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Box News aktuell: Manny Pacquiao besiegt Adrien Broner in Las Vegas

Bildquelle: SUNIL GROVER CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Box News aktuell: Wenn sie in Las Vegas boxen, dann muss es schon was Besonderes sein. Wie zum Beispiel der 26. Meisterschaftskampf von Manny Pacquiao, dem Duracell Hasen des Boxsports! So konnte man dieses (zumindest nominell) erstklassige Livestream Boxen ab drei Uhr gestern Nacht bei DAZN verfolgen. Vier Kämpfe aus der MGM Grand Garden Arena in der Stadt der Sünde, Las Vegas.

Dabei gab es einiges an Licht und Schatten. Alle Kämpfe gingen die Distanz, sodass große Ausdauer gefragt war. Insbesondere weil nicht all diese Kämpfe unbedingt so wahnsinnig spannend waren. Bereits der erste Kampf stellte selbst den größten Box-Enthusiasten auf eine harte Probe.

Ruiz gewinnt eine Reserve-Match, die Fans verlieren

Der erste Kampf der Main Card war leider ein Stinker vor dem Herrn. Da musste man nachts um drei die Augen mit beiden Fingern offenhalten, um nicht umgehend vor Langeweile ausgeknockt zu werden. Es war ein Match im Federgewicht zwischen zwei Mexikanern: Alberto Guevara (27-3) gegen Hugo Ruiz (38-4). Dabei handelte es sich um ein rasch zusammengeschustertes Reserve-Match, da der ursprüngliche Gegner von Ruiz (Jhack Tepora) sein Kampfgewicht nicht rechtzeitig erreichte und dieses um mehr als fünf Pfund verpasste. Dadurch fiel ein eigentlich angedachter Titelkampf um dessen interimsmäßigen Titelgürtel ins Wasser. Ersatzgegner Alberto Guevara mit kaum mehr als einem Tag Vorbereitungszeit! Umso beachtlicher, dass er es schaffte, die Distanz zu gehen.

Dabei wurde er in Runde eins direkt niedergeschlagen. Danach verlegte er sich zunehmend darauf, sich mit defensiver Beinarbeit und opportunistischen, vereinzelten Attacken über Wasser zu halten. Ruiz war in den ersten drei Runden gut unterwegs. Doch als Guevara seine Beine fand und den Kampf praktisch mit Meidbewegungen sabotierte, brachte Ruiz nicht die taktischen Mittel auf, um seinen Mann zu stellen. So wurde es ein zähes Katz- und Maus-Spiel, bei dem Ruiz nach zehn langen Runden der Gewinner war. Verlierer waren Guevara und die Zuschauer.

Oubaali sichert sich einen ersten Titel auswärts!

Es folgte ein Kampf um den vakanten WBC-Titel im Bantamgewicht: Frankreichs Nordine Oubaali (14-0) gegen Rau'Shee Warren (16-2). Ein Kampf zwischen zwei Rechtsauslegern. Überdies ein Kampf zweier Kontrahenten, die einander als Amateure schon bei Olympia gegenüberstanden. Damals Oubaali mit dem besseren Ende für sich. Zu Beginn des Kampfes schlugen beide recht viel fehl und suchten ihre Distanz. Oubaali dabei der Aggressor auf dem Vorwärtsmarsch. Warren, eher auf Konter aus, ließ ihn kommen. Dabei fand Warren die Distanz zunächst besser, war aber phasenweise zu passiv, wodurch Oubaali über das Volumen kommen konnte. Die Präzision allerdings klar eher bei Warren, dessen Führhand und defensive Beinarbeit ihm gute Dienste leisteten. Allerdings wurde Warren ein wenig fahrlässig, was das Punkten anbelangte. Oftmals schmiss er in einer Minute nur eine Handvoll vereinzelter Konter. Die waren dann zwar akkurat, aber der Output war wirklich mickrig. Zu Beginn und Ende der Fünften erwachte Warren dann offensiv so ein wenig. Doch dazwischen war es dasselbe Spiel: präzise Konter und gute Meidbewegungen. Doch auch immer wieder Phasen, in denen er für 10 oder gar 15 Sekunden gar nichts abfeuerte, während Oubaali aktiv angriff. Dadurch hatte man das Gefühl, in Warren den talentierteren Kämpfer zu sehen, der aber fahrlässig einen Kampf viel enger machte, als er es sein musste. Zumal der Franzose rigoros und mit Wucht nach vorne ging, wodurch sich schon ein ziemlicher Kontrast in puncto Aktivität ergab.

