Unbekannte Legionäre: Lennart Czyborra - auf den Spuren von Robin Gosens
Bildquelle: Rüdiger Müller CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
In der neuen Ausgabe der Reihe „unbekannte Legionäre“ widmet sich Sport-90 Lennart Czyborra. Der 23-Jährige, der aktuell in Italien sein Geld verdient, hat schon in jungen Jahren einen interessanten und bunten Karriereweg hinter sich. Dieser erinnert stark an den Werdegang von Robin Gosens. Höchste Zeit, den Linksverteidiger genauer vorzustellen.
Der Name Lennart Czyborra wird vielen Fußball-Fans in Deutschland ein Begriff sein. Schließlich kickte der gebürtige Wandlitzer in der Jugend des FC Schalke, zudem war er DFB-Juniorennationalspieler oder verbrachte die Hinrunde der Saison 2021/22 beim Bundesligisten Arminia Bielefeld. Derzeit (Juni 2022) steht Lennart Czyborra beim CFC Genua unter Vertrag.
Czyborra machte es wie Gosens: In Almelo gereift, nach Bergamo gewechselt
Auf den ersten Blick lassen sich keine allzu großen Parallelen zwischen Czyborra und Nationalspieler Robin Gosens erkennen - abgesehen von der Tatsache, dass beide Linksverteidiger sind. Doch karrieretechnische Gemeinsamkeiten ergeben sich schnell, wenn man sich die Laufbahn der beiden deutschen Legionäre genauer anschaut. Dann wird deutlich, wie sehr Lennart Czyborra auf den Gosens-Spuren wandelt.
Denn genau wie Robin Gosens kehrte auch Czyborra Deutschland einst den Rücken, ohne ein einziges Profispiel absolviert zu haben. Beide landeten in den Niederlanden und konnten sich jeweils bei Heracles Almelo in den Fokus spielen. Kurios: Für beide ging es von Heracles in die Serie A und beide landeten bei Atalanta Bergamo. Natürlich zeitversetzt, genauer gesagt vier Jahren.
Czyborras bunte Fußball-Jugend: 1. FC Union, Hertha BSC & Energie Cottbus
Mit dem Fußball begann Lennart Czyborra, der am 3. Mai 1999 geboren wurde, als Fünfjähriger in bei Eintracht Wandlitz. Sein Talent wurde regional schnell bekannt, weshalb es für Czyborra zu Motor Eberswalde ging. Schon in jungen Jahren kam er viel herum, denn während seiner Jugend spielte Czyborra auch im Nachwuchsbereich des 1. FC Union Berlin und Hertha BSC.
2014 angelte sich dann Energie Cottbus das aufstrebende Talent. In der Lausitz wurde der damals 15-jährige Lennart Czyborra auch vom Stürmer zum Linksverteidiger umgeschult. „Am Ende war es wohl die richtige Entscheidung“, erklärte Czyborra einst im Gespräch mit der „Märkischen Zeitung“.
Czyborra zieht es zum FC Schalke, Flucht wegen großer Konkurrenz
Nur ein Jahr später angelte sich der FC Schalke 04 das Abwehrjuwel. In der legendäre Knappenschmiede konnte Czyborra dann auch erste größere Erfolge und Titel gewinnen. Mit der A-Jugend der Königsblauen wurde der Linksfuß deutscher Vizemeister, mit der U19 holte er den Westfalenpokal.
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Der Sprung zu den Profis rückte immer näher. Lennart Czyborra trainierte zu seinen U19-Zeiten regelmäßig mit der ersten Mannschaft mit oder war im Trainingslager dabei. Doch die Konkurrenz beim FC Schalke auf der Linksverteidiger -Position war groß, die Perspektive umso kleiner. Denn Czyborra hätte sich in der Saison 2018/19 hinter Rahman Baba, Bastian Oczipka oder Hamza Mendyl einreihen müssen.
2018: Trainer Wormuth lockt Czyborra zu Heracles Almelo
So fasste Lennart Czyborra im August 2018 den Entschluss, den FC Schalke 04 zu verlassen. Es gab zwar auch Interesse aus Deutschland, doch der damals 19-Jährige folgte den Lockrufen von Frank Wormuth, der den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo trainierte. Hier unterschrieb der 1,81 Meter große Verteidiger seinen ersten Profivertrag. Laufzeit drei Jahre.
