Ultra-Szene bereitet Rückkehr vor - Fluch und Segen zugleich?
Bildquelle: Harelypaul on Tour (Bild bearbeitet)
Mit Beginn der Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden Hygiene-Vorschriften der Länder, haben sich im Grunde alle Ultra-Gruppierungen dafür entschieden, ihren Klubs fernzubleiben. Ihr Credo: „Alle oder keiner!“. Für fast alle Ultra-Szenen war klar, dass sie so lange nicht in die Stadien zurückkehren werden, bis sämtliche tiefgreifende Maßnahmen aufgehoben werden.
Von den Landesregierungen wurden in den letzten zwei Jahren einige Vorgaben beschlossen, die darauf abzielten, entweder nur eine bestimmte Menge an Zuschauern bzw. Teilnehmern zuzulassen oder die Zuschauerzahlen auf Null zu setzen. Die Folge: Choreos, ein organisierter Support und gemeinsame Fan-Aktionen, die in der Regel von den sogenannten Ultras organisiert wurden, fanden nicht statt.
Geisterspiele, 1G bis 2G+ & Flickenteppich
Die Spitze des Eisberges erreichte man, als die sogenannten „Geisterspiele“ einsetzten und keinerlei Zuschauer mehr in den Stadien zugelassen wurden. Immer wieder wurden die Regelungen und Vorgaben durch die einzelnen Bundesländer unterschiedlich gehandhabt, sodass es zu einem wahren Flickenteppich kam.
Als endlich wieder Zuschauer und Fans in die Stadien gelassen wurden, galten Regelungen teils von 1G bis hin zu 2G+! Und auch in dieser Zeit blieben die Ultras den Arenen fern. Rund zwei Jahre hält dieser Umstand bereits an, doch ein vorläufiges Ende ist in Sicht.
Maximal 25.000 Zuschauer bei einer Auslastung von 75%
Ab Ende der vergangenen Woche dürfen bei „überregionalen Großveranstaltungen“ genesene und geimpfte Personen mit dabei sein. Genauer gesagt: Es gelten die 2G & 2GPlus-Regelungen! Für die Bundesliga heißt das, dass maximal 75% aller Plätze belegt werden dürfen, wobei die Höchstauslastung von 25.000 Zuschauern nicht überschritten werden darf.
Eine Ausnahme gibt es bereits jetzt schon, denn Hannover 96 darf am 13. März in der 2. Liga gegen den 1. FC Nürnberg sämtliche 49.000 Tickets verkaufen. Es gilt die 2GPlus-Regel! Nur eine Woche später dürfen dann bundesweit sämtliche Stadien eine Vollauslastung anstreben.
Ultra-Szene von Eintracht Frankfurt kündigt Rückkehr in Sevilla an
Mit diesem Hintergrund planen bereits einige Ultra-Szenen die Rückkehr in die Stadien. Bei Eintracht Frankfurt hat die organisierte Fanszene bereits ihr Comeback für das Spiel gegen Betis Sevilla in der Europa League angekündigt. Der Grund: In Sevilla gelten keinerlei Einschränkungen, sodass der harte Kern des Frankfurter Anhangs die Reise nach Spanien antreten möchte.
Knapp 3.000 Fans werden also in Sevilla erwartet. Wie es allerdings in der Bundesliga weitergeht, steht derweil in den Sternen. Dazu hat sich die organisierte Fanszene noch nicht geäußert. Die Meinungen zur Rückkehr der Frankfurter Ultras sind gemischt.
Fan-Meinungen in Frankfurt über Rückkehr zwiespältig
Auf der einen Seite stehen diejenigen, die der Meinung sind, es geht auch ohne Ultras. „Sie nehmen sich zu wichtig“ oder „Die Ultras stellen sich seit zwei Jahren über den Verein“, sind nur zwei Aussagen, die man unter den Fans, die nicht der Ultra-Szene angehören, vernehmen kann. Man ist also zwiegespalten.
Andere Stimmen sagen: „Ohne Ultras gibt es keine Stimmung“, „Die Ultras gehören zur Fanszene und bilden einen wichtigen Teil ab, den man nicht außen vorlassen darf.“ Ebenso hört man bei den Frankfurtern Aussagen wie diese: „In der Vergangenheit haben die Ultras vor allem auswärts bei den Spielen der Europa League für Randale im und um die Stadien gesorgt, was zu Strafen gegenüber dem Verein sorgten. Diese sind gänzlich ausgeblieben, als sie nicht mehr zugegen waren.“
Ultra-Szene Wolfsburg kündigt ebenfalls Rückkehr an
Die Meinungen sind zwiegespalten. Viele wünschen sich die Ultras zurück, während andere scheinbar gut mit ihrer Abwesenheit leben können. Fakt ist: Die Stimmung bei den Heim- und Auswärtsspielen von Eintracht Frankfurt war lange nicht so gut, wie zu Zeiten, in denen die organisierte Fanszene anwesend war.
