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Polen-Rundfahrt 2019 wird von Todesfall überschattet - Pawel Siwakow holt Sieg

Bildquelle: Silar CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Für Pascal Ackermann war es ein Start nach Maß. Er gewann auch 2019 jene Etappe mit Start und Ziel in Krakau, die er auch 2018 schon für sich verbuchen konnte. Im Massensprint hatte der deutsche Radrennfahrer die meiste Kraft in den Beinen und setzte sich vor Fernando Gaviria (UAE – Team Emirates) und Fabio Jacobsen durch. Eine dreiköpfige Ausreißergruppe des Tages wurde stets an der kurzen Leine gehalten und konnte sich nie weiter als 90 Sekunden absetzen. Jedoch gelang es einem der Ausreißer, Charles Planet (Novo Nordisk), all die kleinen Bergwertungen des Tages für sich zu behaupten.

Auch Etappe Nummer zwei endete im zu erwartenden Massensprint. Weniger vorhersehbar war der Gewinner: Luka Mezgec (Mitchelton Scott) setzte sich überraschend im Sprint bergab in Kattowitz durch. Hinter ihm Gaviria und Pascal Ackermann, der dadurch sowohl seine Punktewertung als auch das Trikot des Gesamtführenden verteidigen konnte. Wieder war Charles Planet mit einem anderen Ausreißer vornweg unterwegs, um sich Punkte für die Bergwertung zu sichern.

Bjorg Lambrecht verstirbt nach Unfall

In Etappe drei kam es dann zu einer Tragödie, für welche die Polen-Rundfahrt 2019 noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Nach knapp 50 gefahrenen Kilometern verunglückte Bjorg Lambrecht (Lotto Soudal) schwer. Auf der regennassen Fahrbahn wich er auf gerader Strecke einem Sturz vor sich aus, geriet dabei in den Graben und schlug hart gegen einen Abwasserkanal aus Beton. Unmittelbar war klar, dass hier eine ernste Verletzung vorlag, da Maßnahmen zur Reanimation eingeleitet wurden und der Abtransport via Helikopter als zu gefährlich befunden wurde.

Pascal Ackermann gewann später den Sprint am grünen Tisch, da sich Fabio Jacobsen, wie auch via Video festgehalten wurde, einen ungerechten Vorteil im Sprint verschafft hatte, als er einen anderen Fahrer beiseite drückte. Pascal Ackermann, zuvor Zweiter wurde als Sieger anerkannt. Doch das nur eine Randnotiz. Denn zum Ende der Etappe wurde klar, dass das Schlimmste eingetreten war: Der Belgier Bjorg Lambrecht war im Alter von 22 Jahren auf dem Operationstisch verstorben. Ein abermaliger Todesfall, der gnadenlos an die intrinsischen Gefahren des Radsports erinnerte.

Lotto Soudal fährt weiter

Etappe vier wurde gekürzt und in der Wertung neutralisiert. Hier trauerte das Peloton um den tags zuvor verstorbenen, talentierten Nachwuchsfahrer aus Belgien. Sportlicher Wettstreit stand verständlicherweise nicht auf dem Plan. Bei Kilometer 48 hielt das Peloton und legte eine Gedenkminute ein. Bei der Zielgeraden fuhren die anderen sechs Fahrer von Lotto Soudal vorneweg und standen dann eingereiht an der Ziellinie. Abermals um ihrem Sports-Kameraden Bjorg Lambrecht zu gedenken. In Würdigung der Umstände verkündete die Rennleitung der Polen-Rundfahrt 2019, dass für den Rest der Veranstaltung auf alle üblichen Feierlichkeiten im Rahmen der Siegerehrungen verzichtet werden würde.

