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Saison 1973/74: Trainerentlassung von Helmut Kronsbein bei Hertha BSC

Bildquelle: Paul VanDerWerf CC BY 2.0 [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Helmut Kronsbein ist eine blau-weiße Trainerlegende. Fast acht Jahre betreute er Hertha BSC, führte den Hauptstadtklub zurück in die Bundesliga und formte aus der Alten Dame ein Spitzenteam. Doch im März 1974 kam es zur Trennung. Es handelt sich allerdings nicht um eine klassische Trainerentlassung von Helmut Kronsbein bei Hertha BSC. Sport-90 verrät, wie es zum Kronsbein-Abgang aus Berlin kam, was Hannover 96 damit zu tun hatte und blickt auf Kronsbeins Wirken an der Spree zurück.

In der Liste alle Trainer von Hertha BSC nimmt Helmut „Fiffi“ Kronsbein eine ganz besondere Stellung ein. Denn Kronsbein ist der Trainer mit der längsten Amtszeit bei der Hertha - mit Abstand! Die Kronsbein-Ära erstreckt sich vom 1. Juli 1966 bis 13. März 1974. Fast acht Jahre. Oder insgesamt 2.812 Tage saß Kronsbein auf der Hertha-Bank. Er betreute die Mannschaft in dieser Zeit in 212 Bundesliga-Partien. Ebenfalls bis heute ein Hertha-Rekord.

1966: Helmut Kronsbein - der Beginn einer neuen Ära bei Hertha BSC

Dass Helmut Kronsbein so lange bei der Diva von der Spree das Zepter schwingen konnte, war kein Zufall. Denn der gebürtige Danziger hat Hertha BSC in neue, erfolgreiche Sphären geführt. Alles begann mit der Saison 1966/67. Die Berliner wurden 1965 vom DFB wegen Lizenzverstößen zum Zwangsabstieg in die 2. Liga verdonnert. Trainerpersönlichkeit Kronsbein, der 1954 sensationell mit Hannover 96 Deutscher Meister wurde, sollte Hertha BSC zurück ins Fußball-Oberhaus führen.

Kronsbein eilte ein Ruf als sehr strenger Trainer voraus, der als Schleifer und Disziplinfanatiker verschrien war. Klub und Mannschaft waren gewillt, den Weg mitzugehen. Eine gute Entscheidung, denn die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten.

Nach Klassenerhalt mutiert Kronsbein-Elf zum Gladbach- & Bayern-Jäger

1968 setzte sich Hertha BSC in der Aufstiegsrunde durch und im zweiten Jahr unter Kronsbein schafften die Berliner die ersehnte Bundesliga-Rückkehr. Dort ging es mit der Kronsbein-Truppe weiter bergauf. 1968/69 meisterte Aufsteiger Hertha das Saisonziel Klassenerhalt, wurde 13. Danach rückten die Hauptstädter sogar den Bundesliga-Platzhirschen auf die Pelle.

In der Runde 1969/70 wurden die Blau-Weißen mit Spielern wie Lorenz Horr, Wolfgang Gayer oder Bernd Patzke Dritter - hinter Meister Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München. Auch zwei historische Bestmarken konnte Hertha BSC in dieser Saison verbuchen. Zum einen mit dem 9:1 gegen Borussia Dortmund den höchsten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte sowie beim 1:0-Triumph gegen den 1. FC Köln mit 88.075 Zuschauern die offiziell höchste Zuschauerzahl in der Bundesliga.

Kronsbein formt Hertha BSC zum Spitzenklub

In der nächsten Saison konnte Hertha-Trainer Helmut Kronsbein die gute Entwicklung der Berliner fortsetzen und bestätigen. Die Blau-Weißen wurden wieder hinter Gladbach und Bayern Dritter, wobei vor allem das Berliner Olympiastadion einer Festung glich. Nur eine Heimpleite kassierte die Alte Dame, die ansonsten 13 von 16 Partien im eigenen Wohnzimmer siegreich gestaltete.

Auch auf internationalem Parket trumpfte die Kronsbein-Elf auf und bewies etwa im UEFA-Cup gegen die italienischen Spitzenklubs wie Juventus Turin, Inter Mailand und den AC Mailand ihre gewachsene Klasse. Es sollte zugleich die Hochphase der Kronsbein-Ära sein.

 

 

Helmut Kronsbein trotz Einbruch bei Hertha fest im Sattel

Die Saison 1971/72 beendete Hertha BSC noch auf einem ordentlichen 6. Platz, ein Jahr später kam jedoch ein kleiner Einbruch. Die Berliner erwischten 1972/73 mit vier Pleiten einen denkbar schlechten Saisonstart und verharrten die gesamte Saison im Tabellenkeller. Am Ende kamen die Berliner als 13., mussten aber bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern.

Trotzdem genoss „Fiffi“ Kronsbein weiterhin das volle Vertrauen der BSC-Verantwortlichen, eine Trainerentlassung war zu keinem Zeitpunkt ein Thema. Das Festhalten an Kronsbein sollte sich auszahlen. Denn in der folgenden Spielzeit führte der damals 59-jährige Übungsleiter die Hertha wieder in die obere Tabellenhälfte. Dennoch sollte die Saison 1973/74 die (vorerst) letzte von Helmut Kronsbein als Hertha-Trainer werden.

März 1974: Langzeittrainer Kronsbein verlässt Hertha BSC

Die „Alte Dame“ blieb an den ersten sieben Liga-Spieltagen ungeschlagen, musste sich aber auch mit nur zwei Siegen zufriedengeben. Die Hinrunde beendete Hertha BSC auf einem grundsoliden 7. Platz mit einer Bilanz von sechs Siegen, sieben Unentschieden und vier Niederlagen.

Der Start ins Kalenderjahr 1974 verlief zwar mit drei Pleiten in den ersten sechs Spielen etwas holprig, aber einen Rauswurf musste Kronsbein nicht fürchten. Dass es Anfang März aber dennoch zum Ende der Amtszeit des Langzeittrainers in Berlin kam, der in seinem letzten Spiel als Hertha-Coach einen 3:0-Erfolg gegen den Wuppertaler SV einfuhr, war Hannover 96 zu verdanken.

Keine Trainerentlassung: Hertha erteilt Kronsbein Freigabe für H96-Wechsel

Kronsbein Ex-Verein aus Niedersachsen, für die er bis dahin schon zweimal als Trainer tätig war (1952 - 1957, 1963 - 1966) befanden sich in akuter Abstiegsgefahr. Der Vorstand von Hertha BSC gab dem Wunsch von Helmut Kronsbein nach, von der Spree an die Leine zu wechseln, um Hannover 96 vor dem Abstieg zu bewahren. Damit würdigten die Klubverantwortlichen in Berlin auch die großen Verdienste von Kronsbein für die Blau-Weißen, der ohnehin nach der Saison seinen Trainerposten bei der Hertha beenden wollte.

Helmut Kronsbein erhielt Anfang März 1974 die sofortige Freigabe und verabschiedete sich mit den Worten „Adieu geliebte Hertha - auf ein Wiedersehen im geliebten Berlin.“ Richtung Hannover. Dort wurde er Nachfolger des zuvor entlassenden Hannes Baldauf. Die Roten konnte Kronsbein allerdings nicht zum Klassenerhalt führen, Hannover 96 stieg als Letzter der Bundesliga ab. Bei Hertha BSC brachte derweil der bisherige Co-Trainer Hans „Gustav“ Eder interimsmäßig die Saison zu Ende. Hertha wurde Achter.

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