WWE und Saudi-Arabien - ein kritischer Blick auf die Zusammenarbeit
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World Wrestling Entertainment hat seit einigen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem Land Saudi-Arabien und noch in diesem Jahr kursierten Gerüchte, wonach der Staat drauf und dran war, die Wrestling-Promotion sogar zu kaufen. Das Blatt wendete sich jedoch schnell und es fand sich ein anderer Käufer für WWE. Dennoch hegt das Unternehmen eine rege Kooperation mit dem sogenannten Wüsten-Staat und diese äußert sich vor allem durch den Premium Live Event Crown Juwel.
Das erste Event dieser Art fand am 2. November 2018 im King Saud University Stadium statt. Seither veranstaltete das Land jedes Jahr einen PLE in diesem Format und ist dafür bekannt, kein Geld zu scheuen, um zumindest auf dem Papier absolute Traummatches ins Leben zu rufen. Der Main Event vom ersten Crown Juwel war beispielsweise ein Tag Team Match zwischen Triple H und Shawn Michaels gegen Kane und The Undertaker. Es gilt als eines der schlechtesten Matches, an dem die vier Superstars je beteiligt waren. Doch warum hat sich WWE überhaupt auf diese stark umstrittene Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien eingelassen?
Warum arbeitet WWE mit Saudi-Arabien zusammen?
Dies ist eine Frage, die sich tatsächlich viele Wrestling-Fans stellen. Es handelt sich hierbei um eine Kooperation, welche sehr viele Kritiker aufweist. WWE wird vorgeworfen, mit einem Land zusammenzuarbeiten, das nicht viel Wert auf Frauenrechte legt und aktiv Menschen aus unteren Schichten oder anderen Ländern ausbeutet und sie in die moderne Sklaverei zwingt. Wir möchten an dieser Stelle nicht wertend oder politisch werden, sondern lediglich auf die Gegenstände der Diskussion hinweisen.
Wenn also diese Vorwürfe im Raum stehen, warum hat sich World Wrestling Entertainment dann dazu entschlossen, mit Saudi-Arabien zu arbeiten? Die Antwort ist eigentlich recht einfach gefunden, denn natürlich geht es ums Geld und davon bekommt WWE nicht wenig. Saudi-Arabien hat sich den Premium Live Event Crown Juwel quasi erkauft. Die Saudis pumpen große Summen in diese inzwischen jährliche Veranstaltung und legen dabei Wert auf eine qualitative Match-Card. Für Crown Juwel 2023 wählte man beispielsweise den Main Event Roman Reigns gegen LA Knight und dabei ging es um den Undisputed WWE Universal Championship.
Wrestling-Events in Saudi-Arabien und das Problem mit den Frauen-Matches
Ein großer Negativpunkt, welcher bei der Zusammenarbeit zwischen WWE und Saudi-Arabien immer wieder genannt wird, ist die Unterpräsentation der Frauen-Szene des Wrestling-Marktführers. Bei Crown Juwel 2018 stand kein einziges Frauen-Match auf der Card und das sorgte für sehr große Kritik, was wohl auch WWE dazu brachte, sich im Jahr 2019 dafür einzusetzen, dass mindestens ein Frauen-Match stattfand. Natalya und Lacey Evans schrieben damals Geschichte, indem sie als erste Frauen bei dieser Event-Serie wrestleten.
Die beiden Damen mussten jedoch in Ganzkörperanzügen kämpfen und durften keine nackte Haut zeigen. In den letzten Jahren ist Saudi-Arabien WWE ein wenig entgegengekommen und so fand bei Crown Juwel 2023 ein Fatal five-way match um den Women's World Championship statt. Mit dem WWE Women's Championship zwischen Iyo Sky und Bianca Belair wurde sogar noch ein zweites Frauen-Match ausgetragen. Dennoch gibt es nach wie vor Kritik an der Rolle der Frau in Saudi-Arabien. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass dies nicht viel mit der Kooperation zwischen WWE und Saudi-Arabien zu tun hat und kulturelle sowie geschichtliche und religiöse Hintergründe hat, welche wir nicht bewerten möchten und können.
Wird WrestleMania eines Tages in Saudi-Arabien stattfinden?
