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Saison 1967/68: Trainerentlassung von Zlatko Čajkovski bei Bayern München

Bildquelle: Noske, J.D. CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Nach der Saison 1967/68 trennten sich die Wege von Bayern München und dessen damaligen Trainer Zlatko Čajkovski. Insgesamt fünf Jahre war Čajkovski, der rückblickend als Geburtshelfer des FC Bayern bezeichnet werden darf, im Amt. Auch wenn die letzte Spielzeit unter dem Star-Trainer nicht so erfolgreich verlief, handelte es sich bei diesem Trainerwechsel aber nicht um eine Trainerentlassung.

1963 heuerte Zlatko Čajkovski, der aufgrund seiner geringen Körpergröße von 1,64 Metern den Spitznamen „Tschik“ hatte (kroat. Cik für (Zigaretten-) Stummel), beim noch unbedeutenden Regionalligisten Bayern München an. Zuvor konnte der Jugoslawe mit dem 1. FC Köln 1962 Deutscher Meister und 1963 Vizemeister werden. 1965 führte Čajkovski die jungen Münchener mit Talenten wie Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller in die Bundesliga. Es dauerte nicht lange, bis der FC Bayern mit der Titeljagd begann und so gewann man unter Trainer Čajkovski zweimal den DFB-Pokal (1966, 1967) und einmal den Europapokal der Pokalsieger (1967 im Finale gegen Glasgow Rangers).

Bayern München spielte durchwachsende Saison

Doch in der Saison 67/68 blieben große sportliche Erfolge aus und die Bayern erwischten ein für ihre Verhältnisse schlechtes Jahr. Im DFB-Pokal scheiterten die Münchner als Titelverteidiger am damaligen Regionalligisten VfL Bochum im Halbfinale, während der AC Mailand den FCB ebenfalls im Halbfinale rauswarf.

In der Bundesliga mischten die Bayern dagegen lange Zeit ganz oben mit, doch als man in den letzten fünf Ligaspielen keinen Sieg mehr einfuhr, reichte es am Ende „nur“ für den 5. Platz (38:30 Punkte). Den Meistertitel sicherte sich der 1. FC Nürnberg.

Čajkovski führte FC Bayern aus „Löwen“-Schatten

Dennoch gab es für das Team von Trainer Zlatko Čajkovski Grund zur Freude: Schließlich konnte man erstmals in der Bundesliga-Geschichte vor dem Erzrivalen 1860 München landen. Und das sowohl in der Abschlusstabelle als auch in der Gunst der Zuschauer. Somit trat Bayern München aus dem Schatten der „Löwen“, die bis dahin der größere Münchner Verein waren.

Čajkovski wechselte von Bayern zu Hannover 96

Eine Trainerentlassung hatte „Tschik“ Čajkovski zwar nicht zu befürchten, aber dennoch kam es zu einem Trainerwechsel. Der Trainer, der seine Mannschaften stets mit liebevoller, aber harter Hand führte, wechselte nach fünf erfolgreichen Jahren in München nach Niedersachsen zu Hannover 96. Nachfolger vom legendären Čajkovski auf der Trainerbank des FC Bayern wurde Branko Zebec.

Bis heute zählt Zlatko Čajkovski zu den schillerndsten Bayern-Trainer aller Zeiten. Und bis heute ist Gerd Müller, immerhin einer der erfolgreichste Torjäger der Geschichte, seinen Spitznamen „kleines, dickes Müller“ nicht losgeworden, den er von Čajkovski verpasst bekam. Aber auch Sprüche wie „Ich Lehrer für Fußball, nix für Deutsch“ prägte „Tschik“, der auch nach zehn Jahren in Deutschland nur ganz schlecht die Landessprache beherrschte.

 

 

Zlatko Čajkovski der Spaßvogel unter den Trainern

Privat hatte der einstige Trainer jede Menge Spaß, was wohl auch der Film „Wenn Ludwig ins Manöver zieht“ beweisen dürfte. Dort spielte Čajkovski einen Kompaniekoch, der in den Krieg zog. Schon während den Dreharbeiten war Zlatko Čajkovski zu Späßen aufgelegt. Und so machte er sich an ein Spanferkel ran, was eigentlich für eine bestimmte Szene bestimmt war.

Auf die Frage des Regisseurs, warum er die Ohren des Spanferkels aß, antwortete Čajkovski nur: „Ich musste probieren, ob schon gut.“ Die Lacher dürfte er auf seiner Seite gehabt haben. Seine Sprüche sind legendär und das nicht nur zu Zeiten als Bayern-Trainer, sondern auch als er noch Trainer vom 1. FC Köln war.

Unvergessliche Zitate von Čajkovski

Nach der 1:8-Pleite der Kölner bei Dundee sagte er einst: „Winschte, Maschine stirzt ab“. Die Niederlage konnte er nicht so einfach über sich ergehen lassen, was dieses Zitat beweisen dürfte. Und auch, wenn Spieler nicht unbedingt ihren besten Tag auf dem Platz hatten, wusste Čajkovski sich zu erklären: „Wenn die Spieler nicht dazu passen, ist es, als ob man beschlägt Frösche mit Hufeisen.“

Legendär dürfte auch dieses Zitat aus seiner Kölner Zeit sein: „Die Torhüter spinnen alle ein bisschen. Ich kannte mal einen, der schrieb einen Brief deshalb langsam, weil er wusste, dass seine Mutter nur langsam lesen konnte.“ Der Erfolgstrainer hatte immer einen Spruch auf den Lippen („Ball rund, Stadion rund, ich rund“) und war damit nicht nur bei den Journalisten sehr beliebt.

„Rauschender Beifall interessiert nicht mehr…“

Heutzutage wünscht man sich wahrscheinlich, solch einen Charakter auf der Trainerbank in der Bundesliga zu sehen. Witz, Charme, aber auch brodelndes Temperament – Eigenschaften, die Zlatko Čajkovski ganz gut beschreiben dürften.

Čajkovski wäre heute 95 Jahre alt, aber leider verstarb der einstige Weltklassespieler und Erfolgstrainer am 27. Juni 1998 in München. In Erinnerung bleibt eine Persönlichkeit, die vor allem dem FC Bayern München dazu verhalf, so erfolgreich zu werden, wie es der Verein heute ist. Abschließend zu unserem Artikel über die Trainerentlassung von Zlatko Čajkovski passt dieses Zitat von ihm: „Rauschender Beifall interessiert mich nicht mehr. Der erinnert nur noch an eine nachhaltig betätigte Wasserspülung“.

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