Ergebnisse & Bericht zur Santos Tour Down Under 2019 in Australien
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Der Südafrikaner Daryl Impey (Mitchelton-Scott) ist Sieger der Santos Tour Down Under 2019. Somit wiederholte er seinen Erfolg von 2018 und ist der erste erfolgreiche Titelverteidiger in der 21-jährigen Geschichte dieser Rundfahrt! Denn vor ihm konnte sie noch keiner zweimal in Serie gewinnen.
Das Etappenrennen war von heißen Temperaturen, einigen Stürzen und vielen erfolglosen Ausreißergruppen geprägt. Mit Peter Sagan und Elia Viviani konnten auch sogleich zwei der üblichen Verdächtigen Etappensiege einsacken. Alles in allem erwies sich die Tor Down Under abermals als recht sprinterfreundlich. Allerdings sollte die letzte echte Bergankunft am Willunga Hill (zugleich die Schlussetappe) noch mal für Dramatik sorgen.
Heiße Temperaturen machten Zugeständnisse nötig
Eingedenk schweißtreibender Temperaturen von 40 Grad Celsius und aufwärts mussten bei den ersten beiden Etappen einige Zugeständnisse an den Streckenverlauf gemacht werden. Überdies wurden in sensiblen Streckenabschnitten, insbesondere vor der Zielankunft der ersten Etappe, starke Winde erwartet, was ebenfalls Änderungen notwendig machte. Insgesamt wurden knapp über 30 km der ersten beiden Etappen gestrichen.
Solche Änderungen werden in Zukunft wohl häufiger zu sehen sein. Als Sportler, die gar nicht umhinkommen, ihre Wettbewerbe in der sengenden Mittagshitze auszufechten, sind die Radsport-Athleten insbesondere von solchen Wetterereignissen betroffen. Wettereignisse, die in den kommenden Jahren sicher nicht weniger werden.
Erster Massensturz bereits in der zweiten Etappe
In der ersten Etappe gelang es den Ausreißern des Tages nicht, den Sieg unter sich auszumachen. Sie wurden ab 40 km vor dem Ziel wieder eingesackt. Unter den Ausreißern auch Patrick Bevin (Neuseeland/CCC). Dieser sollte im Kampf und das Gesamt-Klassement noch eine große Rolle spielen. Sieger des Tages wurde Italiens Ausnahmesprinter Elia Viviani (Deceunick-Quick Step), der sich im Massensprint vor dem Deutschen Max Walscheid (Sunweb) durchsetzen konnte. Das trotz dessen, obwohl Viviani zwei Tage zuvor beim Showfahren vor dem Tour-Beginn gestürzt war.
Bei Etappe zwei versuchte kurioserweise wieder die nahezu identische Ausreißergruppe wie am Vortag ihr Glück (diesmal allerdings ohne Beteiligung von Bevin). Doch auch diesmal wurde sie rund 50 km vor dem Ziel gestellt. Jedoch sollte es von da an kein Dienst nach Vorschrift für die Sprinter werden. Denn abermals attackierten zwei Fahrer: Manuele Boaro (Italien/Bahrain-Merida) und Matthieu Ladagnous (Frankreich/Groupama-FDJ). Deren Versuch konnte erst zwei km vor dem Ziel unterbunden werden. Doch dann krachte es! Massensturz in diesem letzten Abschnitt der Strecke. Nur eine kleine Gruppe konnte unbehelligt aufs Ziel zurasen. Dabei siegte der Neuseeländer Patrick Bevin, der am Vortag noch bei den Ausreißern die Segel streichen musste! Er übernahm das Trikot des Gesamtführenden und sollte es, ganz bitter, erst nach der letzten Etappe wieder abgeben!
Bevin verteidigt das Trikot in den Etappen drei und vier
Bevin zeigte gute Präsenz in den kommenden zwei Etappen, wo er jeweils immer zum Ende hin im Radwettkampf um die Etappe vorne mit dabei blieb. Die dritte Etappe sah dabei zunächst eine größere, achtköpfige Ausreißergruppe. Darunter (etwas überraschend) Elia Viviani und Deutschlands Nico Denz (AG2R). Die letzten Fahrer dieser Spitzengruppe, deren Zusammensetzung sich zwischenzeitlich änderte, wurden zehn km vor dem Ziel eingeholt. Drei km vor dem Ziel versuchte noch einmal der Kanadier Michael Woods (Education First) sein Glück. Doch vor dem Ziel sollte es eine kleine Gruppe von Fahrern sein, die den Sieg unter sich ausmachte. Mit dabei: Patrick Bevin! Doch es war der Slowake Peter Sagan, der im Sprint diese Etappe für sich entscheiden konnte.