„Frank Wormuth hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben. Außerdem wusste ich schon, dass die Eredivisie für junge Spieler extrem interessant sein kann und man von dort aus möglicherweise einen super Sprung machen könnte“, erklärte Czyborra seine Wechsel-Entscheidung pro Almelo einmal gegenüber „FUMS“.
Czyborra: Durchbruch in Almelo - Atalanta zahlt satte Ablöse
Bei Heracles Almelo fasste das junge Talent schnell Fuß. Auch, weil die Niederländer unter ihrem deutschen Trainer Wormuth neben Czyborra noch weitere deutsche Fußballlegionäre und Talente wie etwa Torwart Janis Blaswich oder Innenverteidiger Maximilian Rossmann verpflichteten, was die Eingewöhnungszeit in einem neuen Land erleichterte.
Lennart Czyborra benötigte nur sechs Monate, um sich einen Stammplatz als Linksverteidiger beim niederländischen Erstligisten zu erobern. Die positive Entwicklung ist anderen Klubs nicht verborgen geblieben und im Januar 2020 klopfte Atalanta Bergamo an. Die Norditaliener zahlten stolze 4,6 Millionen Euro Ablöse für Czyborra, weit über das Doppelte seines damaligen Marktwerts. So kam es, dass er inmitten der Saison zum Klub aus der Serie A wechselte und somit auch Teamkollege von Robin Gosens wurde.
Lennart Czyborra bei Atalanta Bergamo außen vor
Doch bei Atalanta Bergamo hatte Lennart Czyborra einen schweren Stand, was dem Youngster im Vorfeld bewusst war. Die Lombarden waren eingespielt, spielten eine bärenstarke Saison 2019/20, in der man lange Zeit ein gewichtiges Wörtchen im italienischen Meisterrennen mitsprach und in der Champions League bis ins Viertelfinale vorpreschte. Erschwerend kam die Corona-Pandemie hinzu, die Bergamo im Frühjahr 2020 mit voller Wucht traf.
Seinen ersten Serie A-Einsatz bestritt Czyborra am 14. Juli 2020 beim 6:2-Triumph gegen Brescia Calcio, als er in der Schlussphase eingewechselt wurde. Es sollte zugleich sein letztes Pflichtspiel für Atalanta Bergamo sein. Denn nach der Saison wurde Lennart Czyborra nach nur einem halben Jahr verliehen. „Am Ende des Tages hätte ich mir sicher gewünscht, häufiger auf dem Platz zu stehen“, sagte er rückblickend.
Erst CFC Genua, dann Leih-Flop zu Arminia Bielefeld
Lennart Czyborra blieb der Serie A treu und wechselte auf zweijähriger Leihbasis inklusive Kaufpflicht zum CFC Genua. In der Saison 2020/21 kam der dynamische Außenbahnspieler regelmäßig zum Einsatz (19 Pflichtspiele, 2 Tore) und wurde anschließend von der „Grifoni“ für die vertragliche festgeschriebene Ablösesumme von 5,5 Millionen Euro verpflichtet und mit einem Kontrakt bis 2024 ausgestattet.
Doch kurz nach Saisonbeginn wurde Czyborra vom CFC Genua verliehen und er kehrte nach Deutschland zurück. Er schloss sich Arminia Bielefeld an, doch der Leihwechsel entpuppte sich als Flop. Zwar konnte Lennart Czyborra erstmals Bundesliga-Luft schnuppern (4 Einsätze), aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zudem wurde Czyborra von einer Blinddarm-Operation zwischenzeitlich außer Gefecht gesetzt.
Leih-Abbruch, Abstieg & ungewisse Zukunft
Im Januar 2022 brach der CFC Genua das Leihgeschäft mit den Ostwestfalen aufgrund der geringen Einsatzzeiten vorzeitig ab und Czyborra kehrte nach Italien zurück. Dort kam er bis zum Saisonende kein einziges Mal zum Zuge. Allerdings fiel der Linksverteidiger über zwei Monate wegen Knieproblemen aus. Der CFC Genua, bei denen im Winter mit Trainer Alexander Blessin und Sportchef Johannes Spors zwei Deutsche das Kommando übernommen hatten, stieg sang- und klanglos aus der Serie A ab.
Wie und ob es mit Lennart Czyborra in Genua, wo er noch bis 2024 Vertrag hat, weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Es ist allerdings sehr gut vorstellbar, dass die Laufbahn des 23-Jährigen schon bald um eine neue, dann fünfte Profi-Station erweitert wird.