Kaderplanung bei Union Berlin - Wer kommt und wer wird den Verein verlassen?
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Bei Union Berlin ist man es gewohnt, dass kaum etwas nach außen dringt, wenn es um Neuzugänge oder Abgänge geht. Der Klub teilt dies in der Regel erst dann mit, wenn Tatsachen geschaffen wurden. So auch im Fall von Nicolai Rapp, dessen Transfer gestern offiziell von den Berlinern verkündet wurde. Zwar teilte der Klub mit, dass über die Ablösemodalitäten Stillschweigen vereinbart wurde, aber durchgesickert ist eine Ablösesumme in Höhe von 250.000 Euro, die Union Berlin an den FC Erzgebirge Aue überweisen muss.
Personell scheint man sich bei den Eisernen in der Winterpause von einigen Akteuren zu verabschieden, um den aufgeblähten Kader etwas zu reduzieren. Christoph Schösswendter verließ vor zwei Tagen den Klub in Richtung Admira Wacker Mödling nach nicht einmal 2 Jahren.
Diesen Transfer hat wahrscheinlich kaum ein Union-Fan verstanden, ohne nun böswillig zu klingen! Im Sommer 2017 holte man den Innenverteidiger nach Köpenick. Rund 30.000 Euro sollen an Rapid Wien geflossen sein, jedoch war dieser Transfer ein einziges Missverständnis auf beiden Seiten. Für Christoph Schösswendter sogar verschenkte Zeit, denn beim Berliner Zweitligisten kommt der Österreicher auf schlappe 3 Pflichtspieleinsätze.
In Minuten ausgedrückt: 133 Spielminuten von Juli 2017 bis zu seinem Abgang! Das ist zu wenig und unterstreicht auch, dass der damalige Wechsel zum 1. FC Union Berlin ein absolutes Missverständnis war. Nun ist das Kapitel Schösswendter und Union Berlin beendet, sodass der 30-jährige nun wieder sein Glück in der Heimat versuchen kann.
Ein weiterer Abgang zeichnete sich bereits in der vergangenen Woche ab. Dabei ging es zunächst um das Transfergerücht um Kenny Prince Redondo, der mit Greuther Fürth in Verbindung gebracht wurde. Auch er verließ kurz darauf in der vergangenen Woche die Berliner. Beim Abgang von Redondo dürfte auch der Anhang zwiegespalten sein, denn der 24-jährige war ein Sympathieträger des Klubs, auch wenn er sich seine Zukunft bei den Köpenickern sicherlich anders vorgestellt hatte.
Redondo und Hedlund müssen ersetzt werden
Aber auch Union Berlin hat sich mehr von Kenny Prince Redondo erhofft. Nach dreieinhalb Jahren ist nun für den Mittelfeldspieler bei den Eisernen Schluss. Redondo konnte sich allerdings auch nie komplett durchsetzen, sodass ihm meist die Jokerrolle blieb. Lange Zeit konnte er damit leben, aber nun schien die Zeit für eine neue Herausforderung gekommen zu sein!
Neben dem Wechsel von Redondo wiegt der Abgang von Simon Hedlund allerdings schwerer. Der ehemalige schwedische U21-Nationalspieler kam im August 2016 zum 1. FC Union Berlin und stieg sofort zum Leistungsträger auf. So kam er in der Saison 2016/17 auf 28 Einsätze – 3 Tore und 3 Torvorlagen in der 2. Liga. In der vergangenen Saison waren es 32 Auftritte mit 5 Treffern und 2 Torvorbereitungen. Simon Hedlund steigerte sich von Saison zu Saison, jedoch schien sich etwas unter Trainer Urs Fischer zu verändern.
Plötzlich gehörte Dauerbrenner Hedlund in dieser Spielzeit nicht mehr zu der ersten Elf, sondern musste sogar die letzten vier Partien in der 2. Liga von der Tribüne aus verfolgen. Schnell kam Frust auf beim Schweden und die Transfergerüchte nahmen ihren Lauf. Nun wechselte Simon Hedlund bekanntlich nach Dänemark zu Bröndby IF, wo er einen neuen Anlauf nimmt.
