Deutsche Legionäre: Antonio Rüdiger - Vom Heißsporn-Rambo zum Top-Verteidiger
Bildquelle: Vyacheslav Evdokimov CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Antonio Rüdiger ist längst der Kategorie Weltklasseverteidiger zuzuordnen. Nicht umsonst schnappte sich Real Madrid den deutschen Fußballlegionär im Sommer 2022 vom FC Chelsea. Dass Rüdiger solch einen Karriereweg hinlegt, war allerdings nicht immer abzusehen. Denn zu Stuttgarter Zeiten war er noch als heißsporniger Rohdiamant verschrien. Sport-90 zeigt im Antonio Rüdiger Porträt eine erstaunliche Entwicklung.
Den steilen Aufstieg den Antonio „Toni“ Rüdiger hingelegt hat, hat das deutsche Fußball-Publikum kaum wahrgenommen. Der simple Grund: Er fand jenseits der Bundesliga statt. Rüdiger schaffte im Ausland den absoluten Durchbruch. Bei der AS Rom und dem FC Chelsea entwickelte sich zu einem Top-Innenverteidiger internationaler Klasse und zu einem echten Führungsspieler.
Antonio Rüdiger: Beim VfB Stuttgart noch ungestümes Abwehrjuwel
Dass es mit Antonio Rüdiger einmal so hoch hinaus geht, war trotz seines enormen Potenzials nicht wirklich zu erwarten. Denn in jungen Jahren fiel das 1,91 Meter große Kraftpaket regelmäßig durch wilde, ungestüme Auftritte auf. Er war ein Heißsporn, der seine Emotionen nicht immer im Griff hatte. Insbesondere während seiner Stuttgarter Zeiten.
Der VfB Stuttgart hatte Toni Rüdiger im Frühjahr 2011 verpflichtet. Das damals 18-jährige Abwehrtalent war zuvor drei Jahre im Nachwuchs von Borussia Dortmund, zuvor kickte der gebürtige Berliner in seiner Heimatstadt u.a. für Hertha Zehlendorf. Rüdiger wurden zu jener Zeit Probleme mit der Disziplin nachgesagt.
Rüdiger mit Aussetzer & Leberhaken gegen Van der Vaart
Beim VfB Stuttgart sollte ihm dennoch der Sprung zum Bundesliga-Profi gelingen. Sein Debüt im deutschen Fußball-Oberhaus feierte der Abwehrspieler am 29. Januar 2012 gegen Borussia Mönchengladbach auf der rechten Defensivseite. In der Saison 2013/14 ist Rüdiger Stammkraft bei den Schwaben, bringt es auf 30 Bundesligaeinsätze (2 Tore).
Aber für negative Schlagzeilen sorgt er dennoch. Wie im Oktober 2013, als er sich im Duell gegen den Hamburger SV zu einer Tätlichkeit gegen Rafael van der Vaart hinreißen lässt und den Holländer mit einem Leberhaken zu Boden streckt. Mal wieder ein Aussetzer von Antonio Rüdiger, an dem das Rüppel-Image zu jener Zeit haftete.
2015: Nach Wechsel zur Roma - Spalletti formt Rüdiger zum Top-Verteidiger
Doch der Rechtsfuß konnte der Rambo-Schublade entfliehen. Und zwar mit einem Wechsel ins Ausland. Zur Saison 2015/16 zog es den damals 22-Jährigen von Stuttgart in die Serie A. Rüdiger heuerte bei der AS Rom an, die ihn zunächst für ein Gebühr von 4 Mio. Euro ein Jahr ausliehen und ein Jahr später für 9 Mio. fest verpflichteten. In der italienischen Hauptstadt spielte Rüdiger fortan Europapokal statt mit dem VfB im Abstiegssumpf.
Für Antonio Rüdiger sollte sich dieser Wechsel mit Hinblick auf seine weitere Entwicklung als absoluter Segen entpuppen. Bei der Roma formte Trainer Luciano Spalletti, der als einer der wichtigsten Rüdiger-Förderer gilt, den heißspornigen Rohdiamanten zu einem Top-Verteidiger. Er war auf Anhieb gesetzt, bestritt in zwei Jahren 72 Pflichtspiele für die Giallorossi (2 Tore), darunter neben Champions League und Serie A auch Europa League, sammelte Erfahrung und wurde fußballerisch erwachsen.
Rüdiger: „Schritt nach Italien, der wichtigste“
Unter Spalletti lernt Antonio Rüdiger seine Emotionen besser im Zaum zu halten und Situationen auf dem Platz spielerisch zu lösen. Auch von einem Kreuzbandriss (2015/16) lässt sich der flexible Verteidiger nicht stoppen und feierte bereits nach nur 141 Tagen sein Comeback.
