass er die Erlaubnis für einen Wechsel erhielt.

Und auch diese Art und Weise macht es schwer, junge Profis ernst zu nehmen. Oftmals stecken auch windige Berater dahinter, die ihren Schützlingen einen Floh ins Ohr setzen, anstatt sich ein oder zwei Jahre auf dem erreichten Niveau zu etablieren. Kein Wunder, denn die Spielerberater verdienen immense Summen. Für junge Spieler geht der Wert eines ausgehandelten Vertrages flöten, denn sie wissen, dass sie sich wegstreiken können.

Walace streikte & wechselt zu Hannover - Tut sich der Verein damit einen Gefallen?

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Vor rund zwei Monaten sorgte der Fall Walace für Schlagzeilen. Der 23-jährige streikte und wurde zur U21 des Hamburger SV abgeschoben. Aber auch dort durfte er lediglich trainieren. Im Anschluss hat sich Hannover 96 die Dienste des Brasilianers für rund 6 Millionen Euro gesichert. 96-Manager Horst Heldt dazu: „Walace ist ein exzellenter Spieler, der mit seinen Qualitäten das verkörpert, was wir auf der Position gesucht haben. Walace wollte unbedingt in Deutschland und der Bundesliga bleiben, um beweisen zu können, dass er sportlich und charakterlich jemand ist, auf den eine Mannschaft zählen kann. Dieser Ehrgeiz imponiert uns“.

Jedoch muss man sich die Frage stellen, ob ein solches Verhalten von einem feinen Charakter zeugt oder ob man sich auch in Hannover nur selbst anlügt. Solche Verhaltensweisen, wie sie Walace, der ein begnadeter Fußballer ist, in Hamburg zeigte, können nicht als charakterlich sauber eingestuft und betitelt werden.

Vorbildfunktion gänzlich abgelegt - Geld regiert das Spiel

In diesem Zusammenhang vergessen einige Youngster ihre Vorbildfunktion gegenüber jungen Fußballfans. Deren Verhalten zeigt deutlich auf: „Wenn man auf gut Deutsch keinen Bock mehr auf einen ausgehandelten Vertrag hat, dann muss man nur streiken und sich querstellen, um an sein Ziel zu gelangen“. Dies ist absolut die falsche Botschaft und es müsste viel mehr Vereine und Bosse geben, die ihre vermeintlichen Stars nach Lustlos-Auftritten, Streiks oder Arbeitsverweigerung und Disziplinlosigkeiten einfach auf die Tribüne setzen.

Verträge sind scheinbar nicht mehr viel wert, wenn man bedenkt, wie oft sich solche Szenarien zutragen. Vor allem Youngsters sollten sich in mehr Demut üben, ihre Leistungen auf längere Zeit abrufen und sich etablieren. Dies wäre machbar, wenn Verträge eingehalten werden würden. Natürlich muss man auch die Wirtschaftlichkeit eines Vereins im Hinterkopf behalten, allerdings ist es fraglich, ob ein Streik-Profi sein Verhalten jemals ändern wird, wenn er merkt, dass er damit zum Ziel kommt.

Ohne Charakter zum nächsten Klub - Wie will man das den Fans erklären?

Will man solch einen Charakter in seinem Kader haben? Warum werden die Spieler dennoch transferiert und teils mit Kusshand genommen und den Fans präsentiert? Zukünftig dürfte diese Problematik noch häufiger auftauchen, denn in diesem Geschäft geht es schon lange nicht mehr um den Sport, den so viele Menschen lieben. Für Romantik ist immer weniger Platz im Profigeschäft. Und schon gar nicht in der Bundesliga.

Hier geht es nur noch um das große Geld. Der sportliche Anreiz ist kaum noch gegeben, auch wenn Spieler ihre Wappen küssen, Tore bejubeln und immer wieder behaupten, sie tragen den jeweiligen Klub im Herzen.

2. Liga bietet noch Platz für Fußballromantiker - Union B. und Pauli als Beispiel

Bildquelle: By Der Robert [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Sicherlich gibt es ein paar Ausnahmen, wie den 1. FC Union Berlin, bei dem seine Fans beim Stadionbau mithalfen, das Weihnachtssingen organisieren oder zum beliebten Drachenbootrennen pilgern. Aber auch Vereine wie der FC St. Pauli zeigen immer wieder, mit welchen geringen Mitteln eine solide Basis erschafft werden kann. Ebenso ist bei diesen, aber auch bei anderen Vereinen gut zu erkennen, wie groß der Zusammenhalt unter den Fans ist und wie nah sich Verein und Anhängerschaft stehen.

Während die Romantik in der Bundesliga flöten geht, wird diese zum Teil noch in der 2. Bundesliga gelebt. Aber irgendwann werden auch hier Streikprofis auftauchen, die ihren Wechsel mit allen Mitteln forcieren. Die Frage ist nur, möchte man sich solch einen Unruhestifter in die Mannschaft holen, der Wochen vorher noch das Wappen seines vorherigen Arbeitgebers geküsst hat und sich im nächsten Moment wegstreiken will?

2. Liga, Bundesliga, Internat. Fußball, Transfergerüchte
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