Ausführliche Vorschau auf die Tour de Suisse 2019 - Infos und Radsport News
Bildquelle: Fred Schaerli CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Die 83. Ausgabe der Tour de Suisse endet zwei Wochen vor dem Start der Tour de France 2019. Zusammen mit dem Critérium du Dauphiné gilt die Tour de Suisse als ideales Rennen, um die Form vor dem großen Showdown im Juli zu testen. Die Ausgabe 2019 beginnt am Samstag, dem 15. Juni, mit einem kurzen Zeitfahren und endet am Sonntag, dem 23. Juni, mit der wohl alles entscheidenden Königsetappe. Mit drei Bergetappen und einem weiteren Zeitfahren sind ohnehin alle wettbewerbsentscheidenden Momente zum Abschluss der Rundfahrt untergebracht.
Mit den meisten Fahrern, die hier als Team Kapitäne und Klassement-Fahrer in Erscheinung treten und Formstärke zeigen, wird erfahrungsgemäß auch bei der Tour de France zu rechnen sein. Dabei wird das Etappenprofil bei der diesjährigen Tour de Suisse sehr hügelig bis bergig. Tatsächlich ist nicht eine reine Flachetappe dabei!
Das Etappenprofil im Überblick
Ohne nennenswerte Steigungen verläuft allein das 9,6 Kilometer lange Zeitfahren in Langnau am ersten Aktionstag, das gewissermaßen als Prolog dient. Etappe Nummer zwei wird in drei Runden absolviert, die jeweils in Langnau starten und enden. Dabei werden zwei aufeinanderfolgende Anstiege der zweiten Kategorie insgesamt dreimal angefahren, sodass es sechsmal bergauf geht, auch wenn die Etappe in einem flachen Finish endet. Zwischen den beiden Bergwertungen sind jeweils Zwischensprints eingestreut, bei denen es Punkte für die Punktewertung abzugreifen gibt. Ein taktisch nicht unwichtiges Element, gemessen daran, dass man nicht zwingend mit zu vielen Sprintankünften bei dieser Tour de Suisse rechnen sollte.
Allein bei Etappe Nummer drei von Flamatt nach Murten kann man sich einer Sprintankunft relativ sicher sein. Nach dem Start in Flamatt geht es fast konstant bergauf, allerdings mit geringen Steigungen. Der letzte Kilometer vor der ersten Bergwertung – nach 27,8 Kilometern – ist etwas steiler. Dann fahren die Fahrer den größten Teil des Tages auf welligen Straßen. Die Route schlängelt sich um den Greyerzer See und führt durch das historische Zentrum von Freiburg mit seinen Pflastersteinen. Die letzten 30 Kilometer sind eine Runde um den Murtensee. Nach der ersten Passage auf der Ziellinie schlängelt sich die Route durch Weinberge, bevor sie voraussichtlich im Massensprint am historischen Tor zur Altstadt von Murten endet.
Letzte Gelegenheiten für Sprinter
Die vierte Etappe der Tour de Suisse 2019 weist praktisch allein in der zweiten Rennhälfte, in der alle Anstiege dieser hügeligen Etappe untergebracht sind, einen Höhenunterschied von 1.980 Metern auf. Die Route wird in der ersten Hälfte auf ebenen Straßen absolviert, bis der Passwang auf halber Strecke nach oben führt. Der 11 Kilometer lange Aufstieg ist durch Steigungen von 4 bis 5 % gekennzeichnet. Nach dem Abstieg steigt die Route langsam weiter an, um in die Zielrunde um Arlesheim, einen Ort südlich von Basel, einzusteigen. Der druckvolle Hochwald-Aufstieg – 3,4 Kilometer mit 9,4 % - ist zweimal erklommen. Das letzte Mal mit noch 14 Kilometern. Ein kurzer Tritt bergauf am Ende der Abfahrt führt zu einem flachen Einlauf in die Linie. Ein reduzierter Gruppensprint oder aber eine geglückte Attacke wird hier voraussichtlich den Sieg bringen!
Die fünfte Etappe der Tour de Suisse 2019 bietet den schnellen Männern eine letzte Chance zu glänzen. Bei 177 Kilometern führt die Strecke von Münchenstein nach Einsiedeln und die letzten 35 Kilometer werden auf einer erhöhten Ebene und somit flach ausgespielt. Dies ist ganz klar eine letzte Gelegenheit für Sprinter, aber die Strecke ist bis zu diesem Schlussabschnitt alles Andere als flach! 2.750 zu bewältigende Höhenmeter kratzen da schon bald an einer Bewertung als Bergetappe. Aber da diesbezüglich praktisch alles in den ersten 144 Kilometern enthalten ist, ist ein Massensprint immer noch durchaus möglich, wenn nicht einer Bande von Ausreißern zu viel Leine gelassen wird.
Das Rennen geht in die entscheidende Phase
Die sechste Etappe der Tour de Suisse 2019 ist mit 120,2 Kilometern die kürzeste dieser Ausgabe. Das Rennen führt von Einsiedeln bis zum letzten Anstieg von 10,8 Kilometern Länge nach Flumserberg. Die durchschnittliche Steigung der Bergankunft liegt bei 9%. Obwohl die Route insgesamt einen moderaten Höhenunterschied von 1.941 Metern aufweist, könnte der letzte Anstieg einige größere Lücken im Gesamt-Klassement mit sich bringen. Die sechste Etappe wird also möglicherweise die ersten entscheidenden Momente im Kampf um den Gesamtsieg bei der diesjährigen Tour de Suisse offenbaren.
