Trainerentlassung von Martin Wilke beim HSV in der Saison 1963/1964
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Martin Wilke war der erste Trainer des Hamburger SV in der Bundesliga, wobei seine Amtszeit bereits schon nach der Saison 1963/64 endete. Trotz sportlicher Erfolge und einer zufriedenstellenden Saison musste der Coach im Mai 1964 seinen Hut nehmen. Die Gründe für die Trainerentlassung dürfen dabei getrost als kurios beschrieben werden.
Martin Wilke übernahm im Juli 1963 das Traineramt beim Hamburger SV, die damals noch in der Oberliga Nord spielten, und konnte mit den „Rothosen“ im August 1963 gleich den DFB-Pokal gewinnen (3:0 gegen Borussia Dortmund). Aber auch in der ersten Bundesliga-Saison spielten die Hanseaten unter der Regie von Wilke einen durchaus erfolgreichen Fußball und in der Hinrunde stand man dreimal auf dem 1. Platz.
Am Ende reichte es für einen guten 6. Platz und mit einem gewissen Uwe Seeler hatte der HSV nicht nur einen der ersten Bundesliga-Stars in seinen Reihen, sondern zugleich auch den ersten Bundesliga-Torschützenkönig der Geschichte. Seeler erzielte in der Saison 1963/63 30 Tore.
HSV-Kader war für Wilke zu klein
Dass der HSV aber nicht höher in der Tabelle stand, war vor allem dem kleinen Kader geschuldet, der nur 16 Spieler umfasste. Zudem waren die Hanseaten auch noch international im Europapokal unterwegs, sodass „wir bald auf dem Zahnfleisch über den Rasen krochen. Letztlich ging uns ein wenig die Luft aus, aber ich war mit Platz sechs zum Schluss eigentlich ganz zufrieden“, wird Martin Wilke im Buch „HSV – Ein Verein. Eine Stadt. Immer dabei.“ zitiert. Wilkes Bundesliga-Bilanz war mit elf Siegen, zehn Unentschieden und neun Niederlagen absolut ausgeglichen, doch den Vereinsoberen war das zu wenig.
Trainerentlassung war „ein bisschen Harakiri“
Im erfolgsverwöhnten HSV-Präsidium war schließlich ein bisschen Größenwahn eingezogen und ein Platz im oberen Mittelfeld war dann offenbar doch zu wenig. So wurde Trainer Wilke mitgeteilt, dass man sich von ihm nach der Saison trennen würde. Die Trainerentlassung erklärte der damalige HSV-Präsident Karl Mechlen mit den Worten, dass der Hamburger SV einen Stilwechsel plane. „Mechlen, der aus dem Westen kam, wollte mehr westdeutsche Elemente im Spiel des HSV haben. Mehr Kampf. Ich hatte aber eine Mannschaft aufgebaut, die spielerisch zum Erfolg kommen sollte – und so ja auch oft genug zum Erfolg gekommen ist“, erinnerte sich Martin Wilke.
Dass der damals 37-Jährige aber noch einen Zweijahresvertrag hatte, wurde von Vereinsseite einfach außer Acht gelassen. „Das war schon ein bisschen Harakiri“, fasste Wilke seine Trainerentlassung beim HSV im Mai 1964 zusammen.
Als neuen Trainer für die Saison 1964/65 verpflichtete der Hamburger SV Georg Gawliczek. Der langjährige Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger war in der ersten Bundesligasaison als Trainer beim FC Schalke 04 tätig. Martin Wilke dagegen übernahm nach seiner HSV-Zeit den Trainerposten beim SC Concordia Hamburg in der Regionalliga, wo er von 1964 bis 1968 tätig war. Im Anschluss seiner Trainerkarriere unterrichtete der studierte Lehrer am Coppernicus-Gymnasium in Norderstedt.