John Riel Casimero landet KO-Sieg über Zolani Tete und sichert sich WBO-Titel
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Aus der Arena Birmingham gab es auch an diesem Samstagabend wieder Qualitätsboxen via Boxen Livestream. Diesmal jedoch aus dem Hause Frank Warren. Dabei ging es um reichlich Lametta. Mehrere kontinentale und nationale Meisterschaften sowie eine Boxweltmeisterschaft der WBO gab es zu vergeben bzw. neu auszufechten.
Los ging es im Boxen Superfedergewicht: Sam Bowen (15-0) gegen den Iren Anthony Cacace (17-1) um die britische Meisterschaft. Eine offene erste Runde sah zwei Boxer, die beide nicht davor zurückschreckten, früh den Nahkampf zu suchen. Eine Gelegenheit, die beide nutzten, um zum Körper zu arbeiten. Anthony Cacace mit leichtem Vorteil. Auch in der Zweiten bewegte sich Cacace mehr, der dankbar die Außenbahn annahm und um Bowen kreiste. Dieser folgte ihm ein bisschen zu geradlinig, was ihn zwar zum augenscheinlicheren Aggressor machte. Doch Cacace kontrollierte Richtung und Distanz, wodurch er akkurater blieb. Die Dritte war dann nach dem Geschmack der anwesenden Fans, als beide wieder den Nahkampf suchten. Bowen allerdings damit besser bedient, da er in Form von Haken und Uppercuts zum Körper sowie zum Kopf die augenscheinlicheren Treffer landen konnte.
Die Vierte war ebenfalls wieder bei Bowen, dessen Vorwärtsdruck und aggressives Auftreten Cacace abermals vor Probleme stellten. Möglicherweise waren es die Körpertreffer, die ihm den Sprung aus den Beinen genommen hatten. Er musste wieder in seine Distanz finden, die ihn in den ersten Runden von seinem besseren Timing profitieren gelassen hatten. Cacace suchte stattdessen sein Heil in der Flucht nach vorne und fand es zunächst, als er in Runde fünf anfangs die besseren Treffer im Vorwärtsgang landete.
Dann jedoch ein etwas kontroverser Moment, als Bowen durch den Ringrichter einen Punkt Abzug hinnehmen musste, weil dieser einen absichtlichen Kopfstoß erkannt haben wollte. Nicht wirklich nachvollziehbar, da der Zusammenstoß der Köpfe eher unwesentlich gewesen war. Bowen damit möglicherweise mit einer 10-8 Runde gegen sich. Allerdings wurde die Runde zum Schluss hin wieder enger, als Bowen seine Bemühungen, angestachelt durch den Punktverlust, intensivierte.
Cacace erringt mit technischer Überlegenheit den Titel
In Runde sechs muss beiden bewusst gewesen sein, wie eng es hier in diesem Boxkampf stand. Beide erhöhten die Schlagzahl. Bowen sah jedoch besser aus, da er abermals im Nahbereich mehr Volumen brachte, augenscheinlichere Treffer landen konnte und einfach physisch stärker wirkte. Herausforderer Cacace musste wieder zu einer eher distanzierten Linie zurückfinden, denn im Nahkampf profitierte vor allem Bowen. Cacace zwar immer noch fraglos im Kampf, aber Bowen profitierte von seinem Druck. Cacace dann jedoch mit einer starken Siebten, in der er häufig die Auslage wechselte. Bowen büßte dadurch und durch ein stark geschwollenes linkes Auge einiges an Präzision ein, auch wenn er immer noch viel Volumen brachte. Cacace jedoch wieder akkurater. Nach wie vor war es ein intensiv geführter Kampf, der beiden Kontrahenten viel abverlangte.
Runde acht wieder eng. Cacace jedoch mit einigen guten Treffern in einer arbeitsintensiven Runde für beide Herren. Es war klar, dass Bowens linkes Auge diesem Probleme bereitete. In Runde neun war Cacace dann jedoch extrem inaktiv, sodass Bowen die Runde mit einigen Jabs stehlen konnte. Kreative Pause oder konditionelle Probleme? Scheinbar Ersteres, denn die Zehnte konnte sich Cacace sichern, indem er auf Distanz akkurater war. Bowen nicht mehr so versessen darauf, den Nahkampf zu forcieren, was Cacace entgegenkam. Bowen musste in den letzten beiden Runden Gas geben. Das tat er zwar, schlug aber, wie in den Runden zuvor, recht viel fehl. Cacace dosierter, dafür aber auch akkurater und mit besserem Timing. In der Zwölften blieb Bowen der Bulle und Cacace der Matador. Knappe Runde, in der Bowens Druck gegen Cacaces boxerische Finesse stand. Das Punkturteil fiel knapp (aber vollkommen vertretbar) zugunsten von Cacace aus, der Bowen somit die britische Meisterschaft entriss.
