Der Kampf um die deutschen Fußball-TV-Rechte beginnt
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Der internationale Fußball ist längst zu einem Milliardengeschäft geworden. Das betrifft auch die Bundesliga, die in diesen Tagen möglicherweise vor einer weiteren Richtungsentscheidung steht.
Während der FC Bayern München Kurs auf seinen mittlerweile 30. Meistertitel und damit seinen achten in Folge genommen hat, geht es in auf einem anderen Spielfeld um die Zukunft des Fußballs im Fernsehen. Das Wettbieten der größten und Finanz-kräftigsten Medienkonzerne um die wertvollen Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga hat begonnen.
Wer hat ein Ass im Ärmel?
Der Milliardenpoker rund um das Recht die Spiele der Bundesliga dem eigenen Publikum präsentieren zu dürfen, wird bei allen Playern am Markt die letzten finanziellen Kräfte mobilisieren. Nicht umsonst gilt der deutsche Fußball als Quotenbringer erster Güte. Dabei gleicht der Kampf um die begehrten TV-Rechte tatsächlich einer bekannten Redewendung.
Hier wird der erwartete Verhandlungsmarathon tatsächlich zu einem Kartenspiel. Wer sich nicht in die Karten blicken lässt, ist im Vorteil. Wer seine Trümpfe zum richtigen Zeitpunkt ausspielt oder gar ein Ass im Ärmel hat, ist für eine Überraschung gut und kann sich die Übertragungsrechte sichern. Die TV-Bosse sollten also tatsächlich ihr bestes Pokerface aufsetzen, um die DFL von sich zu überzeugen. Die Ausgangslage ist dabei so spannend wie noch nie.
Die Rechte werden immer begehrter
Vorbei sind die Zeiten, wo die Spiele wie selbstverständlich in den öffentlich-rechtlichen Sendern wie ARD und ZDF übertragen wurden. Den ersten „Schock“ erlebten die Fans, als die Rechte vor Jahrzehnten erstmals zu den deutschen Privatsendern wanderten. Doch die verstärkte Konkurrenz tat allen Beteiligten gut. Die Privatsender schafften es, Fußball so spannend wie noch nie zu inszenieren. Die Zuschauerzahlen stiegen, die Vereine hatten mehr Geld zur Verfügung und die Fans waren von der neuen Qualität überzeugt. Der Fußball-Boom in Deutschland lockte in weiterer Folge auch die internationalen Pay-TV-Giganten ins Land.
Seit einigen Jahren ist nun Sky der unumschränkte Platzhirsch bei der Übertragung der Spiele. Doch diese Dominanz ist offenbar an ihre Grenzen gestoßen. Bereits im letzten Jahr sorgte der Streaming-Anbieter DAZN, der gerne als das Netflix des Sports bezeichnete wird, für Aufsehen. Seit dem Neustart der Spiele im Mai hat sich auch der Shopping-Gigant Amazon mit seinem Entertainment-Angebot Amazon Video in Stellung gebracht. Im Hintergrund mischt ebenfalls der Streaming-Sender Magenta Sport mit, der sich vor einigen Monaten die Übertragungsrechte der nächsten Fußball-Europameisterschaft gesichert hat.
Damit nicht genug, teilen sich Amazon Video und DAZN bereits jetzt die Rechte für die Übertragung der UEFA Champions League ab der Saison 2021/2022 in Deutschland. Das Free-TV kommt bis jetzt noch nicht zu kurz, doch ob das für immer so bleiben wird, ist noch lange nicht gesagt. Die schlechten Nachrichten für den TV-Dominator reißen zumindest in letzter Zeit einfach nicht ab.
Schlechte Nachrichten für Sky?
Eines steht jedenfalls fest. Der bisherige Platzhirsch Sky spürt deutlichen Gegenwind seiner Konkurrenten, die ihrerseits unbedingt ein großes Stück des Kuchens Fußball abhaben möchten. Die große Chance dazu ist nun gekommen. Die Auktion der TV-Rechte hat begonnen und soll der Bundesliga noch mehr Geld als bisher in die Kassen spülen.
Interessant an dieser Auktion ist nicht nur die Dichte der Interessenten, sondern auch, dass zwei Einzel-Pakete zusammengelegt wurden. Ausgeschrieben werden sieben Live-Rechtepakete und sieben Rechte-Pakete für zeitversetzte Übertragungen von Spiele-Highlights. Erstmals werden auch Rechte für die Länder Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Luxemburg vergeben. Diese gelten bis einschließlich der Saison 2024/2025, also für insgesamt vier Jahre. Zuletzt erbrachte die Auktion eine Gesamtsumme von 4,46 Milliarden Euro. Will die DFL ihre bisherigen Steigerungsraten beibehalten, dann müsste der neue Vertrag ein finanzielles Plus von 20 Prozent einbringen.
Erneut mehrere Abos für den Verbraucher notwendig?
In der Vergangenheit gab es bei Auktionen immer wieder Überraschungen. Gut möglich, dass auch diesmal TV-Sender in das Rennen mit einsteigen, die bislang niemand so richtig auf dem Schirm hatte. Sky ist jedenfalls stark unter Druck geraten und muss diesmal als Sieger vom Platz gehen, sonst könnte es für den Pay-TV-Anbieter eng werden.
Für die Fans könnte das Ergebnis bedeuten, dass sie zukünftig mehrere Abos benötigen werden. Das befürchten zumindest Beobachter, doch da wird die DFL noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben.
Spannung bei der Rechtevergabe
Schließlich lebt der Fußball auch davon, dass er von möglichst vielen Menschen zu einem fairen Preis im TV gesehen werden kann. Da ist es schwer vorstellbar, dass die Übertragungsrechte auf bis zu vier verschiedenen Sendern aufgeteilt werden.
Nun warten die Fans gespannt auf das Ergebnis, dieses sollte in einigen Wochen vorliegen. In der Zwischenzeit macht man sich in München schon für die Meisterfeier bereit und plant bereits die Verstärkungen für die nächste Saison. Ob diese dann noch auf Sky übertragen wird, erscheint aus heutiger Sicht etwas fraglich.