Nicht wenige Wrestling-Fans befürchten, dass Saudi-Arabien ihren Einfluss und das Geld eines Tages dazu verwenden könnten, um es nicht nur bei dem eigenen Premium Live Event Crown Juwel zu belassen. Vielmehr könnte eines Tages sogar WrestleMania höchstpersönlich in dem Wüsten-Staat stattfinden. Aber diese Option ist eher unwahrscheinlich, denn WWE weiß, dass die Fans in den USA auf die Barrikaden gehen würden, wenn WrestleMania im Ausland und ganz besonders Saudi-Arabien ausgetragen wird.
Ein WrestleMania in Europa gilt bereits als Wunschvorstellung der dortigen Fans, denn dieser PLE wird aller Wahrscheinlichkeit nach immer auf US-amerikanischen Boden stattfinden. Davon abgesehen wären jedoch viele Varianten möglich, denn der Royal Rumble, Money in the Bank, die Survivor Series oder andere größere Veranstaltungen könnten in der Zukunft durchaus ihren Weg nach Saudi-Arabien finden.
Warum die Zusammenarbeit zwischen WWE & Saudi-Arabien auch Vorteile bietet
Die Wrestling-Community sieht gerne die durchaus nicht rar gesäten Nachteile an der Zusammenarbeit zwischen WWE und Saudi-Arabien. Aber es gibt auch einige positive Faktoren, die an dieser Stelle genannte werden sollten und dies beginnt damit, dass Veranstaltungen wie Crown Juwel in der Tat dafür sorgen können, das Wrestling als Form des Entertainments in den arabischen Ländern bekannter zu machen.
Und auch, wenn die Art der Frauen-Matches bei Crown Juwel des Öfteren in der Kritik standen, sind in diesem Bereich bereits Fortschritte zu erkennen. Die Matches der weiblichen WWE-Superstars haben in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit erhalten und wer weiß, ob diese Show-Highlights nicht sogar ein paar junge Mädchen aus Saudi-Arabien dazu inspirieren, eines Tages selbst in einem WWE-Ring zu stehen.
Wird WWE die Kooperation mit Saudi-Arabien zukünftig noch ausbauen?
Diese Frage kann man mit Sicherheit bejahen, denn World Wrestling Entertainment nimmt durch die Crown Juwel Premium Live Events jede Menge Geld ein und auf dieses würde das Unternehmen ganz bestimmt nur ungern verzichten. Auch für Saudi-Arabien ist die Kooperation sehr erfolgreich anzusehen, denn das Land setzte in den letzten Jahren vermehrt auf einen Push von Tourismus und Sport. Denn auch in Saudi-Arabien weiß man, dass die fossilen Rohstoffe eines Tages aufgebracht sind und sich das Land rechtzeitig um alternative Einnahmequellen kümmern muss.
In der Zukunft dürfte es zumindest weiterhin jedes Jahr das Crown Juwel Event geben. Auch wenn viele Wrestling-Fans nicht gerade begeistert über diese Art von Veranstaltung sind, so gibt es dort relativ häufig gute Match-Paarungen, die einem Dream-Match sehr nahekommen. Es wird daher durchaus spannend sein, welche Ausmaße der Deal zwischen WWE und dem Saudi-Staat noch erreichen wird.
Fazit: WWE und Saudi-Arabien – welche Meinung sollte man haben
Dies obliegt jedem Wrestling-Fan selbst, denn glücklicherweise ist jeder selbst in der Lage, sich ein Bild von dieser Zusammenarbeit zu machen und dann zu entscheiden, welche Meinung angebracht ist. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass es wie bei den meisten Themen Vor- und Nachteile gibt, die auch bei Events wie Crown Juwel durchaus zu bedenken sind.
Es stellt sich aber noch eine berechtigte Frage: Darf man sich als westlicher Wrestling-Fan diese Shows anschauen oder sollte man sie boykottieren? Diese Frage kam bereits bei der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar auf und auch damals gab es Rufe in Richtung Boykott, der letztlich kaum stattfand. Natürlich darf man sich die Crown Juwel Events anschauen und das ohne schlechtes Gewissen, aber dafür mit Spaß, denn diese Unterhaltungsshows haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und sind moderner sowie weltoffener geworden.