„Der Schritt nach Italien war der wichtigste Schritt für mich, weil ich im viel im taktischen Bereich gelernt habe“, erklärte Antonio Rüdiger einst den „Stuttgarter Nachrichten“. „Durch Spalletti habe ich eine Welt kennengelernt, die mir völlig neu war. Ich bin durch ihn nicht nur defensiv stabiler geworden, sondern habe nun auch mehr Selbstvertrauen, wenn ich den Ball am Fuß habe.“
2017: Toni Rüdiger - 35 Mio.-Wechsel zum FC Chelsea
Bei der AS Rom wurde er meist im Abwehrzentrum aufgeboten, kam aber auch immer wieder als Links- oder Rechtsverteidiger zum Einsatz. Antonio Rüdiger entwickelt sich zu einem flexiblen Defensiv-Allrounder und weckte auf dem Transfermarkt plötzlich Begehrlichkeiten bei den ganz großen Klubs.
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2017 folgte der Wechsel zum FC Chelsea, die satte 35 Mio. Euro für den Deutschen mit Wurzeln in Sierra Leone hinblätterten. Das Abenteuer in der Premier League startet Antonio Rüdiger als frischgebackener Confed-Cup-Sieger mit der deutschen Nationalelf. Auch in England ging es mit Antonio Rüdiger weiter steil bergauf.
Rüdiger bei Chelsea: Abwehrchef, erste Titel und Terry-Erbe
Die Premier League sollten sich für den robusten, zweikampfstarken, schnellen und aggressiven Verteidiger als die perfekte Spielweise entpuppen. Der deutsche Fußballlegionär hatte auf der Insel keine großen Anpassungsschwierigkeiten, auch nicht mit dem hohen Spieltempo. Rüdiger spielt sich auch in der Defensivreihe der Blues fest und stieg zum unumstrittenen Abwehrchef auf, der Erinnerung an Chelseas Fußballlegende John Terry weckt.
Dabei lässt sich Rüdiger auch nicht von den regelmäßigen Trainerentlassungen beim FC Chelsea aus der Bahn werfen. Egal ob unter Antonio Conte, Maurizio Sarri, Frank Lampard und am Ende Thomas Tuchel: Toni Rüdiger war über weite Strecke absolute Stammkraft und konnte zugleich seine ersten Vereinstitel bejubeln. In chronologischer Reihenfolge: FA-Cup-Sieger 2018, Europa League-Sieger 2019, Champions League-Sieger 2021 und FIFA Klub-Weltmeister 2022.
Rüdiger-Poker 2022: Real Madrid sticht Bayern, ManUtd & PSG aus
Wettbewerbsübergreifend absolvierte Rüdiger zwischen 2017 bis 2022 insgesamt 203 Partien (12 Tore, 7 Vorlagen) für den FC Chelsea und flog dabei nicht einmal vom Platz. Im Sommer 2022 folgte dann der nächste große Karriereschritt. Der 29-jährige Rüdiger, längst zu einem Weltklasseverteidiger gereift, kehrte Chelsea den Rücken und wechselte ablösefrei zu Real Madrid, wo er bis 2026 unterschrieb.
Auf dem Transfermarkt war Rüdiger im Sommer 2022 einer der begehrtesten Abwehrstars. Transfergerüchte mit dem FC Bayern, Juventus Turin und Paris St. Germain machten die Runde. Am stärksten buhlte Manchester United um die Dienste des DFB-Kicker, die ihm mit einem Traumgehalt von 10 Mio. Euro netto köderten. Doch das Rennen machten die Königlichen.
Antonio Rüdiger: Gehalt bei Real & Fixpunkt im DFB-Team
Bei Real Madrid bekam Antonio Rüdiger zwar nicht seine geliebte Trikot-Nummer „2“, sodass seine Entscheidung auf die „22“ fiel. Dafür kann sich der Innenverteidiger über ein fürstliches Salär freuen, soll sich doch das Antonio Rüdiger Gehalt laut „Marca“ auf 9 Mio. Euro netto belaufen. Zudem kassierte er einen Unterschrifts-Bonus von 8 Mio. Euro, den er verteilt auf die nächsten vier Jahre ausbezahlt bekommt.
Beim FC Chelsea weinte vor allem der damalige Trainer Thomas Tuchel den scheidenden Rüdiger einige Tränen nach: „Er war und ist ein emotionaler Leader, in der Kabine und auf dem Feld.“ Und parallel zu seiner imposanten Entwicklung auf Vereinsebene ging es auch bei der deutschen Nationalmannschaft mit dem Stellenwert von Antonio Rüdiger steil bergauf. So ist Rüdiger als Nachfolger von Mats Hummels und Jérôme Boateng bereits seit Mitte 2020 der neue Fixpunkt in der DFB-Verteidigung und absoluter Leistungsträger.