Saison 1972/73: Trainerentlassung von Klaus-Dieter Ochs beim Hamburger SV
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Anfang der 1970er Jahre saß mit Klaus-Dieter Ochs ein äußerst junger Trainer beim Hamburger SV auf der Bank. Drei Jahre betreute der junge Ochs die Rothosen, ehe er nach der Saison 1972/73 und dem Fast-Abstieg entlassen wurde. Wie es zu der Trainerentlassung von Klaus-Dieter Ochs beim HSV kam und welche Rolle Sturmlegende Uwe Seeler spielte, verrät Sport-90 in diesem Rückblick.
1968 hatte der Hamburger SV Klaus-Dieter Ochs, der zuvor bei Borussia Dortmund als Jugendtrainer tätig war, als Verantwortlichen für die Amateurabteilung an die Alster gelotst. Unter dem wachsamen Auge des technischen Direktors Georg Knöpfle kümmerte sich Ochs um den Nachwuchs der Rothosen. Doch für Ochs sollte es schnell bergauf gehen.
1970: Ochs folgt auf Knöpfle - HSV-Generationswechsel auf Trainerbank
Denn im April 1969 wurde erst Knöpfle nach der Trainerentlassung von Kurt Koch neuer Cheftrainer der Hamburger, der seinerseits nach zwei Jahren als fast 66-Jährige aus Altersgründen seinen Rücktritt erklärte. Nachfolger von „Schorsch“ Knöpfle zur Saison 1970/71 wurde der 36 Jahre jüngere Klaus-Dieter Ochs. Ein Generationswechsel par excellence.
Ochs war bei seiner Inthronisierung 30 Jahre jung. Und für den unerfahrenen Fußballlehrer war der HSV-Cheftrainerposten nicht nur die erste Trainerstation in der Bundesliga, sondern zugleich war der Trainer-Youngster auch erstmals für eine Profimannschaft verantwortlich. Und auf Klaus-Dieter Ochs sollte im Volksparkstadion eine große Herausforderung warten.
1970/71: 5. Platz! Klaus-Dieter Ochs holt beste HSV-Platzierung
So wurde Ochs zusammen mit dem Talentspäher Gerhard Heid mit dem fälligen Kaderumbruch betraut. Der HSV hatte mit Uwe Seeler, Willi Schulz oder Gert Dörfel einige „Altstars“ in seinen Reihen, die allesamt älter als der neue HSV-Trainer Klaus-Dieter Ochs waren. Mittelfristig sollte die Mannschaft verjüngt werden. Und ganz nebenbei auch noch sportlich zufriedenstellende Ergebnisse abliefern. Zumal der HSV die Saison 1969/70 als Sechster beendete.
Klaus-Dieter Ochs meisterte die Aufgabe zunächst mit Bravour. Denn in der ersten Spielzeit unter seiner Leitung führte der gebürtige Bochumer den HSV in der Bundesliga auf den 5. Platz. Besser hatte der Hamburger SV noch nie eine Bundesliga-Runde beendet. Am Ende hatten die Rothosen eine Bilanz von 13 Siegen, 11 Remis und 10 Niederlagen, in der Endabrechnung mit 37:31 Punkten aber einen deutlichen Rückstand auf Meister Gladbach (50:18) und Vizemeister FC Bayern (48:20).
Kurioser Hamburger SV: Als Schießbude zur Top-Platzierung
Bemerkenswert: Der HSV erreichte seine beste Platzierung trotz extrem löchriger Abwehr. 1970/71 gehörten die Hamburger mit 63 Gegentreffern zu den Schießbuden der Liga, kassierten unter ihrem neuen Coach Ochs drei heftige Abreibungen im Saisonverlauf. Gleich im September 1970 setzte es eine 1:8-Klatsche gegen Rot-Weiß Oberhausen, außerdem wurden beide Duelle gegen die Bayern deutlich mit 1:5 und 2:6 verloren.
Die 63 Gegentore in dieser Saison waren neuer Negativrekord für den HSV in der Bundesliga. Umso kurioser, dass man mit Platz 5 die beste Platzierung der noch jungen Bundesligageschichte bejubeln konnte.
1971/72: HSV-Trainer Ochs landet mit Rothosen im Mittelfeld
Doch an das gute Abschneiden seiner ersten Saison konnte Klaus-Dieter Ochs in seiner zweiten Spielzeit als HSV-Trainer nicht anknüpfen. Zwar impfte er seiner Mannschaft ein besseres Abwehrverhalten ein (52 Gegentore). Aber mehr als ein Platz im gesicherten Mittelfeld in der finalen Bundesliga Tabelle 1971/72 sprang nicht heraus.
Der Hamburger SV wurde mit 33:35 Punkten Zehnter und lag damit fernab von Gut und Böse. In der Bundesliga-Spielzeit setzte es für die Ochs-Elf mehr Niederlagen (14) als Siege (13). Und auf internationalem Terrain war ebenfalls frühzeitig Schluss. Der HSV schied in der zweiten Runde des Messe-Pokal (Vorläufer des Uefa-Pokal) in der 2. Runde gegen Dinamo Zagreb aus.