Parker findet kein Mittel gegen Maxwell
Weiter ging es im Boxen Superleichtgewicht: Sam Maxwell (12-0) gegen Connor Parker (12-0). Ein Kampf um die europäische Meisterschaft nach Version der WBO. Parker der Herausforderer. Beide mit identischen Kampfbilanzen, Maxwell aber mit zehn KO siegen gegenüber Parkers einem KO-Sieg wesentlich schlagkräftiger. Beide Männer aus England. Parker ein Rechtsausleger. Der Boxkampf auf zehn Runden angesetzt. Die erste Runde war eng, aber auch noch recht taktisch. Wie zu erwarten war, setzte Parker auf viel Beinarbeit, um über außen den Kampf zu gestalten. Nur einmal ließ er sich kurz an den Seilen stellen. Der Respekt vor Maxwells Power, der seine Rechte stets startklar im Anschlag behielt, war offenkundig. Runde zwei ging an Sam Maxwell, der einige Wirkungstreffer erzielen konnte, die nicht spurlos an Parker vorbeigingen. Das Ganze begünstigt, weil der Herausforderer phasenweise etwas zu viel Bereitschaft zeigte, vor Maxwell stehen zu bleiben.
Auch Runde drei musste man Sam Maxwell zugestehen, der mehr und besser traf. Insbesondere einige rechte Gerade zum Körper schlugen ein. Connor Parker musste sich wieder auf mehr Bewegung besinnen. Ein offenes Stand-Off bekam ihm hier soweit nicht. Auch weil Maxwell der bulligere der beiden war und als erfolgreicher Amateur technisch solide war. Die Vierte ging ebenfalls an Maxwell, der abermals deutlicher treffen konnte. Parker zwar teilweise mit guten Meidbewegungen auf dem Weg nach innen. Allerdings folgten dann viel zu selten Hände seinerseits, wenn er Maxwell fehlschlagen ließ. Parker fand also durchaus hier und da den Weg nach innen, landete aber danach nichts Zwingendes. Runde fünf war dann die arbeitsintensivste für beide Boxer. Parker ging nach vorne und arbeitete viel Stirn an Stirn. Die Power lag nach wie vor sichtbar bei Maxwell. Doch Parker zwang ihn, mehr zu arbeiten. Die Runde dadurch knapp, aber Maxwell mit den besseren Treffern.
Parker bricht ein - Maxwell verteidigt seinen Titel
In Runde sechs blieb Parker dabei, Maxwell mit Volumen im Nahbereich zu beschäftigen und konnte dadurch erstmals seit Runde eins, wieder eine Runde eng gestalten. Doch in Runde sieben wurde deutlich, dass es eher der Gastank von Parker war, der hier auf Reserve lief. Sicherlich begünstigt durch die klaren Treffer, insbesondere zum Körper, die Maxwell gegen ihn unterbringen konnte. Parker stand wieder zu viel in gefährlicher Halbdistanz herum und erodierte sichtbar in Runde sieben. Das nahm auch Sam Maxwell wahr, der die Angelegenheit in Runde sieben beendete. Parker sackte in die Seile. Zwar war er noch klar bei Bewusstsein, doch körperlich war er massiv geschwunden und schien überwältigt. Nach einer harten Rechten, die Parker gegen die Seile einfach nur noch hinnahm, schritt der Ringrichter ein und beendete den Boxkampf. Gute Entscheidung! Parker hatte hier nichts mehr anzumelden!
