Tevin Farmer weiterhin IBF-Weltmeister nach Sieg über Iren Jono Carroll
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Box News aktuell: Zur für Boxverhältnisse eher unorthodoxen Zeit des Freitagabends (bzw. in der Nacht von Freitag auf Samstag aus deutscher Sicht) wurde ein Boxabend aus dem Liacouras Center in Philadelphia geboten, der drei übertragene Kämpfe umfasste. Philadelphia gewissermaßen ein Mekka des Boxens in den Staaten. Kamen doch bereits über 50 Weltmeister gebürtig aus eben dieser Stadt.
Pünktlich zum St. Patrick‘s Day Wochenende standen auch zwei irische Boxer/innen mit auf der Matchcard. Eine davon: Katie Taylor, die sich ihren dritten Weltmeistertitel verdienen wollte. Das Ganze im Boxen Live Stream auf DAZN.
Maciej Sulecki wackelt aber siegt
Den Anfang machte ein Kampf im Mittelgewicht um den vakanten WBO International Middleweight Gürtel über zehn Runden. Polens Maciej Sulecki (27-1) gegen Philadelphias Gabriel Rosado (24-1-1). Der Pole übernahm sogleich die Mitte. Prompt in Runde eins setzte es einen Niederschlag gegen Rosado. Ein rechter Haken traf genau aufs Ohr, als Rosado im Abtauchen begriffen war. Sulecki setzte nach, ohne etwas zu überstürzen. Jedoch hatte er jetzt Rosados ungeteilte Aufmerksamkeit, der sich seinen Auftritt vor heimischer Kulisse so gewiss nicht vorgestellt hatte. Rosado überstand die Erste, war aber voll damit beschäftigt, sich über Wasser zu halten.
Auch in der Zweiten wirkte Sulecki besser. Er kontrollierte das Geschehen aus der Mitte. Insbesondere mit seiner Führhand. Rosado hatte die Hände oftmals aufreizend weit unten und ließ sich überdies zu oft in den Seilen und Ecken stellen. Dasselbe Schema auch in Runde drei, wobei Rosado sich an den Seilen jedoch noch teilweise mit guten Meidbewegungen retten konnte. Dennoch war die Trefferquote klar bei Maciej Sulecki. Insbesondere weil Rosado selbst nicht viel unterbrachte. In der Vierten fand Rosado etwas besser in den Kampf, indem er aggressiv nach vorne ging. Allerdings wurde er weiterhin recht oft getroffen. Rosado kam nun über den Willen. Die vierte Runde enger als die Drei zuvor, die allesamt bei Sulecki waren. In der Fünften verfiel Gabriel Rosado wieder zunächst in den Trott der ersten drei Runden. Wann immer Gabriel Rosado sich nach hinten drängen ließ, sah er schlecht aus. Zwar besann er sich im Laufe der Runde etwas und ging wieder mehr nach vorne, doch Sulecki war einfach präziser in seinen Aktionen.
Gabriel Rosado mit starker Schlussoffensive
Auch in Runde sechs änderte sich an der Überlegenheit von Sulecki nichts. Rosado zwar beherzt und mit Nehmerqualitäten. Möglicherweise auch mit dem höheren Arbeitspensum. Aber Sulecki einfach viel präziser. Der Pole landete wesentlich mehr Wirkungstreffer. Ab Runde sieben versuchte Rosado dann, mit kleinen Gemeinheiten den Kampf wild zu machen. Ein Kinnhaken im Break nach dem Clinch sowie eine latent späte Faust nach Ende der Runde zog der Heimkämpfer zu diesem Zweck aus dem Hut. Kaum dass Rosado in Runde acht Mal eine gute Kombination landete, kam prompt die Antwort in Form des zweiten Niederschlags gegen Rosado. Rosado gab sich zwar demonstrativ unbeeindruckt, war aber nun meilenweit hinten.
Einem Ansturm in der Ecke widerstand Rosado jedoch mit guten Meidbewegungen. In der Neunten wurde die Arena dann zum Tollhaus! Rosado mit zwei Niederschlägen! Eine rechte Gerade fällte Sulecki zum ersten Mal. Unmittelbar danach Rosado mit einem wütenden Ansturm, der im zweiten Niederschlag resultierte. Runde zehn nun unter dramatischen Vorzeichen! Rosado schmiss in Runde zehn noch mal alles rein. Sulecki hatte alle Hände voll damit zu tun, sich den Angriffen von Rosado zu erwehren, der nun noch mal unverhofft Oberwasser hatte. Sulecki überlebt und konnte schließlich die Punktentscheidung einfahren. Trotz des starken Schlussakkords, den Rosado in den letzten zwei Runden setzen konnte, war die Überlegenheit des Polen zuvor einfach zu deutlich gewesen.