Beim VfL Wolfsburg gibt es diesbezüglich auch eine brandheiße Meldung, denn gleich vier Ultra-Gruppierungen haben angekündigt, ab dem 20. März 2022 wieder mit von der Partie zu sein. Bedingung ist, dass „die tiefgreifenden Maßnahmen“ entfallen und man wieder Spiele besuchen kann, wie es vor der Pandemie der Fall war.
Ultra-Rückkehr: Dynamo Dresden & Erzgebirge Aue mit dabei
Heißt auch, sollte es erneut zu Beschlüssen kommen, die „tiefgreifende Maßnahmen“ mit sich bringen, so bleiben die Ultra-Gruppierungen Weekend Brothers, Green White Angels, Wilde Wölfe und Coesione der Nordkurve fern. Die Rolle rückwärts möchte man vermeiden und so hofft die dortige Szene, dass sich nichts an den Ankündigen ändern wird.
Und auch in der 2. Liga darf man hier und da mit der Rückkehr des harten Kerns rechnen. So verkündeten die Ultras Dynamo, dass sie bereits am 12. März zuhause gegen den FC St. Pauli wieder organisiert im Rudolf-Harbig-Stadion anwesend sein werden. Die 3G-Regelung ist für die Gruppierung akzeptabel.
3G-Regelung Grund für Comeback
Ebenso darf man sich auch beim FC Erzgebirge Aue freuen, denn auch deren aktive Fanszene wurde bereits am Sonntag im Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg für organisierten Support gesehen. Es ist ein zweischneidiges Schwert, denn auch in Aue sowie in Dresden sehnt€ sich ein Teil nach der Rückkehr der Ultras, während der andere Teil gern auf deren Anwesenheit verzichten kann.
Auch hier stellen sich einige die Frage, ob sich die Ultras nicht über den Verein gestellt haben, indem sie fast zwei Jahre nicht im Stadion waren, nun aber unter der 3G-Regelung doch wieder bereit sind, um ihr Team jeweilig zu unterstützen?
Union-Ultras mit eingeschränktem Support
Beim 1. FC Union Berlin steht eine Entscheidung hingegen noch aus. Im Spiel gegen den FC Bayern München am 10. Spieltag strömten Teile der Ultras wieder ins Stadion An der Alten Försterei. Damals wollten die Ultras „damit ein Zeichen setzen und den Verein bei seinem Weg zur Vollauslastung unterstützen.“
Weiter hieß es: „Stimmung, Vorsänger und Trommeln, ja. Aber kein optischer Support durch Gruppenfahnen, Schwenker oder gar Choreos.“ Es dauerte nicht lange, da waren die Union-Ultras wieder den Spielen der Eisernen ferngeblieben. Auch hier gehen die Meinungen in den letzten zwei Jahren auseinander. Unterm Strich ist der Großteil der Unioner für eine Rückkehr der Ultras!
Unioner freuen sich auf Szene-Rückkehr
Anders als bei einigen anderen Bundesligisten wird die Rückkehr der Ultra-Szene mit Freude erwartet. Auch wenn der Support auf den Rängen, vor allem auch bei den Auswärtsspielen, stark ist, so dürsten die Unioner in der absoluten Mehrheit nach einem organisierten Auftreten vor allem auf der Waldseite.
Dort, wo das Union-Herz am lautesten pocht, springt in aller Regelmäßigkeit die Stimmung auf die übrigen Blöcke des Stadions und auf das Spielfeld über. Auch wird die organisierte Szene als wesentlicher Teil der Union-Familie angesehen, weswegen es kaum eine Missstimmung der Union-Fans gibt.
Zurück zur Normalität?
Was bleibt also unter dem Strich? Bundesligisten und Zweitligisten, deren Fans mitunter auf „ihre“ Ultras verzichten können! Bei Klubs wie dem 1. FC Union Berlin, Dynamo Dresden oder auch bei Erzgebirge Aue freut man sich hingegen über deren Anwesenheit!
Klar ist auch, dass sich einige Fußballfans von ihrem Sport ein wenig abgewandt haben. Alltägliche Dinge haben an Wichtigkeit dazugewonnen, wogegen der Fußball durch die Folgen der Corona-Pandemie an Priorität eingebüßt hat. Mit der Rückkehr der Ultras dürfte jedoch wieder etwas mehr Normalität einkehren.