Anschließend wurde ein Kampf im Boxen Mittelgewicht eingestreut. Lokalmatador Nathan Heaney (8-0) bekam in Nelson Altamirano (10-33-3) aus Nicaragua einen klaren Aufbaugegner spendiert. Ein einseitiges, auf sechs Runden angesetztes Gefecht. Bereits in Runde eins landete Heaney einen Niederschlag zum Körper. Altamirano konnte sich zwar davon einigermaßen erholen, sodass er noch bis in Runde fünf überdauerte. In dieser nahm ihn aber der Ringrichter aus dem Boxkampf. Etwas konfus, da es nach einem über das Knie gebrochenen KO Sieg für Heaney wirkte. Nicht, dass dieser hier in irgendeiner Form im Hintertreffen gewesen wäre. Doch Altamirano hätte hier wohl die vollen sechs Runden überstehen können.
Casimero mit einem KO aus dem Nichts
Es folgte die Hauptattraktion des Abends: Im Boxen Bantamgewicht traf Südafrikas Zolani Tete (28-3) auf den philippinischen Herausforderer John Riel Casimero (28-4). Tetes WBO-Weltmeisterschaft in dieser Boxen Gewichtsklasse stand auf dem Spiel. Tete war allerdings seit Oktober letzten Jahres nicht mehr im Ring gewesen, was natürlich Fragen nach Ringrost aufwarf. Der Reichweitenvorteil lag klar bei Tete. Es ging los mit einer sehr taktisch konservativen ersten Runde. Tete jabbte aus der Distanz, fand aber nur sehr selten sein Ziel. Casimero versuchte mit gelegentlichen Ausfällen Tete zu Leibe zu rücken, hatte damit aber keinen wirklichen Erfolg. Beide Männer auf der Suche nach Distanz und Kontrolle. Auch Runde zwei konnte Tete mit einigen Jabs stehlen. Casimero, der sichtbar kleiner war, fand einfach nicht den Weg hinein.
Allerdings war es immer noch ein sehr rigide und langsam geführter Boxkampf. Bisher profitierte allein Tete von dem konservativen Tempo. Doch gerade, als die Befürchtung aufkam, dass dies ein sehr langweiliger Kampf werden könnte, landete Casimero einen kurzen, knappen Haken, nachdem er schnell die Distanz überbrückt hatte. Tete war komplett auf Rollschuhen! Idiotischerweise beendete der Ringrichter den Boxkampf nicht sofort, sondern wartete noch zwei weitere Niederschläge ab. Dabei war klar erkennbar, dass Tete hier komplett raus war! Im Grunde genommen war es der erste, blitzschnelle Niederschlag gewesen, von dem er sich nie erholen konnte. John Riel Casimero sackte somit einen Titel in einer dritten Gewichtsklasse ein!
Hamzah Sheeraz besteht Feuertaufe gegen Ryan Kelly
Es folgte ein Kampf im Boxen Superweltergewicht: der 20 Jahre junge Hamzah Sheeraz (9-0) gegen Ryan Kelly (14-2). Ein Boxkampf um die vakante europäische Meisterschaft nach Version der WBO. Kelly mit den Sympathien des Heimpublikums aus Birmingham im Rücken. Der Kampf angesetzt auf zehn Runden. Dabei investierte Kelly gleich viel und rückte dem hochgewachsenen Sheeraz entschlossen auf die Pelle, wobei er ihn an den Seilen eindeckte und dabei den Körper anvisierte. Sheeraz teilweise erfolgreich mit seinen langen Jabs. Doch Kelly, der den Kampf von der Mitte aus gestaltete, forcierte wie gesagt den Nahkampf. In Runde zwei wendete sich jedoch das Blatt. Sheeraz mit einigen starken Momenten, in denen er plötzlich mit Macht losschlug und mit Jabs und Geraden Kelly in den Rückwärtsgang zwang. Einige dieser Schläge saßen richtig! Kelly feuerte jedoch dagegen und plötzlich wurde es laut in der Arena Birmingham! Kelly mit klasse Nehmerqualitäten und Kämpferherz. Er konnte die Runde sogar noch stark beenden – sie war aber wohl dennoch bei Sheeraz.
In Runde drei offenbarte sich Kelly als gut erholt und entriss Sheeraz diese Runde mit Volumen und Angriffswille. Sheeraz Jab war zwar nach wie vor gut, doch er schmiss ihn einfach viel zu wenig, um Kelly ernsthaft abzuhalten. Das Pacing von Sheeraz zu konservativ in Runde drei. In Runde vier zeigte Sheeraz eine gute Reaktion und arbeitete mehr. Vor allem seine gelegentlichen Kombinationen fanden meist ihr Ziel. Er schien hier einen Powervorteil zu haben, den er geltend machen musste. Denn wann immer er genau das tat, sah Sheeraz gut aus.