Klaus-Dieter Ochs installiert HSV-Talente Kaltz, Kargus & Memering
Dennoch: Die HSV-Verantwortlichen hielten an Trainer Klaus-Dieter Ochs fest. Wohl auch im Wissen, dass Ochs der Mannschaft einer Verjüngungskur unterziehen musste, was mit einem einkalkulierten Leistungsabfall einherging.
Mit Torwart Rudi Kargus sowie der späteren HSV-Ikone Manfred Kaltz und Caspar Memering fanden 1971/72 aber gleich drei 18-jährige Talente unter Klaus-Dieter Ochs den Weg in die erste Mannschaft, an denen die Rothosen in den kommenden Jahren noch reichlich Freude haben sollte und somit vom guten Gespür von Ochs für junge, talentierte Spieler profitierte.
1972: Nach Seeler-Abschied - Trainer Ochs erlebt heftigen HSV-Absturz
Als aber im Sommer 1972 mit Torjäger Uwe Seeler und Abwehrchef Jürgen Kurbjuhn ihre Karrieren beendeten und damit gleich zwei absolute Säulen der HSV-Elf wegbrachen, ging es mit den Norddeutschen bergab. Und das ist noch glimpflich ausgedrückt. Der Hamburger SV stürzte in der Saison 1972/73, in der von Ochs mit Peter Hidien und Peter Krobbach zwei weitere Talente in die Profis eingebaut wurden, regelrecht ab.
Zum Auftakt setzte es gleich vier Niederlagen gegen Eintracht Frankfurt, Gladbach, Stuttgart und den MSV Duisburg. Den ersten Saisonsieg gab es erst am 9. Spieltag. Der HSV besiegte als Schlusslicht den VfL Bochum knapp mit 2:1. Nur einer von zwei Siegen in der gesamten Hinrunde, denen nicht weniger als zehn Niederlagen (5 Remis) gegenüberstanden. Die Rothosen überwinterten als Tabellenletzter und stellten zudem die schwächste Offensive (9 Tore) und Defensive (25 Gegentore).
Nach Horror-Hinrunde: Klaus-Dieter Ochs schafft beim HSV die Wende
Der Hamburger SV steckte tief im Abstiegssumpf. Trotz der Katastrophen-Hinrunde blieb Klaus-Dieter Ochs weiter Trainer. Das Festhalten an Ochs sollte sich letztendlich auszahlen. Denn in der Rückrunde der Saison 1972/73 fand der HSV deutlich besser in die Spur. Zwischen dem 23. bis 31. Spieltag verlor Hamburg einzig sein Gastspiel in München.
Mit einer Serie von drei Siegen in Folge (29. bis 31. Spieltag) gegen die direkten Abstiegskonkurrenten RW Oberhausen (6:0), Werder Bremen (4:1) und Eintracht Braunschweig (1:0) glückte der Ochs-Truppe der Befreiungsschlag im Tabellenkeller und man verbesserte sich zwischenzeitlich auf den 12. Platz.
Nach Klassenerhalt 1973: HSV entlässt Ochs, Kuno Klötzer neuer Trainer
Letztendlich konnte Klaus-Dieter Ochs den ersten Bundesliga-Abstieg mit dem Hamburger SV erfolgreich verhindern und man belegte mit 3 Punkte Vorsprung auf den ersten Absteiger Braunschweig den 14. Platz in der Schlusstabelle. Am Ende sollte sich die mannschaftliche Neuausrichtung schwieriger als erwartet erweisen.
Der HSV kam mit einem blauen Auge davon. Nicht aber Klaus-Dieter Ochs. Nach der Saison kam es zur Trainerentlassung des jungen Übungsleiters. Nachfolger von Ochs wurde Kuno Klötzer, der mit den Rothosen in die erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte aufbrach.
Klaus-Dieter Ochs: Trainer-Karriere mit 35 beendet, danach Lehrer in Dortmund
Für Ochs sollte der Hamburger SV hingegen die erste und letzte Trainerstation in der Bundesliga bleiben. Von 1973 bis 1975 betreute Ochs noch den Zweitligisten VfL Osnabrück, beendete aber danach im Alter von 35 Jahren seine Trainerkarriere. Klaus-Dieter Ochs kehrte dem professionelle Fußballgeschäft gänzlich den Rücken.
Er fing wieder an zu studieren und wurde Lehrer für Sport und Religion. Ochs unterrichtete ab Anfang der 1980er Jahre in Dortmund und verabschiedete sich 2002 in den Ruhestand, den er sehr zurückgezogen verbrachte. Im Juni 2015 verstarb der ehemalige HSV-Trainer Klaus-Dieter Ochs im Alter von 75 Jahren in Bochum.