Ergebnisse aus Magdeburg: Schwarz vs. Krstacic verkommt zur Lachnummer
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Da Boxen heute im Fernsehen ein rares Gut geworden ist, freut sich der deutsche Boxfan auf jede diesbezügliche Abwechslung. Gesagt, getan! Boxen Live bescherte SES Boxen aus dem Maritim Hotel in Magdeburg. Zu sehen gab es ein Sandwich bestehend aus drei Lagen “Boxen Schwergewicht“. Doch ehe dem sportlichen Geschehen im Ring Platz gemacht wurde, gab es noch einmal eine Ehrung für Markus Beyer, der im Dezember letzten Jahres leider viel zu früh verstorben war. Da er Teil des Teams beim MDR war, zollte man ihm hier noch einmal in aller Öffentlichkeit und eigener Sache zugleich Tribut mit einem Ringglocken-Salut, zu dem sich die ganze Halle im Andenken an den ehemaligen Champion erhob.
Sportlich gab es einen Kampf um die EBU-Schwergewichtskrone zwischen Agit Kabayel aus Deutschland und Andriy Rudenko aus der Ukraine zu sehen. Außerdem stand ein Kampf um den WBO Inter-Continental Titel im Schwergewicht zwischen Deutschlands Tom Schwarz und dem Kroaten Kristijan Krstacic an. Die Stimmung in der Halle von Anfang an lautstark und schwer involviert. Die Vorzeichen waren gut!
Kabayel verteidigt Titel gegen den zähen Rudenko
Los ging es live mit dem Hauptkampf des Abends, mit Andriy Rudenko (32-3) gegen Agit Kabayel (18-0). Kabayel war der Titelverteidiger und mit seinen 26 Lenzen neun Jahre jünger. Rudenko allerdings ein harter Knochen, der weder als Amateur noch als Profi einen Niederschlag hinnehmen musste. Eine Seltenheit für einen solchen Veteranen in den obersten Gewichtsklassen. Und tatsächlich wurde schnell klar, dass der Ukrainer nicht nur aus Spaß und guter Laune angereist war. Rudenko nahm die Mitte. Kabayel mobil im Außenbereich unterwegs. Wieder einmal zeigte er, dass er ein bewegliches, agiles Schwergewicht ist. Schon in den ersten beiden Runden konnte beide Kontrahenten gute, harte Hände austauschen. Kabayel kam über mehr Volumen, doch Rudenko der augenscheinliche Aggressor. Da auch Kabayel für Nehmerqualitäten bekannt war, konnte man hier von einem Kampf ausgehen, der weit in die Distanz reichen würde, wenn nicht gar klar bis zur Schlussglocke. Auch das keine Selbstverständlichkeit im Schwergewicht.
Beide Kontrahenten investierten früh in Körpertreffer. Die ersten Runden extrem eng. Runde eins und zwei wohl über das Volumen bei Kabayel. Doch in Runde drei sah der Ukrainer, der weiterhin über die Mitte kam, etwas besser aus. In Runde vier startete Rudenko ebenfalls mit Oberwasser. Doch Kabayel wurde langsam munter und landete im Nahbereich sowie aus der Distanz einige schwere Treffer. Auch seine Führhand grub immer wieder zum Körper. Rudenko selbst konnte seine Führhand nicht so wirklich etablieren. Er arbeitete stattdessen mit Haken zu Kopf und Körper. In der Fünften schien es, als ob Kabayel mehr und mehr das Ruder übernahm. Er machte nun immer öfter den Druck, war überdies akkurater und schlug mehr. Rudenko jedoch auch in dieser Phase immer noch alles Andere als ungefährlich. Ein munterer Fight, bei dem der Ringrichter bis dahin wenig zu tun hatte.