Zur fünften Etappe trat das Team von Lotto Soudal wieder an. Diese Entscheidung war den Fahrern überlassen und von ihnen getroffen worden. Wohl auch als eine sportliche Ehrung an ihren so prompt und tragisch entrissenen Mannschaftskameraden griffen mehre Lotto Soudal Fahrer immer wieder an und drängten das Feld so zur Hektik. Das Ganze in einer Etappe, die vom Profil her ohnehin nicht leicht war für Pascal Ackermann. Doch der deutsche Sprinter verstand es gut, vorne auf Tuchfühlung zu bleiben, auch wenn er im Sprint-Finale bergauf zu abgekämpft war, um eine Rolle zu spielen. Tatsächlich gewann wieder der Slowene Luka Mezgec! Seit 2014 hatte er keinen World Tour Sieg mehr gehabt. Doch bei dieser Polen-Rundfahrt gelangen ihm gleich zwei!

 

 

Entscheidung an den letzten beiden Tagen

Wie zu erwarten war, veränderte sich das Gesamt-Klassement drastisch in Etappe sechs. Denn nun standen viele anspruchsvolle Anstiege an, sodass die Sprinter wieder die zweite Geige spielten. Eine Ausreißergruppe um den deutschen Radrennfahrer Simon Geschke (CCC) fuhr vorneweg, wurde aber schließlich gestellt. In der sich stetig ausdünnenden Gruppe um die Favoriten auf den Gesamtsieg attackiere Ben Swift (Team Ineos). Zwar konnte ihn diese Attacke nicht zum erhofften Etappensieg führen, aber dafür verschaffte sie zwei seiner Teamkameraden, Tao Geoghegan Hart und Pavel Sivakov, ein wenig Gelegenheit, sich zu schonen.

So hatte Pavel Siwakow auch noch genug Pfeile im Köcher, um mit Jai Hindley (Team Sunweb) und Jonas Vingegaard (Team Jumbo-Visma) mitzugehen, die sich als die stärksten in der Favoriten-Gruppe herauskristallisierten. Im Sprint zwischen den Dreien siegte der Däne Jonas Vingegaard und übernahm knapp die Führung. Das Gesamt-Klassement im Anschluss an diese Etappe nicht wiederzuerkennen!

Simon Geschke erobert das Bergtrikot

Zum Start der siebten und letzten Etappe trennten die Top 17 Fahrer gerade einmal 60 Sekunden. Dieser Umstand und ein Etappenprofil, das starken Punchern entgegenkam, stellte einen intensiven Tag in Aussicht. Und so erwies es sich vom Start weg. Denn bereits in der ersten Ausreißergruppe des Tages, 14 Mann stark, fand sich Matej Mohoric, der die Etappe später für sich entscheiden sollte. Durch die knappen Abstände wurde zwischenzeitig der in der Ausreißergruppe ebenfalls fahrende Carl Fredrik Hagen (Lotto Soudal) zum virtuellen Anführer des Gesamt-Klassements.

57 Kilometer vor dem Ziel war Mohoric nicht mehr einverstanden mit dem Tempo in der Ausreißergruppe und ging solo zum Etappensieg davon. Die restliche Ausreißergruppe zersplitterte hinter ihm. Indes arbeitete Team INEOS hart im Feld, um den strauchelnden Jonas Vingegaard abzukämpfen. Dies gelang 40 Kilometer vor dem Ziel und die Tür war nun aufgestoßen für Team INEOS, einen eigenen Mann an der Spitze zu etablieren. Und so verstanden sie es, alle relevanten Rivalen um den Gesamtsieg hinter Pavel Siwakow zu halten. Mohoric nahm zwar denn Etappensieg, doch Sivakov konnte den Gesamtsieg für sich verbuchen.

Team INEOS gewann überdies die Teamwertung. Die Sprinter-Krone ging an Frankreichs Marc Sarreau, da Pascal Ackermann das Rennen zwischenzeitig abgebrochen hatte, um bei den Euromeisterschaften als Team-Kapitän anzutreten. Dafür konnte Simon Geschke bei diesem Radrennen Deutschland in der Endwertung respektabel vertreten. Denn er gewann durch seinen hohen Aufwand, insbesondere am vorletzten Aktionstag, die Bergwertung. Als kämpferischer, aktivster Fahrer wurde Charles Planet anerkannt.

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