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Stuttgarter haben es nicht verstanden – Arroganz-Anfall von Gómez

Bildquelle: Jeollo von VfB-exklusiv.de CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Das 2:2 im Hinspiel der Relegation zur Bundesliga zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Union Berlin hätten vor allem die Fans des Bundesligisten nicht für möglich gehalten. Mit dem 1:0 durch Gentner schienen die Schwaben auf dem richtigen Weg zu sein, aber nur 17 Sekunden nach Wiederanpfiff packten die Eisernen den Zauberstab in Form von Abdullahi aus, der sehenswert zum 1:1-Ausgleich traf.

Vorbei war es in dem Moment mit der Stuttgarter Herrlichkeit. Ab dem Moment hätte es jedem Fan des VfB klar sein müssen, dass man mit den Gästen aus Berlin-Köpenick kein Fallobst in der Mercedes-Benz-Arena begrüßte, sondern eine Mannschaft, die zwar nicht über die individuelle Klasse der Schwaben verfügt, dafür aber Kampf, Moral und vor allem Teamgeist vorlebt.

Stuttgarter fühlten sich lange überlegen

Auch als das überraschende 2:1 für den (Noch) –Bundesligisten fiel, wähnte sich das Stuttgarter Operetten-Publikum auf der Siegerstraße. Abgerechnet wird zum Schluss und zumindest damit hatte Mario Gómez mit seiner Kernaussage recht. Zur Erinnerung, der Eiserne Anhang aus Köpenick feierte das 2:2-Remis ausgiebig.

Aber ist dem tatsächlich so? Blick zurück zum Spielende, als der ehemalige Nationalstürmer vor die Kameras von Eurosport trat und folgenden Satz raushaute: „Die Berliner würden feiern, als ob sie aufgestiegen wären!“ Arroganz? Ignoranz oder schlichtweg Unwissenheit? Befasst haben kann sich Herr Gómez jedenfalls nicht mit der Fankultur des 1. FC Union Berlin. Hätte er sich damit nur für eine Sekunde beschäftigt, dann wäre ihm etwas klar geworden: „Halt Stopp, die sind positiv krank, stehen bedingungslos hinter ihrem Klub und feiern das Team auch nach Niederlagen.“. Anders kennt man es auch von den Köpenickern nicht.

Gómez und die fehlende Erkenntnis

Diese Erkenntnis ist bei Mario Gómez nicht vorhanden. Wie denn auch? Die eigenen Fans pfiffen Gómez und seine Kollegen gnadenlos aus, während die Unioner ihr Team auch während der Halbzeit anfeuerten, wo andere sich an den Bratwurststand begeben oder sich das nächste Frustbier gönnen. Sicherlich etwas überspitzt dargestellt, aber genau so lief es auch in Stuttgart zu großen Teilen ab. Zur Stimmung der Stuttgart-Fans hatte Gómez auch eine Meinung: "Diese ganze Stimmung jetzt gefällt mir nicht!". Tja, wem gefällt es schon, von den eigenen Fans ausgepfiffen zu werden? Vor allem, wenn man doch gegen den vermeintlichen Fußballzwerg aus Berlin-Köpenick antritt, nur um festzustellen, dass dieser mit Kampf und Leidenschaft ebenfalls mithalten kann, auch wenn die besseren Individualisten aufseiten der Stuttgarter zu finden sind.

Natürlich war der Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:1 nach dem Spiel sauer, allerdings ist er Profi genug, um zu wissen, was er von sich gibt und in welchem Kontext er seine Worte wählt. Vergessen hat der ehemalige Nationalspieler, der in seiner Karriere schon für den FC Bayern München, AC Florenz in der Serie A, für Besiktas Istanbul in der türkischen Süper Lig und beim VfL Wolfsburg spielte, dass sein Team in dieser Saison kein bundesligataugliches Auftreten zeigte. Bei ihm sind die erfolgreichen Zeiten schon lange passé. Dazu bedarf es nur eines kleinen Blickes in die Vergangenheit. Aber das muss man einem Mario Gómez sicherlich nicht erzählen.

 

 

Zurückschlagen? Zahlen lügen nicht

28 Punkte nach 34 Spielen, dazu noch lediglich 7 Siege, aber halt auch 20 Niederlagen – sollte man sich dann nicht lieber an die eigene Nase fassen? Erstligatauglich waren die Auftritte keinesfalls, ebenso wenig das Auftreten der Fans, denen man aus Sicht von Gómez in dieser Spielzeit wenig bot. Natürlich müsste der Anspruch der Stuttgarter ein anderer sein, als in der Relegation auf den Klassenerhalt zu hoffen.