In Runde fünf besann sich Kelly wieder auf den Nahbereich, was Sheeraz etwas zu bereitwillig annahm. Sofort erhöhte Kelly wieder das Volumen und arbeitete zum Körper von Sheeraz. Doch Sheeraz durchaus auch mit guten Treffern seinerseits. Enge Runde – wohl aber mit einem leichten Vorteil für Kelly. Die Sechste verlief ähnlich, doch dann konterte Sheeraz eine etwas niedrige Linke von Kelly mit einer Rechten. Niederschlag! Kelly kam noch rechtzeitig zurück auf die Beine. Doch danach deckte Sheeraz ihn an den Seilen ein. Kelly hielt noch eine Weile mutig dagegen, sackte dann aber in die Seile. KO in der Sechsten!
Lerrone Richards mit technisch teilweise beeindruckender Leistung
Es folgte der Hauptkampf des Abends. Ein Aufeinandertreffen im Boxen Supermittelgewicht: Lerrone Richards (12-0) und Lennox Clarke (19-0-1) fochten um die vakante britische Meisterschaft. Richards mit Biene Maja Gedächtnishose (plüschig und schwarz/gelb gestreift). Lerrone Richards, der als Rechtsausleger auftrat, erwischte den besseren Start. Insbesondere weil Clarke ihm langsam folgte und einen viel zu breiten Stand wählte, wann immer er schlug. Dadurch war er recht statisch unterwegs, was Richards von außen ausnutzen konnte, indem er Clarke einfach mit dem Jab beschäftigt hielt. Auch die Zweite ging an Richards. Clarke zwar mit Druck, aber viel zu berechenbar. Richards konnte ewig kreisen und selbst Positionen an den Seilen hinnehmen, einfach weil er Clarke jedes Mal entging. Dieser schmiss keine Finten, nur einzelne Hände und lehnte sich auch nach wie vor in seine ständigen, vereinzelten Schläge hinein.
In Runde drei zeigte Clarke dann die notwendigen Anpassungen. Er fintierte mit dem Jab und mit seiner Beinarbeit. Und schon konnte Richards ihm nicht mehr ganz so einfach entgehen. Diese Runde konnte man Clarke geben. In Runde vier startete Clarke zwar wieder gut. Allerdings gelang es dann Richards, seine Konter besser zu timen, sodass er auch aus vermeintlich defensiven Positionen häufiger und vor allem klarer traf. Die Fünfte war dann wieder eine Gala für Richards, der im Rückwärtsgang und von den Seilen schon fast nach Belieben traf. Insbesondere sein rechter Haken, den er als Türöffner benutzte, um dann nach rechts von den Seilen wegzugehen, war taktisch sehr wirkungsvoll und ein wiederkehrendes Werkzeug in diesem Boxkampf. Auch in der Sechsten tat Clarke zwar viel. Doch sein Druck verpuffte nahezu wirkungslos an Richards, der auch in der Sechsten technisch superb boxte und komplett aus der Defensive den Kampf dominierte.
Runde sieben konnte Richards dann endlich das erste Mal seit einer ganzen Weile genug Erfolg verbuchen, um eine Runde zu nehmen. Es gelang ihm mehrfach, den Kampf in den Nahbereich zu tragen und mit Haken zu landen. Richards solcherart einzuschnüren, musste ihm auch weiterhin gelingen, wenn er hier nicht uneinholbar ins Hintertreffen geraten wollte. Clarke nun wieder mit etwas Oberwasser. In Runde acht behielt er den intelligenteren Druck aus der Runde zuvor bei. Allerdings setzt Richards dem vorsichtigere Bewegung und mehr Output entgegen. Dadurch eine enge Runde. Clarke durfte nun den Fuß nicht mehr vom Gas nehmen! Das tat er zwar auch nicht, allerdings schien der permanente Vorwärtsgang eher den Gastank von Clarke zu taxieren als jenen seines Gegners. So stimmten in den folgenden Runden Aufwand und Ertrag nicht durchweg. Man konnte Clarke von den letzten vier Runden vielleicht noch eine oder zwei zugestehen. Doch am Punkturteil zugunsten von Richards konnte er nicht mehr rütteln. Auch wenn er und seine Ecke das anschließend nicht so ganz wahrhaben wollten.