In der Siebten wurde es dann lebhaft. Warren ging nun phasenweise selber nach vorne. Doch bei einem wilden Schlagabtausch war es Oubaali, der Warren kräftig einschenkte. Schon sprangen einige der Zuschauer von den Sitzen, aber Warren blieb standhaft. Doch musste er sich in der Ecke eine scharfe Zurechtweisung anhören. Denn dass Oubaali noch so in diesem Kampf war, lag auch an Warrens Passivität und daran, dass er sich bisweilen aufreizend simpel nach hinten ausweichend aus der Affäre ziehen wollte. Auch zum Ende der Achten war Warren wieder in Bedrängnis. Oubaali traf nun vermehrt! In der Neunten waren die klareren Treffer ebenso bei Oubaali, wann immer es zum Schlagabtausch kam. Nun da Warren gefordert war, selber anzugreifen, sah er längst nicht so geschmeidig aus wie in seinen Kontern. Doch erzwangen die Umstände, dass er nun mehr riskieren musste. Umstände, die er durch seine Passivität in der Kampfmitte selber mit forciert hatte. In der Elften legte Warren dann mit etwas mehr Erfolg los. Eine intensive Runde in einem spannenden Kampf! In der Zwölften machte Oubaali jedoch abermals den souveränen Eindruck – mittlerweile auch technisch. Warren schlug im Vorwärtsgang wesentlich mehr fehl. Und auch seine Konter, die zu Beginn und bis zur Mitte des Kampfes noch so gut für ihn funktionierten (wenn auch viel zu punktuell vorgetragen), schlugen nur noch selten ein. Das Punkturteil ging an Oubaali! Hochverdient siegte er in der Fremde und wurde Weltmeister!

Marcus Browne gewinnt einen unnötig blutigen Kampf

Es folgte ein Kampf um den interimsmäßigen WBA-Weltmeistertitel im Halbschwergewicht: Marcus Browne (22-0) aus den USA gegen Schwedens Badou Jack (21-1-4). Browne fand besser in den Kampf. Er traf etwas mehr. Doch wie man der Ansprache von Jacks Ecke entnehmen konnte, war dies möglicherweise auch deren Matchplan geschuldet, da sie Browne offenbar für einen starken Starter hielten, der hinten raus nachlässt. Dafür sprach auch, dass Jack schon früh in Körpertreffer investierte. Die Erste jedoch bei Browne. In den weiteren frühen Runden ging Jack weiter auffallend viel zum Körper. Browne weiterhin mit mehr Output und dadurch wohl auch auf den Scorecards vorne. Ab der Fünften begann Browne, extrem viel zu haken und zu klammern. Insbesondere wann immer er an den Seilen war. Dadurch wurde massiv Tempo aus einem ohnehin nicht besonders schnellen Kampf genommen.