Auch in der vierten Etappe blieb Bevin auf Tuchfühlung mit den Etappensiegern und somit im Besitz des ockerfarbenen Trikots des Führenden. In der Ausreißergruppe des Tages waren unter Anderen Jasha Sütterlin (Deutschland/Team Movistar) und Österreichs Hermann Pernsteiner (Bahrain Merida) mit von der Partie. Pernsteiner konnte als einziger der Ausreißer bis sieben km vor dem Ziel durchhalten. Vor dem Ziel, auf einem letzten Aufstieg, versuchten abermals einige Fahrer sich abzusetzen. Doch auch sie wurden wieder geschluckt. Aus einer rund 20-köpfigen Gruppe konnte sich Vorjahressieger Daryl Impey durchsetzen.
Entscheidender Sturz in der fünften Etappe und knappes Finale am Berg
Die fünfte Etappe war von mehreren Ausreißern geprägt. Insbesondere der UniSA-Australia-Fahrer Jason Lea fuhr wacker vorne Weg, um das Bergtrikot zu behaupten, das er von Tag eins an in seinen zahlreichen Attacken erobern konnte. Er sollte es nach Hause bringen. Ein toller Erfolg für das Wildcard Team! Spannend war auch der Kampf um die Spitze. Eingedenk der Sekunden, die die Fahrer voneinander trennten, waren es Impey und Bevin, die beide bei Zwischensprints Zeitgratifikationen gewinnen konnten. Es stand auf Messers Schneide! Doch dann – unfassbar bitter – kam es neun km vor dem Ziel zu einem Sturz im Fahrerfeld. Mit verwickelt und schwer getroffen war Patrick Bevin, der sichtbar angeschlagen weiterfahren konnte, aber nun eine schwere Hypothek in das abschließende Rennen am nächsten Tag mitnehmen musste. Im Massensprint setzte sich Caleb Ewan durch. Dieser Etappensieg wurde ihm jedoch aberkannt, weil er 500 Meter vor dem Ziel einen Kontrahenten aggressiv abgedrängt und einen Kontakt der Räder provoziert hatte, wodurch er das Risiko eines schweren Sturzes waghalsig in Kauf genommen hatte! Stattdessen wurde der Etappensieg dem zweitplatzierten Newcomer Jasper Philipsen (UAE Emirates) zugesprochen, der somit unverhofft seinen ersten World Tour Sieg zugebilligt bekam. Ewan wurde als Letzter dieser Etappe berechnet.
Zu Beginn der sechsten und letzten Etappe mit Bergankunft am Willunga Hill war Impey noch sieben Sekunden hinter Patrick Bevin gewesen. Doch sollte der vom Crash am Vortag angeschlagene Bevin hier ganze sechs Minuten verlieren! Er war leider in keiner Verfassung mehr, den Kampf um die Spitze anzunehmen. Die Etappe gewann Richie Porte vom Team Trek–Segafredo, der sensationell zum sechsten Mal in Folge diese spezielle Bergankunft für sich entscheiden konnte! Impey wurde indes Dritter. Er kam gemeinsam mit Team Skys Wout Poels (Niederlande) über die Ziellinie (14 Sekunden nach Porte). Genug, um sich abermals den Gesamtsieg der Santos Tour Down Under 2019 zu sichern!
Einen Trostpreis gab es jedoch für Patrick Bevin. Er behielt das blaue Trikot für die beste Punktewertung. Und das trotz dessen, dass mit Peter Sagan und Elia Viviani gleich zwei exzellente Sprinter mit im Feld waren. Das Bergtrikot blieb bei Lea, der dieses von Tag eins an behaupten konnte. Bester Jungfahrer des Wettbewerbs wurde übrigens Team Sunwebs Chris Hamilton! Eine weitere Bestätigung für die tolle Nachwuchsarbeit dieses deutschen Rennstalls, der gespickt mit vielen starken Jungfahrern in diese World Tour geht.