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Kampfstarker und reif wirkender Zverev arbeitet sich ins Viertelfinale von Paris

Bildquelle: François GOGLINS CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die letzte Woche der French Open ist gestartet. Nachdem es gerade zu Beginn der beiden Hauptturniere so ausgesehen hatte, als sollten sich die deutschen Tennisprofis im Rekordtempo vom größten Sandplatzturnier des Jahres verabschieden, hat sich Alexander Zverev regelrecht in diese Abschlusswoche vorgebissen. Mit dem Viertelfinaleinzug durch den Erfolg mit 3:6, 6:2, 6.2 und 7:6 gegen den Italiener Fabio Fognini hat der Hamburger nicht nur sein bisher bestes Grand-Slam-Ergebnis aus dem Vorjahr an gleicher Stelle egalisiert.

Vielmehr hat der als großes spielerisches Talent geltende 22-Jährige taktische und kämpferische Eigenschaften an den Tag gelegt, den ein beträchtlicher Teil der Tenniswelt ihm so noch nicht zugetraut hatte. Schon in den Runden zuvor hatte Zverev nicht immer brilliert, sich jedoch durch die Durststrecken in seinen Matches gegen John Millman (Australien) und den Monte-Carlo-Finalisten Dušan Lajović (Serbien) gekämpft. Eben in Monte Carlo hatte Zverev zudem gegen den späteren Sieger Fognini noch glatt in zwei Sätzen verloren. Am Montag drehte er aber den Spieß auf dem Suzanne-Langlen-Court in Paris um, brachte vielmehr Fognini durch variantenreiches Tennis aus dem Konzept, als es dem Heißsporn aus Italien durch viele Mätzchen, Diskussionen und Schlägerwürfe umgekehrt zu gelingen vermochte. Zverev wirkte von Spiel zu Spiel souveräner.

Mit dem fünften Spiel im zweiten Satz kippt das komplette Match

Von einer ausgeglichenen Gemütslage Zverevs konnte indes im ersten Satz noch lange nicht die Rede sein. Er nutzte seine Breakchancen schlechter als sein ebenfalls wenig konstanter Gegenüber, schlug deutlich mehr Unforced Errors als Winner und servierte in seinen eigenen vier Aufschlagspielen fünf Doppelfehler. Da auch Zverevs erster Aufschlag noch zu selten kam und er über den zweiten Aufschlag mickrige 22 Prozent der Punkte gewann, war der Satzverlust mit einem Break weniger die logische Folge (3:6).

Entscheidend für Zverev dann das fünfte Spiel im zweiten Durchgang – der Wendepunkt des kompletten Matches. Viermal musste die Nummer 5 der Weltrangliste der Herren einen Breakball abwehren, insgesamt ging es satte achtmal über Einstand. Der Deutsche zog sichtlich Energie aus dem 3:2 für sich, breakte danach Fognini zweimal hintereinander zum 6:2-Satzgewinn. Auffallend im Vergleich zum ersten Durchgang nicht nur die deutlich verbesserten Aufschlagquoten, sondern vor allem der deutlich engere durchschnittliche Abstand, mit dem Zverev hinter seiner eigenen Grundlinie agieren und somit weit höheren Druck aufbauen konnte.

Zverev genügt ein einziges Minibreak im vierten Satz

Ähnlich konzentriert und abwechslungsreich spielte der Deutsche auch im dritten Abschnitt. Während Fognini andauernd mit so ziemlich allem haderte, was man auf einem Tennisplatz vorfinden kann, kam Zverev erneut auf eine Erstaufschlagquote von mehr als 70 Prozent. Sein erstes Service durch die Mitte war längst ein Garant, sein Grundlinienspiel mit großem Schlagrepertoire schwer zu berechnen, der Mittelweg zwischen aggressivem Netzspiel mit Serve and Volley und geduldigem Lauern auf Fogninis Fehler bei dessen Alles-oder-Nichts-Versuchen effizient.

 

 

Wieder setzte sich Zverev 6:2 durch, sodass er den kleinen Vorteil des zuerst Servierenden auch in den vierten Durchgang mitnehmen konnte. Hier steigerte sich sein inzwischen an der Wade bandagierter Gegner aber noch einmal zusehends, was beide ohne Aufschlagverlust bis in den Tiebreak führte. Hier genügte der deutschen Nummer 1 ein einziges Minibreak durch Fogninis Doppelfehler zum 4:2, um sich zum zweiten Mal in seiner Karriere für die letzten Acht in einem Grand-Slam-Turnier zu qualifizieren.

Nächster Gegner: Djokovic – der ließ Struff keine Chance

Im Viertelfinale wartet am Mittwoch allerdings eine sich derzeit fast unüberwindbar hoch aufbauende Mauer: Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic hat in seinen vier Turniermatches in Paris sämtliche zwölf Sätze gewonnen und im Achtelfinale die starke Vorstellung des Deutschen Jan-Lennard Struff eindrucksvoll gestoppt. Insbesondere im ersten Durchgang brillierte Struff mit Tennis im Weltklasse-Format, zwang mit starkem Angriffstennis den gleichfalls fehlerarmen Djokovic zu Beginn über sehr enge Aufschlagspiele. Die erste Mini-Schwäche bei Struffs Aufschlag genügte dem zu diesem Zeitpunkt einen Zauberschlag nach dem anderen auspackenden Serben letztlich, das entscheidende Break zum 5:3 zu erzielen.

Von da an fand Struff kaum noch ein Mittel, den granitfesten Auftritt Djokovics zu beeinträchtigen. In den Sätzen zwei und drei stand es jeweils schnell 4:0, den Rest spielte die Nummer 1 souverän herunter und gewährte erst beim Stand von 6:3, 6:2 und 5:2 seinem Kontrahenten den ersten und einzigen Breakball im gesamten Match, den dieser jedoch nicht nutzen konnte. Während Struff sich dennoch über ein gelungenes Turnier in Paris freuen kann, hat Djokovic dem Top-Favoriten und elfmaligen Gewinner der French Open, Rafael Nadal (Spanien), den Federhandschuh ins Gesicht geschleudert. Die beiden würden, sofern sie weiter so sicher ihre Partien gewinnen, im Finale von Roland Garros aufeinandertreffen.

Derweil haben sich zwei weitere Deutsche für das Viertelfinale qualifiziert. Gegen das an Nummer 4 gesetzte Doppel Marach/Pavic setzten sich Kevin Krawietz und Andreas Mies mit 2:1-Sätzen durch und stehen nun gegen die Kombination Tipsarevic/Lajovic im Viertelfinale.

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