Baustelle "Linksaußen" - neuer Flügelflitzer gesucht
Wie geht es aber nach den drei Abgängen bei Union Berlin weiter? Für Schösswendter konnte man gestern Nicolai Rapp aus Aue verpflichten. Der Transfer kam überraschend, auch für die Erzgebirgler, die Rapp kaum zu ersetzen einstufen. Rapp unterschrieb bis 2022 bei den Eisernen, wo man viel von ihm hält. Allerdings dürfte der 22-jährige Heidelberger erstmal nur von der Bank kommen, denn mit Marvin Friedrich und Florian Hübner hat er zwei ganz andere Kaliber vor sich.
Dazu kommt noch Marc Torrejón, bei dem man allerdings auch nicht genau weiß, ob er den Klub im Winter verlassen könnte. Nicolai Rapp muss sich also erstmal hinten anstellen, wie man so schön sagt. Als Problem könnte sich jedoch die linke Seite erweisen, denn nach den Abgängen von Hedlund und Redondo hat man nur noch Joshua Mees und Suleiman Abdullahi für die linke Offensivseite im Kader.
Gelernter Linksaußen fehlt momentan im Kader von Urs Fischer
Ken Reichel könnte noch im linken Mittelfeld spielen, jedoch ist er eher für die Linksverteidigerposition eingeplant. Marcel Hartel, eigentlich ein klassischer Zehner, könnte auf Linksaußen spielen, jedoch ist das auch nicht die Königslösung bei den Unionern. Berkan Taz hat unter Urs Fischer keine guten Karten, sodass er wahrscheinlich weiterhin im linken Mittelfeld außen vor bleibt. Gogia ist eher für die rechte Offensivseite vorgesehen, könnte zur Not aber auch auf links eingesetzt werden.
Das bedeutet, die Baustelle „Linksaußen“ muss geschlossen werden, um auch in der Rückrunde gefährlich über den linken Flügel kommen zu können. Oliver Ruhnert muss also handeln und hat dafür noch bis Ende Januar Zeit. Viel Zeit ist das nicht, wenn man bedenkt, dass der Transfermarkt völlig überhitzt ist und der Klub auch auf die Finanzen schauen muss. Welche Lösung könnte da also eine Rolle spielen?
Handelt Union Berlin im Winter?
Sicher ist, dass sich der Spieler schnell in den Kader der Eisernen integrieren muss. Wünschenswert wäre also ein Spieler, der den Kader sofort verstärken kann. Interessant wären evtl. auch vertragslose Spieler, die zumindest bis zum Saisonende aushelfen könnten. Sollten sie einschlagen, dann wäre sicherlich auch eine Vertragsverlängerung sinnvoll.
Oliver Ruhnert wird sehr viel zu tun haben, um die Abgänge von Simon Hedlund und Kenny Prince Redondo zu kompensieren. Gleichwertiger Ersatz für Hedlund wird auf die Schnelle nur sehr schwer zu finden sein, auch wenn der Schwede in den letzten Wochen kaum zum Zuge kam. Von außen betrachtet hatte man schon hier und da den Eindruck, dass Hedlund nicht ganz bei der Sache war. Der Frust über seine Nichtberücksichtigung im Kader von Urs Fischer dürfte dabei eine gewaltige Rolle gespielt haben.
Hedlund, Redondo und Schösswendter sind also Geschichte bei Union Berlin. Auf jeden Fall wird noch ein Spieler für die linke Außenbahn gesucht, da wird das Scouting-Team von Union Berlin sicherlich sehr viel zu tun haben, um das passende Spielermaterial zu finden. Leicht wird die Suche nicht, wenn man im Winter noch einen Linksaußen verpflichten möchte, aber der Deal mit Nicolai Rapp hat gezeigt, dass es manchmal doch schneller gehen könnte, als man zunächst annahm!