Nach der Sechsten musste Jack langsam aber sicher aufs Gas zu treten. Denn nach Punkten war das hier klar bei Marcus Browne. In der Siebten kam es dann zu einem Zusammenstoß der Köpfe, wodurch Badou Jack einen Cut erlitt. Überdies nahm der Ringrichter einen Punkt von Browne wegen dessen exzessivem Geklammere, mit dem er quasi jeden In-Fight unterband. In der Achten wurde der Cut Jacks zunehmend zum Problem, dessen Gesicht hinter einer roten Maske verschwand. Völlig unverständlich, dass nach dieser Runde kein Ringarzt einschritt! Denn dieser Cut war tief und behinderte Jack offensichtlich, dessen Timing und Distanz nun sichtbar eingeschränkt waren. Der Kampf ging dann absurderweise noch bis zum Ende, trotz dessen dass in Runde elf dann mal gnädigerweise ein Ringarzt konsultiert wurde. Das Match war von dem Cut an zunehmend zäh, da Badou Jack nur noch gegen Schatten und Silhouetten kämpfte. Respekt an sein Kämpferherz. Aber es war dumm, so weiter zu kämpfen. Nachdem Ende des Kampfes klaffte, der gewaltige Cut ziemlich furchterregend auf seiner Stirn. Allerdings muss man auch die Ecke von Badou Jack kritisieren, die ihn beschwichtigte und bedrängte, weiterzukämpfen. Obwohl absolut offensichtlich war, dass dieser Cut ihm die Sicht massiv beeinträchtigte. Browne gewann eine wenig schmeichelhafte Punktentscheidung.

Manny Pacquiao siegt in einem Style Match zu seinen Gunsten

Anschließend stand der Main Event an. Ein Titelkampf um die WBA-Krone im Weltergewicht. Adrien Broner (33-3-1) gegen Manny Pacquiao (60-7-2). Für Pacquiao, den rekordmäßigen Weltmeister in acht verschiedenen Gewichtsklassen, war es der 26. WM Kampf. Pacquiao allerdings mittlerweile auch längst an einem Punkt, bei dem sein zartes Alter von 40 Jahren sein schlimmster Gegner sein kann. Überdies Broner seinerseits mit Weltmeisterschaften in vier Gewichtsklassen – und elf Jahre jünger sowie 6. der Boxen Weltrangliste der WBA im Weltergewicht. Gewohnt dynamischer Start von Pacquiao. Es zeichnete sich in den ersten Runden fast schon eine ähnliche Textur wie im zweiten Kampf der Main Card ab. Broner verlagerte sich aufs Kontern und ließ Pacquiao kommen, gab dadurch aber jede Menge Volumen an den nach wie vor konditionell sehr starken “Pacman“ ab. Zwar brachte Broner auch immer wieder mal gute Treffer unter Dach und Fach und fand auch Raum für diverse kleine Nicklichkeiten, um sein fieses Image zu pflegen. Jedoch entglitt ihm der Kampf zusehends, da Pacquiao als Aggressor einfach weit mehr machte und wesentlich mehr Schläge vortrug.

In der Siebten gab es dann erstmals richtig Alarm, als Adrien Broner zum Ende der Runde mehrere Serien von Schlägen gegen die Seile überleben musste. Pacquiao war und ist offensichtlich immer noch mit Schlagkraft unterwegs. Auch zeigte er ein gutes Pacing. Den wilden Non-Stop-Pacquiao von früher gibt es freilich nicht mehr. Das wäre mit 40 aber auch nicht drin. Broner überstand den Sturm, musste jedoch in der Neunten abermals sein starkes Kinn zeigen, als ein Haken direkt an der Kinnspitze einschlug. Broner taumelte, ging aber nicht zu Boden. Doch abgesehen von seiner Toughness und einigen geschmeidigen Kontern ließ Broner so ziemlich alles vermissen, was er hätte abrufen müssen, um diesen Kampf zu drehen. Er schien überhaupt keine Wahrnehmung dafür zu haben, wie deutlich er in diesem Kampf hinten lag. Und so konnte Pacquiao eine niemals ernsthaft gefährdete Decision gewinnen.

Ein Sieg, mit dem Pacquiao seiner langen Erfolgsgeschichte, die in einfachsten Verhältnissen begann, ein neues Kapitel hinzufügte. Allerdings muss man auch festhalten, dass Broner ein sehr sorgfältig ausgesuchter Gegner war (für ihn war es nun der dritte sieglose Kampf in Serie). Seine Meriten übersteigen seine Fähigkeiten bei Weitem und stilistisch ist er schon längst enttarnt als jemand, der dann zu bröckeln beginnt, wenn man ihn unter Druck setzt. Und Pacquiao ist nun mal ein absoluter “Pressure Fighter“, der genau so operiert. Wenn auch etwas gemessener – im Alter von 40.

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