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Traditionsklub Viktoria 1889 Berlin mit Insolvenz - Klub vor ungewisse Zukunft

Bildquelle: Fridolin freudenfett (Peter Kuley) CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Als im Mai 2018 der Berliner Viertligist Viktoria 1889 Berlin verkündete, dass man einen Investor aus Fernost an Land gezogen habe, hing der Himmel voller Geigen. Schnell ging das Gerücht umher, dass ein Zehn-Jahres-Vertrag im Raume steht, der dem einstigen deutschen Meister von 1908 und 1911 satte 90 Millionen Euro in die Kasse spülen könnte.

Von diesem Traum gejagt hat sich der Verein neu aufgestellt, um das Einsteigen des Investors Advantage Sports Union (kurz ASU) aus Hongkong, zu ermöglichen. Der Profibereich wurde ausgegliedert, um „höhere sportlicher Ziele“ gerecht zu werden. Geschäftsführer Felix Sommer damals zur „BZ“: „Dies sichert die Zukunft des Vereins und ermöglicht eine langfristige Planungssicherheit“. Davon kann mittlerweile nicht mehr die Rede sein, denn der Klub geht in die Insolvenz.

 

129 Jahre Tradition könnten also den Bach runtergehen, wenn es ganz schlimm kommt. Der Verein soll nach Angaben der Führungsebene am Donnerstag einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg gestellt haben. Als vorläufigen Insolvenzverwalter habe man Herrn Prof. Dr. Torsten Martini von Leonhardt Rattunde bestellt. Mit ihm wurden die nächsten Schritte besprochen, wie der Verein auf der eigenen Homepage mitteilte.

So heißt es: „Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter werden alle weiteren Maßnahmen in Bezug auf Arbeitsverträge von Mitarbeitern und Spielern erarbeitet. Inwieweit der Spielbetrieb dann in der Herren-Regionalliga Nordost fortgeführt wird, kann heute natürlich noch nicht beantwortet werden.“

90 Millionen Euro nun futsch - Was passiert mit Gjasula & Sliskovic?

Weiter heißt es auch, dass man alles versucht habe, um den Gang in die Insolvenz zu vermeiden. Der Verein selbst wollte an die Vereinbarungen mit ASU festhalten, allerdings lehnt der Investor die Bereitstellung der zugesagten Zahlungen ab. Eine Begründung lieferte Investor Alex Zheng bisher nicht ab. Nun beginnt das Fischen im Trüben, denn Viktoria 1889 Berlin sorgte mit Jürgen Gjasula oder auch mit dem Neuzugang Petar Sliskovic, die beide im Sommer zum Klub kamen, für einigen Wirbel.

Beide Spieler kamen ablösefrei zu Viktoria Berlin, allerdings dürften die Gehälter nicht ohne sein für den Viertligisten. Gjasula kennt man noch aus Zeiten bei Greuther Fürth in der 2. Liga und Sliskovic hat eine Vergangenheit beim 1. FSV Mainz 05. Die Ambitionen des Regionalligisten waren hoch, umso tiefer nun der Fall. Wie es weitergeht, kann noch niemand richtig abschätzen, nachdem der Deal über 90 Millionen Euro nun zerschlagen wurde. Fakt ist, dass der Verein rund 70 Mannschaften am Spielbetrieb angemeldet hat und damit zu den größten Vereinen in Deutschland gehört.

Investor ASU zieht sich ohne Begründung zurück

Der Ausstieg von ASU reißt ein riesiges Loch in die Kasse, wobei nicht klar ist, weshalb sich der Investor zurückzieht. In Frankreich besitzt das Unternehmen übrigens die Mehrheitsanteile am französischen Erstligisten OGC Nizza und auch in der MLS hat ASU seine Finger im Spiel. Hierbei muss Phoenix Rising FC genannt werden. Warum also das Aus beim Berliner Klub erfolgte, bleibt rätselhaft.

Durch den Rückzug der Advantage Sports Union entgehen dem Klub bis zu 90 Millionen Euro. Geld, das in die 1. Herrenmannschaft gesteckt werden sollte, um in den nächsten Jahren im Profifußball erneut Fuß zu fassen. Diese Träume haben sich nun zerschlagen. Wieder einmal zeigt es sich, was passieren kann, wenn sich ein Verein auf einen Investor einlässt. Bekanntes Beispiel erlebt man seit einigen Jahren beim Traditionsklub dem TSV 1860 München, der mittlerweile in der 3. Liga spielt.

9 Punktabzug für Viktoria 1889 Berlin wohl sicher

In diesem Fall muss sich der Verein immer wieder mit dem Launen von Investor Hasan Ismaik herumplagen, der oftmals die Gelder erst auf dem letzten Drücker bereitstellt, die zuvor zugesichert wurden. Bei Viktoria 1889 Berlin muss man nun sehen, was am Ende passiert. Der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) konnte indes noch keinen Eingang des Insolvenzantrages feststellen. Gegenüber der „DPA“ hat sich der Verband wie folgt geäußert: „Wir haben noch gar keinen Kontakt mit dem Verein gehabt.“ Das bedeutet auch, dass der NOFV noch keine Gelegenheit hatte, über das weitere Verfahren zu entscheiden.

Im Normalfall hat der Klub jedoch einen Punktabzug zu befürchten. 9 Punkte werden abgezogen, sodass der 6. Platzierte der Regionalliga Nordost dann auf den 10. Platz abstürzen würde. Der Verein selbst richtete noch ein paar Worte an die Mitglieder: „Nunmehr heißt es für unsere große Viktoria Familie noch enger zusammenzurücken und unseren Traditionsverein für die Zukunft neu aufzustellen. Wir setzen dabei auf euer Vertrauen und wünschen uns, dass wir alle gestärkt aus dieser Situation hervorgehen. Bei unseren vielen treuen Partnern und Lieferanten möchten wir uns für die entstandene Situation entschuldigen. Leider konnten wir hier auch nicht mehr erreichen, alle Verbindlichkeiten vollständig auszugleichen. Wir hoffen dennoch, dass möglichst alle uns in Zukunft weiter unterstützen.“

Man kann also nur hoffen, dass nicht der nächste Traditionsverein von der Bildfläche verschwindet, nachdem er zum Spielball eines Investors aus China zum Opfer fiel.

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