Die siebte Etappe ist hingegen die längste der diesjährigen Tour de Suisse. Ihre Route führt mit 216,6 Kilometern von Unterterzen bis zum Gotthardpass. Der Endanstieg beträgt satte 13,5 Kilometer und die durchschnittliche Steigung liegt bei 7,1%, während die letzten 8 Kilometer auch noch gepflastert sind. Die Etappe beginnt am Walensee. Die Strecke verläuft geringfügig bergauf, bis die ersten richtigen Höhenmeter nach Flims führen. Der Aufstieg ist bei Kilometer 65, bevor die Route bis zum Fuß des Lukmanier-Passes wieder flach verläuft. Dessen Gipfel ist nach 122,8 Kilometern erklommen, bevor eine Abfahrt von 40 Kilometern die Fahrer zurück ins Tal bringt. In Kürze geht es wieder bergauf und dies auf den letzten 50 Kilometern, ehe es den unerbittlichen Gotthardpass zu überwinden gilt.
Das Beste kommt zum Schluss
Am Folgetag, der achten Etappe, kommt es abermals zu einem Zeitfahren über 19,2 Kilometer in Goms. Wer nach den beiden vorangegangenen Bergetappen noch Körner hat, kann hier noch einmal angreifen – Zeitfahr-Qualitäten vorausgesetzt. Die neunte und letzte Etappe wird dann richtig hart! Denn auch wenn die letzten 20 der rund 140 Kilometer aus einer Abfahrt und einem flachen Finish bestehen, kommen im Etappenverlauf drei Berge der höchsten Sonderkategorie zum Zug. Die Tour de Suisse 2019 hebt sich die Königsetappe bis zum Schluss auf!
Verteilt auf 144,4 Kilometern werden die Pässe Furka, Susten und Grimsel als quälende Zwischenanstiege absolviert, bevor es 14 Kilometer ins Tal und zu einem letzten flachen Teilstück von 8 Kilometern zum Ziel geht. Der gesamte Höhenunterschied der 9. Etappe der Tour de Suisse beträgt 4.020 Meter, während sich zwischen den Anstiegen kaum eine flache Strecke befindet. Der Furkapass stellt den höchsten Punkt der Tour de Suisse 2019 mit 2.429 Metern dar. Die 16,5 Kilometer lange Steigung beträgt im Schnitt 6,3 %. Danach stellt der Sustenpass die nächste Prüfung dar (17,4 Kilometer bei 7,5 %). Zu “guter“ Letzt folgt der Grimselpass (26 Kilometer bei 5,9 %). Einzelne Abschnitte können dabei durchaus bis auf 11 % ansteigen.
Teilnehmerfeld und Favoriten der Tour de Suisse 2019
Neben den gesetzten Teams der UCI World Tour nehmen noch drei Wildcard Teams teil: Team Total Direct Energie, Rally UHC Cycling sowie eine Nationalauswahl aus der Schweiz. Folgende deutsche Radrennfahrer sind mit von der Partie: Rick Zabel (Katusha Alpecin), John Degenkolb (Trek Segafredo), Nikias Arndt und Lennard Kämna (beide Sunweb), Simon Geschke (CCC) sowie Andreas Schillinger und Marcus Burghardt (beide Bora Hansgrohe).
Max Schachmann wird interessanterweise nicht mitfahren. Gleichwohl er beim diesjährigen Tour de France Radrennen Deutschland vertreten will, nimmt Schachmann weder am Critérium du Dauphiné noch an der Tour de Suisse teil. Ex-Weltmeister Peter Sagan wird für Bora Hansgrohe wohl wieder die Punktewertung ins Auge fassen. Schon unfassbare siebenmal konnte Peter Sagan die Punktewertung der Tour de Suisse für sich erobern. Sensationelle 16 Etappensiege gelangen Peter Sagan bisher bei der Tour de Suisse! Eine Herzensangelegenheit also für den dreifachen Radweltmeister.
Die Lokalmatadoren von Katusha Alpecin werden wohl auf Simon Spilak bauen. Immerhin konnte der Slowene bereits zweimal die Tour de Suisse gewinnen. Mit Rui Costa tritt für UAE – Team Emirates gar ein dreifacher Sieger der Tour de Suisse an. Allerdings könnte sich dieser in den Dienst von Fabio Aru stellen, der als Klassement-Fahrer ebenfalls aussichtsreich ist. Hier könnte der Formverlauf entscheidend sein. Natürlich ist auch der amtierende Tour de France Gewinner Geraint Thomas für Team INEOS als klarer Favorit zu nennen.
Ihm steht mit Egan Bernal ein starker Helfer zur Seite. Auf seine Form wird es für Team INEOS insbesondere ankommen, denn der vierfache Tour de France Sieger Chris Froome stürzte gestern beim laufenden Critérium du Dauphiné und wird nicht an der Tour de France teilnehmen können (dies wurde kürzlich bestätigt)! Das heißt, dass Thomas planmäßig als Titelverteidiger und Team Kapitän für Team INEOS in die Tour de France gehen wird!