Für Aufregung unter den Unionern sorgte jedenfalls die arrogante Art und Weise, wie er die Fans des 1. FC Union Berlin schlussendlich sah. Er vergisst einfach, dass es Vereine und Fans gibt, die sich nicht nur am Konstrukt des Profifußballs orientieren, sondern den Verein leben. So wie es bei den Eisernen der Fall ist. Hier von einer vorzeitigen Aufstiegsfeier zu reden, auch wenn das ziemlich überspitzt ist, ist völlig daneben.

Nicht jeder Fan erkennt den ernst der Lage

Ebenso die Stimmen der Fans, die es zu Teilen noch immer nicht verstanden haben, dass der VfB Stuttgart nicht der große Favorit ist, zu dem man ihn machen möchte. Schaut man sich im Netz um, sei es auf Youtube oder auch in anderen sozialen Medien, dann hört man klar heraus, dass ein Großteil der Stuttgarter Fans ihren VfB ganz klar vorne sieht.

Man spiele ja nur gegen einen Zweitligisten, so der Tenor vieler VfB-Fans. Von einem peinlichen Ausgang war die Rede. Dass ihr Klub allerdings eine unterirdische Saison ablieferte, wird anscheinend ausgeblendet. Na ja, man hat halt die Vereinsbrille auf. Wer kann es ihnen verdenken? Würden das die Unioner nicht auch so sehen, wenn die Situation umgekehrt wäre? Man weiß es nicht zu 100 Prozent.

Spiel in Berlin wird kein Zuckerschlecken

Das Ergebnis war gestern eindeutig und eigentlich müssten sie Zieler die Füße küssen, weil er seine Stuttgarter im Spiel gehalten hat. Das Rückspiel in der Alten Försterei wird sicherlich kein einfaches Unterfangen. Halt, geht es nach Herrn Gómez, dann wird es sicherlich ein Kinderspiel. Als wenn man den Unionern den Lolli aus den Händen reißen könne, ohne auf Gegenwehr zu treffen.

Aber was wissen wir schon? Wir wissen, dass die Zahlen nicht lügen. Union Berlin hat in dieser Saison zuhause 11 Siege gefeiert, 5 Remis eingefahren und nur eine einzige Niederlage hinnehmen müssen. Zum Vergleich: Stuttgart gewann 6 Partien zuhause, spielte 4 Mal Remis und schluckte 7 Niederlagen. Und auswärts? Ein mickriger Sieg, drei Unentschieden und satte 13 Pleiten, in denen sie 43 Treffer kassierten.

Mit fehlenden Tugenden zurückschlagen?

Mario Gómez war schließlich in dieser Saison Teil seiner Mannschaft. Hat er schlichtweg die Fakten vergessen? Da hilft es auch nicht viel, wenn er meint: „Wir werden am Montag zurückschlagen.“ Fraglich ist jedoch nur, auf welche Art und Weise man „zurückschlagen“ möchte. Der Angriff fand in dieser Saison selten auswärts statt. Dafür funktionierte die Defensive der Berliner nur zu gut.

Fakt ist jedenfalls, dass dem 1. FC Union Berlin bereits ein torloses Unentschieden oder ein 1:1 für den ersten Aufstieg ihrer Vereinsgeschichte in die Bundesliga reichen würde. Natürlich darf man die Stuttgarter nicht unterschätzen, aber Angst und Bange muss einem auch nicht sein, wenn man sich das Spiel gestern Abend angeschaut hat. Stuttgart ist verwundet, Union Berlin schwebt aktuell auf Wolke 7. Es ist alles angerichtet in Berlin, um den letzten Schritt auf dem Weg ins deutsche Fußballhaus zu gehen!

Stuttgart weiß noch nichts vom Hexenkessel in Köpenick

Auf die Kommentare von Mario Gómez kann man auf jeden Fall gespannt sein, wenn Union Berlin seine Hausaufgaben pflichtbewusst erledigt. Sicherlich dürfte dann der Bratwurstgeruch, der durch die Alte Försterei schwebt, schuld an der eigenen Leistung sein. Das kennt man natürlich nicht mehr in den modernen Plastik-Fußball-Tempeln, in denen Fußball gespielt, aber von den Fans nicht immer zelebriert wird.

Sticheln gehört dazu, vor allem, wenn man sich weit aus dem Fenster lehnt und die Leistung des Gegners schmälern möchte. Es wird sicherlich ein faires Spiel, ganz gleich, wie es ausgehen wird.

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