Alle Meister der DDR im Frauenfußball in einer Liste

DDR-Frauenmeister im Fußball Übersicht

Bildquelle: Nicht bekannt [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

In der DDR wurde zwischen 1978/79 bis zur Saison 1990/91 und der deutschen Wiedervereinigung auch im Frauenfußball der Meister ermittelt. Und zwar in unterschiedlichen Formen. Angefangen von einem Meisterschaftsturnier über Meisterschaftsendspiele bis hin zu einer eingleisigen Liga. Mit sechs gewonnenen Titeln ist die BSG Turbine Potsdam Rekordmeister im DDR-Frauenfußball. Sport-90 präsentiert alle Titelträger in einer Liste.

Im Gegensatz zur Bundesrepublik war Frauenfußball in der ehemaligen DDR nicht verboten. Und gemäß historischen Überlieferungen spielten schon Ende der 1950er Jahre Frauen in der DDR Fußball. Doch von einem organisierten Spielbetrieb mit Ligensystem und klassischer Meisterschaft konnte in den ersten Jahren keine Rede sein.

Nicht olympisch - keine Förderung für Frauenfußball in der DDR

Zwar war das Interesse in der Öffentlichkeit durchaus vorhanden, doch eine Förderung von Verbandsseite genoss der Frauenfußball in der DDR nicht. Schließlich war Frauenfußball zu jener Zeit keine olympische Disziplin und besaß daher auch kein staatliches Renommee. Diese Tatsache führte wiederum dazu, dass der Sport nicht als Leistungssport gefördert wurde. Wie viele andere nicht-olympische Sportarten lief der Frauenfußball in der DDR mehr oder weniger nebenher und pflegte ein Schattendasein.

1968 wurde Frauenfußball vom Deutschen Fußballverband der DDR (DFV) zwar integriert, doch vorerst wurden lediglich auf Bezirksebene regionale Wettbewerbe ausgetragen. Daher gab es auch keinen „echten“ DDR-Meister. Das sollte sich aber Ende der 1970er Jahre ändern.

Übersicht aller Meister im Frauenfußball der DDR

 

SaisonMeister
1978/1979Motor Mitte Karl-Marx-Stadt
1979/1980BSG Wismut Karl-Marx-Stadt
1980/1981BSG Turbine Potsdam
1981/1982BSG Turbine Potsdam
1982/1983BSG Turbine Potsdam
1983/1984BSG Motor Halle
1984/1985BSG Turbine Potsdam
1985/1986BSG Turbine Potsdam
1986/1987BSG Rotation Schlema
1987/1988BSG Rotation Schlema
1988/1989BSG Turbine Potsdam
1989/1990BSG Post Rostock
1990/1991Uni SV Jena

 

1979: Motor Mitte Karl-Marx-Stadt erster DDR-Frauenmeister

Denn ab 1979 gab es in der DDR eine Art Meisterschaftsturnier. Ein überregionaler Wettbewerb, der unter der Bezeichnung Bestenermittlung lief und ausgetragen wurde und bis 1984 Bestand hatte. Die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften belief sich beim ersten Meisterschaftsturnier auf vier, bei den folgenden fünf Turnierausgaben waren fünf Mannschaften am Start. Die Teilnehmer wurde ähnlich einer Vorrunde durch Ausscheidungsturniere in den verschiedenen DDR-Bezirken ermittelt.

Erster Titelträger und somit erster Meister im DDR-Frauenfußball wurde die BSG Motor Mitte Karl-Marx-Stadt. Die Mannschaft konnte während der Endrunde, die im Modus „Jeder-gegen-jeden“ mit einer Spielzeit von zweimal 20 Minuten ausgetragen wurde, alle ihre drei Partien gewinnen.

BSG Turbine Potsdam: Titel-Hattrick zwischen 1981 bis 1983

1980 triumphierte die BSG Wismut Karl-Marx-Stadt, dem Vorgängerverein des heutigen Chemnitzer FC. Bei der zweiten Bestenermittlung umfasste das Teilnehmerfeld wie erwähnt fünf statt vier Mannschaften.

In den folgenden Jahren dominierte die BSG Turbine Potsdam, die später als 1. FFC Turbine Potsdam nach der Wiedervereinigung auch auf gesamtdeutscher und internationaler Bühne große Erfolge feierte. Erfolgstrainer Bernd Schröder führte Turbine 1981, 1982 und 1983 dreimal in Folge zur DDR-Meisterschaft im Frauenfußball. Die Überlegenheit der Potsdamerin zeigte sich auch beim Meisterschaftsturnier. Auf dem Weg zum Titel-Hattrick hatte Turbine insgesamt elf der zwölf Spiele gewonnen (1 Unentschieden) und dabei 29:1 Tore erzielt!