Katie Taylor holt Titel Numero drei
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Danach stand Frauenboxen an. Der Co-Main Event sah ein Aufeinandertreffen zweier Weltmeisterinnen im Leichtgewicht der Frauen. Brasiliens Rose Volante (14-0/WBO Weltmeisterin) gegen Irlands Katie Taylor (12-0/IBF und WBA Weltmeisterin). Der Kampf auf zehn Runden á zwei Minuten angesetzt. Alle drei Weltmeistertitel auf dem Spiel zwischen diesen beiden ungeschlagenen Boxerinnen. Volante übernahm früh die Mitte und ging nach vorne. Doch Taylor hielt während eines Schlagabtauschs voll dagegen und hatte das bessere Ende für sich. Niederschlag! Doch Volante berappelte sich schnell und konnte die Schlagwirkung wieder gut abschütteln. In Runde zwei präsentierte sich die Brasilianerin gut regeneriert und ging nach vorne. Eine ungewohnte Rolle für Taylor, die sonst ihrerseits meist die Ringmitte in ihren Kämpfen innehatte. In Runde drei ging Volante weiter nach vorne. Der Hand-Speed und die Kombinationen jedoch eher aufseiten von Taylor. Taylor erhöhte in Runde vier das Volumen. Volante ging zwar wieder mehr nach vorne, kassierte aber deutlich mehr. In Runde fünf landete Taylor dann die wohl klarsten Treffer des Kampfes. Auch wenn Taylor wieder so ein wenig in den Kopfgeldjägermodus überging und kaum zum Körper arbeitete. Doch die Athletik und Technik waren bei ihr klar überlegen.
Auch Runde sechs klar bei Taylor, die hier mit ihren schnellen Händen dominierte. Runde sieben bot mehr vom Selben. Volante war klar gezeichnet. In Runde acht feuerte Taylor sogleich aus allen Rohren. Doch Volante blieb standhaft. Jedoch erwies auch sie sich als eine gefühlte Klasse schlechter als Taylor. Hier zeigte sich, dass Katie Taylor wohl immer noch auf ihr erste ebenbürtige Gegnerin im Profibereich warten musste. Etwas unschön war dennoch, wie der Kampf dann endete. In der Neunten kam es zu einem unbeabsichtigten Kopfstoß, der eine blutige Platzwunde auf der Nase von Volante hervorbrachte. Der Ringrichter brach daraufhin den Kampf ab. TKO für Taylor! Zwar war Taylor hier zweifelsohne dominant gewesen, doch das TKO schien über das Knie gebrochen, um hier den Katie Taylor Hype Train zu befeuern. Volante protestierte auch. Sie war zwar am Verlieren gewesen und schien überfordert. Jedoch war sie mitnichten am Rande des Knockouts gewesen. Dadurch wirkte das TKO etwas gebastelt. Nach dem Kampf kündigte Taylor an, nun auch noch den vierten Titel ins Auge zu fassen.
Tevin Farmer verteidigt seinen Titel klar
Im letzten Boxkampf des Abends musste Philadelphias Tevin Farmer (28-4-1) seinen IBF-Weltmeistertitel im Superfedergewicht gegen Irlands Jono Carroll (16-0-1) verteidigen. Für Tevin Farmer war es die dritte Titelverteidigung in nur fünf Monaten. Die erste Runde noch sehr vom Abtasten geprägt. Beide Kämpfer Rechtsausleger. In der Zweiten legte Carroll ein hohes Pensum an den Tag. Insbesondere zum Körper von Farmer arbeitete er intensiv mit Körpertreffern. Carroll nahm diese zweite Runde. Runde drei wurde dann richtig munter. Beide lehnten Schulter an Schulter und tauschten quasi über die ganze Runde hinweg einen intensiven In-Fight aus. Farmer dabei mit den klareren, härteren Treffern. Carroll mit etwas mehr Volumen. Allerdings schien es so, als ob Farmer seinen Groove fand. Runde vier anfangs wieder etwas offener. Doch sobald es wieder Schulter an Schulter ging, war Farmer der akkuratere Boxer. Mit einer schönen Kombination am Ende sicherte sich Farmer wohl knapp diese vierte Runde. In der Fünften war es wieder fast In-Fight pur. Carroll, ganz der Arbeiter, kam wieder über das Volumen. Doch gerade wenn es gegen den Kopf ging, waren wieder die klareren Treffer bei Farmer, der seinerseits den Schlägen zum Kopf seitens Carrolls gute Ausweichmanöver entgegenhielt. Runde sechs dann die bisher beste von Farmer, der hier die Kontrolle übernahm. Er landete oft zum Kopf, insbesondere weil Carroll ohne Führhand nach vorne ging. Auch die Hände von Carroll timte Farmer nun besser, sodass er vielen Versuchen mit seinen klasse Meidbewegungen entgehen konnte.
Runde sieben war wieder viel im In-Fight unterwegs. Carroll zwar nach wie vor mit starkem Output, aber nicht sehr variantenreich. Auch schien nicht viel in seinen Körpertreffern zu stecken, denn Tevin Farmer schien soweit nicht beeinflusst. Farmer nach wie vor mit den besseren Wirkungstreffern. In Runde acht marschierte Farmer weiter davon. Carroll schlug nun vermehrt fehl, da Farmers Defensive nach wie vor großartig war. Das Volumen von Carroll nun auch nicht mehr ganz so hoch. Überdies waren die Treffer von Carroll ohne sichtbare Konsequenz. Carroll, der mit drei KOs nicht gerade für seine Schlagkraft bekannt war, brachte nicht viel Power mit. Die zunehmende Müdigkeit dürfte da nicht geholfen haben. In diesem Sinne konnte Farmer auch die restlichen Runden dominieren. Das Volumen von Carroll baute ab und seiner Hände erfuhren keinen Respekt von Farmer. Gegen Ende der Elften hatte er Carroll am Rande des Knockouts. In der Zwölften gaben beide im In-Fight noch mal Gas. So konnte sich Carroll mit Anstand verabschieden. Aber am Ende konnte es am Punktsieg für Farmer kaum Zweifel geben.