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Tennis in Griechenland fast unbedeutsam - Tsitsipas löst Tennis-Boom aus

Bildquelle: Rob Keating from Canberra, Australia, Australia CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Mit dem letzten wichtigen Entscheid des Tennisjahres hatte Stefanos Tsitsipas nichts mehr zu tun. Der Davis Cup ging am Sonntag in seinem vollauf neuen Modus zu Ende, Favorit Spanien mit dem statistisch besten Spieler des Jahres, Rafael Nadal, gewann die Team-WM in der eigenen Hauptstadt. Für Tsitsipas war es schlicht unmöglich angesichts des Mangels konkurrenzfähiger Landsleute, überhaupt im 18 Teams großen Teilnehmerfeld zu stehen. Er ist in der Tennishistorie Griechenlands überhaupt der Einzige, der jemals unter den Top 100 in der Weltrangliste der Herren aufgetaucht war.

Und das aber dann gleich mit Volldampf: Auf Rang 15 in die Saison gestartet, hievte er sich mit seinem unerschrockenen Attacke-Tennis schnell in die Top 10, lieferte insbesondere auf Hartplätzen auch den Besten der Welt große Fights. Schließlich besiegte er sie – und wurde seinerseits Weltmeister: Mit 21 Jahren schaffte er das Gleiche wie der zu seinem Erfolg gleichaltrige Alexander Zverev 2018: Die prestigeträchtigen ATP Finals in London zu gewinnen, hatten dem griechischen Shootingstar nicht viele zugetraut. Noch nicht!

Tod nur um ein paar Atemzüge entkommen - Kampfeswille gestählt

Mit Rang sechs in der Weltrangliste, spätestens jedoch mit seinem Triumph in London hat sich Tsitsipas aus dem Reigen der Talente verabschiedet, gehört selbst zu den Tennisspielern, die zumindest in der Szene jeder kennt und zeitweise fürchtet. 2016 war das noch nicht der Fall. Als Bilderbuch-Talent gewann er eines der vielen Future-Turniere – angesiedelt in der Wertigkeit noch hinter den zweitklassigen Challengern. Zum Feiern hatte er mit einem Freund zusammen eine besondere Idee, eine beinahe tödliche.

Sie sprangen ins Meer, wurden aber schnell von dem knackigen Seegang überrascht und kamen buchstäblich in Atemnot. Ein, zwei Atemzüge sei er vom eigenen Ableben entfernt gewesen, berichtet Tsitsipas nun dem „Tennismagazin“. Aus ihrer höchsten Lebensgefahr wurden sie von Apostolos Tsitsipas gerettet, dem Vater des heutigen Weltmeisters. Schließlich betrachtet es Stefanos heute als Schlüsselerlebnis dafür, einen unbändigen Willen zum Kämpfen entwickelt zu haben. „Seit dem habe ich vor nichts Angst im Leben.“

Apostolos Betreuer und Vater einer der engsten Vertrauten

Und Apostolos ist nicht nur der Lebensretter und damit zum zweiten Male Lebensspender im noch jungen Dasein seines Sohnes auf diesem Planeten. Als Betreuer auf der ATP Tour steht er Stefanos sehr nahe, kennt ihn selbstredend wie seine eigene Westentasche und hat darüber hinaus den Vorteil, selbst ausgebildeter Tennistrainer zu sein. Stefanos weiß, was er an seinem Vater hat, an seinem kompletten sportlichen Stab im Hintergrund. „Es ist wichtig, Leute zu haben, die an dich glauben und deiner Spielweise vertrauen.“ Gleichwohl meinte der Grieche damit alle Unterstützer, von denen er keinen in der Stunde des Erfolges vergessen wollte.

 

 

Nicht zuletzt mental wird der ohnehin forsche und optimistische Tsitsipas von der Welle seiner begeisterten Anhänger getragen. Er spielt angriffsfreudiges Tennis auch in defensiven Situationen, in denen andere taktische Schläge wählen würden, um den Ballwechsel zu beruhigen. Tsitsipas sucht die Entscheidung, will den direkten Punkt, den schnellen Sieg. Das erklärt auch eine andere selbstbewusste Aussage: „Ich glaube, ich bin nah dran, zu einem Grand-Slam-Champion gekrönt zu werden.“ Er wisse, welch' saftigen Worte er da wählt, sei sich aber nun mal sicher, dass es ihm gelingen kann, die Federers, Nadals und Djokovics häufiger zu besiegen.

„Meine Idole von früher sind heute meine Rivalen. Es ist wie ein Traum, der in Erfüllung geht“

Zumindest was sein größtes Idol, Roger Federer, betrifft, ist ihm das im Halbfinale von London tatsächlich zum zweiten Mal 2019 gelungen. „Es ist schwer zu verarbeiten, dass ich so oft gegen ihn antreten kann. Jedes Spiel gegen ihn war die beste Lektion, die ich während eines Matches erfahren habe. Gegen meine Idole zu spielen ist verrückt. Meine Idole von früher sind heute meine Rivalen. Es ist wie ein Traum, der in gewisser Weise in Erfüllung geht. Es ist unglaublich“, so Tsitsipas vollblütig euphorisiert.

Seine positive Stimmung hat natürlich nebst ungeahnten Erfolgen für das griechische Sportvolk zu einer leicht ulkigen Situation geführt. Viele besitzen kein besonders großes Wissen von der zugegeben regeltechnisch nicht überkomplizierten Sportart. Doch die Griechen sind infiziert von den Erfolgen des jungen „Stefanos the Great“. Es ist ein regelrechter Boom ausgebrochen. Auch in entlegenen Dörfern würden Großväter plötzlich den Fernseher einschalten und seine Matches verfolgen, so Tsitsipas. „Menschen, die überhaupt keine Ahnung haben, wie Tennis funktioniert. Die Leute sind verrückt geworden“, sagte der zu jenem Zeitpunkt noch zukünftige WM-Champion im Rahmen der US Open.

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