In Runde sechs ging Rudenko dann erstmals in seiner Karriere zu Boden! Nach einem Körpertreffer ging er in die Knie. Doch nach einigem Zaudern setzte er den Kampf fort und wurde tatsächlich noch mal munter. Mit der Kraft der Verzweiflung suchte der Ukrainer sein Heil in wilder Offensive. Doch Kabayel schoss sich mehr und mehr ein, auch wenn Rudenko die Runde sechs überleben konnte. In der Siebten startete Kabayel zunächst so, als ob er hier den Sack zumachen würde. Wieder arbeitete er viel zum Körper, was Rudenko überhaupt nicht gefiel. Doch Rudenko krallte sich in diesen Kampf zurück, was aber auch teilweise deswegen so war, weil Kabayel sich selber auf einen intensiven Kampf im Nahbereich einließ. Hier war seine überlegene Athletik zum Pfund. Ab der Achten brach Rudenko sichtbar ein, der wesentlich erschöpfter schien. Doch seine Zähigkeit war unfassbar! Selbst klar im Nachteil bleib er noch standhaft und feuerte auch immer wieder zurück. Allerdings war Kabayel nun ganz klar am Steuer. Der Kampf ging letztlich über die Distanz. Bis auf die letzte Runde ging aber alles an Kabayel, der sich weitgehend schadlos hielt und unfassbaren Druck ausübte. Rudenko bewies seine Zähigkeit und konnte in der letzten Runde noch mal Betrieb machen. Kabayel gewann eine eindeutige Punktentscheidung.
Schwarz mit Pflichtsieg, Kadiru Debüt geglückt
Weiter ging es mit der Aufzeichnung von Tom Schwarz (23-0) gegen den Deutsch-Kroaten Kristijan Krstacic (17-1). Ein Kampf um den WBO Inter-Continental Titel von Schwarz – angesetzt auf 10 Runden. Schwarz mit allen Vorteilen. Krstacic war mit 38 Lenzen nicht mehr der Jüngste. Außerdem war er für ein Schwergewicht relativ klein. So schien es zumindest auf dem Papier. Doch in der ersten Runde stellte Krstacic Schwarz mit gute Meidbewegungen und Kontern durchaus vor einige Aufgaben. Allerdings war Schwarz derjenige mit den schwereren Händen. In Runde zwei schaffte die ungleiche Physis dann Tatsachen. An den Seilen angelangt, musste Krstacic schwer kassieren und ging zu Boden. Er wartete den Countdown ab und stand dann wieder auf. Doch kurz darauf folgte ein zweiter Niederschlag. Auch da wahrte Krstacic sein Pokerface. Doch seine Beine sprachen eine andere Sprache. Einen dritten Niederschlag später war der Drops gelutscht. Ein klarer Sieg für Schwarz. Allerdings auch einer, der auf dem Silbertablett serviert wurde.
Anschließend wurde noch ein weiterer Schwergewichtskampf gezeigt. Das Debüt des Goldmedaillenträgers im Boxen der Jugendklasse von 2014, Peter Kadiru, stand an. Kadiru, ein junger Mann mit ghanaischen Wurzeln, gilt als riesiges Talent im deutschen Boxsport. In seinem Debüt stand ihm der Pole Artur Kubiak (1-0) gegenüber. Kubiak auch in den MMA aktiv. Der Pole brachte eine gute Physis mit. Doch waren die deutlich überlegene Technik und die weit schnelleren Hände von Kadiru offensichtlich. Mit seinen 21 Jahren offenbarte er die Meriten seines dekorierten Amateur-Hintergrunds. Tolle, schnelle Führungshände und Geraden! Kubiak merkte das auch und igelte sich über weite Strecken hinter einer rigiden Doppeldeckung ein. Allenfalls über sporadische Ausfälle, die gleichermaßen wütend und unkoordiniert waren, fand der Pole offensiv statt. Kubiak erwies sich als zäh genug, letztlich die Distanz über sechs Runden mitzugehen. Jedoch konnte Kadiru hier klar jede Runde für sich verbuchen.