Warum ist WWE nicht mehr auf die Fans angewiesen? - Finanzielle Optionen in der Hinterhand
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Die Fans waren einst der Kern von World Wrestling Entertainment. Sie hatten mit dem Cyber Sunday (vorher Taboo Tuesday) sogar einen eigenen PPV, bei welchem sie die Matchpaarungen oder bestimmte Matchstipulationen bestimmen durften. Es waren die Wrestling Fans, die das Yes Movement von Daniel Bryan in luftige Höhen stemmten und ihn bei WrestleMania 30 zum wohlverdienten World Champion machten. Und letzten Endes sind es die Fans, welche die Hallen füllen und live zu Hause vor dem Bildschirm sitzen, um ihre Lieblings-Superstars tatkräftig zu unterstützen.
In der heutigen Zeit ist World Wrestling Entertainment jedoch nicht mehr auf seine Fans angewiesen und das hat finanzielle Hintergründe. WWE ist an einem Punkt angelangt, an welchem sich das Produkt durch festzugesagte und dauerhafte Geldbeträge im Grunde selbst finanziert. Sprich, egal wie viele Fans in den Hallen erscheinen oder von daheim aus reinschalten, der Gewinn von WWE ist generell hoch angesiedelt. Die Einnahmequellen sind dabei recht unterschiedlich gestaltet.
Wie verdient World Wrestling Entertainment sein Geld?
Jedes Unternehmen muss in erster Linie profitabel denken. Ohne Umsatz ist der Fortbestand der Geschäfte gefährdet und bei vielen Unternehmen hängen auch Arbeitsplätze vom Erfolg der Firma ab. Verschiedene Einnahmequellen zu besitzen, ist daher eine gute Absicherung, denn dies stellt sicher, dass man immer ein Backup zur Verfügung hat, sollte bei einer Quelle mal weniger Gewinn anfallen als gedacht. World Wrestling Entertainment setzt im Moment auf die folgenden vier Einnahmequellen und das mit großem Erfolg:
- Feste TV-Gelder aus den Verträgen
- Sponsoren-Gelder
- Börsengewinne
- Zusatzevents, wie in Saudi-Arabien
Diese Punkte sorgen dafür, dass World Wrestling Entertainment seit Beginn der Pandemie im Vergleich zu vielen anderen großen Unternehmen einen unglaublichen Mehrgewinn machen konnte. Nicht einmal die Corona-Pandemie hat die WWE stoppen können. Ausbleibende Live-Events mit Fans vor Ort haben dem Unternehmen finanziell nicht geschadet. Stattdessen konnte man sogar viel mehr Umsatz machen und das hat einen Grund: Die Einnahmen durch die Fans machen nur noch wenige Prozentpunkte der Gewinne von WWE aus.
Einnahmen durch Fans sind nur Tropfen auf den heißen Stein
Ticketverkäufe, Merchandise und Abos des WWE Network sind natürlich nach wie vor ein Bestandteil der Einnahmequellen von World Wrestling Entertainment. Jedoch sind diese Beträge nicht mehr so wichtig, wie dies vor ungefähr 10 Jahren der Fall war. Durch Fix-Einnahmen, wie TV-Verträge oder Sponsoren sind die Einnahmen durch die Zuschauer nur ein sehr netter Nebenverdienst, doch das wahre Geld macht WWE an anderen Stellen.
Finanziell unabhängig zu sein, bringt natürlich eine Menge an Vorteilen für WWE mit sich. Man ist nicht mehr auf ausverkaufte Arenen oder die Kauffreudigkeit der Fans angewiesen. Das Geld fließt auch so und das garantiert. Es ist ein Zustand, der laut einigen Personen hinter den Kulissen seit dem Kauf von WWE durch Vince McMahon dessen angestrebtes Ziel für das Unternehmen war.
