Nadal macht bei den French Open 2019 das Dutzend voll - Finalsieg über Thiem
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Rafael Nadal hat das Dutzend vollgemacht und mit jenem Erfolg bei den French Open einen Rekord aufgestellt, der mindestens einige Jahrzehnte Bestand haben sollte: Als erstem Tennisspieler ist es ihm gelungen, eine einzelne der vier Grand-Slam-Verantstaltungen auf den Touren der ATP und WTA zwölfmal zu gewinnen. Die elf Titel der Australierin Margaret Court (gewonnen im Zeitraum 1960 bis 1973) bei den Australien Open hatte Nadal bereits im vergangenen Jahr durch seinen Final-Triumph beim größten Sandplatzturnier der Saison gegen Dominic Thiem eingestellt.
In einer Neuauflage des Endspiels von 2018 besiegte er den starken Österreicher in vier Sätzen. Der wiederum gratulierte dem Spanier voller Ehrfurcht: „Zwölfmal hier zu gewinnen ist nicht real.“ Nadal, der zuvor im Halbfinale den Rekordhalter in der Anzahl der Gesamtsiege bei Grand-Slam-Turnieren Roger Federer glatt besiegt hatte, schraubte seine Matchbilanz in Paris nunmehr auf eine im Spitzentennis unglaubliche Quote von 93:2-Siegen hinauf. Mit dieser einzigartigen Statistik stellte er unter anderem auch Premierensiegerin Ashleigh Barty (Australien) und das deutsche Sieger-Doppel Kevin Krawietz/Andreas Mies in den Schatten.
Dominic Thiem sticht in das Triumvirat hinein
Zudem stellte der 33-Jährige einmal mehr das in der Geschichte des Leistungssports insgesamt so wohl einmalige Triumvirat heraus: Vor mehr als 15 Jahren hatte Roger Federer erstmals die Führung in der Weltrangliste der Herren übernommen. Seither war es mit der Ausnahme des aufschlagstarken Schotten Andy Murray (2016 bis 2017) keinem Profi gelungen, Federer, Nadal oder den aktuellen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic (Serbien) vom Sockel zu stoßen. Drei lebende Tennislegenden, die zufälligerweise zur gleichen Tennisgeneration zählen und die sportlichen Ziele der anderen Akteure bei den großen Turnieren mit wenigen Ausnahmen praktisch auf das Erreichen von Vorschlussrunden beschränken.
Eine dieser Ausnahmen ist also Dominic Thiem, der in einem durch Regenpausen geprägten und über zwei Tage gestreckten Halbfinale eben Djokovic in fünf Sätzen niedergerungen hatte. Und im Finale ging das unbarmherzige Ringen um jeden einzelnen Punkt auf Weltklasse-Niveau zunächst weiter. Nadal hatte gegen Thiem fast eine Stunde gebraucht, um den ersten Satz mit 6:3 zu gewinnen. Danach standen die Aufschläge beider Protagonisten bis zum 6:5 für Thiem sicher. Der breakte den wohl größten Sandplatzspieler des Planeten zum 7:5 – und stachelte ihn damit offenbar zu noch Größerem an.
Ashleigh Barty krönt ihre tolle Frühjahrsform mit dem ersten Grand-Slam-Titel
Die Durchgänge drei und vier sicherte sich Nadal jeweils mit 6:1, Thiem hatte ihm nichts mehr entgegenzusetzen – womöglich auch eine Folge der weitaus schwierigeren Semifinalrunde. Während sich also in dieser das Top-Quartett der Herren befunden hatte, setzte sich bei den Damen derweil der inzwischen ziemlich lange Trend fort, dass es so gut wie gar keine Etablierten in der absoluten Spitze gibt. Lediglich zwei der vier Damen gehörten der 32-köpfigen Setzliste an, Ashleigh Barty war als Achte die Einzige aus den Top 25 im Halbfinale!
Dieser Fakt jedoch schmälerte ihren ersten Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier keinesfalls, insbesondere weil sie die noch 19-Jährige Tschechin Markéta Vondroušová mit 6:1, 6:3 regelrecht vom Platz fegte. Für Barty, die nach einer verheißungsvollen Prognose in Teeniezeiten ihr sportliches Glück zunächst im Cricket probiert hatte, kam der Erfolg gleichwohl nicht überraschend, hatte sie sich doch schon beim Masters in Miami durchgesetzt. Vondroušová wird nicht nur wegen des Paris-Turniers eine große Zukunft vorausgesagt.
Vondroušová steht in Paris stellvertretend für die neue Tennisgeneration bei den Damen
Sie hatte sich durch einen komplizierten Turnierbaum kämpfen müssen und nicht das erste Mal in ihrer noch jungen Karriere auf der WTA-Tour vermeintlich höher angesiedelte Spielerinnen besiegt. Mitunter jedoch scheint ihr noch die Ruhe zu fehlen, um den letzten Schritt zu einem großen Triumph zu gehen. Nur ein Einzeltitel auf der Tour bei einem relativ kleinen Turnier im schweizerischen Biel aus dem Frühjahr 2017 entspricht schlicht nicht ihrem großen Potenzial.
Vondroušová, die bei einem erfolgreichen Auftaktmatch der deutschen Nummer 1 Angelique Kerber deren Zweitrundengegnerin gewesen wäre, stand in Paris jedoch auch stellvertretend für eine ganz junge Generation aufstrebender Tennisspielerinnen im Finale. Halbfinalistin Amanda Anisimova (USA) ist gerade einmal 17 Jahre jung, die große Perspektive einer Bianca Andreescu (Kanada, 18) war in Paris nur eine Runde zu erahnen, weil sie angeschlagen das Turnier aufgeben musste. Ein Lohn für Vondroušová war indes der Sprung auf Rang 16 der Weltrangliste der Damen. Ashleigh Barty indes meisterte einen gewaltigen Satz auf Position 2.
Nach 82 Jahren wieder ein deutsches Doppel in Roland Garros vorn
Im ATP Live Ranking der Doppel versetzten mit dem Turniersieg in Paris die Deutschen Kevin Krawietz und Andreas Mies ihren Karrieren völlig neue Dimensionen, indem sie die Ränge 20 und 21 einnahmen. Für viele Tennisfans vollkommen überraschend, war für Beobachter der Riesentriumph bei einem Grand-Slam-Turnier eher eine mögliche Folge harter Arbeit. Seit etwa anderthalb Jahren spielen Krawietz und Mies im Doppel, haben neben einigen ATP-Challengern im Jahr 2019 auch bereits ihr erstes ATP-Turnier (in New York) gewonnen. Nach Paris steht ihre Matchbilanz im Kalenderjahr bei 32:8.
Die sechs Runden bei den French Open bewältigten die beiden mit nur zwei Verlustsätzen, gewannen gegen das französische Doppel Jeremy Chardy/Fabrice Martin 6:2, 7:6 und hatten schon vor diesem Finale von Boris Becker eine Einladung zum Davis Cup erhalten. Offenkundig haben Kevin Krawietz und Andreas Mies die durchaus lukrative Nische Doppeltennis für sich entdeckt – und liefern seither großartige Leistungen ab. Das letzte siegreiche Herrendoppel bei den French Open hieß Gottfried von Cramm/Henner Henkel und gewann … 1937.