BSG Motor Halle: 1984 - Letzter DDR-Meister durch Bestenermittlung

1984 nahm die Erfolgsserie der BSG Turbine Potsdam ein Ende. Die BSG Motor Halle setzte sich bei der letzten Ausgabe der Bestenermittlung durch und schubste Potsdam vom Thron. Doch der Titelgewinn war denkbar knapp. Am Ende entschied lediglich das bessere Torverhältnis von Motor Halle die Meisterschaft und das punktgleiche (5:3) Turbine Potsdam und Rotation Schlema schauten in die Röhre.

 

 

Danach wurde der Modus zur Ermittlung des DDR-Meisters im Frauenfußball verändert und das Meisterschaftsturnier bzw. die Bestenermittlung abgelöst. Zwischen 198 bis 1990 gab es ein Meisterschaftsendspiel zwischen zwei Mannschaften. Die Finalisten wurden zunächst (1985 - 1987) über ein Turnier, anschließend (1988 - 1990) durch zwei Ligen ermittelt.

DDR-Meister: Turbine Potsdam triumphiert 1985 &1986

1985 und 1986 konnte sich erneut die BSG Turbine Potsdam zum DDR-Meister im Frauenfußball aufschwingen. Im ersten Endspiel setzte sich der Favorit mit 2:0 gegen Wismut Karl-Marx-Stadt durch, im Folgejahr behielt Turbine mit 4:1 über Motor Halle die Oberhand. 1987 taucht mit der BSG Rotation Schlema ein neuer Name in der Liste aller Meister im DDR-Frauenfußball auf. Schlema, aus denen später Wismut Aue wurde und die seit 1993 als FC Erzgebirge Aue bekannt sind, behielt im Meisterschaftsendspiel gegen Wismut Karl-Marx-Stadt die Oberhand.

Zur Saison 1986/87 wurde im DDR-Frauenfußball eine zweigleisige Liga (Nord und Süd) eingeführt, was eine Leistungskonzentration zur Folge hat. Die beiden Staffelsieger trugen das Finale aus. Nicht die einzige Neuerung. Denn statt einem Endspiel auf neutralem Boden gab es nun Hin- und Rückspiel, wobei jede Mannschaft einmal Heimrecht im eigenen Stadion hatte.

Packende Meisterschafts-Duelle zwischen Turbine & Rotation Schlema

1988 konnte Rotation Schlema ihren Titel erfolgreich verteidigen. Endspielgegner Turbine Potsdam wurde knapp in die Schranken gewiesen. Eine 1:3-Pleite in Potsdam drehte Schlema im Rückspiel vor heimischer Kulisse und siegte mit 3:0. 1989 kam es zur Neuauflage des Finals, diesmal mit dem besseren Ende für Turbine Potsdam. Und wieder war es eine enge Kiste. Nach der 2:3-Hinspielniederlage triumphierte Potsdam im Rückspiel im eigenen Stadion mit 3:1. Die Revanche für das verlorene Finale war geglückt und der sechste und zugleich letzte Titel als DDR-Frauenmeister perfekt!

Das Meisterschaftsendspiel 1990 war dagegen eine einseitige Angelegenheit. Hier standen sich die BSG Post Rostock und BSG Wismut Chemnitz gegenüber. Rostock gewann beide Partien souverän (4:2, 6:1) und wurde erstmals DDR-Meister im Frauenfußball.

1991: USV Jena krönt sich zum letzten DDR-Frauenfußballmeister

Zur Saison 1990/91, die die letzte im DDR-Frauenfußball darstellte, wurde die Meisterschaft in einer Liga und somit auf ganz klassischer Art und Weise - wie aus der Bundesliga bekannt - ausgetragen. Die Oberliga der DDR umfasste zehn Mannschaften, wobei am Ende Uni SV Jena letzter ostdeutscher Frauenfußballmeister wurde.

Jena beendete die Spielzeit nach 18 Ligaspielen mit 31:5 Punkte (2-Punkte-Regel) und verwies die ehemaligen Titelträger FC Wismut Aue (ehemals Rotation Schlema/29:7), BSG Turbine Potsdam (29:7) sowie den amtierenden Meister Post Rostock (26:10) auf die Folgeplätze. Meister (Jena) und Vizemeister (Aue) qualifizierten sich übrigens zur nächsten Saison direkt für die nun gesamtdeutsche Frauen-Bundesliga.


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