Genau dort wollte Vince McMahon von Anfang an hin
Verschiedene Stimmen aus dem internen Umfeld von WWE haben bereits verlauten lassen, dass es seit dem Kauf von WWE das angestrebte Ziel von Vince McMahon war, die Wrestling-Liga zu einem Punkt zu führen, ab welchem sie sich finanziell selbst trägt. In den 80er, 90er und 2000er Jahren war die WWE, was Einnahmen anging, total auf die Fans angewiesen. Mit den 2010er Jahren hat sich dies langsam geändert. Es ist dem Unternehmen in der Vergangenheit gelungen, erfolgreich an die Börse zu gehen und zahlreiche Investoren ausfindig zu machen, die im großen Umfang in den Wrestling-Marktführer investiert haben.
Auch die nennenswerte Zahl an Sponsoren für die wöchentlichen TV-Shows sowie die Premium Live Events helfen dabei, grüne Zahlen zu schreiben. In den letzten zwei Jahren hat man zudem angefangen, Verträge von Superstars, die besonders viel Gehalt auf ihrem Scheck hatten, aufzulösen. Dies hat die Zahlen noch einmal nach oben korrigiert. Die Fernsehgelder und viele andere Einnahmequellen sorgen dafür, dass WWE inzwischen weitgehend von den Fans unabhängig ist. Dieser Zustand kann gefährlich sein und das hat man vor allem in den letzten knapp 5 Jahren an der Qualität des Produktes gesehen.
Die Gefahren der aktuellen Position von World Wrestling Entertainment
Viele Fans und Wrestling-Experten sind der Meinung, dass die Shows von World Wrestling Entertainment in den vergangenen Jahren nicht nur langweiliger, sondern auch qualitativ merklich schlechter wurden. Auch hier spielen die gestiegenen Einnahmen eine Rolle. Laut diversen Interviews habe Vince McMahon in den wöchentlichen Shows RAW und SmackDown keine Highlight-Matches mit grandiosen Move-Sets mehr bringen wollen, denn diese wurden für die Premium Events aufgespart. Eine gewisse Showmüdigkeit war zu spüren. Statt mit großen Main Events endeten die Wochenshows oft mit langweiligen Promos oder Brawls und Storys wiederholten sich.
Der Leistungsabfall bei den wöchentlichen Showprodukten ging vielen Fans gegen den Strich. Somit gab es einen Abfall der Ratings. Doch auch wenn dies vor 10-20 Jahren für WWE besorgniserregenden gewesen wäre, so spielte es in den letzten Jahren aufgrund der Festeinnahmen kaum eine Rolle. Die Gelder flossen dennoch, aber die Fans waren alles andere als zufrieden und auch im Backstagebereich hörte man immer wieder von Unzufriedenheit der Talente, die sich aufgrund fehlender Storys und Matchqualität kreativ eingeschränkt fühlten. Seit einigen Wochen ist hier ein Lichtblick zu erkennen, denn seitdem Triple H das Ruder übernommen hat, steht das Wrestling wieder mehr im Mittelpunkt.
Die Fans tragen das Produkt nach wie vor - jedoch auf eine andere Weise
Es wäre natürlich an dieser Stelle falsch zu denken, dass die WWE kein Interesse mehr am Wohlgefallen der Fans hat. Dieses ist nach wie vor da und nach dem Führungswechsel und mit Triple H im Kreativstuhl der WWE erhoffen sich viele Fans, dass ihre Wünsche wieder mehr Gehör finden. Sie hoffen darauf, dass nach dem Abgang von Vince McMahon auch technisch talentierte Wrestler mehr Chancen bekommen und nicht nur die Kraftpakete.
Die Fans legen daher große Hoffnungen in den neuen Führungsstil von Triple H. Er hat bei seinem Amtsantritt vor einigen Wochen bereits angekündigt, dass er Ideen aus allen Richtungen hören möchte. Ein frischer Anstrich in der Führungsetage ist wahrscheinlich genau das, was das Produkt gebraucht hat, um die eingeschlafenen Shows wieder zum Leben zu erwecken. Zumindest bei den Ratings hat es schon geklappt und auch die Fans sowie Superstars scheinen für den Moment zufriedener zu sein. Spätestens in ein paar Monaten wird man sehen, ob der Führungswechsel langfristig Auswirkungen auf die Einnahmen von WWE haben wird.